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Ausgabe:

1975

Spalte:

423-424

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Wendland, Heinz-Dietrich

Titel/Untertitel:

Ethik des Neuen Testaments 1975

Rezensent:

Fritzsche, Hans-Georg

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Seite 1

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Thoologischo Litoraturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 6

424

Frage, ob die vom Vf. benutzte Methode in der Lage Distanz zur Welt schlechthin doch das Boste am

ist, die anderen im Räume der alttestamentlichen bürgerlich-gesellschaftlichen Ethos seiner Zeit aufzu-

Wissenschaft geübten zu orsetzen. U. E. hätto ein nehmen bemüht war und keinesfalls als aethisoh hin-

Eingehen auf die Gattungskritik nur noch deutlicher gestellt werden darf. Auch gibt W. der Haustafel-Ethik

die Zusammenhänge von Weish 13—15 mit der alt- wie überhaupt der Ethik der spätneutostamentliohen

testamentlichen Literatur hervortreten lassen. Die Schriften nach Paulus den ihnen oftmals besohnittenon

Behandlung von Weish 13, 10—19 im Vergleich mit Raum und Bang zurück (s. S. 89).

Jes 44, 9—20 ist sehr vorsichtig, hätte aber zweifellos Wenn an W. auoh die Frage gestellt worden darf,
noch gewinnen können, wenn die Frage nach der Form OD or „„inen Gegenstand, die Ethik des Nouen Tosta-
im oben erwähnton Sinne erörtert worden wäro. ments, nicht nur in sich korrekt darstellt und widerWien
G. Sauor spiegelt, sondern ob er auch hinreichend Erhellung

durch Hineinstellen in größero Zusammenhänge bietet,

NEUES TESTAMENT

so ist diese Frage für den Vorgleich mit der antiken
Ethik sicher positiv zu beantworten. In mohreren
Hinsichten wird das Profil der noutostamontlichen
Ethik durch Markioren des Gegensatzes zur Moral der
alten Welt recht gut deutlich (so zum Zentral begriff

Wendland, Heinz-Dietrich: Ethik des Neuen Testamente. der Liebe, 8. 81, am Problem der Haustafeln, S. 67 f.»

Kinn Einführung. Oöttingen: Vandenhoock & Ruprecht ftm Therna Arbeit, S. 71 f., sogar an dem der Gleichheit
1970. IV, 134 S. gr. 8" - Grundrisse zum Nouon Tosta- ,, , ,, ' . ■ . , .

mont. Das Neue Testament Deutsch. Ergiinzungsreihe, ™l Mann und trau, S. 80 f., wie an dem der Sklave. -

hrsg. v. G. Friedrich, 4. Kart. DM 9,80. Haltung, S. 83). Problematisch indes sind u. E. Wend-

„ .. , ,T „ . |, . , lands immer wiederkehrenden Warnungen davor,

Daß das Neue Testament Ethik impliziert und , . „ , „ , . .

„ . ... , . f , . , . heutige Fragestellungen und sog. moderne Kategorie"

Jesus wie Paulus und die anderen Apostel nicht zu ,r ° ° °____ q„

,,. . . „ f , . ■ i u nu °-10 neuteRtamentliohon Texte horanzutragen. 00
ethisch indifferenten Verfechtern einer solchen neuen „:„i„ „u.„ j , • • ,, ■ , , ,• ,i„a
„ , , ... , , .... . , , ,, . einleuchtend das prinzipiell herineneutisch klingt, das
Welt erklart werden dürren, welche aus der blanken , ... „ , . f , ..... , . ? ,„r
„ " „ . . ... ,• .« • v. t i konstruktive Zurechtrücken zweifellos bestehendei
Negation alles Ethischen als .bürgerlich sich erheben u„„ui;„u„„ „.„., ■ • . . , ,. , _ -.«„„tn
, 6 . , ,. ,t . xt i sachlicher oder historischer Verbindungen könnt.«
könnte, ist die Voraussetzung für das Unternehmen, ,„or,„u„,0i „,u„h„„j„ , , . <£ ,,„ ,v
. „ , , , ° . „ manchmal erhellender sein als der schroffe Abweis a
im Rahmen der Kommentarreihe N1D eine Zusammen- llmine wie am Probl(iin dü8 „Li„bcBkommunismus" in
Stellung der ethisch relevanten Aussagen des Neuen (Jor Apostelgeschichte (s. S. 38 f.). Die Klag«' des Ex-
Testaments zu geben. Im einzelnen bestätigt die egoten über „unglückselige" Verfälschungen sollte nicht

