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Ausgabe: | 1975 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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20;»
Theologische Literaturzeitung 100. .lahrgang 1975 Nr. 3
20(3
Curti, Carmelo: II codice patmos Monastero S. Giovanni 215
e i ..Comnientarü in psalmos" di Euscbio di Cesarea.
Eslratto da Studi classici in onore di Quintino Cataudella,
II. Catania: Universita di Catania, Facoltä di Lettere' e
Filosofia 1972. 47 S. gr. 8°.
Von dem umfangreichen und gelehrten Psalmenkommentar
des Eusebios von Kaisareia ist ein größerer zusammenhängender
Teil (Ps 51—95,3) direkt überliefert (Cod. Coislin.
44). Er wurde bereits im Jahre 1706 von dem Mauriner
B. de Montfaucon ediert1. Von den übrigen Teilen des
Kommentars sind nur Bruchstücke und Zitate in Katenen
erhalten. Die von Montfaucon zu Ps 1—50 und 96—118 und
von Kardinal A. Mai zu Ps 119—150 veröffentlichten Katenenzita
te sind, dem damaligen Stand der Katenenforschung
entsprechend, nicht unproblematisch2. Wichtige neue Ka-
tenenentdeekungen verdanken wir G. Mercati und M.
Bichard. Der erste verwies auf den Cod. Amhros. gr. F 126
sup., der Teile aus dem Kommentar zu Ps 83,4—150 enthält3
, der andere auf Cod. Patm. mon. loan. gr. 215, dessen
Exzerpte schon mit Ps 78,5 beginnen4. Beide Handschriften
sind noch nicht ediert.
Vf. vorliegender Studie bietet nicht, wie die Überschrift
erwarten läßt, eine umfassende Untersuchung und Bestimmung
der einzelnen Euseb zugehörenden Zitate im Cod.
Patin., sondern nur einen Beitrag zur Untersuchung des
Wertes der gebotenen Texte, der auf einem Vergleich der in
den drei Codd. Coislin., Ambros. und Patm. parallelen
Passagen faßt. Dabei bestätigt er mit Korrekturen die von
Bichard in knapper Form vertretene Meinung, daß beide
Katenen unabhängig voneinander auf den gleichen Prototyp
zurückgehen5, und die auf vier Stichproben beruhende Feststellung
von B. Devreesse. daß die beiden Katenen von dem
direkt überlieferten Text stark abweichen*5. Vf. macht sich
die Prüfung beider Auffassungen nicht leicht. Dankenswerterweise
ediert er einige Passagen aus den beiden Katenen
, so daß dem Leser eine kritische Mitarbeit ermöglicht
wird, wenn auch durch das fehlen zeilengetreuer Gegenüber-
Stellung der Parallelsätze und -worte die Orientierung nicht
leicht ist.
Die gewonnenen Ergebnisse sind überzeugend: Der Vf. der
Prolokatene habe zwar die inhaltliehe Substanz der Euseb-
ahschnitte beachtet, sei aber mit dem Text selbst sehr willkürlich
umgegangen. Allerdings sind m. E. die Konsequenzen
, die Curti daraus zieht, zu optimistisch gehalten.
Sicher werden beide Katencnhandschriften für eine kommende
Edition der Beste von Enschs Psalmenkommentar sehr
wertvoll sein, doch wird man da, wo Parallelüberlieferung
fehlt, immer auf sehr unsicherem Boden stehen. Für diese
Editionsaufgabe hat sich Vf. mit den vorliegenden Untersuchungen
, wie auch mit der vorhergehenden Prüfung des
Cod. Coislin. 44', empfohlen.
Berlin Friedhclm Winkelmanri
1 Collectio nova patr. et Script, gr. 1, Paris 1706. Von .1. I*. Migne
im 'Jit Band (Sp. 441—1221) seiner Patrologia graeca abgedruckt.
3 Für die von Montfaucon edierten Stücke vgl. die in der vorher
gehenden Anm. genannten Editionen. Mai, Nova bibl. patr. IV 1, Koni
1847, 6SfT. — Migne PG 24,9—76. Zu den Ergänzungen von J. P. Pitra,
Annlecta sacra 3, Paris 1883, 365—520 vgl. das warnende Urteil von F.d.
Schwanz, I'auly-Wissowa RF. VI 1436.
3 G. Mercati, in: Rendiconti del R. Ist. Lomb. di sc. e lett., ser. 2,
vol. 31, 1898, 1036-45 = Opere minori 2, 1937, 58-66 (Studi e Testi).
Die von dieser Handschrift gebotene Katcne trägt bei 0. Karo-I. Lietz-
rnann (Catenarum Graecarum catalogus, Göttingen 1902 , 38) die Sigle
„Catenae in Psalmos XI".
4 M. Richard, in: Bulletin d'information 3, 1954, 102ff.
s Bulletin d'information 5, 1956, 89f.
* l.es anciens rontmcnlateurs grecs des Psaumes, Citta del Vaticano
1970, 116.
