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Ausgabe:

1975

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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395

Theologische Litcratur/citung 100. Jahrgang 1975 Nr. S

sehen Kirehenkampf an die Seite der Bekennenden
Kirche und ihrer Vorläufigen Leitung gestellt und einer
auch in ökumenischen Kreisen der westlichen Welt weithin
geübten Verharmlosung der Kirchenpolitik des damaligen
Kirchlichen Außenamtes widerstanden. Am
6. Januar 1940 notiert er im Blick auf seine Gespräche
mit skandinavischen, britischen und französischen Kirchenführern
(S. 144): „Erkennt denn niemand das satanische
Element im Nationalsozialismus?" So hat er sich
zum leidenschaftlichen Anwalt der Anliegen des deutschen
Widerstandes, wie sie ihm in Genf von Bonhoeffer
und Adam von Trott vorgetragen wurden, Seemacht und
schwer darunter gelitten, daß die westlichen Alliierten
negativ reagierten (8.199). Jn den Jahren 1942-1944 ist
er mit beschwörenden Appellen zum Mund der von der
Ausrottung bedrohten Millionen Juden Europas (Auschwitz
!) geworden und hat auch hier eine erschütternde
Echolosigkeit erfahren müssen. Angesichts der Tatsache,
daß diese Tätigkeit später als beispielhafter Einsatz gewürdigt
worden ist, bemerkt er schlicht (S.208): „Ich
weiß jetzt, daß ich sehr viel mehr hätte tun müssen...,
um die Mauer der Trägheit und der Gleichgültigkeit zu
durchbrechen." In den fünfziger Jahren hat er in zahlreichen
Konsultationen mit den Kirchen Südafrikas
seinen Protest gegen die Politik der Apartheid und ihre
pseudotheologische Begründung mit aller Klarheit artikuliert
(S.334ff.). Seinem aus Bescheidenheit resultierenden
Satz (S.423): „In meinen Reden und Schriften
nahm die Theologie einen beträchtlichen Kaum ein. Und
doch war ich im eigentlichen Sinne nie ein Theologe"
kann man nur eindeutig widersprechenI

Auch Visser't Hooft ist nicht blind gegen Schwächen
und Fehler der ökumenischen Bewegung dieser Jahrzehnte
. Auch er kann von vielen Erwartungen sprechen,
die er anfänglich in die ökumenische Bewegung gesetzt
hatte und die sich nicht erfüllt haben (S.409). Mit Recht
appelliert er aber an die eingangs erwähnten Ungeduldigen
, sich den Sinn für historische Zusammenhänge zu
wahren. Das Buch ist weder eine Selbstrechtfertigung
des Vf.s noch eine Rechtfertigung der ökumenischen Bewegung
. Indem es aber einen vierzigjährigen Weg von
Stockholm bis Uppsala im Kontext der Zeitgeschichte
in einer äußersten Raffung gleichsam aus der Flugzeug-

Eerspektive in den Blick der Generation von heute
ringt, warnt es vor negativen Pauschalurteilen. Gerade
im Überblick werden die rechten Maßstäbe gewonnen.
Man bedenke die Geschichte der Begegnung mit der
Römisch-Katholischen Kirche von den ersten, damals
„streng vertraulichen" Gesprächen des Autors mit Yves
Congar in den dreißiger Jahren (S.85ff.) bis zum Besuch
von Kardinal Bea in Genf 1965 (S.402f.)! Man bedenke
auch die Geschichte der Integration der Orthodoxie
und der Ostkirchen, die dem Vf. in seinen Universitätsjahren
als „mittelalterliche Fossile" beschrieben
worden waren, über die Phase theologischer Gespräche
in den zwanziger Jahren mit Repräsentanten der Orthodoxie
bis zum ersten Besuch des Generalsekretärs bei
der Russisch-Orthodoxen Kirche 1959 und bis zur heutigen
Mitarbeit der orthodoxen Kirche im ÖRK. Man
bedenke die schwere Krise, in die das in Utrecht 1938
provisorisch errichtete „Komitee des im Aufbau begriffenen
Weltrats der Kirchen" während des zweiten Weltkriegs
geriet, und die Art, in der die ökumenische Bewegung
vor allem durch die Arbeit ihres damals in Genf
isolierten Generalsekretärs vor einem gänzlichen Auseinanderbrechen
so bewahrt werden konnte (S. 15üff.),
daß schon im Oktober 1945 - ganz im Gegensatz zu
einem unter dem Vorzeichen nationaler Selbstrechtfertigung
stehenden jahrelangen Streit zwischen Deut
sehen und Franzosen um die Krieg r huldfrag« MOb
dem ersinn Weltkrieg - in Stuttgart die Versöhnun»

