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Ausgabe:

1975

Spalte:

259

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Frankfurter Judaistische Beiträge 1975

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Seite 1

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259

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 4

260

Reviv, H.: Some Comments on the Maryannu (IEJ 22,
1972 S. 218-228).

ALTES TESTAMENT

Frankfurter Judaistische Beiträge, hrsg. von dem Grün-
dungsausschuß der Gesellschaft zur Förderung juda-
istischer Studien in Frankfurt am Main. Redaktion:
Hartmut Hahn. Heft 1. Frankfurt/M.: Seminar für Ju-
daistik 1973. V, 107 S. 8°.

Die „Frankfurter Judaistischen Beiträge" sind ein
neues Periodicum, das wissenschaftlichen Arbeiten aus
dem Seminar für Judaistik an der Frankfurter Universität
die Möglichkeit ihrer Veröffentlichung verschaffen
möchte. Es ist aber daran gedacht, daß diese Zeitschrift
auch für Studien solcher Wissenschaftler zur Verfügung
stehen soll, die dem genannten Seminar nahestehen. Verantwortlich
zeichnet der im Titel erwähnte Gründungsausschuß
. Die äußere Gestalt ist zunächst anspruchslos,
die „Beiträge" erscheinen maschinenschriftlich im Offsetdruckverfahren
. In den den Aufsätzen dieses 1. Heftes
vorangestellten kurzen Vorbemerkungen wird angekündigt
, daß die „Beiträge" in freier Folge, aber wenigstens
einmal im Jahr herauskommen sollen. Diesmal sind drei
Abhandlungen aufgenommen worden: Arnold Goldberg,
Einige Bemerkungen zu den Quellen und den redaktionellen
Einheiten der Großen Hekhalot (1—49); Del Valle
Rodriguez, Die Haqdama des Rabbi Ben Yehuda von Rom
(50—67); Karl-Erich Grözinger und Hartmut Hahn, Die
Textzeugen der Pesiqta Rabbati (68—104). Auf den Seiten
105 und 106 f. werden Bemerkungen zur Umschrift des
hebräischen Alphabets gemacht sowie ein Abkürzungsverzeichnis
der herangezogenen rabbinischen Literatur
vorgelegt. Das letztere richtet sich im wesentlichen nach
dem Verzeichnis des 1965 in Jerusalem publizierten The
Hebrew University Bible Project, The Book of Isajah,
Sample Edition with Introduction by M. H. Goshen-Gott-
stein, stellt aber nur eine Auswahl aus dieser Liste dar.
Die Aufsätze sind informativ und zeugen für eine solide
Arbeit. Man wird weitere Hefte abwarten müssen, um
sich ein Urteil über diese Zeitschrift bilden zu können.
Was vorliegt, läßt den Eindruck entstehen, daß die „Beiträge
" einen Platz in der einschlägigen wissenschaftlichen
Literatur und Diskussion behaupten werden.
Leipzig Siegfried Wagner

Müller, Werner E.: Die Vorstellung vom Rest im Alten
Testament. Für die Neuauflage durchgesehen, überarbeitet
, mit Ergänzungen und einem Nachtrag versehen
von H. D. Preuß. Neukirchen-Vluyn: Neukir-
chener Verlag des Erziehungsvereins [1973]. 139 S. 8°.
DM 18,-.

Die Arbeit von Werner E. Müller zum Restgedanken
im Alten Testament — eine 1938 eingereichte Dissertation
aus der Schule A. Alts — war 1939 nur als Privatdruck
erschienen. Da immer wieder in Kommentarwerken
und in theologischen Untersuchungen — so besonders
auch in der „Theologie des Alten Testaments" von

G. v. Rad — auf den Ergebnissen dieser grundlegenden
Arbeit aufgebaut worden ist, wurde der Widerspruch
zwischen ihrer Bedeutung und ihrer geringen Verbreitung
immer schmerzlicher fühlbar. Der Mitarbeiterkreis
des „Biblischen Kommentars" regte darum eine Neuausgabe
an, die dann — W. E. Müller war 1944 gefallen — von

