Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1974 |
Spalte: | 154-156 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Autor/Hrsg.: | Légaut, Marcel |
Titel/Untertitel: | Meine Erfahrung mit dem Glauben 1974 |
Rezensent: | Holtz, Gottfried |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
153
Theologische Uteraturaeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 2
154
schöpfungsmäßigen Ungleichheit von' Mann und Frau
gründe.
J.I.Packer (Church of England) betont in „Represcn-
tative Priesthood?" (p. 78-80) die Doppelfunktion dea
Priesters als „representative person": Er repräsentiere
Gott in Chrustus gegenüber der Kirche und die Kirche
egenüber Gott in seiner Person (p.79). Es sei falsch, aus
er zweigeschlechtlichen Zusammensetzung der Gemeinde
auch ein zweigeschlechtliches Amt als notwendig
abzuleiten (,,... the maleness of Christ... is much stronger
than the argument for a bisexual clergy because the church
is bisexual...", p.80).
„Demythologising the Liberal Illusion" (p.81-94)
nennt Hans C.Cavallin (schwedische Staatskirche) seinen
Aufsatz, in dem er allen liberalisierenden Tendenzen, die
auf eine Gleichberechtigung („equality") orientieren, die
rezeptive Rolle der Maria in bezug auf das Wort Gottes
entgegenhält. Maria repräsentiere in diesem Sinne die
Laienschaft (gegen M.Thrall).
Das katholische Amtsverständnis betont vor allem
E.L. Mascall (Church of England) in „Womcn and the
Priesthocd of the Church" (p.95-120). Das weibliche Geschlecht
sei schöpfungsmäßig nicht so angelegt, daß ihm
der Holy Order mit seinem Charakter indelebilis tibertragen
werden könne. Neben theologischen Gründen
macht Mascall weitere (kirchenpolitisch-praktische) Gesichtspunkte
geltend. Die Zulassung von Priesterinnen in
der englischen Staatekirche würde ein schweres Hindernis
für eine mögliche Wiedervereinigung mit anderen Konfessionen
(den orthodoxen und altkatholischen Kirchen
sowie der Römisoh-Katholischen Kirche) bedeuten. Mascall
verweist darauf, daß die Affinität zwischen religiöser
und sexueller Emotion, die sich bei Frauen, die das priesterliche
Amt ausübten, stärker bemerkbar machen würde
als bei männlichen Priestern (!), als Argument in der Diskussion
ebenfalls eine Rolle spiele.
Indem sich Mascall aber der Bedenklichkeit solcher
Beweisführung bewußt wird, rekurriert er bewußt auf die
hckannt.cn theologischen Einwände und zieht daa Fazii,
daß der Frau innerhalb des Corpus Christi die Stellung des
Laien zukomme. Das sei, da Maria durch Gott in hervorragender
Weise als Mutter Christi ausgezeichnet worden
sei, keineswegs diskriminierend. Während männliches
Priestertum Repräsentation und Nachvollzug des Hohen-
priestertums und des Selbstopfers Christi sei, stelle die
Kirche die Inkorporation Christi, in die die beiden Geschlechter
in je verschiedener Weise integriert seien, dar.
I>ie versammelte Kirche ci korporatives Priestertum (da
dem „allgemeinen Priestertum" entsprechende Ausdruck
>,priest hood of the laity" wird als unsachgemäß verworfen
; vgl. p. 107) in Aktion und die Frau in eminentem
Sinne Repräsentantin des Laienstandes.
•I. J. von Allmen (Schweizerische Reformierte Kirche)
verweist ebenfalls darauf, daß das priesterliche Amt als
Stiftung Christi in seinein Charakter nicht beliebig verändert
werden dürfe („Women and the Threefold Mini-
'■toy"i p. 121-131). Allmen plädiert dafür, daß die Amts-
auKiibung aus ckklesiologischen Gründen (apostolische
Sukzession!) an das männliche Geschlecht gebunden sei.
