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Ausgabe:

1975

Spalte:

393-396

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Visser 't Hooft, Willem Adolph

Titel/Untertitel:

Die Welt war meine Gemeinde 1975

Rezensent:

Jacob, Günter

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 5

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„To allerierst wör <lat Word" fragt man, ob hier nicht veröffentlichten Beiträge signalisieren ebenfalls diese

eine knappe Erweiterung gut gewesen wäre, im Sinne Problematik. In dieser Phase, in der „Advokaten einer

der „Guten Nachricht": „Am Anfang ... war schon der, radikalen Abkehr vom bisherigen ökumenischen Weg"

der ,Das Wort' heißt", womit erreicht ist, daß infol- (so Günther Gaßmann in seinem Vorwort zu „öku-

genden Batzen nicht von einem Abstraktum, sondern menische Perspektiven" Nr. 1) auftreten, hat W.Visser't

von der Person geredet werden kann. In der Bearbeitung Hooft, „der letzte der ökumenischen Pioniere, der

von Rom 8 V. 12-17 ist „Flecsch" stehengeblieben. eigentliche Baumeister des ORK, zumindest der verant-

Schon Emst Voß hatte in seiner Übersetzung das Wort wortliche Bauleiter" (Ernst Lange), seine Autobio-

vermieden und es mit „uns' sünnig' Natur" wieder- graphie vorgelegt.

gegeben. „Die gute Nachricht" sagt „menschliche Na- Auf den letzten Seiten stellt auch er sich der heutigen
tur" und „eigener Wille". Die Beispiele zeigen, daß die kritischen Situation in der ökumenischen Bewegung. Ist-
textliche Einführung unbefriedigend bleiben kann. Als sie vielleicht im Begriff, etwas völlig anderes zu werden ?
schwungvolle und doch gebändigte Paraphrase sei die Der Unterschied zwischen der alten und der neuen
Epistel Rom 6 V. 19ff genannt, übersetzt von Heinrich „Linie", die der Vf. grundsätzlich begrüßt, besteht nicht
Kröger. Schade, daß wir sie hier nicht im vollen Wort- darin, daß die Kirchen aufgehört hätten, die Welt zu
laut wiedergeben können! ignorieren, sondern darin, daß sie das Verhältnis der
Die Begegnung mit den beiden Heften hinterließ in Kirche zur Welt anders zu bewerten beginnen (S.443).
mir Hochachtung und Dank für das Geleistete. Ich Der Mann, dem nach seinen Worten „das ungewöhn-
erkenne die besonderen Schwierigkeiten im nieder- liehe Privileg" zuteil wurde, fünfzig Jahre lang am öku-
fleutschen Sprachraum. Wie soll der weitgehenden menischen Leben teilzuhaben, bekundet heute im Blick
Dialektaufspaltung begegnet werden? Als Mecklen- auf die Zukunft der Ökumene seine Hoffnung (S.444),
burger gedenke ich hier der Wirkung des Reuterschen „daß die oft chaotische Debatte über das Verhältnis von
Schrifttums. Reuters Romane, Anekdoten, Versdich- Kirche und Welt nicht dazu führen wird, daß wir alles,
tungen werden überall gelesen, vorgetragen und ver- was wir in den letzten vierzig Jahren gelernt haben,
standen, wodurch bei uns die Dialektaufspaltung fast über Bord werfen, sondern daß wir ständig damit uni-
überwunden ist. Ein Dichter von gleicher geschieht- gehen; daß wir die Erkenntnisse weiter ausbauen und
Hcher Nachwirkung hat Niedersachsen gefehlt, woraus die Unvollkommenheiten korrigieren, und zwar im
heute die immensen Schwierigkeiten sich herleiten, vor Lichte der neuen Aufgaben, die uns offensichtlich heute
denen die Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastoren gestellt sind".

in Niedersachsen steht. Visser't Hooft verkörpert in seinem Lebenswerk Aufbruch
und Wachstum, Rückschläge und Wandlungen

""stürk HoUWed Ho,u der ökumenischen Bewegung nun eben nicht als Stratege
mit Konzeptionen in einem Genfer Planungsbüro,
sondern als der wagemutige Initiator von Impulsen und
Aktionen und Tagungen des ORK, und zwar in allen

MlSSIONSWISSFNSCHAFT ÖKUMENE Kniteilen. Sein Bericht wird schon deshalb eine große

