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Ausgabe:

1975

Spalte:

192-195

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The Song of Songs and Coheleth 1975

Rezensent:

Sauer, Georg

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Grollcnbcrg, L. II.: Bibel — neu gesehen. Arbeitsweise un<l
Geschieh^ der Bibel Wissenschaft, übers, v. J. Ilump.
Stuttgart: Knill. Bibelwerk u. Stuttgart: Calwer Verlag
[1060]. 236 S. gr. 8°. I.w. DM 18,-.
Nach dem inzwischen schon in mehreren Auflagen erschienenen
und in verschiedene Sprachen übersetzten ,, Bild-
atlas zur Bibel" hat P. Grollenberg mit dem vorhegenden
Itucli ein weiteres sein- instruktives, der Einführung in die
Bibel und ihre Well dienendes Werk geschaffen. Entstanden
.■ins einer Reihe von Vorträgen, die zunächst IDtiS unter dem
Titel „Nieuwe kijk op hei Oude Boek" zu einem Buch zu-
sammengefaBl wurden, gehl es dem Vf. hier um eine allgemeinverständliche
und zusammenfassende Darstellung der
wichtigsten Fragen und Antworten der Bibel wissenscha ft. So
bietel er einerseits einen sehr guten Überblick über deren
Entwicklung in den letzten L50 Jahren und erläutert in
leicht verständlicher Form die exegetischen Methoden der
Textkritik, Literarkritik, Formgeschichte und Redaktionsgeschichte
. Und so erklärt er andererseits in einer unkomplizierten
, durch die Auslegung von beispielhaften Texten gut
fundierten Weise die Entstehung fasl aller alttestament-
lichen und deuterokanonischen Schrillen sowie der Evangelien
, wobei er den Leser zugleich ausgezeichnet in die
Zeitgeschichte und die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge
einführt.

Bei dieser Anlage und Zielsetzung des Buches verwundert
es nicht, daß schon die holländische Originalausgabe sehr
bald auch die Aufmerksamkeit evangelischer Bibelforscher
auf sich zog. Dementsprechend stellt das vorliegende Buch
die Gemeinschaftsausgabe eines katholischen und eines
evangelischen Verlages dar, die es „für eine überkonfessionelle
Aufgabe" halten. „Geschichte, Arbeitsweisen und Ergebnisse
der Bibelwissenschaft einem breiten Leserkreis zugänglich
zu machen"(S. 5).

Die von den beiden Verlagen leicht gekürzte und bearbeitete
Übersetzung ist in 8 Kapitel untergliedert: 1.
„Revolution um Mose" (S. 11—'23), II. „Neue Aspekte"
(S. 34-59), III. „Geschichte als Verkündigung" (S. 00-74),
IV. „Die erzählenden Schriften" (S. 75-104), V. „Die
Propheten" (S. 105-138), VI. „Die Weisheit der Völker"
(S. 139-159), VII. „Die Apokalyptik" (S. 160-165), VIII.
„Die vier Evangelien" (S. lüü—233). Eine Auswahl von
Büchern für eine weitere Beschäftigung mit den wichtigsten
Themen der Bibelwissenschaft beschließt das Werk (S. 235—
236); die hier getroffene Auswahl ist indes weder repräsentativ
noch hilfreich — sie besteht fast ausschließlich aus
Publikationen der beiden dieses liuch vorlegenden Verlage.

Demgegenüber verdient die Darstellung selbst uneingeschränkt
Anerkennung. Ks ist dein Vf. gelungen, in einer
auch dem theologisch nicht vorgebildeten Leser gut verständlichen
, immer auf das Wesentliche bezogenen und das
Interesse immer neu anregenden Weise die neuesten Forschungsergebnisse
zu allen wichtigen Themen und Kragen
der Bibelwissenschaft darzubieten. Dabei findet die von
evangelischer Seile geleistete Arbeit ebenso Berücksichtigung
wie die katholischer Gelehrter; eine konfessionelle Knge bzw.
Tendenz wird an keiner Stelle erkennbar.

Im Gegenteil möchte man bei den Ausführungen über den
Kanon (S. 61—62) eher wünschen, daß bei der Aufführung
der im griechischen Kanon über den hebräischen Kanon
hinaus enthaltenen Schriften (7 nach dem Verf.) genauer
zwischen der Auffassung der griechischen Kirche und der
katholischen Kirche unterschieden wird. Wie ja schon die
einzelnen LXX-Handschriften in der Zahl und Auswahl der
von ihnen dargebotenen Bücher voneinander abweichen, so
weicht die griechische Kirche mit der Anerkennung nur von
Sap, Sir, Tob und Jud als kanonisch (1672 auf der Synode
von Jerusalem) auch deutlich von der katholischen Kirche
ab, die seit dem Tridentinischen Konzil von 1546 darüber
hinaus auch noch Bar und KpJer, 1 Makk und 2 Makk
sowie ZusDan und ZusKst als kanonisch ansieht.

Ebenso stellt man nach der Lektüre des Buches mit

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einigem Bedauern fest, daß der Vf. die Psalmen - und ebenso
alle neutestameutliehen Schriften außer den Evangelien — in
seiner Darstellung unberücksichtigt gelassen hat. In Anbetracht
der Bedeutung des Psalters für das Verständnis des
religiösen Lebens Israels wie im Hinblick auf das NT und die
Kragen des modernen Bibellesers sollte man bei einer Neuauflage
doch die Einfügung eines entsprechenden Kapitels erwägen
.

Einige kleinere L'nausgeglichenheiten bzw. Unklarheiten
dürften wohl mit der Ubersetzung aus dem Hollfindischen
in Verbindung stehen. So bleibt die im Zusammenhang der
Erklärung von Mi 5,1—3 zu Bethlehem gemachte Bemerkung

„Dieses Städtchen ist zu klein, als daß man es in .Inda mitzählen
würde ..." (S. 132) unverstanden. Eilt weder spricht
man hier siatt von „Juda" besser von „Tausendschaften
Judas" oder man sollte doch statt von „Bethlehem" von
der Sippe „Haus Ephrat" (vgl. LXX) reden. Und ebenso
empfindel man es störend, wenn von „Kanaaniten" gesprochen
wird (S. 50), obwohl sich die Schreibweise biblischer
Eigennamen doch nach der „Zürcher Bibel" richten
soll (S. 5).

Itostock Klaus-Diülrich Schmie*

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ALTES TESTAMENT

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 3