Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1975 |
Spalte: | 203-204 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Autor/Hrsg.: | Escribano-Alberca, Ignacio |
Titel/Untertitel: | Glaube und Gotteserkenntnis in der Schrift und Patristik 1975 |
Rezensent: | Andersen, Wilhelm |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
203
Theologische Literaturzeilung 100. Jahrgang 1975 Nr. 3
204
Schüttler Fiorenza, Elizabeth: Redemption ;is Liberation:
Apoc l:5f. and 5 :üf. (CBQ XXXVI, 1974 S. 220-232).
Schwarz, Günther: lobte den betrügerischen Verwalter
"? (Lk 10,8a) (BZ 18, 1974 S. 94-95).
Schweizer, Kdnard: Sprache des Neuen Testaments in der
Sicht heutiger Wissenschaft (Universität 28, 1973 S. 849-
852).
— Zur Struktur di r hinter dem Matthüuscvaiigeliuni stehenden
Gemeinde (ZNW 65, 1974 S. 139).
Smylie, James II.: Uncle Tom's dahin Revisited. The Biblc,
the Romantic Imagination, and the Sympathics of Christ
(Interpretation 27, 1973 S. 67-85).
Stegemann, Christa: Uber die Entstehung des sogenannten
2. Klemenshriefes (Theolog. Dissertation, Bonn 1972).
Tannchili, Robert C.: The Magnificat as Poem (JBL 93,
1974 S. 203-275).
Thompson, William G.i An Ilistorical Perspective in the
Gospel of Matthew (JBL 93, 1974 S. 243-262).
Tugwell, Simon: The Gift of Tongues in the New Testament
(KT 84, 1973 S. 137-140).
Vanhoye, A.: Interrogation johannique et exegese de Cana
(Jn 2,4) fBibl 55. 1974 S. 157-157).
Völkel, Martin: Zur Deutung des „Reiches Gottes" bei
Lukas (ZNW 65, 1974 S. 57-70).
Weisweiler, Iiiiger: Sehleiermachers Arbeiten zum Neuen
Testament (Theolog. Dissertation, Bonn 1972).
Weist, Christoph: „Wer ist dieser Menschensohn". Die Geschichte
der Exegese zum Mensehcnsohn-Begriff (Theolog.
Dissertation, Wien 1972).
KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE
Escribano-Alberca, Ignacio: Glaube und Gotteserkenntnis in
der Schrift und Patristik. Freiburg: Herder 1974. VI. 138 S.
gr. 8° = Handbuch der Dogmengeschichte, hrsg. v. M.
Schmaus, A. Grillmeier, S. J., L. Scheffczyk. Bd. I :
Fasz. 2a: Das Dasein im Glauben. Kart. DM 50. — .
Dem sorgfältig geplanten Handbuch der Dogmengeschichte
, an dessen vier Bänden viele Autoren gleichzeitig arbeiten,
ist wieder ein neues Stück eingefügt worden. Der erste Band
„Das Dasein im Glauben" ist damit zwar noch nicht abgeschlossen
, aber die Teilbände 4—6 sind nun vollständig und
von 1—3 ebenfalls wichtige Stücke erschienen.
Wenn man sich den theologischen Ort der hier anzuzeigenden
Arbeit im Gesamtaufbau vergegenwärtigt, stellt
sich allerdings die Frage nach der Angemessenheit der
Proportionen. Die Thematik: Glaube und Gotteserkenntnis,
der die Behandlung der Offenbarungslehre vorausgeht und
eine Theologie der Heiligen Schrift folgt, ist für den I. Band —
Das Dasein im Glauben — ohne Frage von zentraler Bedeutung
. Es verdient darum unsere Zustimmung, wenn sie in
drei Faszikeln von der Heiligen Schrift bis zur Gegenwart
monographieartig abgehandelt wird.
Auffallend ist allerdings der schmale Raum, in dem die
doch grundlegende biblische Bestandsaufnahme erfolgt. Wenn
man von den — hier wie. im ganzen Buch eindrucksvollen —
Literaturhinweisen absieht, sind es knappe fünf Seiten, die
für das Alte und Neue Testament zur Verfügung stehen. Fast
den gleichen Umfang hat die Darstellung Philos, während
Irenäus und Tertullian jeweils mehr als sechs Seiten zugestanden
bekommen.
Das hat fast zwangsläufig das Fehlen gründlicher begrifflicher
und sprachgeschichtlicher Untersuchungen zur Folge.
Der Leser erfährt zwar — im Abschnitt über das Alte Testament
—, daß der Jahwe-Glaube Vertrauen und Treue zum
aufrufenden und „handelnden Gott der Verheißung" und
deshalb „stark mit Hoffnung gepaart" ist, daß das Beispiel
Abrahams „zum Kern israelitischer Glaubensauffassung"
gehört (S. 9) und daß von den Propheten des 8.—0. Jh.s „eine
Wiederbelebung des Jahwe-Glaubens" (S. 4) ausgegangen ist.
