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Ausgabe:

1975

Spalte:

351-353

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Saebø, Magne

Titel/Untertitel:

Sacharja 9-14 1975

Rezensent:

Jepsen, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 5

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Kapitel im sogenannten Heiligkeitsgesetz einnimmt.
Seiner Meinung nach rechtfertigen nicht nur dei Indult
und die Gliederung der Vorschriften, sondern auch formell
die Frequenz der Motivierung (die Befreiung aus
Ägypten) eine Untersuchung, die sich hauptsächlich auf
Lev 19 als eine in sich geschlossene Einheit beschränkt.

Im Zusammenhang mit einer niederländischen Übersetzung
werden die wichtigsten Varianten der versiones
antiquae erwähnt und in der Auslegung verarbeitet,
ohne aber zur Emendierung des masoretischen Textes
zu veranlassen. Eine form- und traditionsgeschichtliche
Untersuchung, in der besonders die -xb und -bx Verbote
beachtet und als Vetitive und Prohibitive unterschieden
werden, führt zur Annahme, daß man ihren
Sitz im Leben im Kreis eines Stammes oder einer
Familie zu suchen hat. Die Pluralform deutet dann darauf
, daß ein Vater mehrere Söhne unterrichtet. Ihrer
Form nach zeigen seine Vorschriften den Einfluß der
Mahnsprüche. Der Vf. stimmt also denjenigen bei, die
schon früher auf die Verwandtschaft der Gesetzes- mit
der Weisheitsliteratur hingewiesen haben.

Eine ausführliche und sorgfältige Exegese, die sich
etwas einseitig mit der einschlägigen Literatur der
deutschsprachigen Wissenschaft auseinandersetzt,
schließt mit der Folgerung, daß Lev 19 altes Material
aufgenommen hat, aber doch zur Exilsliteratur gehört
und in seiner hiesigen Redaktion zwischen Deutero-
nomium und Ezechiel zu datieren Bei.

Damit ist die wichtigste These der Dissertation vorbereitet
. Im Exil hat eine führende Schicht durch Abwehr
fremder, hauptsächlich kanaanäischer Bräuche
ihre kulturelle, religiöse und ethische Identität zu
sichern versucht. Die wiederholte Betonung des Auszugs
aus Ägypten greift hoffnungsvoll auf die kommende
zweite Befreiung voraus. Der Grund der Hoffnung ist
der „Bund", den der Autor, um Mißverständnisse vorzubeugen
, als „gemeenschap", und damit meint er
Gemeinschaft mit JHWH, übersetzt hat.

Es ist unmöglich, in einer kurzen Besprechung allen
klugen und oft originellen Beobachtungen des Autors
gerecht zu werden. Er hält mit Sifra Rabba die Sammlung
Lev 19 für die wichtigste Zusammenfassung der
Gebote und Verbote, die, teilweise in der Form eines
Kinderkatechismus, der ganzen Gemeinde der Söhne
Israels mitgegeben ist. Es wäre hier vielleicht möglich
gewesen, die älteste jüdische Exegese, auf die ab und
zu angespielt wird, noch tiefgrabender zu verarbeiten.
Man kann in der Midraschliteratur und bei den Rabbinern
des Mittelalters dann und wann Textinterpreta-
tionen finden, die später als Ergebnisse der neuesten
formgesehichtlichcn Methode vorgetragen wurden. Das
Gebot n;in xb zum Beispiel wurde schon längst durch
Raschi auf Grund älterer Vorgänger als Verbot des
Mensch.-udiehstalils aufgefaßt. Jedenfalls aber ist
Jagersma's klare Darlegung als ein (richtige! Beitrag
zu einein Paragraph der biblischen Theologie zu begrüßen
.

Aiimlenlam M. A. Itwk

Sufbe, Magtie: Sarharja 9 14. Untersuchungen von Text und
Form. N'ciikirchen-Vluyn: Neukin■heuer Verlag d. Kr-
zieluingNvcreitiH |1909|. 365 8. gr. 8U — Wiimeniiehid't I.
Monographien zum Alten u. Neuen Testament, in Verb. m.
F.Hahn u. O. H. Steck hing. v. (i. Bornkamm u. (J.V.Rad.
34. I>M 39,80; Lw. DM 41,80.