H. D. Preuß in Angriff genommen wurde.

Bereits ein photomechanischer Neudruck wäre für viele
ein Gewinn gewesen. Preuß aber bietet viel mehr. Einem
weiteren Leserkreis macht er die Arbeit Müllers dadurch
besser zugänglich, daß er die hebräischen Wörter und
Wendungen teils in Umschrift wiedergibt, teils übersetzt.
Die Arbeiten, auf die sich M. seinerzeit bezogen hatte,

sind seitdem z. T. in Neuauflagen oder Sammelwerken
erschienen. Hinweise auf sie werden vom Herausgeber
den Anmerkungen hinzugefügt, dazu auch Verweise auf
neuere Literatur zu der betreffenden Sachfrage. Dem so
in den Anmerkungen bereicherten Text Müllers wurde
dann ein Nachtragteil hinzugefügt (S. 96ff.). In ihm wird
von P. der weitere Gang der Forschung zum Thema
„Rest" skizziert, zuerst der Arbeiten, die sich grundsätzlich
mit dem Restgedanken befassen (S. 96—117),
dann der Untersuchungen, die ihm in Einzelschriften des
Alten Testaments nachgehen (S. 117-126). Hierbei wird
praktisch alles — auch Lexikon-Artikel — gebracht, was
seither über den „Rest" gearbeitet worden ist. Hervorzuheben
sind hiervon die kritische Auseinandersetzung mit
Othmar Schilling, „Rest" in der Prophetie des Alten Testaments
, Diss. Münster (maschinenschr.) 1942 sowie die
eingehende Würdigung der umfassenden Dissertation von
G. F. Hasel, The Remnant. The History and Theology of
the Remnant Idea from Genesis to Isaiah, Berrien Springs
(Mich.) 1972. Müller hatte, ausgehend von Texten aus der
Umwelt Altisraels, die Herkunft des Restgedankens aus
dem militärisch-politischen Bereich abgeleitet. Dagegen
wendet sich Hasel, auf einem breiteren altorientalischen
Vergleichsmaterial aufbauend, aus dem er schließt, daß
der Restgedanke mit den Fragen nach Leben und Tod,
Existenzsicherung und Hoffnung zusammenhängt, also
religiös und nicht politisch gefüllt sei. P. stimmt ihm
hierin zu (S. 116).

So macht sich — bei aller Würdigung der Leistung Müllers
— auch der eigene Standpunkt des Herausgebers geltend
. Da er einen vollständigen Überblick über das Forschungsgebiet
gewonnen hat und in seiner zusammenfassenden
Schlußbemerkung (S. 125 f.) die entscheidenden
Punkte nennt, bei denen die weitere Forschung anzusetzen
hat, wäre es sehr zu begrüßen, wenn er der Herausgabe
der Schrift Müllers bald eine eigene umfassende
Untersuchung über den „Rest" folgen ließe.

Das Literaturverzeichnis bringt nach der Zusammenstellung
der von W. E. Müller benutzten Literatur (erweitert
durch Angabe von Neudrucken) mit der in den
Nachträgen genannten Literatur einen Überblick über
sämtliche neueren Arbeiten, die Wesentliches zum Restproblem
zu sagen haben.
Berlin Ludwig WSchter

Hay, David M.: Glory at the Right Hand. Psalm 110 in
Early Christianity. Nashville — New York: Abingdon
Press [1973]. 176 S. 8° = Society of Biblical Literature,
ed. by L. Keck, 18. $ 5,-.

Ein erster Teil (S. 19—51) bietet einen Überblick über
die alte Exegese von Ps 110 bei Juden und Christen, ein
zweiter Teil (S. 52—153) analysiert die frühchristlichen
Bezugnahmen auf Ps 110 (Jesu und der Christen Sitzen
zur Rechten Gottes, christologische Titel, Unterwerfung
der Mächte, Jesu priesterliches Eintreten).

Vf. ist bestrebt, alle Benutzungen dieses Psalms im
neutestamentlichen Zeitalter zu berücksichtigen und die
dahinterstehenden Traditionen und Assoziationen zu erfassen
. Dabei ergibt sich ihm eine große Vielfalt von Ansichten
und von exegetischen und systematischen Zusammenhängen
.

Er referiert über Zeit und Umstände der Entstehung
des Psalms. Dabei nennt er (S. 19) verschiedene Auffassungen
, ohne selbst, mit einer übereinstimmend oder von
allen abweichend, Stellung dazu zu nehmen. Später (S.24)
wird die Hasmonäerhypothese abgelehnt. Von wem ist
die Rede? Vorchristliche Deutungen (Septuaginta,
1 Makk 14,41, das Testament Hiobs und das Levis, Dan
7,9-14 und Rabbi Akiba, Henochliteratur und 11 Q Mel-
chisedek) und spätere jüdische Zeugnisse werden angeführt
. Man bezog den Psalm auf eine fromme Einzelperson
, auf menschliche Regenten oder auf übernatür-