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Ausgabe:

1975

Spalte:

389-391

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Gruppendynamik in der kirchlichen Praxis 1975

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Theologische Literaturtung 100. Jahrgang 1975 Nr. 5

Pillen; Verrat um Evangelium durch Politisierung der sanunenhänge läßt erkennen, daß eine kirchliche Rezep-
Kirohe SO die andern. Wer hat recht?" (S.22I) tion d'-r Uruppi'iidynamik kritisch gegenüber ideolo-
Dcr Vortrug zeigt die tli<'o|ogisehen Denkniodelle um gischen Implikationen und von einer klaren theolo-
Bewältigen dieser Krug'': besonders die Zwei-Reiche- gischen Motivation aus erfolgen muß. Solche konstruk-
Lehre (die so viel mißbraucht wird) und Härmen II, und tive Kritik bittet Dahin z.B., indem er schädliche Ver-
er exemplifiziert an geschichtlichen Vorgängen: nicht Zerrungen der Autoritätsproblematik zurückweist, die
nur des ,Versagens' der Kirche, sondern mich vorwärts- eine falsche Anwendung gruppendynamischer Erkennt-
ueisrnder Initiativen (diese oft freilich nur .Fälle'). Als nisse darstellen. Wie Steinkamp (vgl. ThLZ 99, 1974
Such frage schält sich die nach Kriterien für ein poli- Sp. 380 383) zeigt er auch die Schwierigkeiten der Antisches
Urteil der Christenheit heraus. Kreck nennt Wendung gruppendyiianiischer Erfahrungen aus der
(nach einem Ja zum großen Wort .Humanität', 8.233) Kleingruppe auf größere Organisationseinheiten in der
Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden (S.235). „Deshalb Kirche. Angesichts mancher übersteigerter Erwartungen
gilt es, zu kämpfen für solche gesellschaftlichen und poli- wirkt Dahms Beobachtung ernüchternd: „Es sieht so
tischen Lebensformen und Institutionen, die in relativ aus, als ob die Möglichkeiten, gruppendynamische Verbester
Weise der Ausbeutung von Menschen durch Men- fahren in der Genieindearbeit mit Erwachsenen anzusehen
wehren, den Hunger in der Welt beseitigen, Dis- wenden, bisher tatsächlich nur zurückhaltend in An-
Kriminiernng vereiteln, Feindschaft und Krieg unter griff genommen werden; wahrscheinlich (der Rez. würde
Menschen und Völkern eindämmen, den Freiheits- und sagen : „sicher!") zu Recht, weil Pfarrer und andere Mit-
Verantwortungsraum der Menschen - möglichst aller arbeiter sich erst in eigenen Trainingserfahrungen die
Menschen - erweitern" (8.234). Doch kein „eilfertiger notwendigen Arbeitsinstrumente sowie ein Gespür für
und leichtfertiger Gewaltgehrauch", sondern „Be- das, was möglich ist (und was nicht möglich ist) anfichtung
des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit von eignen müssen" (23). Positiv kann er freilich hinzufügen,
Mittel und Zweck" (8.242)! daß eine gründlich geplante und durchgeführte Grup-
Die letzten beiden Aufsätze sind Personen gewidmet: penaxbeil in dm betreffenden (Jenieinden erneuernd
»Hans Joachim Twand (1899-1960)" (1968), und „Zur wirkte, nämlich Engagement, gegenseitige Zuwendung
Eröffnung der Barth-Ausstellung in Bonn am 1. 2. 1971" und Vertrauen brachte.

(1971). Die Erfahrungsberichte, von denen vier durch katho-

lu-nin H»n» ita» MteeV lif,che Autoren und sieben durch evangelische Autoren

verfaßt sind, informieren über gruppendynamisches
Training mit (kath.) Theologiestudenten, Vikaren,
Religionslehrern, Jugendarbeiten), Ordensleuten, Super-

PRAKTISCHE THEOLOGIE intmdenten. Krankenhausseelsorgern und anderen Mitarbeitern
. Alle Berichte stimmen darin überein, daß stets

H.1 ,. . ,,,.„ , , ... , erhebliche Widerstände hei den Teilnehmern zu über-

"uliin, Kar -Wilhelm, 11. Hermann Stenirer [Hrsg. : Gruppen- . . . , p„„ni froiwilli« rn

.lynumik in der kirchlichen Praxi»8 KrfahrUgsberiXte. winden waren, obwohl sie ,n der Regel fr«.willig zu-

Mihwhen: Kaiser; Mainz: Matthias-tirimcwald-Verlag sammenkamen. Angst vor „seelischem Striptease und

