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Ausgabe:

1974

Spalte:

151-154

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Why not? 1974

Rezensent:

Bertinetti, Ilse

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151

Theologische Uteiutuizeltiing 90. Jahrgang 1974 Nr. 2

lf>2

Kiiother, Rosemary Radford: Dur messianischo Horizont von
Kirche und Gesellschaft (Coneilium 9, 1073 8.72-77).

Hvrie, Charles Caldwell: Balnncing the Christian Life. Chicago,
' OL: Moody Press [1973]. 192 8. 8°. $ 1.96.

Scliillebeeckx, Edward: Kritische Theorien und politisches
Engagement der christlichen Gemeinde (Concilium !). 197.'!
S.253-260).

Thesen zur Eidesfrage (Erarbeite! von einem evangelisch-katholischen
Ausschuß), mit einem Kommentar von Martin
Honecker (ZEE 17, 1973 8.106-112).

Thunberg, Lars: Ist eine Neuorientierung im Gange? Die
Frage nach Staat und Kirche in den nordischen Lände rn
heute (ÖR 22, 1973 S.54-74).

Visser, Giovanni, Aborto diretto seinpre illecito? (Farina, R.,
Hrsg., Problemi attuali di teologia, Zürich 1973 S.81-9C).

Wagner, Falk: Gehlens radikalisierter Handlungsbegriff. Ein
theologischer Beitrag zur interdisziplinären Forschung (ZE K
17, 1973 8.213-229).

Wolter, Hans [Hrsg.]: Testimonium Veritati, Frankfurt/M.:
Knecht 1971

Schüller, Bruno: Bedenkengegen d ie et hischen Kategorien des
Rates und des überschüssigen guten Werkes, S. 197-209.

Fuchs, Josef: Der Absolutheitscharakter sittlicher Handlungsnormen
, S. 211-239.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Bruce, Michael, and G. E. Duffield [Ed.]: Why Not? Priesthood
and the Ministry of Women. A theological study. Appleford,
Abingdon, Berkshire: The Marcham Manor Press [1972].
144 S. 8°.

Wie das Vorwort des Mitherausgebers G.E. Duffield
verrät, ging die Initiative zur Veröffentlichung des Sammelbandes
von dem inzwischen verstorbenen anglo-
katholischen Michael Bruce (Church of England) aus.
Bruce hatte, alarmiert durch die immer lauter weidende
Forderung nach der Ordination von Theologinnen in der
englischen Staatskirche, zunächst beabsichtigt, nur
katholische Autoren zu Wort kommen zu lassen. Die Entdeckung
evangelischer Bundesgenossen, die wie er in der
Zulassung von Frauen zum geistlichen Amt eine Häresie
sehen, führte dazu, daß aus dem Buch eine evangelisch-
katholische Kooperation wurde.

Für den deutschsprachigen Leser ist es kompliziert, der
Argumentation zu folgen, da bereits die angewandte Terminologie
gewisse Probleme aufgibt. Für das deutsche
Wort „Gleichberechtigung" gibt es kein englisches
Synonym, so daß man ständig mit einem Vokabular wie
equality, emaneipation und liberation konfrontiert wird.
Der Gedanke der Gleichbegnadung, der seil mindesten*
zwanzig Jahren in der ökumenischen Diskussion eine Rolle
spielt, ist nicht nur expressis verbis nicht zur Stelle,
sondern seinem Inhalt nach den Autoren, die Mann und
Frau verschiedene und vom Geschlecht abhängige heilsökonomische
Funktionell zuschreiben, fremd.

In seiner Studie über den „Feminismus" (Feminisni and
The Church, p. 9-25) zitiert G. E. Duffield (Church of England
) einen offiziellen kirchlichen Report, der die Frage
erörtert, weshalb den Frauen, nachdem sie fast zu jedem
weltlichen Beruf Zugang gefunden haben, die geistlichen
Ämter („Holy Orders") vorenthalten werden (p.18). Duffield
sieht hierin bereits den Beweis, wie weit der „Feminismus
" in kirchliche Kreise Eingang gefunden habe

(.....feminist thinking is widespread today and has in-

fluenced churchmen", ebd.). Die biblischen Zeugnisse
über die gottgewollte Mann-Frau-Beziehung und das
männliche Geschlecht des Gottes der Bibel verbieten nach
Duffield die Übernahme säkularer Gleichheitsvorstellungen
in den sakralen Raum. In Übereinstimmung mit den
übrigen Autoren fordert Duffield eine Neuordnung der

kirchlichen Ämter in der Weise, daß den Frauen ein
adäquater Dienst zugewiesen wird, der ihre weiblicho
Eigenart und ihren Status als Laie berücksichtigt.

