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Ausgabe:

1975

Spalte:

7-23

Autor/Hrsg.:

Funk, Wolf-Peter

Titel/Untertitel:

"Die Lehren des Silvanus" 1975

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7

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 1

s

2M.Noth a.a.O. S.liO Anni.l; K.Janssen. Juda in der Kxilszcit
(FB LA NT 89), Göttingen 1!>50, S. 12rr. (auf Anm.3 eine Bibliographie
früherer Werke, welche denselben Standpunkt vertreten haben); Ii. von
Bad, Theologie den Alten Testaments. Bd.I, München 1057. S.89 « *1968,
8.92; B.Bach. Art. „Deuteronoiiiistisches (Icschichtsweik". l!ü(i 2 <J1958),
Sp io(); ir.w.Wolff, Das Kerygma des Deuteronomlstischen Geschichtewerkes
, ZAW 7:1 (1961). S. 171-186 = des. Stud.. München 21978, 8.808 bis
:$24: s. 172/30!): A.Weiser. Kiiilcitimg in das A11 ■ ■ Testainent, <:<i(tiiifri'ii
'1966,8.165; E.W.Nicholson, Denteronotn.v and Tradition. Oxford Philadelphia
1967. S. 113; E.Osswald. AltorientalischeParallelen zur dautero-
nonristischcn Geachlchtaaehrelbnng, HIO 15 (1969). S.269-296; S.Herrmann.
Geschichte Israel» in alttestamentllchei Zeit, Hänchen 1973, S.354 (schon
früher: Prophetle und Wirklichkeit in der BpOChe des babylonischen Kxils.
Berlin-Stuttgart 1967. S.21 unter Berufung auf M.Noth, B.Janssen und
G. von Rad) und so wohl auch A.H. J.Gunneweg, Geschichte Israels bis
Bai Eochba, Stuttgart, 972, S.1171. A.Jcpsen a.a. O. und W. Brueggcmann,
The Kerygma of the Deutcrouomistic Historien, Interp. 22 (1967). S.387
bis 102, befassen sich nicht, soweit Ich sehe, mit dem Problem.

3 M.Noth, Zur Geschichtsauffassung des Deuteronoinistcn. in l'roceei.f
ings ol the XXII Coiigrcss of Orientalists Istanbul 1951. Leiden 1957,
Bd.II, 8.568- 566 (nicht in die verschiedenen Sammelwerke aufgenommen)
erwägt die .Möglichkeit einer einheitlichen Verfasserschaft. K. Janssens
a.a.O. versucht sie zu beweisen und A. X. Radjawane a.a.O. S.lilil. nimmt
sie an. Sic wurde schon von J.Wellhausen unter Betonung der ideologischen
Einhalt der Bearbeitungen der Richter- und Königstraditionen vertreten,
vgl. u.a. Die Compositum des KezateBCh, Berlin 31898 = ,i'M3, S.183.
Für mindestens zwei Redaktionen haben sich geäuUert: A.Jepscn a.a.O.
S.76IT.: R. de VaUX, Le livre des Rois, Paris 2I958. S.15IT.; und J.Gruy,
I & II Kings. London-Philadelphia 21970, S.Si'f.; vgl. neuerdings R. Smend.
Das Gesetz und die Völker, in Probleme biblischer Theologie, KS. G. von
Rad. München 1971, S.494-509; W. Dietrich. Prophetle und Geschichte
(KULANT 108). Göttingen 1972 und F.M.Cross a.a.O. (Anni.l) S.278rf.
Vermittelnd .1. Helms. Die Sünde .lerobeams (II! LA NT 98), Güttingen 1967,
8.8 Anin.l und lOOff.: alles deutet zwar auf mehr als eine Uedaktlon, doch
„Sprache und Gedankenwelt ... sind in sich so einheitlich", dal.', man ruhig
von einein Denteronomiaten welterredan darf.

* In allen seinen Schriften.

5 Ausführlicher in meiner Introduzione aH'Anüco Tcstamento, Breacia
21974, S.225ff.

* A.a.O. S.105.

7 Das stellt E. Janssens a.a.O. S. 1171. (mit Literatur) ja selbst fest. Ob
es zwischen diesen beiden Nachrichten eine Zeitspanne gegeben habe, während
der der Opferdienst nicht stattgefunden haben soll, ist nicht mehr zu
ermitteln. Mir scheint es unwahrscheinlich.

