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Ausgabe:

1974

Spalte:

110-112

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schürmann, Heinz

Titel/Untertitel:

Das Geheimnis Jesu 1974

Rezensent:

Niederwimmer, Kurt

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Seite 1, Seite 2

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109 Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 2 110

»beginnt die eigentliche Arbeit erst! Es rächt sich, ^^^^^1^^^^^
daß eine philologische Untersuchung wie diese völlig ab- bildet, mem ren m ^ a^h&ngten tondMhxvmg direkt
«eits der sprachwissenschaftlichen Diskussion der letzten ^ Sti(;hwort faoXfa, der Gegnerfrage von V.2 (unter AusJahrzehnte
verfallt int. Das soll nicht heißen, daß sich weitung der Fragestellung auf die Ehescheidung von Seiten deiner
Autor voll in jene Nachbardisziplin hätte einarbeiten Frau) (vgl. bei Neirynck „Correspondence inDiscourse" S. 128);
'nüssen. Tatsächlich verirrt sich der Theologe gegenwär- djeBe Beobachtung ist für die Interpretation des erweiterten
tig leichter in der sich explosiv entwickelnden neueren Apophthegmas im Verhältnis zum ursprünglichen Streit-
«prachwissenschaft und der jungen Teildisziplin der sog. gespräch nicht ohne Bedeutung. In der Penkope, vom Re.ch-
Texthnguistik als daß er eine Hilfe bekommt und sie tum V.1^. deren vormarkunseh

aucht Weitergebeii kaun Andererseits hatte der Vf »einen Entsprechung in der angefügten Sonder'belehrung
«hek für das Problem, das er sich stellte, unbedingt in der dje Armen"/„yfele Besitztümer" V.21f; „Vermögen"/
«achbarwissenschaft schärfen sollen. Daß das gerade im '^m Reicher" V.23.25); mit ihr ist die Pointe von der Forde-
Hinblick auf die neuere Stilforschung möglich gewesen r'ung rftdikaler Nachfolge Jesu auf die Frage nach dcmVer-
wäre, beweist die Arbeit von Walter Bujard („Stilanaly- hältnis von Reichtum und Christsein verschoben (in den Katetische
Untersuchungen zum Kolosserbrief als Beitrag zur gorien Neiryneks läßt sieh die genannte Entsprechung nicht
Methodik von Sprachvergleichen"), die in der von K. G. voll unterbringen; vgl. aber 8.117). In der Penkope von der

&™b°Tlrhus-ümwe"to xsz^^zs^."^

T,eHtttmentH als B(1- 11 erscheint. und don viorma, begegnenden synonymen Parallelismus
Uber das Gesagte hinaus vermißt man vor allem, dali ra(;mbrorum (V.38.39.42.43f) vor allem durch die dreimalige
»W die Erscheinungen von „duality" im MkEv systema- antithetische Konstruktion oi-äXXä (V.40.43.45) verbunden,
«seh nach Parallelen in den anderen erzählenden Texten ^ie den kritischen Charakter des erweiterten Apophthegmas
des NT gefräst wird so daß zu einem großen Teil offen- sprachlich zum Ausdruck bringt (vgl. bei Neirynck für das
^ibt, 00 es sich in diesem Kontext um Stileigentümlich- erste „Cognate Verbs" S.80; das zweite Synonymous Exoten
des MkEv handelt oder nicht. Daß eine vollständi- pression" S. 104; das letzte „Negative-Pos.tivc S.93).
8ere Untersuchung die sprachlichen Beobachtungen auch pa der yf. mit äußerster Genauigkeit arbeitet und die
!Q den Rahmen des nachklassischen Griechisch zu stellen entsprechende Literatur zum MkEv gut kennt, würde man
hätte, sollte man nicht zu betonen brauchen (die neu- gicn wunscnen, daß er selbst in einem weiteren Schritt
Namentlichen Exegeten müssen, wenn sie philologische dje Ergebnisse dieser veröffentlichten Vorarbeiten präzi-
Arbeiten vorlegen, wohl oder übel endlich selbst an die Bjertj und zwar m Richtung eines definierten und inter-
Kro"t einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem pretierten Begriffs von „duality" - der wohl zu Recht
Ze>tgenüssischen Griechisch!). leitend ist - und eines konsequenten Vergleichs mit den
..Entsprechend der Zielsetzung der Untersuchung leistet erzählenden Texten des NT, aber auch unter Berück-
Ule Arbeit insofern einen wichtigen Beitrag zum Studium sichtigung des nachklassischen Griechisch.