NOOlUIN^WI^CINJLnMn, UNUIICINC Aufmerksamkeit finden. Diese Autobiographie - das

v. _ a. Biographische ist übrigens in einer charmanten Aura

vw»«r'i Hooft, Willem A.: Die Weh war meine Gemeinde. Auto- , Humors vor jedem falschen Pathos bewahrt - ist

X-FÄaK^'t VHJ lÄ £ÜThP "rÄ' [1972'' in Wahrheit eine Geschichte der Ökumene von Stock-
453 S., 30 Abb. a. Taf., 1 Porträt. 8 . Lw. DM 34,-. ^ p ^ ^ chr(mologi8chcn

Seit etwa 1970 ist die ökumenische Bewegung trotz Ablauf beschrieben. Hier werden aber nicht Fakten

d«» Wachstums der Zahlen der Mitgliedskirchen und minutiös registriert oder Konferenzberichte umlassen.l

Wz der Fülle der sozialethischen Aktivitäten und der analysiert. Der Autor, der ja in allen wesentlichen Jir-

ötudienprojekte in eine fundamentale Krise geraten. Es eignissen dieser Geschichte in der Schusselstellung aes

»at sich seit Uppsala die Polarisierung radikalisiert. Generalsekretärs engagiert war, skizziert die entscnei-

«neraeiU werden in vielen Mitgliedskirchen des ÖRK denden Stationen in der biographischen P««pektive. *>

^sorgte Stimmen laut, ob nicht über der „Horizon- vermag er die Atmosphäre z. B. einer We tkirchenkonle-

taW" ,1er christlichen Weltverantwortung die „Verti- renz durch entzückende Episoden zu '^««n oder

k«le" als ,1er eigentliche Lebensgrund der Kirche ver- seine Begegnungen mit leitenden «""^«£«5

'{achlässigt werde. Andererseits fragt man mit Unge- sönlichkeiten, aber auch mit Staatsmännern und YohU

Juld besonders i n Gruppen der jungen Christen, die über kern auf Grund persönlicher I npres«o,^en ^hst an

d°n offiziell,,, ökum' lismiw der institutionellen Kir- schaul.ch darzustellen. Es macht den ReIz d7^™

' hen ,.i,.r tausel,. sind, ob ..ich« die ökumenisch- |!c- aus, daß man durch diese von Auftrag und W«* *J

Ietz,li,.........in S...........r. „mm In, di. Wt». her gerechtfertigte pe......

fallenden Kirehentümer sei. Hier erstrebt man eine Leser auf eine geradezu erregende Weise in <hes wahr

Hdarisierung der ökumenischen Zielsetzung unter der haft dramatische Geschichte hine.ngenomrner w.rd JJa

^Heutigen Parole eines „Säkularökumenismus". M^**"*»™^, ™L^±*£^^£.

^"•p.,,,,;. f,,, d.e K.....-I natürüd Met tt r,a,n>.,to, ,Im- ■ ■ J "P

ll<l,konziliare Ängstlichkeit in der Römisch-Katho- zierten strukturellen, finanziellen _un^F™™™ ™,

J*h« Kirohe unJ S. Basisferne des Ökumenisn.,». Werne „n ^*f^^JÄplS" son-

£«■ die Diskrepanz zwischen einer verbalen l'rogressi- K.rehenpnli.,k nn l.t n. ■ k k in

.Ion Verlautbarungen ökumenischer Gremien dem t d^,f «j J irtuell. Situa-

""Ide,,, |-;U,,el„alis,nus,n de, kirchlichen Praxis. Krnst biblischen Bot-«.hafteraiertenu^

- ■........ Und. .1».....kume.....he rtopio hon transformierten Wal rh^betm

2 Wmplexe Hintergründigkeit dieser Krise in der ihm V"»ntwr/t n Begegnung mit dem erwachenden Asien
1(^>'«n Sprache der Leidenschaft ins Bewußtsein ge- Holländer für die indonesische Frei-

5 Die in „ökumenische Perspektive," Nr. 1: „Die 1W3 J n ,,;„ ho|iän(JiBChe Kolonialpolitik

gäunft dei ökumeniamua" (hrsg. im Auftrag des hV*Z^^mVon vornherein hat er sich im deut-

IflNt0.itM|iir()kun,enisehe Forschungin Htraßburg, 1972) eingesetzt (8.73). Von vornnere