praktiziert werden konnte (8.228ff.). Man bedenke endlich
auch, daß nach sehr vielen Einzelaktionen erst auf
der Dritten Vollversamni lung des ÖRK in Neu-Delhi
1961 das Ziel erreicht werden konnte, nach Überwindun;.;
einer bis dahin vorherrschenden „westlichen" Orientierung
der Kirchen Afrikas und Asiens in eine volle und
partnerschaftliche Kooperation zu integrieren. Der Vf.
urteilt über diesen Vorgang, der übrigens noch nicht
volle zwölf Jahre zurückLegl (S.383): „Damit hatte für
den Weltrat eine Ära wirklicher Welt-Offenheit begonnen
. Künftig würde unser Arbeitsgebiet die ganze Welt
sein."

In der gegenwärtigen Krise des Ökumenismus kann
dieses Buch den Skeptikern und den Resignierenden,
die der bisherigen ökumenischen Bewegung als einer
Bewegung von institutionalisierten Kirchen Stagnation
und Frustration voraussagen, helfen, nicht nur die geschichtliche
Entwicklung gerechter zu würdigen, sondern
sich zu der Hoffnung befreien zu lassen, die der Vf. auf
den letzten Seiten bekundet, ein Mann, der wahrlich
nicht den geringsten Anlaß hat, angesichts des Generationswechsel
auch im ÖRK sich vorzukommen „wie der
letzte Überlebende einer prähistorischen Gattung, der
von Rechts wegen schon längst im paläontologischen
Museum ausgestellt sein müßte" (S.442)!

FOretenwaldc/Spree Günter Jacob

Sarpong, Peter: The Seareh for Meaning: Tho Rcligious Impftet

of Technology in Africa (ER 24, 1972 8.300-309).
Schiffers, Norbert: Möglichkeiten und Grenzen des ökumonis-

mufl (Catholica 25, 1971 S.l 12-125).
Schlink, Edmund: Die Bedeutung von „Faith and Ordor" für

die ökumenische Bewegung und die Evangelische Kirche in

Deutschland (OR 21, 1972 S.145-159).
Schmidt, Hormann: Das Phänomen der spontanen Gruppen

(Concilium 8. 1972 8.134-141).
Shaull, Richard: Neue Zielsetzungen in der Mission (YA'A 26,

1972 S.81-93).

Slenezkn, Reinhard: Ahcndmahlspraxis - AbendnmhWehre
Abondmahlsgemcinsehaft (ÖR 21, 1972 S. 186-201).

Ulrich, Heinrich-Hermann: Das Heil der Welt heute (AR 21.
1972 8.79-98).

Valyi-Nagy, Ervin: Die Bedeutung der Theologie für die ökumenische
Bewegung (ÖR 21, 1972 8.23-36).

ZEITSCHRIFTENSCHAU

Keformaliis Kgyhäz 1973

Heft 1

Makkai, LAszIo: A Bocskai-szabadsiighiire es a knlvini refor-
mäciö (Der Freiheitskampf von Bocakay und die Reformation
Calvins) S. I ...

Heft 2

Nagy-Kälozy, Balazs: A Heidelbergi Kate elsö magyar fordi-
taaa (Die orste ungarische Ubersetzung des Heidelberger
Katochismus) S.21-28.

Heft 3

SzathmAry, Sandor: A foltäraadashit, mint az elct-igeiil^
remrnyseg es a szolgälo uzeretet alapja (Der Auferstehung"''
glaube als Grundlage der lebensbejahenden Hoffnung
der dienenden Liebe) 8.51-55.

Csomasz-Toth, Kaiman: A megujitott jiigoszlaviai eiiokcs-
könyvrfil (Uber da« ernouorte Gesangbuch in Jugoslawien.
Rezension der Nouausgabe der Reformierten Christ liehen
Kirche in Jugoslawien) 8. 63-66.

II. n I

Bekesi. Andor: Megszentelod.Hiink es az iirvaesorn (Unser*
Heilisung und da* Abendmahl) 8.<H>-71.