111174]. 25S S. 8" = Oesellschaft und Theologie. Abt.: Frustrationen, aus denen Aggression gegen die scheinbar

l'raxis der Kirche, hrsg. v. C.Bäumler, H.-D.Bastian, zu inaktiven Trainer folgten, belasteten zeitweilig das

O.Micmer, K. Bohren. N. < ireiniiehcr. M.JoHiittis. K.Kamp- Oruppenklima. Bei den meisten Teilnehmern erwiesen

haus, P. Kriische, A.Müller, Y.Spiegel, II. Zerlaß. 16. sjcn ,]j,,s(. Krisen als notwendige Durchgangsstationen,

DM 20,-. denen die von Dahin erwähnten positiven Erfahrungen

Eingerahmt von einer 37 Seiten umfassenden Ein- folgten. Da das regelmäßige Feedback zum Kern der

•itnng des Herausgebers Karl-Wilhelm Dahm sowie gruppendynanuschen Methoden gehört, liegen viele

ei'iigen als „Auswertung" bezeichneten Überlegungen Einschätzungen der einzelnen Trainingsphasen und des

von Arnd Hollweg und dem Mitherausgeber Hermann (iesamtverlaufs durch die Teilnehmer vor. In der Regel

«enger (Kath. Pastoralpsychologe in Innsbruck) ent- erlebten sie das Training als entscheidende Hilte zur

'•alt der Band II Berichte, die zumeist Erfahrungen mit Selbsterfahrung, zur Kommumkations- und Koope-

Kruppendynamischen Metho.len in der Ausbildung und rationsfähigkeit, nicht selten auch zu neuer Verwirk-

WÄlläung kirchlicher Mitarbeiter bes, hreiben und liehung der Gemeinschaft mit Gott und den MitchrItton.

kommen.ieren. Der direkte Praxisbezug in den ver- Manche Äußerungen wirken etwas übersehwenaich und

•Ohiedenei) Handlungsfehlern der Oemeindearbeit machen die Gruppei.dynamik zun. inednim '^.s (z. B

"Clisten bei Peter Stcnzel: „Orupp«,>dyna„„sche Arbeits- luliit »in . « ' " 1 1» m ■ ■ . t.vui„.„'M

<>",,„, i„ der Ländlichen Pfrnci" (113 bis 128). Das Mitmensch hchkelt hindurch religiöses •>•
|?ch ist also hauptsächlich für die Ausbildung und Natürlich s,nd die Berichte keim An 1 itung^ur den

Eiterbildung zun. kmhlichen Dienst bedeutsam. Gebrauch gruppem ynam^cher **^»:

5«nfUge und* bereits praktizierende Mitarbeiter erhal- •■,,,,,„ s.e sich gut dazu Sehe un uiirea

nnschauhche und teilweise au. h kri.is, 1, reflektierte Wartungen zu uberwinden, kl e^*U;^™! ,

Anweise auf die Möglichkeiten und Verfahrensweisen zur Kmrichtung entspre« hen, e Üb.g, zu beweg« ,

«'Uppendynamischer Übungen. angehende sowie praVt.zie . , de Möbelt« zr 1

„ l>«h,„ ..läutert in sei,,,,,, einleitenden „Versuch einer nah,,,, zu ermuntern. Der «I; u e fo cl c fc

.....gs,, klär„ng" von (h upp,nd v,, mik und kirch- und . ,n,nz,,lle Aufwnn. , { /.'t' l;," ? J92!).

JfV P,ax,s vier Tendenzen, dn zu ,1c, e„.....,en Auf S,,,„ , »boren be, S . rigkeiten und Ge-

r *-.MK de, (irnppcndvnamik in ,1er westlich«,, Welt Da d,e Berichte ' , Uweigen, war,,,,,

^trugen: l. di. de Stud.ntenbewegun, „.den ^^g^^SA« Nachahmung. Eine aus-

SA Westeuropa zusammenhäng.,,«!«,,, D mokra^ ^ Inf« rmation über die Methodik gruppen-

.. 7-» «um vyesTi'uropn zusa,nun,mang'-"'«'" .........- -vi i„f,,rniation über < .«' Met hkiik Kruppen-

• »ng-bemühnngen, 2. die stärkere Berücksichtigung ; '''V;: ;' können und wollen die Beiträge

'"»«tioimler Faktoren ,,,, Lernprozeß, 3. das zunehmen- dynam« themenzentrierten interaktionellen

'" Interesse an Selbst«, ftihrung und 4. das thera- nicht gen« 1^ .

f.""tis,.h, [nter,sse mit seiner kirchlichen Variante, der M™P ' If

•^»peutis.1,,,, Scclsorgc. Der Hinweis auf diese Zu- geteilt «1<»J