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Ausgabe:

1975

Spalte:

315

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Cramer, Maria

Titel/Untertitel:

Koptische Liturgien 1975

Rezensent:

Onasch, Konrad

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315

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 4

316

LITURGIEWISSENSCHAFT

Lometsch, Arndt: Erfahrungen eines Helfers im Diako- Fraas, Professor für Religionspädagogik in Augsburg,

nischen Jahr. Ein Beitrag zur Lernzieldiskussion (IM hat es nun übernommen, eine der folgenschwersten

64,1974 S. 173—176). Versäumnisse theologischer Forschung aufzuarbeiten;

Schierse, Franz Joseph: Wunder in der Verkündigung denn ohne theologische Reflexion evangelischer Arbeit

(bibel und kirche 29, 1974 S. 10—13). rnit den Kleinkindern fehlen späterer kirchlicher Bil-

Socha, Hubert: Die „Dienstämter" des Lektors und Ako- dungsarbeit entscheidende religionspsychologische Vor-

lyten (MThZ 25, 1974 S. 138—151). aussetzungen und theologische Denkansätze. Es erweist

Theological Education by Extension (Theological Edu- sich für einen erfahrenen Theologen und Pädagogen als

cation 10 1974 S 223—280) eme dankbare Aufgabe, bereits vorliegende Einzelergebnisse
aus den Bereichen der Tiefenpsychologie, der Verhaltensforschung
, der Lernpsychologie und der Lerntheorie
religionspädagogisch zu einer Gesamtkonzeption zusammenzufassen
und integrativ mit der theologischen
Problematik kirchlicher Arbeit mit den Kindern in El-

Cramer, Maria: Koptische Liturgien. Eine Auswahl. ternhaus und Gemeinde zu verbinden.

Trier: Paulinus-Verlag [1973]. 81 S., 9 Taf. 8° = Sophia. Im Zusammenhang mit der Dialektischen Theologie
Quellen östlicher Theologie, hrsg. v. J. Tyciak u. W. Nys- war die Religiosität als theologisches Problem abgewer-
sen, 11. Kart. DM 12,80. tat und die religionspsychologische Fragestellung nach
Dieses Bändchen in der Sammlung „Sophia", der wir den strukturellen Wurzeln der Religiosität verdrängt
schon eine Reihe von Auswahlübersetzungen aus der Pa- w<j^ en,' „ , _ . „ . T , A ^
tristik und dem Orlens Christianus verdanken, enthält Nun, l<& R den Entwurf einer Lehre christlicher Arbeit
in mehr oder weniger thematisch lockerer Form liturgi- mit Kleinkindern vor, der in seiner systematischen Ansehe
Texte aus koptischen Handschriften. Voran hat die laf den Charakter eines Handbuches der Grundlagen
Vf.in eine Einführung über Sprache, Dialekte und Zeit- religiöser Unterweisung und Sozialisation in evangeli-
rechnungen der Kopten gestellt. Es folgen Gottesmutter- scher Verantwortung tragt.

hymnen (Theotokien), der Ritus der Karwoche, ein un- Das erste Kapitel ist einer anschaulichen und doch
veröffentlichtes Passa-Buch, dazwischen eine knappste knaPP und exakt formulierten Übersicht über die viel-
Einführung in den koptischen Fastenzyklus. Ferner faltigen Tendenzen erziehungswissenschaftlicher Neubringt
Frau Cramer Beispiele der rituellen Totenklage Orientierung des vergangenen Jahrzehnts gewidmet. Die
einschl. Grabsteintexten im Vergleich mit byzantini- kirchliche Unterweisung darf den Schüler nicht auf die
sehen Beispielen, Auszüge aus den drei koptischen Ana- jeweils gerade in Ansehen stehenden biblisch-dogmati-
phoren, Texte aus der Mönchsweihe und aus dem Ehe- schen Inhalte fixieren. „Sie muß ihn befähigen, bleibende
Schließungsritus. In einem Anhang werden einige Anti- Haltungen zu internalisieren, die ihn mit den Inhalten
phonen aus dem ältesten koptisch-saidischen Antiphone sachgemäß umgehen lassen" (16). „Ein .mündiger Christ
von 803 gebracht. Beispiele aus der koptischen Miniaturi- lst also der, der die ihm gemäße Form des Christseins
stik helfen, die Ausführungen im Text zu ergänzen. sucht" <21>- Der Vf. bringt hier erneut in Erinnerung,
Etwas verwirrend sind die oft abrupten Übergänge von daß christliche Unterweisungsziele erst dann wirksam
liturgischen Texten zu den Referaten der Vf.in. Vielleicht werden, wenn sie eine gesellschaftliche Lebensform erwäre
es gut gewesen, z. B. aus dem zwar weiten, aber *eben und den einzelnen Christen in konkrete Lebens-
sehr interessanten Bereich der koptischen Theotokien formen einüben.