Exegese als Erhebung und Erforschung von Sinn, tZi- w_»_j. Alt i__° n u * ,„-i „,■<•

., ?, , ,. . . Y „ , . j«"de 1« roude über die immens«', g«'wiß schwer steuerbare,

Absicht und historischem Zusammenhang der neu- t„„ .__. , .■• , .v . ■__v. Mm

. , ,77 , _ , ,. _y , ° _.. Impulswirkung neutestamentlioher Motive durch am

testamenthohen Schriften diose Voraussetzung. Diesem r, , . , , tt . ... , . , _ s.m.

, . : . . , ,_. j Geschichto verdecken. Unrichtig erscheint uns der bat*-

exegetischen Ansatz entsprechend zeigt die Gliederung ... „ , . ,. ° T. .. , cum«

j t> u ■ «■ - « ~ ■ j j- t-vcr „Moderne Scheidungen wi«' die von Kultus und J5*no"

des Buches kein Sach-Svstem, sondern die Differenzie- , „ . , , ... ,_, _. • a 11 /ii

. "J fiiL »Ti» t • • • B,"d Paulus völlig unbekannt (S. 54, vgl. S. l> 1M

rung der neutettamentliehen Schriften: Jesus, die T „ -r . ... °_ .. , _m r «„ianh-

° • j -n i Ii i * i- • u a u .Jesus . Ist niohl um l'nible,,, des (iolzeiiopferfli ^C"

Urgemeinde, Paulus, die d«ui i-rnpauhinsehen Schriften, ' , ,. . _ , . , . _ ,. '_, , „_Jn.

. Z~. i__,_r j, , . • ■ ci i_ r. i- vi'rzi hrs gerade di«'s das L«'hrreiche und Weiterwirke"111'

.lakobusbrief die lohanni'isehin Schriften sowie die ..ins

- , , ., ' , 1 „ „ , . t i v 'Inü im dl«. Stille d,s (lev,ssens als Kultgewohnung »a.

Sendschreiben der Offenbarung des Johannes, tan „ . „. . , , , ,°, ^j-n

., , . . ni ,. „. , ,° ... , Gewissen als Sichbegn iizenlassen durob den Nächst.' '

.Seliluß stellt „die Einheit der neutistamenthefien ni,. , ... „„, . ■_!,(,

räiüiLii u . j j- , e-, ,„ Wesen des Ethischen getreten istl Buhrt "'°"

Ktfnk heraus, nachdem du- Einzelausfuhrungen des , • , , . , ,. , „ .,nn

, u es I>« iiih1i. von hu r her die moderne Trennung v°'

ISuclus nicht nur Spannweiten, sondern auch Spannun- , ..., ... , _ , _ j(n

___ „ . r-u , ., f T c i i • c, ■• i \ut und Ktlnk wie auch von Jesu Po emik geg«'" °

g«'n vorgeführt haben. In folgenden „vier Stucken ,,, . . , ^ 6.% _,,.i,r

i i w Ii ei- u -i. i t.^u-i j -kt ,r l . I'iinrisn. r, n u-hr u~ und I'auIns ganz gewiß W '

sielit W. die Einheit der l'.lhik des Neui'ii li stamentes: . _.... , , , . . n. ,,ni

• t ;_l,1d„„u^* ia ■ -w • r j t> »j ll's Ethik statt Kult brachten — bringen mußten, «»

im Liebesgebot (das einerseits Lieb«' zu den Brüdern ,. . , , ualAe*

;,, ju ri„„„;„.i„ j u t • u j . „ (bei der Ohnmacht des Ethischen an sich) r>< '«'

in der Gemeinde, andererseits Liebe zu den Armen, . , „ . . , „ " ... ,. _ ' u,,„gs-

i,'i ,.,j„„ ,„„i i j ii * 4 i *i ■ wirklich trennen zu können. Wenn für di«'Entstehung

Menden uiul NotIi idenden aller Art verlangt), in einem , . , . . ... , ,,. . _.. ,. ,. ^.„„ir/.i-

!,-:*• i a- 4 ,i, ,i j g'sehielite der alt fest imient liehen l'.thik die l'.tn.i"

kritiseh-distanzierten Verhältnis zur Welt, das . ,,. . ,, ,;r,dniS'

