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Ausgabe:

1975

Spalte:

417-418

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Sabourin, Léopold

Titel/Untertitel:

Priesthood 1975

Rezensent:

Kippenberg, Hans Gerhard

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Seite 1

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Theologieohe Litoraturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 6

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gimgün und Christentum bzw. Bibel, insbesondere in Frauen als einer gesonderten sozialen Kategorie in der
der Deutung K. Barths, geht. Die Vorschläge reichen Gesellschaft (S. X). Diese ist vom Prophetentum zu
vom Scheitern der Synthese im „Exodus aus dem unterscheiden, dessen Aktivität auf einer individuellen
Christentum" bin zum positiven Miteinander, zu dem Basis beruhe (S. IX), und es ist vom Magiertum zu
beide Seiten beizutragen haben, wobei das Gewicht In nncn. Dtf Vf. begründet sofort im ersten Kapitel
auf dieser wie auf jener Seite liegen kann. Eingeleitet diese letztere Unterscheidung. „Dio Primitiven fühlen,
wird die Sammlung von der herrlichen Geschichte vom mehr als literate Völker, die Gegenwart der unsioht-
wis.senschaftlich vervollkommneten Lügendetektor, der baren Mächte, die sie umgeben und mit denen sie zu
dein armen Testkandidaten, der auf die Fragen „Glau- leben haben. Von den religiösen Spezialisten erwartet
ben Sie an Gott 1 — Glauben Sie an die Auferstehung man, daß sie Führung und Hilfe in den passenden
Christi ? — Haben Sie eine Begegnung mit Christus Wegen des Umgangs mit diesen Mächten bieten. Ein
"riebt ?" mit dreifachem Ja antwortet, mit absoluter Lösungstyp rät Abhängigkeit an und ist auf Religion
Präzision bescheinigt, daß er ein lOOprozentiger Lügner gegründet, während ein anderor versucht, die Mächte
sei. Doch meldet der sich am nächsten Tag noch einmal zu beherrschen mit Magie als Mittel" (S. 2). Zu jenem
>ind beantwortet alle drei Fragen mit Nein, worauf der ersten Typ gehört der Gottesdienst (worship), auf
,,unvergleichlich zuverlässige" Apparat ihm wiederum dessen Durchführung sich die Priesterschaft spezialisiert
dasselbo bescheinigt! Die tiefe theologische Wahrheit, (S. 4 f.). Der Vf. folgt bei dieser Unterscheidung J. G.
daß Glaube mit dem Ja oder Nein zu solchen Sätzen Frazer, der Religion und Magie als zwei entgegensieht
einfach einzulangen ist, wird in köstlichem gesetzte Weltbilder interpretiert hatte, von denen das
Gewand serviert. Die stark biographisch gestaltete erstere auf der Annahme beruhte, dio Welt würde
Erzählung über einen Bosuoh bei den „verborgenen von persönlichen und bewußten Mächten, das zweite,
Christen", die nach Vertreibung aller Missionare in der s;0 würde von mechanischen Gesetzen beherrscht.
Isolierung Japans von ca. 1600 bis 1867 ihren christ- Der Inhalt des Vergleichs, den der Vf. vornimmt,
Hohen Glauben unter Verfolgung durchhielten, freilich bezieht sich auf die Formen des Gottesdienstes. In
ttuoh veränderton, zeigt, wie sehr dieses Ringen gerade a,](,n Fa]lpn iat dpr prioster Vermittler des Übor-
M Japan nicht nur als Gedankenarbeit, sondern als natürlichen (S. 6 u. ö.). In dor primitiven Gesollschaft
' "gentliohe Lebensbewältigung erfahren wird. Das gilt ^ n Repräsentant der Gemeinschaft und mit einem
Ibenso für die Darstellung eines Marxisten, der schließ- heiligen Ort oder mit einer Tradition betraut. Im
''Oh das wirkliche Christentum nur noch vom Zu- indoeuropäischen Bereich ist der Priesterstand schon
NUnmenbruoh alles Christentums erwarten kann, weil -n dpn ältesten Textschichten des Rigveda und des
Mhriattein nicht Annahme dogmatischer Systemo be- Awesta funktional von Kriegerstand und Bauorn/
deutot. Am faszinierendsten waren für mich außer Viehzüchtern unterschieden worden. Der Vf. geht auf
far Eingangsgesohiohte die Erwägungen über die Be- diete Dreifunktionalität der Gesellschaft und deren
Deutung des „Nainons" Amida Buddhas einer-, Jesu Interpretation durch G. Dumezil nicht weiter ein.
Christi andererseits (Bando), die Gedanken über das ujer wird in der Bearbeitung dos Themas die Beschrän-
Sterben, das orst den Menschen zum einmaligen macht, ]<ung der Untersuchung auf die religiösen Funktionen
ptßt die satanische Seite Gottes, dio notwendig zu dps Priestertums wirksam, während dessen ökono-
•hrn gehört, und über die negative Rolle des Moralischen mische Funktionen (Tompelwirtsohaft; Tribut; Opfer),
„Selbst der (Jute wird erlöst, warum dann nicht dessen soziale Aspekte (Rechtspflege; Traditionsamm-
nelmehr der Böse?" — (Nishida), die Überwindung ]ung; pjjjrtisjerung von Initiations- und Reinigungs-
humanistischen, nihilistischen und thoistischon rHrn) sowie dessen politische Bedeutung (Herrsoher-
p''usehenbildeS durch das Selbsterwachen in der abso- WPjhe; Propagierung von Moral) aus dem Horizont des
Ute,, Negation (Hisamatsu), vor allem abC 6>r Vn- Vergleichs ausgeklammert bleiben.