R.T.Beckwith (Church of England) sieht die Aufgabe
der Frau in der Kirche vor allem in der Wahrnehmung
traditioneller Ämter, von denen er den Stand der Diakonisse
besonders hervorhebt („The Office of Women in
the Church", p.20-39). Beckwith beruft sich wie alle
Gegner der Gleichberechtigung der Frau in der Kirche auf
die einschlägigen paulinischen Briefstellen und eine Anzahl
von Zeugen der frühen Kirche. In einem kurzen Ausblick
auf die gegenwärtige Situation wird als typisches
Beispiel für Kirchen, in denen Frauen ordiniert werden,
die lutherische Kirche Schwedens angefühlt und gleichzeitig
vor einer Nachahmung gewarnt, weil die dortige
Zahl der Frauen im geistlichen Amt ausbilauziert werde
durch die der männlichen Geistlichen, die sich unter
Protest zurückgezogen hätten (p.38).

Einige Autoren des Bandes bemühen sich um den Aufweis
, daß Häresie und gleiche Rechte der Frau in der
Kirche Hand in Hand gehen. Die angeblich männlichen
Strukturen des Pfarramtes werden als theologisches
Axiom behauptet und Schrift und Tradition als Beweismittel
gegen die Ordination von Frauen zitiert. Michael
Bruce („Heresy, Equality and the Rights of Women",
p.40-55) argumentiert außerdem biologisch: Je höher
organisiert ein Organismus sei, desto größer wären auch
die Unterschiede zwischen den Spezies. Bruce macht
Rousseau und Karl Marx den Vorwurf, daß sie die Idee
der Gleichheit der Geschlechter mit religiösem Eifer
(„with a quasi-religious fervour", p.47) durchzusetzen
bestrebt gewesen seien und daß sie trotzdem die echten
Wurzeln des Gleichheitsgedankens, die in der jüdisch-
christlichen Tradition zu suchen seien, verloren hätten.
Wenn aber heute in den christlichen Kirchen das weibliche
Priestertum mit dem Hinweis auf den Gleichheits-
gedanken von Gal 3,28 gefordert würde, so sei dagegen
einzuwenden, daß dieser Text keine Gleichheit von Individuen
einschlösse und ferner weder hier noch im Kontext
das priesterliche Amt in Betracht gezogen sei. Die christliche
Gleichheit sei die Gleichheit der Glieder am Leibe
Christi, aus der keine Forderung abgeleitet werden dürfte,
die eine Analogie zu den Verhältnissen in der Welt bedeutete
. Weibliches Priestertum würde den neutestament-
lichen Unterordnungsstrukturen, die sich mit Notwendigkeit
aus dem exemplarischen Vater-Sohn-Verhältnis ergeben
, widersprechen und damit zugleich die besondere
Würde der Frau, die in der Demut (humility) bestehe, verletzen
(p.ölff.).

Edward R. Hardy (Protestant Episcopal Church, USA)
stellt in seiner Arbeit „The Priestess in the Greco-Hornau
World" (p. 56-02) Betrachtungen darüber an, daß das
negative Beispiel der heidnischen Priesteriii in der Uniwelt
der frühen Kirche diese davon abgehalten habe,
Frauen zur Verkündigung zuzulassen. Die alte ehristliohe
Kirche habe in der .Jungfrau Maria ihr weibliches Ideal
zwar verehrt, aber nicht angebetet. Das Fehlen einer
weiblichen Gottheit schlösse von vornherein das Zelebrieren
der Eucharistie durch eine Frau aus. (Die Montanisten
, die Presbyterinnen und weibliche Bischof*'
kannten, nennt Hardy als exemplarisch für häretische
Abweichungen.)

Georg Günter Blum (Evangelische Kirche, 15R Deutschland
) begründet in „The Office of Women in the N«*
Testament" (p.63-77) seine Ablehnung sowohl von de"
Synoptikern als auch der neutestamentlichen Brief"
literatur her. Das Fehlen von Zeugnissen über weibliehe
Apostel sowie die Weisungen des Paulus über das Verhalten
der Frauen im Gottesdienst dürften nicht sozi°'
logisch erklärt, sondern müßten von ihrem fundamentaltheologischen
Sinn her verstanden werden, der in der