J A.a.O. S.17ff.

1 .I.A.Soggin, Dcuteronoinistischc Geschichtsschreibung während des
babylonischen Kxils,in Olkonomla, FS.O.Cnllmann, Hamburg 1967, s. 11 bis
17: ausführlicher in Lc livre de Josiie «'AT Va), Neuehätel 1970. S.I2I.
(englisch: Joshua, a Cominentary. London Philadelphia 1072, S.5. Auf
/.. 15 inul.1 allerdings übersetzt werden: ..In Babylon,durlng the Exile", was
im Zusammenhang unentbehrlich ist. Die biographisclicn Notizi n auf dein

1'msehlag der amerikanischen Ausgabe sind z.T. falsch. z.T. tä<-lierlich) und
Oes. zu Jos 23. Ja. ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, ilaU die von
H.W.Wollt' a.a.O. (Auni.2) herausgearbeiteten Bestandteile des dtr.
Kerygmas viel besser in die Lage der Exulanten hIs in die der Verbliebenen
hineinpassen. Übrigens hat W. Briieggemaiin. The Kcrygina ol' die Priestly
Writers, in ZAW 84 (1972), S.397-414 neuerdings äuUerst wahrscheinlich
gemacht, dai.i auch .1'' unter den Exilierten in Babylon entstanden sei.

10 So treulich L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament (W.ma.nt
36), Neukirchen i960. 8.6.

11 Alles deutet übrigens daraufhin. ilaU die Beziehungen zwischen den in
.Inda Verbliebenen und den Bewohnern des ehemaligen NordreicheB gul
waren. Janssen a.a.O. S.117f.

12 J. Wadlhausen. Die Rückkehr der Juden aus dein babylonischen Exil,
in Nachrichten der Göttinger Gelehrten Ocscllschaf't 1895, S.183I. (zitiert
nach E. Janssen a.a.O. S. 13 Anm.3, da die Arbeit mir nicht zugänglich Ist).
Nur glaube ich. daU die Wcllhausenschc Beschreibung der Verblielienen als
..Verwahrloste, ihrer Kühler beraubte, halbheiduiscbc Bauern" stark über-
trielien ist: es wird ihnen immerhin doch von den meisten die Verfasserschaft
der Klagelieder zugeschrieben, was ein weniger düsteres Bild von ihrer
geistigen Lage voraussetzt. Zum Leben der in Palästina Verbliebenen vgl.
coletst S.Herrinann, Geschichte ... a.a.O. S.863f.

13 Eine eingehende l'ntersuchung der Texte findet sich bei E.Janssen
a.a.O. S.ltHT.

iA Mit den verschiedenen Auffassungen des Königscharismas Sauls
Orauchen wir uns hier nicht auseinanderzusetzen: aus den Texten scheint
mir hervorzugehen, daü das Dtr. o. dem Königtum Sauls kein oder nur
wenig Gewicht beigemessen hat. Kür die Iiier und au den weiteren Stellen
gebrauchte Terminologie verweise ich auf M.Weinleid. Deuli ronomy and
tlii- Denteronomlc School, Oxford 1072. App. ,A'.

15 Vgl. mein erwähntes l,c livre de Josuc, z.St. und L.Perlitt a.a.O.
(Anm.lO) S.19r.: R.Smend a.a.O. (Anm.3) S.SOlff. An sich braucht mau
dlcBo Materialien nicht unter dem Schema ..Drohung/Weissagung - Erfüllung
" zu betrachten: wie E.Osswald a.a.O. (Anm.2) und K.M.Gross
a.a.O. (Anm.l) S.275ff. unabhängig voneinander nachgewiesen haben, geboren
solche Warnungen und Drohungen in die altorientallschen Chroniken
und (Vasallen-) Verträge. Leider Ist es hier nicht möglich, eine Ncuuntei-
sucliung des sog. Bundesfoinmlars unter diesem Gesichtspunkt durch-
zufüiiren: doeli, da das Dtn und das Dtr. O. dem Begriff berit eins zentrale
Stellung einräumen, sollte auch diese Erklärung berücksichtigt werden.