RedaktiToa1^ H,ldelbe,a Heln,W0,fgang Kuhn

nicht6" ren^ena zeiKt' daß sprachliche Doppelungen
8prumocnii"i3ch für literarkritische Operationen in An-
da.s Q , ^"ommen worden dürfen und daß dabei immer
zl b ^"'"tphänonien solcher Verdoppelungen im MkEv

daü r Nichtigen ist. Bedenkt der Vf. aber genügend Schümann, Heinz: Das Geheimnis Jesu. Versuche zur Jesus-

ttn,,. 80 "chtigo Erkenntnis ebenfalls nicht mechanisch fra8°- Le'Ps'g1 §t. Benno Verlag 1972. 223 S. 8° - Die Bot-

"«ewendet werden daiff schaft Gottes. Eino biblischo Schriftenreihe, II. Neutesta-

aiWdiuber hinaU8 le«'die Arbeit NeirynckB ™he (mehr ment1'Reih0'hr8g'v'H'Schürmaim'28-Kart-M 8>-

IiiterD11'*8 n-'°bt weß5n der ungenügenden bzw. fehlenden Die in diesem Band vereinigten Aufsätze sind (mit
Weitjjj . 'ou deH Befundes), daß das MkEv sprachlich Ausnahme des zweiten und dritten Beitrags) den Gesam-
8''ili8tin.i!lnbe^'cb ('s' be8- ^-37)! den Nachweis der melten Aufsätzen des Verfassers (I.: Traditionsgeschicht-
M. 2er . °" Einheit dieses Evangeliums hatte auch schon liehe Untersuchungen zu den synoptischen Evangelien,
Uö37W 'n 8einen „Untersuchungen zum Markus-Stil" 1968; IL: Ursprung und Gestalt, 1970) entnommen. Das
daß iS' Zu fiiuren versucht. Mit Recht betont Neirynck, Auswahlprinzip war die „Jesusfrage". Der Vf. legt also
der Ev'"0 ^''0üacnl,ui|f5un uber nicht ausschließen, daß kein Jesus-Buch vor, sondern eine Reihe von „Problem-
"tfadit''1^0''8''UU^ ^berlieferuugsgut (der Vf. spricht von Skizzen" (S.9.12), die jeweils von einer Einzelfrage ausdeutet
d Hources") zurückgreift (S.72). Das be- gehen, freilich mit der Intention, zum Zentrum zu führen,
aUs> daßa'"k' übei ^"tst-dlungen Neiryneks hin- zum Verständnis des Geheimnisses Jesu.
Erläse!8'/ °^ellDllr der Stil des Evangelisten und seiner Die älteren Beiträge weisen noch deutlich auf ihre Ent-
P^ÖCw ' - dai heißt dann wohl der durch seine Ge- stehungszeit hin. Sie erinnern an bestimmte Positionen,
i>zw_ „ ^ePrägten Vorlagen) großenteils zu decken scheint die der Vf. in der Debatte um den „historischen" Jesus
Jrag0 '"' das kommt m.E. nicht in gleicher Weise in eingenommen hat. Die Reihe eröffnet der 1960 entstan-

fen* über i (-er Eva"Kel.i8t

seine Traditionen durchgrei- dene Aufsatz: „Die vorösterlichen Anfänge der Logien-

^rado itt hat. Beides schließt sich aber nicht aus. tradition. Versuch eines formgeschichtlichen Zugangs

Schung u' e!i "oblem beschäftigt bekanntlich die For- zum Leben Jesu" (S. 14-69), vgl. Traditionsgesch.

^*digie "l J°bEv. Gegen eine durchgehende markinische Unters., S.39-64. Die These des Vf.s lautete: Der irdische

•^''i'eitu °K 8Pr'<'n!' 7, B- die Beobachtung, daß sich die Jesus hat für die vorösterliche Verkündigungsaufgabe der

'n Mk2n^Rn ('< r direkten Rede in den Apophthegmata Jünger geprägte Tradition geschaffen; diese habe sich

(prwej^ .Von d,!" entsprechenden Einleitungen der drei in der Logienüberlieferung niedergeschlagen; auf diese

'ich unt J Al)(,phthegmata in Mk 10 stilistisch deut- Weise soll es möglich sein, zur Verkündigung des irdi-

öa„ j?rw-neiden. sehen Jesus vorzudringen. Im Nachtrag (S.69-72) er-

W'«serm .n'1' hitt nw]i dadurch seinen Wert, daß e« ge- weitert Schürmann die in Traditionsgesch. Unters., S. 64f.

^'nun (,".,lls Nachschlagewerk für spraohliche Er- referierte Diskussion der Reaktion auf die seinerzeit von

8o 8en im MkEv eigono Beobachtungen erleichtert. üm vorgelegte These. - Der vierte Beitrag (S. 126-153)

Ü B' »oho!r "ioh <hm ^«»nsenten z. B., wie sehr bei den drei »teilt die gekürzt« Wiedergabe eines mehrfach veröffent-

Phthe8»na? V',rMk"Eitertenund rusammBiigehorendenApo- bebten Aufsatzes dar: „Der Jüngerkreis Jesu als Zeichen

w'n Mk 10 die zusätzliche Jüngorbelehrung mit d^m für Israel", vgl. nur: Ursprung und Gestelt, 8.45-59; mit