Die Kapitel Sacharja 9-14, die man als Deutero-
sacharja zu benennen sich gewöhnt hat, stellen in ihrer
Eigenart, der Mannigfaltigkeit der Form, der Zusam-
menhanglosigkcit des Inhalts die Forscher immer noch

vor ungelöste Fragen. Eine Forschungsübersicht, wie. sie
Saebo in StTh 23 gegeben hat, vermittelt ein gutes Bild
von den verschiedenartigsten Versuchen, der Kapitel
Herr zu werden. Keine Lösung ist bisher allgemein
angenommen worden; kein Wunder, wenn man so verschiedene
Untersuchungen wie die zuletzt erschienenen
von Lamarche und Otzen vergleicht. Wo soll man bei
dieser Situation der Forschung überhaupt ansetzen,
um zu sicheren Ergebnissen zu kommen? Der Vf. möchte
zuerst zwei Vorfragen geklärt sehen, ehe er wagt, zu den
eigentlich exegetischen sowie zu den historischen und
theologischen Fragen zu kommen. Erst dann glaubt er
auch die heute nur noch selten gestellte Frage beantworten
zu können, ob nicht der Autor von Sach 1-8 auch
mehr oder weniger an den Kap. 9-14 beteiligt gewesen
ist. Die beiden Vorfragen betreffen den Text und die
Form, die beide seiner Meinung nach noch nicht die
ihnen gebührende Aufmerksamkeit gefunden haben.
So beginnt er mit einem textkritischen Teil, in dem er
zunächst methodische Fragen erörtert und dabei sich
vor allem mit der textkritischen Arbeit von T. Jansma
zum Deuterosacharja auseinandersetzt. Dann aber bespricht
er den Text aller sechs Kap. Vers für Vers, soweit
sich Varianten im masoretischen Text oder bei den
Übersetzungen ergeben. Das Ergebnis ist einmal „die
Priorität des MT gegenüber den Versionen", dann aber
auch „die Mehrsträngigkeit der hebräischen Überlieferung
". Das heißt, S. hält in der Mehrzahl der Fälle den
MT für besser als den von den Versionen vorausgesetzten
, betont aber auf der anderen Seite, daß auch der
masoretische Text „verschiedene tcxtgeschichtliclic
Phasen" hinter sich hat.

Mit dieser Erkenntnis, daß schon am Text des Dtsach-
noch mannigfach gearbeitet ist, geht S. im 2. Teil an die
formkritische Arbeit und fragt nun wieder Vers für
Vers, was die einzelnen Verse und Abschnitte ihrer Korn1
nach eigentlich darstellen. Dabei will er grundsätzlich
(doch s.u.) von der eigentlichen Exegese absehen, vielmehr
sieht er in der Analyse der Formen eine wesentliche
Voraussetzung der Exegese. Diese Formanalys"
führt dann zu dem Ergebnis, daß sich an eine Reihe von
Kernworten spätere Auslegungen und Ergänzungen an-
schließen, die teils weiterführen, teils den Sinn unibi«'
gen. Dabei wird zuletzt die Möglichkeit erwogen, daß
„eine Traditionsgrundlage dieser Kapitel mit der V*""
kündigung des Propheten Sacharja und mit der messi»'
nisehen Bewegung um 520 in Verbindung gebracht w<"r'
den kann". Damit deutet S. eine neue Lösung für da*
allgemeine Problem des Sacharjabuches, nämlich <',c
Frage der ursprünglichen Einheit, an.

Was soll man zu dem allen sagen ? S. breitet einen n"1
fangreichen Stoff sorgfältiger Analysen vor dem I<eSe
aus, ständig im Gespräch mit der älteren wie der net"''
sten Literatur, mit der er sich ernsthaft auscinand'''
setzt. Es ist daher kaum sinnvoll, Einzelheiten zu krd'1
Bieren. Zu fragen ist nach der Methode und nach de"
Ergebnis.

Wm die Methode angeht, so ist das Anliegen des »*
eine klare Unterscheidung der methodischen Seh"' '(
Khe man überhaupt Aussagen machen kann, ist d
Text auf seine Zuverlässigkeit und Geschichte Iii", '.
prüfen, ohne Rücksicht unfeine spätere Exegese.
lieh betont auch H. hier sehr deutlich, gegen Jansni». d ge
schon bei der Analyse der Textgeschichte die Ex'^'j,,
nicht ganz zu umgehen ist, und so finden sich »cn,"V
seinem 1.Teil auch exegetische Überlegungen. Das"''^t.
gilt für seine Pormanalyse ; immer wieder muß er, ""^„.r
Formen zu klären, die Exegese, die Erklärung ei"7''^,,,-
Begriffe und ihre Verwurzelung im Leben mit fn
Kienen. Hier sind Sacbos grundsätzliche Überlegt"1^,
wohl weiterzuführen. So notwendig es ist, die tne