7 Per unn nuova edizione dei Commentarii in Psalmos di Kusebio
di Cesarea (ms. Coislin. 44), in: Due articoli eusebiani (Commentarii in
Psalmos), .Noto 1971, ilff.
iS'oret. .1.: Une schöbe de l'cpitre de Jacques tiree de Sy-
meon Metaphraste (llibl 55. 1974 S. 74-75).
Sieben, Hermann-Josef: Zur Entwicklung der Konzilsidee
(Theologie und Philosophie 49, 1974 S. 37-71).
Timiadis, Emilianos: Die orthodoxen Väter und die nicht-
christlichen Beligionen (Una Sancta 27, 1972, S. 163-167).
Verheijen, L. M. .1.: Le de doctrina christiana de saint
Augustin (Augustiana 24, 1974 S. 10-20).
Weippert, M.: Semitische Nomaden des zweiten Jahrtausends
. Über die Ssw der ägyptischen Quellen (Raphael
Giveon, Les bedouins Shosou des documents egyptiens)
(Ribl 55, 1974 S. 265-280).
Wischmeyer, Wolfgang: Die archäologischen und literarischen
Quellen zur Kirchengeschichte von Apulia et
Calabria Luciana et Bruttii bis zum Jahr 600. — Sammlung
und Auswertung von Materialien zur Geschichte zweier
spatantiker Provinzen (Theol. Dissertation, Heidelberg
1973).
KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT
Jedin, Hubert: Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. Bd.
1 V: Reformation, katholische Reform und Gegenreformation
. Von E. Iserloh, J. Glazik, H. Jedin. Freiburg-
Basel-Wien: Herder 1968. XXXII, 723 S. gr. 8°.
Nach den Besprechungen von Bd. I und III, 1—2 des
Jedinsehen Handbuches (s. ThLZ 91, 1966 Sp. 4tff; 95, 1970
Sp. 589ff; 97, 1972 Sp. 372ff) folgt hier der - zeitlich bereits
zwischen Bd. III/l und II1/2 erschienene — Reformationsband
. Daß er die Mitte des Gesamtwerkes darstellt, erkennt
man schon au den Mitarbeitern : Während die vorangehenden,
erst recht aber die folgenden Bände (hier Bd. V, 1971; Bd.
VI,1 lind 2, 1972/3 jeweils einer Mehrzahl verschiedener Autoren
das Wort gehen, ist die vorliegende Darstellung mit
..Reformation" und ,,Gegenreformation" allein auf zwei
prominente katholische Kirchenhistoriker, E. Iserloh und
IL Jedin, verteilt, die beide — jeder auf seine Weise — zeigen,
daß die katholische Geschichtsschreibung die Reformation als
Schicksalsfrage an den Katholizismus begriffen bat. Dabei
ist Iserlohs Darstellung der „protestantischen Reformation"
(S. 3—446), die schon in Bd. III/2 mit Teilen des Spälmiltel-
alters (einschl. Humanismus) einsetzt (s. meine Würdigung
in ThLZ 97. 1972 Sp. 376) und im vorliegenden Rand etwa
zwei Drittel des Gesamtvolumens beansprucht, auf jeden
Fall «las wichtigste Stück. Dagegen hat der in Jedins Darstellung
der Gegenreformation eingelagerte Abschnitt zur
katholischen Missionsgeschichte unseres Zeilraums von .1.
Glazik (S. 605—649), trotz seines wichtigen und vielfach
erschütternden Inhalts, nur subsidiäre Bedeutung, sofern er
das von Jedin entworfene ISild des innerkatholischen Aufbruchs
seit dem 16. Jh. in charakteristischer Weise ergänzt
und abrundet. Übrigens haben beide Hauptautoren von
Bd. IV — Jedin und Iserloh — ihre Beitrage unabhängig
voneinander abgeschlossen (s. Iserloh im Vorwort, S. V), was
nicht nur manche Oberschneidung im Detail, sondern auch
die Verschiedenheit der jeweiligen * losamtkonzeption erk lärt,
von der noch zu sprechen sein wird.
Was an Iserlohs Leistung zunächst anspricht, ist die
Bewältigung der — nicht eben leichten — Formalprohleine.
Sicher kann man angesichts der voluminösen Bände des
Gesamtwerkes als Leser zu der Frage kommen, ob die Form
einer durchweg .erzählenden' (vielfach auch .aufzählenden')
Darbietung des riesigen kirchengeschichtlichen Stoffes in
einem .Handbuch' wirklich als ideale Lösung anzusehen ist.
Wer das wesentlich gedrungenere Profil der Wiedergabe hei
Hermelink/Maurer (G. Krüger, Hdb. d. Kirchengeschichte
Bd. III, «1931) oder hei Lau/Bizer (K. D. Schmidt/E. Wolf,
Die Kirche in ihrer Geschichte, Liefg. K) unbefangen vergleicht
, wird diese F'rage sicher verneinen. Indessen hat
Iserloh doch die ihm Vorgegebene Form mit einem Maximum
an Klarheit und Übersichtlichkeit ausgefüllt, die alle An-