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1975

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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273

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 4

274

Aletti, Jean-Noel: Le discours sur le pain de vie (Jean 6)

(Recherches de science religieuse 62, 1974 S. 169—197).
Delorme, Jean: Sacerdoce du Christ et ministere (A pro-

pos de Jean 17) (Recherches de science religieuse 62,

1974 S. 199-219).
Dockx, S.: Essai de Chronologie Petrinienne (Recherches

de science religieuse 62, 1974 S. 221-241).
Donfried, Karl Paul: The Allegory of the Ten Virgins

(Matt 25:1—13) as a Summary of Matthean Theology

(JBL 93, 1974 S. 415-428).
Epp, Eldon Jay: The Tmentieth Century Interlude in

New Testament Textual Criticism (JBL 93, 1974 S. 386

bis 414).

Feuillet, A.: Les „sacrifices spirituels" du sacerdoce royal

des baptises (1 P 2,5) (Nouvelle Revue Theologique 96,

1974 S. 704-728).
Lamarche, Paul SJ: La mort du Christ et le voile du

temple. Selon Marc (Nouvelle Revue Theologique 96,

1974 S. 583-599).
Oosterhoff, B. J., Dr., u. W. Steenbergen, Drs.: Vroom-

heid in het Oude en Nieuwe Testament. Kampen: Kok

1974. 48 S. 8° = Apeldoornse Studies, 7. hfl. 6.75.
Riquelme, Julian: Signiflcaciön del Bautismo de Jesus

(Teologia y Vida 15, 1974 S. 115-139).
Stenger, Werner: Die Auf erweckung des Lazarus (Joh.

11,1-45). (TThZ 83, 1974 S. 17-37).

KIRCHENGESCHICHTE:
ALLGEMEINES

Wildiers, N. Max: Weltbild und Theologie vom Mittelalter
bis heute, übers, v. K. Schmitz-Moormann. Zürich
—Einsiedeln-Köln: Benziger [1974]. 416 S., 16 Taf.
8°. DM 39,-.

Der Verfasser ist Franziskaner und Professor für Dog-
matik in San Franzisko. Das Buch erschien zuerst in holländischer
Sprache und wurde in die deutsche, englische
und französische Sprache übersetzt. Nach einem kirchlichen
Imprimatur suchte ich vergeblich. Einleitend skizziert
Wildiers seine Sicht des historischen Ablaufs: „Die
großen Theologen des Mittelalters hatten sich darauf
festgelegt, eine allumfassende christliche Weltanschauung
aufzubauen, indem sie Weltbild und Glaubenslehre
auf harmonische Weise miteinander verschmolzen. Dieses
Streben verlieh ihrem Werk eine große Vitalität und
inspirierte ein eindrucksvolles System, in dem Kosmologie
, Anthropologie und Theologie eine bewundernswerte
Einheit bilden. Durch die Revolution in der Kosmologie,
die durch das Werk des Kopernikus eingeleitet wurde,
wurde diese Synthese aber in ihren Grundlagen erschüttert
" (24). Das Buch gliedert sich in drei Teile:
I. Der kosmologische Hintergrund der mittelalterlichen
Theologie, II. Der Untergang des mittelalterlichen Weltbildes
, III. Das heutige Weltbild und die Theologie.

Die Untersuchung der Quellen des mittelalterlichen
Weltbildes stellt fest, daß in der Frage nach dem Weltbild
das griechische Erbe wirksamer war als die Bibel
(33). Das gilt für das Weltbild Piatos ebenso wie für das
des Aristoteles. „Die mittelalterlichen Theologen lasen
die Bibel mit anderen Augen, als wir dies heute tun. Für
sie stand fest, daß die Schrift ganz klar eine bestimmte
Vorstellung vom Weltall vertrat und daß diese Vorstellung
fundamental mit derjenigen übereinstimmte, die
durch die großen griechischen Philosophen und Gelehrten
vertreten wurde" (45). An einem Beispiel sei der
Zusammenhang zwischen Kosmologie und Ethik verdeutlicht
: Die vier Kardinaltugenden entsprachen den
vier Himmelsrichtungen (83). Auch Thomas von Aquin
hat „keinen Augenblick an der Gültigkeit des damaligen
Weltbildes gezweifelt, das er mit großer Genauigkeit