1Ä S.Garofalo, II libro dei Ite. Torino 1051, z.St. meint. Vhsh setze voraus
, daü der Tempel noch nicht zerstört worden sei. Ich begreife die Argumentation
nicht.

17 Hierzu L.Perlltt a.a.O. und W.Dietrich a.a.O. 8.41fr.

18 Vgl. die Kommentare zum Deuteronomtum.
W.Dietrich a.a.O. B.14,

20 W.Zimnierli, PI:.......gen für den W iederau! bau nach ih r Katastrophe

von 587, VT 18 (1968). S.220 255: G.C.iMacholz. Noch einmal: Planungen
für den Wiederaufbau nach der Katastrophe von 587. VT 19 (1969), K.322
bis 352.

„Die Lehren des Silvanus"

Die vierte Schrift aus Nag-Hammadi-Codex VII

eingeleitet und übersetzt vom Berliner Arbeitskreis für koptisch-gnostische Schriften *

Die vierte Schrift des Codex VIJ von Nag Hsmmadi
(p. 84,15-118,7; Titel abgekürzt: Silv)1 stellt sich dar als
eine christliche Weisheitslehre, deren reichhaltiges
Spektrum von Sprüchen pragmatischer Lebensweisheit
Iiis zu theoretisierenden Gedankengängen spekulativer
Dogmatik, von Worten, die man auch in der profanen
Popularphilosophie findet, bis zu Aussagen von tiefer
christlicher Frömmigkeit reicht. Aufgrund der Ver-
.schiedenartigkeit der religions- and philosophiegeschichtlichen
Quellen bzw. der vielfältigen Beziehungen,
die sich für einzelne Aussagen oder ganze Abschnit I < der
Schrift feststellen lassen, ergibt sich zunächst das Bild
eines gewaltigen Eklektizismus, der in souveräner Weise
heterogenes Wissen zu einem interessanten Gesamtkomplex
zusammenschmiedet. Diesen Eindruck vermittelt
auch ein Teil der bisher über Silv erschienenen
Arbeiten (aus der Feder von J. Zandee2 bzw. J.Zandee
und M.L.Peel1'), in denen durch die Aufzählung einer
Fülle von mehr oder weniger belangvollem Hintergi und
material zunächst die Neugier auf den eigentlichen Text
geweckt wurde. In der Arbeit, der zuletzt genannten
Verfasser zeichnet sich jedoch eine gewisse Tendenz ab,
die in größerer Deutlichkeit, bereits ans der eingehenden
Untersuchung eines Teilgebietes der hier vertretenen
theologischen Anschauung durch R. Schoedel4 zu erkennen
ist: Wichtiger als die Aufzählung der Ahnenreihe
einzelner Gedanken scheint für das geschichtliche
Verständnis der Schrift selbst die Bestimmung derjenigen
„Parallelen" zu sein, die zugleich ein im weitesten
Sinne zeitgenössisches Milieu der „Lehren des Silvanus"
darstellen könnten. Denn es gibt offenbar Lehrtraditionen
, die die Gesamtheil der für Silv kennzeichnenden
Einflüsse in ähnlicher Weise in sich tragen (so daß der
Eklektizismus, wenn man so will, zumindest kein zufälliger
, individueller ist); und in diesem Zusammenhang
Bohemen alle Wege nach Alexandria /.u fuhren.

Bereits die nicht oder nur äußerlich christianisierten
Abschnitte besonders im ersten Teil des Silv stehen in
ganz enger Beziehung zu Philo von Alexandria, der als
nächststellender Zeuge für verschiedene konkrete Bilder
und lehrhafte Stücke in Frage kommt - das gilt in ganz
besonderem Maße für das anthropologische Kapitel
(p.91,34-94,29)5. Was nun die Christianisierung derartiger
Themen bzw. die wirklich christlichen Teile der
Schrift angeht, so ist die geistige Nähe und die Fülle der
Berührungspunkte mit den großen Alexandrinern von
Clemens über Origenes bis zu Athanasius auffällig und
für das (lesamtvcrständnis der Schrift wohl von grundlegender
Bedeutung. Dieses Milieu bietet, nicht nur eine
christliche Aufarbeitung der jüdisch-hellenistischen