P'e abhängigen Ämter, insbesondere das Diakonat,
könnten der Frau durch Ordination übertragen werden,
jedoch unter der Bedingung, daß es sich um ein angepaßtes
diiikonisches Amt (,,a recast diaoonate", p. 130) handele
. -
..Towards a better Solution" ist der u.E. etwas zu anspruchsvolle
Titel der letzten Arbeit, vorgelegt von R.T.
jWkwiU» und G.E.Duflield (p. 132-144). Die „bessere
g&ttag" soll darin bestehen, daß die übliche weibliche
Btlsortarbeit, Unterricht, Krankenpflege, Sozialarbeit,
''Ugendarbeit und abhängige Omeindedienste (z.B. als
"''haphiin'H assistant'", |>.I39) ausgebaut und eiwcitert
werden. Dartiber hinaus soll in Anbetracht des ständig
steigenden Anteils verheirateter Frauen mit entsprechender
Ausbildung diesen die Möglichkeit beruflicher Tätigkeit
in größerem Umfang eingeräumt werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, daß das dem Buch weitgehend
zugrunde liegende Verständnis des priesterlichen
Amtes als personaler Christusrepräsentation und ebenso
die theologische Interpretation der geschlechtlichen
menschlichen Eigenschaften von protestantischen Theologen
wohl kaum nachvollzogen werden können. Angesichts
der heute bei uns bereits an vielen Orten mit der
Verkündigung des Wortes und der Verwaltung der Sakrament
« beauftragten Theologinnen, die ihre Befähigung
zum Predigtamt täglich beweisen und die das ministerium
ecclesiasticum im Sinne unserer Bekenntnisschriften ausüben
, wirkt die Studie von Bruce und Duffield im höchsten
Maße anachronistisch.
Potsdam Hb« Bcrtlnetll
I.rgaut, Marcel: Meine Frfelirvrp mit drin Clautcn. Eine Einführung
in das Verständnis des Christrntums, übers, v.
M.Otto u. R. van Wezrmael, 2. Aufl. Freiburg-Bascl-Wien:
Herder [1972]. 405 S. 8". Kart. DM 26,-.
Das Buch hat in Frankreich ungewöhnliche Beachtung
gefunden. Der Verfasser, von Haus aus Mathematiker,
hat seinen Lehrberuf aufgegeben und ist in die Einsamkeit
gegangen. Sein Brot verdient er als Bauer. Nach der
Mitteilung des Verlages hat er „aus Leidenschaft für den
Glauben" dreißig Jahre lang meditiert und jetzt sein
Schweigen gebrochen. Im Begleitwort der deutechen Ausgabe
erfahren wir noch, daß Legaut in jedem Sommer
viele Menschen in Tagen gemeinsamen Gesprächs, der
Meditation und der seelischen Führung um sich sammelt.
Schon daraus wird deutlich, daß sein Buch der Frömmig-
keitepflege gilt. Legaut hält die Dogmen für gefährlich, ja
schädlich, weil sie die abgelehnte „Autoritätsreligion" am
Leben halten und die gesuchte „Religion des Anrufs"
behindert.
Alles Bemühen gilt dem Kontakt mit Jesus. Wenn Legaut
hier immer von dem „geschichtlichen Jesus" redet,
werden Mißverständnisse heraufbeschworen, weil man die
überkommene Vorstellung des Historismus erwartet und
unwillkürlich gebraucht. Legaut meint aber den Christus
, dessen übergeschichtlicher Wirkung von der Zeit der
ersten Jünger bis zur Gegenwart er aufspüren will. Die
uns geläufige Kategorie des Ubergeschichtlichen ist dem
Verfasser offensichtlich unbekannt. Es wäre u.E. nötig
gewesen, daß der Herausgeber der deutschen Übersetzung
(R.Schwager S. J.) wenigstens in einer Anmerkung auf
die grundlegende Verschiedenheit im Sprachgebrauch aufmerksam
gemacht hätte. Die Kontaktaufnahme mit den
übergeschichtlichen Wirkungen des Christus ist nur im
Leben einer christlichen Existenz möglich. Der erste Anstoß
zu ihm muß immer vom Christus ausgehen, dadurch
daß er uns die Fragwürdigkeit des normalen menschlichen
Lebens zum Bewußtsein bringt. Der weitere Weg
geht über den „Glauben an sich selbst, der den Menschen
in die Dauer und Dichte seiner Existenz hineinstellt" (56).
Die Folge wird ein sich immer vertiefendes spirituelles
Leben sein, das aus der christlichen Meditation sich
nährt. In ihr hat „die Tätigkeit der Erinnerung" einen
zentralen Platz, die ganz etwas anderes als ist der „Automatismus
des Gedächtnisses". Die Erinnerung geht den
Grundbeziehunnen nach, in denen sich im Menschen in
tiefer Einheit die Liebe, die Sohnschaft, die Vaterschaft
verweben zu einem Zusammenhang in Dauer. „Dieses in
die Tiefe gehende Verständnis wird in diesem Buch
Existenz des Menschen genannt" (404). „Glaube an sich
selbst und Glaube an .Jesus gehen zusammen." Das Vcr-