beschrieben hat und das in seinem Denken immer gegenwärtig
ist" (85). Die Synthese von Theologie, Kosmologie
und Anthropologie aus der Zeit der Scholastik
wirkte durch Jahrhunderte nach. W. betont „daß der
mittelalterliche Theologe stets im Rahmen eines sehr
konkreten und allgemein angenommenen Weltbildes
dachte und wirkte... Eine Theologie ohne kosmologi-
schen Hintergrund schien völlig undenkbar" (101). Augu-
stins Äußerung von den zwei Büchern — der hl. Schrift
und dem Buch der Natur — wirkte durch das Mittelalter
nach. Dante und der Sonnengesang des Franz von Assisi
werden behandelt (113—15). Die Existenz des Übels bildet
keinen antagonistischen Widerspruch. Durch den
Sündenfall verlor die Welt zwar ihre ursprüngliche Ordnung
, die aber durch Christus wiederhergestellt wurde.
„So wird der Ordnungsbegriff auch eng verbunden mit
dem Erlösungsgeheimnis" (130). In diesen Kontext gehören
die Sakramente: „Es gibt sieben Sakramente und
sieben Planeten. Beide waren Werkzeuge Gottes ..."
(132). Daraus ergeben sich Konsequenzen für die hierarchische
Ordnung: „Wie im Kosmos alle Bewegung von
oben kommt... so kommt auch in der Kirche alle Leitung
auf jeglichem Gebiet von der Spitze, und sie wird
nach und nach über die niederen Glieder verbreitet"
(135). Das gilt auch für den Staatsaufbau: „Die feudale
Gemeinschaftsstruktur kann tatsächlich als eine Transposition
der kosmischen Ordnung auf die Staatsstruktur
angesehen werden..." (137). W. faßt zusammen: „Die
Blütezeit der Scholastik erlebte das Zustandekommen
einer beinahe vollkommenen Synthese zwischen Weltbild
und theologischem Denken. Der Traum der bereits
den ersten christlichen Autoren vor Augen stand, schien
endlich verwirklicht: Der Kosmos war ein christlicher
Kosmos geworden... Kosmos und Bibel sprachen ein
und dieselbe Sprache und verwiesen auf ein und denselben
Gott... Für einen Theologen jener Zeit mußte es
wohl undenkbar sein, daß eine derartige ideale Harmonie
jemals ein Ende finden sollte" (147).

Der Zusammenbruch der scholastischen Synthese wird
von W. dennoch positiv eingeschätzt: Es handelte sich
um eine Befreiung! „Die Kosmologie sollte sich aus dem
Griff der Theologie befreien, und die Theologie sollte
gezwungen werden — anfänglich gegen ihren Willen —,
sich der Gewalt eines abgeschriebenen Weltbildes zu entwinden
" (148). Kapitel 4 trägt die Überschrift „Von Kopernikus
bis Darwin" (151—84). An die Linie Kopernikus
—Kepler—Galilei—Newton wird der Biologe Darwin
angeschlossen. Mit ihm „wird das letzte Element oder
der letzte Aspekt des alten Weltbildes ... nämlich die
Existenz einer statischen, unveränderlichen Weitordnunggleichfalls
radikal zerbrochen und der Weg zu einer
völlig neuen Schau der Wirklichkeit eröffnet" (184). Stützungsversuche
für das scholastische System waren „ein
nutzloses Unterfangen", das jedoch „in psychologischer
Sicht durchaus begreiflich" war (185). Kapitel 5 „Die
Krisis im religiösen Denken" (185—232) berücksichtigt
Giordano Bruno, Spinoza und Voltaire. Kant versuchte,
„das Gottesproblem von der Kosmologie zu lösen und es
mit dem ethischen Problem zu verbinden" (228). Noch
■stärker wurde die Kosmologie bei Hegel abgewertet
(228-31). Kapitel 6 „Das neue Weltbild und die Theologie
" beginnt mit den katholischen Theologen Lessius
und Berulle, die kurz nach 1600 durchaus offen waren
für die neuen Erkenntnisse; doch „diesem Gang der
Dinge wurde brutal ein Ende gesetzt durch die zweifache
Verurteilung, die vom hl. Offizium gegen die He-
liozentrik ausgesprochen wurde" (241). W. sieht das Unheilvolle
der damaligen Entwicklung, wertet aber dennoch
„mit Hochachtung das große Bemühen..., um die
Autorität der Schrift und der kirchlichen Tradition hochzuhalten
" (248). Freilich entstand so „ein durch und
durch erstarrtes abstraktes System, das jede Fühlung