Uch Takizawas. Einzel,„ensoh einer-, Gott, Natur and ^ ^ israeiiti8ch.j„däischo Pricster-

*'tme,,sehe,, andererseits nicht zu isolieren, sondern erarboitr-n in einem Vergleich mit Mesopotamien

usarnmen/.usohauen und Yagis Vorschlag, Leben unUr Äevnten daß der israelitische Priester als der

Begriff der Integration zu verstehen, tader das rjV^^ Individuums, Stammes oder Königs galt.

, "• Subjekt, sein Selbst doch erst von, andern her -h fl sonst im Nahpn Osten der Priester Eigentum

'k'»nmt, aber gorade dadurch nicht in eine dauernde Gottheit war, die er zu bedienen hatte. Leider

f'"'l" it im Sinn einer unauflöslichen Uniformität ge- ,n„,vlLrt der Vf die Spaltung der judäisohen Priester-

ffWt wird. Von oinem solchen Buch her müßte in der gcnaft nicnt( die im 4. Jh. v. Chr. zur Gründung des

at »in Gespräch beginnen. rtarizim-Kultes bei Siohem geführt hat. Darüber-

Zürioh Uaard Schweizer hfaUMM fehlt auch eine Darstellung der Legitimitätskämpfe
in der jüdischen Priestorsohaft, dio V. Apto-
witzor so meisterlich untersucht hat (Parteipolitik der

, Hasmonäerzeit. 1927). Diesen lagen nicht allein theo-

U ""'rin, Leo,,,,!,!, s. .1.: 1'rifnlhofid. A comparitive Study. Wache Differenzen zugrunde, sondern auch Inte.

'oi<Jon: Urill 1973. X, 279 8. gr. 8» = Studie« in the ftm AnrPcht auf Opfer und Abgaben. Da» die

»'Htory 0f Keligions (Supplement to Numen), XXV. prjosterschaft sioh den ursprünglich den L,eviten

^ hfl- Zustehenden Zehnten aneignete, ist ein Hinweis auf

„.1*» Arbeit ist eine komparative Studie der In- , Zusammenhänge. Das Buch läuft jedoch nie ,

,,t,U'tion des Priestertums. De, Vergleich -.fallt nach- d f fc| SOndorn auf ein theologisches Schloßt

"''^de,. die primitiven Gesellschaften (Kapitel I). die ^ über JoBUS ftl8 (,„n wahren Priester, der nioli-

f.n':'k"N indo.europäischen (JeHellsehaft. n <Iixli- ii, Iran, ^ Mittler ist, sondern auch Versöhner.

(/"'«honland) (II), die antiken Kulturen des Kali" n the0]0gi8Ch motivierten Grenzen ist dl«

a e "H (Mesopot amien. Kanaan, Hethiter, Ägypten, sorgfältig gearbeitet. Ihr bleibender Wert liegt

(j ,lIn,»iei,)(iii), ism.-i (IV), «las Judentum zur /-eil Beettanmng der unteMohiedHehen Funktionen,

KH Neue,, Testam. nfs (V), und sie schließt mit einem Priestertum in den Kulten dor verschiedenen

,val"tol über dio Bezeichnung Jesu als Hoherpriester (.ugohaften besessen hat.

Der Gegenstand des Vergleichs wird vom VI. Hans G. Kipponberg

°Zml bestimmt, das Priestertum von Männern und Berlin