.. i • i , ... ,. v , , . i • ,, ■! patiim vom Kult iselien eine wesentliche Verstan«"

..streng-theologisch grundsatzlieh (esehatologisch) die , ... , i.iuch«'"

ur-u ■ ■ ...«77. " , ,. , , .. ,. ,T J kaleK„ne darstellt (überhaupt ilas Wesen des Etlii«0"

Welt betrifft, ob« r auch moralisch-bürgerlich gut und ? , ,v __. . - . , „nu. ßn*'

i ■ , *,. , .. , ., ,_„t ".. , . in einer liestmunten Hinsicht definiert), miiüte

hose innerhalb der Welt unterscheiden laßt. Welterhin , , ... _ . . . " . „torrirnl-

• , 4 ... . ... . . . . . sprechendes für eine Geschichte der neutestai"'

sieht V . eine wesentlich«' l'.mlnit darin, „daß es sich ... . ,,rfn «'"

i_ „n„„ « . -f. , ,T ,,, . —.. ,. hohen Ethik ohrndun (reiten. I'>s mag auoh niH""' n

in allen Schriften des Neuen Testaments um Ethik . . .... .... 8..... IT* r-i....,, d»*

der Gemeinde für die Gemeinde handelt, um "", *™»«»^] ™<hoÖM*b* «^«^J^fc»

deren ReinerhtJtung und Heiligung « s geht" (S. 123). "'"'"- Krieg k«,n Wort gesagt w.rd. Da -1 ,

Schließlich sind in allen Schrift,',, d«'s Neuen Testament« *** J leRtftmeii^-h ohnehin oftmals nur ■"<' .,

L-.„„,,„,„i . j a 1.1 i j ,___.__ iTRchlossen werden kann, hätte zumal im » ,

„l'.sohatologie und Ethik nut.'nia,,der verbunden . .. _ , . , ,.' " ,„ . , r .«Viioht6

/« ioo • j u ■ j- '/ , ■ Ai- ""' du- l'iilgi'Wirkungen dieser • I uk in der deson""

(S. 123 , sei es durch in die Zukunft verweisende Leit- , ■ , , . . , . »T ni Dtnii,ei''

i-rr jjT>-i./-ii. , , sowie den Anspruch der Kirch'', im Neuen lest»"

begriffe wie den des Reiches Gottes, sei es durch „ v , , , .' , _ jr.„„eii

i.-.-et, a -kk i ii. • i ■ t> i 'inen Kanon auch In, Hr .t u,reu (1 ninatrag«

Kräfte der Motivation, welche wie bei Paulus vom , , , , , , , , , n.mi/ «e"

,, ii____ „ .. . . . ii, haben (nicht zuletzt s besondere Abwandlung

vollzogenen Hei sgesohehi'ii ausgehi'ti. — In letzter ,„, , ,, , , . . , a„Viwei>?' '

y c - , . ,,. i w i Ihemiis Ethik und Eschatooge) — das Soll« e

/usaminenfassung gesagt. st .eilt d«n Kern ihr neu- ,_ _ . . " ' . i,f.redten

. ... . m^Ctt ?■ ti „. . , . des Neuen Testamentes hierzu zu einem «" r

testarnentlioncn Ethik die Bergpredigt dar, an der als , ....

____, j i . i • • tu . ii j Schweigen werden können. . ,,

erster und letzter kritischer Distanz alle anderen ■ gjch

ethischen Formeln und Traditionen im Neuen Testa- ,),,H l-lirn-ich.' Much We.idlands weist ttBer ^

ment gemessen werden müsse,,, „die ewige .Unruhe' in hinaus und zeigt die Ethik dei Neuen Test am«' n/(,|.

aller christlichen Ethik" (S. 124). Daß sie .erfüllbar' ' StolT' '" "'•'"•'' Ausstrahlung kein '

gemeint ist, bekräftigt W. vielfach, als Exoget wi«- im k'ipit' l im Eäch rwerk der Gliederung «m« r her

Klarstelle,, seines theologisch« ,, Profils. Hierzu gehört iir,,,'n .Theologie d« s Neuen Testam. nts' bewäi H

der Blick dafür, daß Paulus bei aller i sehatologisohen B«rlin IUns Georg Kritwo