einige Beispiele auszuwählen und mit einer kurzen Ein- Besonders hilfreich ist im 1. Kap. die Auseinanderset-

leitung zu versehen. So wird sich nur der Spezialist durch zunR mit den Einwänden gegen frühkindliche religiöse

die etwas diffuse Darstellung finden können, während „Beeinflussung". Letztlich sind auch Kap. 2 „Religiosität

für den Laien (für den die Reihe erscheint) nur wenige als theologisches Problem" und Kap. 3 „Die strukturel-

Brocken von des ersteren Tische bleiben. len Wurzeln der Religiosität" der theologischen und so-

Halle/Saale Konrad Onasch

KATECHETIK UND

ziologischen Reflexion dieses Themas in seelsorgerlich
nachgehender und sachlich überzeugender Weise gewidmet
. Diese Ausführungen von F. sind von der Einsicht
getragen, daß sich „niemand, der sich verantwortlich m'1
Erziehung beschäftigt, die Auseinandersetzung mit der
RELIGIONSPÄDAGOGIK rrühkindlichei] religiösen Erziehung ersparen" kann-

und zwar „unabhängig davon, welchen Wert er selbst

„ TT _., „,,,.„.. ....... einer spezifisch religiösen Haltung belmißt" (35).

Fraas,Hans-Jurgen:ReliKiosoKrziehun(fundSozia sat on „, .. . . „. , . _ , . , . . . „irht

Im Kindcsaltcr. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht J^mZZ?£*]% ol

[1973]. 259 S. 8«. Kart. DM 25.-. "n dor Wunschbarkoit der hohen Ideale zu messen, so"

dem an ihren prufbaren Folgen" (22). Diese Po»*»*"

Kirchliche Arbeit mit Kindern im Vorschulalter leidet führt den Vf. dann zu klaren Definitionen (83f.), die 'nrn

weithin darunter, daß sie als Spezialfall der Pädagogik in Kap. 4 ermöglichen, die Handlungskomponente rcU'

angesehen und aus dem Verantwortungsbereich der giöser Haltungen, die affektiven sowie auch die kognl*1'

Pfarrer ausgeklammert wird. Nehmen sich dann Reli- ven Aspekte religiösen Verhaltens in weitem Horizont zu

gionspädagogen und Katecheten der Arbeit mit den El- skizzieren.

tern, Paten und Kindern an, geht die Aufgabenstellung Im 5. Kap. ist der Schwerpunkt die Diskussion entspre'

meist nicht über die Bereiche der Hinführung zum Got- chender Konsequenzen kirchlicher Mitverantwortung tür

tesdienst der Erwachsenen und der „Vorhofarbeit" für die Bildungsprobleme und die innergempindlich-relig,ösC

Religions- bzw. Konfirmandenunterricht hinaus. Hinzu Unterweisung im Dienst der Selbstauslegung des Gl3u'

kommt, daß die Kindertaufe als theologische Begründung bens, soweit sie sich auf die nachwachsende Generflt'°n

evangelischer Kinderarbeit eine zu schmale Basis ist, der Kleinkinder erstreckt.

etwa auch angesichts der zunehmenden Möglichkeit der Immer wieder beeindruckt an diesem Buch die PriizJ

Erwachsenentaufe. Ebenso macht sich sowohl im An- sion der wissenschaftlich anspruchsvollen und df>r

satz des Kindergottesdienstes wie auch in der Arbeit der sprachlich schlichten und behältlichen Formuli<'ningen'

evangelischen Kindergärten und der Elternarbeit das die auch einen vielleicht zunächst gegenüber dem Tn<?n2.

Fehlen einer Theologie des Kindes bemerkbar. noch skeptischen Leser fesseln und an der Fülle des sflen'