Aber auf den zwei Seiten Text sind nur Andeutungen
möglich.
Noch unbefriedigender ist der Abschnitt über das Neue
Testament. Einige wichtige Themcnkreise — z. B. Glaube in
der synoptischen Tradition bei Johannes und bei Paulus —
werden zwar kurz angesprochen. Es bleibt dann alirr hei
sehr allgemeinen Feststellungen. So heißt es von der synoptischen
Tradition: „Die Bezogenheit des Glaubens an Jesus
wird kuudgetan in der Hervorhebung seiner Vollmacht"
(S. 5); von Johannes: bei ihm kommt es zu einer „Gleichsetzung
von Glauben und Erkennen" und von Paulus:
Glaube ist „mit Rechtfertigung verbunden; die Entstehung
des Glaubens ist auch an das Wort geknüpft" (S. 7).
Das sind sicher richtige Gedanken und ausbaufähige Beobachtungen
, Aber der 'Thematik einer 138 Seiten umfassenden
Arbeit, auch wenn sie nur eine Faszikel ist, ist
damit nicht Genüge getan; denn diese lautet: Glaube und
Gotteserkenntnis in der Schrift und Patristik. Diese unvermeidliche
Profillosigkeit der hihlischeu Grundlegung
wirkt sich insofern negativ auf das Nachfolgende aus, als nur
sehr allgemein nach Orientierungsdaten gefragt werden kann,
die im Schriftbefund gegeben sind.
Mit dieser Bemerkung soll die Leistung der Untersuchung,
die sowohl eine Kenntnis der Primär- wie der Sekundärliterat
ur erkennen läßt, nicht herabgemindert werden. Nach
der in allen Teilbereichen und von verschiedenen Verfassern
bereits durchgeführten Methode wird die Entwicklung eines
dogmatischen Sonderproblems im historischen Längsschnitt
untersucht. Die entscheidenden Stationen sind dabei: Die
Begegnung mit dem Hellenismus (apostolische Väter und
Apologeten 2. Kapitel), ilie heilsükunnmischc Entfaltung des
Glaubens bei Irenäus und Tertullian (3. Kapitel), Glaube und
GnoSlS in der alcxandrinischen Theologie (Klemens von
Alexandrien und Origencs, 4. Kapitel), die Hinwendung von
der Gnosis zur Mystik im 4. Jb. mit besonderer Berücksichtigung
der Theologie Gregors von Nyssa (5. Kapitel), die
dann auch noch im Kapitel 6 über Augustinus stark herangezogen
wird. Die Untersuchung schließt mit zwei relativ
kurzen Kapiteln über die Apologetik bei Antiochcncrn und
Syrern (7. Kapitel) und über die Systeme der mystischen
Theologie in der spätpatristischen Zeit (Kapitel 8).
Ks entspricht der theologischen Gesamtplanung, daß alle
bedeutsamen theologischen Loci nach dem gleichen Schema
untersucht werden. Inhaltliche Überschneidungen sind dabei
unvermeidbar, in unserem Falle mit den verwandten Themen
aus dem 1. Band, der Gotteslehre des 2. und der Christologie
des 3. Bandes. Um das in Grenzen zu halten, scheint Kscri-
bano-Alberca mit voller Absiebt die von ihm darzustellenden
Repräsentanten der Patristik vor allem auf bestimmte philosophische
bzw. systematisch theologische Grundsatzfragen
bin überprüft zu haben. Auf diese Weise sich ergebende
Themen sind u. a.: Die Kosmotheologie der Apologeten
(S. 18ff), Heilsgeschichtc und Logostheologie (S. 32ff),
Glaube und Gnosis (S. 49 ff), die Spannung zwischen der
anthropologischen und der weltgeschichtlichen Begründung
des Glaubens bei Augustin (S. 122ff).
Zu einer Abhörung patristiseher Texte auf das von ihnen
aufgenommene, abgewandelte oder sonst irgendwie reflektierte
Zeugnis der Schrift über Glaube und Gotteserkenntnis
und einer entsprechenden Analyse ihrer theologischen Konzeptionen
kommt es nur verhältnismäßig selten. Ansätze
in der Hinsieht sind in dem Abschnitt „Fides quaerens
intellcetum" (über Augustin) zwar vorhanden. Eine Bestätigung
aber der These, daß das Studium der Theologiegeschichte
hilfreich zum Verständnis der Schrift ist und die
Schrift umgekehrt die Orientierungsdaten für die Theologiegeschichte
setzt, ist diesem Buch jedenfalls nicht ohne
weiteres zu entnehmen.
Neuendettelsau Wilhelm Andornen