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Ausgabe:

1975

Spalte:

353-356

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Das Neue Testament 1975

Rezensent:

Delling, Gerhard

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863

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 5

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dischen Schritte zu unterscheiden, so wenig ist es mög- Übersetzungen bzw. Umschreibungen des Neuen Testa-
licb, sie zu trennen. ments der letzten Zeit ab, die auf verschiedene Weise
Es ist sicherlich ein Verdienst des Vf.s, auf die Not- versuchen, dessen Aussagen dem heutigen Menschen
wendigkeit einer vorangehenden Textannlvse und Text- nahezubringen. Für die Übersetzung von W. scheint mir
geschichtc wie auf die einer strengen Formanalyse zu tatsächlich weithin kennzeichnend zu sein, was er selbst
drängen. Aber sie lassen sich von der Exegese schwerlieh als ihr Ziel angibt: „Größtmögliche Nähe zum griechi-
trennen. Ein Beispiel: An der viel besprochenen Stelle sehen Original zu erreichen, aber die Fach- und Gelehr-
Sach 9,10 glaubt er rein textkritisch die 1.Person, im tensprache zu vermeiden; zu größtmöglicher Verständet
-unde als leet. diff., festhalten zu sollen. Geht man lichkeit zu gelangen, aber Verständlichkeit auf Kosten
aber von der 1.Person aus, ist 9,10aa/? ein Fragment, der Richtigkeit sich zu versagen*' (6). Vom Wortlaut
das erst später eingefügt ist. Damit werden auch 9,9 kann „nur in den Fällen ... abgewichen werden, wo die
«ml 9,I0ay<?b auseinandergerissen, und es ergibt sich ein deutsche Sprache dies verlangt, oder Begriffe und Wen-
„Kern" 9,9, an den nacheinander 9,10ay<?b und 9,10aa/? düngen des griechischen Textes uns heute schlechthin
«ich angeschlossen haben. Wenn nun aber der Exeget unverständlich geworden sind (wie z.B. das Wort
die Lesart der Sept., d.h. die 3.Person vorzieht (also ,Fleisch')" (7).

nicht willkürlich emendiert), gewinnt er die Einheit des Wie das konkret aussieht, dafür einige Beispiele. Das

Spruches, die mit der Preisgabe der masoretischen Les- von W. selbst als exemplarisch angeführte Wort «dtf

art zugunsten der griechischen nicht zu teuer erkauft etwa wird je nach dem Zusammenhang wiedergegeben

«ein dürfte. Dies ein Beispiel, wie eine isolierte Behand- mit „Leib" („leiblich"), „irdisch' , „menschlich ,

hing des Textes zu weittragenden Folgerungen auch „Selbstsucht" (so durchweg Rom 8; Gal 5), ..Sunde .

Schon für die wieder isoliert" Formanalyse führt. Dem neben kontextbedingten spezielleren Ausdrücken. Für

stehen freilich bei 8. ancl andere Beispiele gegenüber, wo tmunln steht in Rom 11,20.23 „Glauben verweigern

er die Exegese für die Lösung der Text- und der Form- Für nfavyft« setzt W. ..Verkündigung' („verkündigen )

analyse heranzieht. Die Behandlung von Text. Form für tiayyüta* „(Verkündigung der) Heilsbotschaft .

und Inhalt gehören eben zur Auslegung eines Textes y%tmu ist in 1 Kor „himmlische Sprache , ^*»«*» »er-

Zusammen. wählen" (Mk 1,11 usw.), ..sich entschließen (11h 3,1),

Und das Ergebnis der Formanalyse? Tndem S. jeden „beschließen" (1 Kor 1,21), „Ja sagen" (2 Kor 12,10)

Weinen Wandel der Form als Zeichen eines eigenen u. a. m., „Leistungen" (Rom 4.6; 9 12 usw.)
Weinen Abschnitts wertet, der dann bisweilen mit ande- Andere biblische Wörter werden in der herkömmlichen

ren zusammengehört, ergibt sich ein äußerst komplexes Gestalt verwendet, Gnade Glaube (Rom 1,5 „ Waubens-

Kild eines stetigen Wachsens dieser Kapitel: Jedes zer- botschaft"; in Rom ,edenfa ls wird dafür nirgends

fällt in eine Vielfalt verschiedener Schichten, die ein- „Vertrauen", „sich verlassen ' o.a gesetzt), Gerechtig-

»nder über- bzw. umlagern. Die These, daß am Dtsach. keit Gottes*. Frieden, Reich Gottes/Gottesreich bzw.

Obrere durchgehende Schichten zu beobachten sind, Himmelreich (erläutert zu Mt 3,2), Sunde Für

4"''-i„t, mir durchaus vertretbar (im Gegensatz etwa steht .Verwiegend „He, and (immer in Past Wd Kath

«J der sonst zuletzt von Otzen, vertretenen Ansicht, die außer 2 Pt 3.2). Wenn W. gerade maßgebende biblische

einzelnen Kapitel seien, in sich wesentlich eins, nach- Wörter weithin ,n

einander entstanden). Aber es bleibt doch zu fragen, ob dann tut er das wohl deshalb weil s,e durch ihren Gehalt

'•'e Beobachtung der Formen wirklich immer zu einer so fest geprägt, sind (Weiteres dazu n.M.).
Mitgehenden Zergliederung der Texte führen muß. W. scheut indessen, wo sie ihm gebracht erscheim n,

So wird man das Urteil über die von S. vorgelegte auch nicht vor umschreibenden Wendungen ™™* -

pormannlyse mit ihren Folgerungen zurückstellen müs- z.T. wird die wörtliche Übersetzung in einer Anm.

Ren, bis deutlich wird, wie eigentlich die in den einzelnen notiert -: fr in einem armen Menschenleben, .

Kapiteln beobachteten Schichten zusammengehören. £ W«ar< „im Machtbereich ^ JJJ?

bis auch die motiv- und milieugeschichtlichen (1 Tm l1,16; vgl nach, seiner menschhehen_Gehurt -

Indien vorließen „nach der Kraft des Heiligen Geistes Rom 1.3). »

.Im übrigen enthält das Buch auch (entgegen dem ^STST^ "™ 4" Geh"H™™^"Tj* '

!>non methodischen Ansatz) eine Fülle von exege- Mtl9 28): ^ FrfahrunK"

•:; ^n. besonders begriffsgeschichtlichen Untersucl^- ^^S^'^hX^^

«en. die weithin einleuchtend sind. Nicht immer über- (7,zi). Andererseits Kann "• . , . , Formu-

ftgend abei seheinen mir die Versuche, den „Sitz im stehenlassen un^«^*^m^Äjoh S.

Jen", etwa in der Weisheit oder im J.Wkrij;. oder 1= ^jM/- ^^^^^

V den .Tesaiaschü ern, zu erkennen. Hierfür dürften «oaann nena,, fn.r:Bt1lq rTesusV bei (dazu

AnzeicheJ doch oft zu gering sein. Aber gerade hier formelhaft ^brauchte ,,n Christus (Jesus) he (d

£ wohl von der motivgeschichtlichen Untersuchung f^nhabt'^femer ttll.wo . durch ChrSs" möglich

''°eh manche Klärung zu erwarten. Jedenfalls darf man teilhabt , ierner oienen,

IS; a«S die auf der gelegten Grundlage in Aussicht »V hiw,onBrt; ReiRpiele lassen wohl etwas

Ute Fortsetzung uns der Lösung der Probleme Die vc, ch, . „ ^ ^ ^ ,

r Kapitel naher bringt,. Welche Sorgfalt er „,.

****** ****** deutschen Fassung wendete („in jahrelanger, mühevoller

Arbeit in deren Verlauf sich der Text ... immer w-e-
,W veränderte" (61)*. spürt man beim N-hdenken der
Übersetzung schwierigerer Stellen. Auch WO frei«

NEUES TESTAMENT .. EI wird, ist das Bemühen deutlich, die dK

Aussage bestimmenden Wörter einzubringen
IHrieh :!>„. fW TV*«-, Obers.,, kommentiert. Die Rr„l, ,..,.f de,, ,jJ ^Z^AutLhm*

fc»Wn v. W.Jetttf, llZl« „. R.1W>. Hamburg: srhjPdenen Schriftsteller (7) WW«tW» n er An in anm

feoae-VerUg) Kolt^Zftrioh: Beule« Verlag; Zfinchr paratakt ischc, „und in Mk sichtbar [*. u. i.» i.j.

Zw'»'Kll Veriu [lfm. 9» s k . I.«. DM !».*>. 2 13-15): sie erfolgt indessen kemesw.-gs mechanisch. -

D; r>, • , • wr i. n Andererseits werden längere Satzpartien aufgelost,

Ubenetinng WUoket»' hebt sich sichtlich von Anderersen