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Ausgabe:

1974

Spalte:

949-950

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Kirche am Montag 1974

Rezensent:

Kretzschmar, Gottfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeituug 99. Jahrgang J974 Nr. 12

950

Theologe und Soziologe Hartmut Krebber, der ebenso
wie auch Lütcko Mitglied einer Planungsgruppo beim
Evangolisohon Oborkirchenrat in Stuttgart ist, steuert
„Kritische Bemerkungen zu Methode und Anlage der
Untersuchung" bei. Der Diplompsychologc Hans-Bernd
Koch, ebenfalls Mitglied der Planungsgruppe, gibt einen
„Ausblick: Kasualprodigten — Ansätzo zur weiteren
Erforschung oinos kirchlichen Handlungsschemas". Den
Anhang bilden Tabollen, das contontanalytische Kate-
gorionschoma, dio dazugehörigen Definitionen der Kategorion
, ein Sachwörterverzeichnis und weitere Materialion
.

Borlin Hans-Hinrich Jenssen

Insgesamt will dieser Sammelband nicht kopiert
werden, sondern lediglich Anstoß zu eigener Gestaltung
geben. Gorade wo man um neue gottesdionstliche Formen
ringt, und zwar nicht nur unter dem Aspekt äußer
1 icher Modernisierung, sondern auch unter funktionalen
Gesichtspunkten, mag dieses Buch seinen Sinn haben.
Gottesdienstliche Erneuerung in den Gemeinden der
DDR wird freilich anders zu geschehen haben, weil auoh
diese Form kirchlichen Handelns eingebettet ist in
gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge.

Leipzig Gottfried Kretzsohmar

IVrry, Lloyd M.: ßiblical Preaching for Today's World.
Andren, Dieter [Hwg]: Kirche am Montag. Kieler Beispiele Chica«0' m: Moody Press f1»™]. 208 S. 8». Lw. $ 4,90.

öffentlicher Kommunikation. Hamburg: Furche-Vorlag „In unserer Arbeit geht es nicht um Soziologie, son-

[1973]. 214 S. 8° = Konkrotionen. Beiträge zur Lehre von dem um Heil. Reform soll uns nicht an erster Stelle

der handolndon Kirche, hrsg. v. H.-E. Bahr, 18. Kart. stehen, sondern Erlösung. Unsere Arbeit ist nicht be-

DM 22,—. stimmt vom Fortschritt, sondern von der Vergebung.

Als ein Gogonstück zu dem seit Jahren vieldisku- An erster Stelle steht nicht Kultur, sondern Bekehrung:

tierton Kölner „Politischen Naohtgobot", in dem Sach- nicht Wirtschaftslohre, sondern Evangelium" (152).
Informationen,Analyson und Appelle vorherrschend sind, Dr. Perry, z. Z. Profossor für Praktische Theologie

hat der Vf., der in Kiel Studontenpfarror ist, mit zwanzig an der Theologischen Hochschule in Doerfield/Illinois,

Gleichgesinnten (die Liste der Mitglieder des montags- hält die gegebene Sachbestimmung durch. Seine Biblio-

Kreises findot sich auf S. 214) in der dortigen Univorsi- graphie nennt H. Thielicke (Leiden an der Kirche) sonst

tätskircho einen multimedialen Gottesdiensttypus ent- nur englisch geschriebene Bücher, darunter auch einige

wickolt, der unter dem Etikett „montags" bekannt alte. Denn er hält viel von der (vernachlässigten) Ge-

gewordon ist. In diesen „Meditationen" werden ver- schichte der Predigt und verweist gern auf „preaching

schiedone Themen und Probleme in Wort, Bild und giants".

Musik vergegenwärtigt, wobei bestimmte wiederholbare Ihm geht es um das Wie des Predigens; die „cyber-

Formonelemente bereits liturgischo Funktion be- netio revolution" und die „scionce of communication"

kommen. muß er auslassen (7).

Nebon einom Vorwort von Joachim Scharfenberg Alles geht um das rechte Predigen: „Wenn der Pro-

(S. 7/8) und einer Einleitung von Andresen (S. 9/18) testantismus jemals stirbt, und zwar mit einem Dolch

wordon in vier großen Thomenkomplexen I. Zwischen im Rücken, dann wird der Dolch nichts anderes sein

Aufklärung und Regression, II. Demokratisierung der als die protestantische Predigt" (9). „Es gibt keinen

Kultur, III. Theologie und Politik, IV. Kommunikation Ersatz für die christliche Kanzel" (10). Mit dem, was

und Spiel — Materialien und Modelle für diese Art von man den „Sonntags-Syrup" genannt hat, kommt die

Gottosdionsten vorgelegt. Oft wird dabei spürbar, wie Kirche nicht aus (12).

das, was gesagt wird, letztlich nur zu verstehen ist aus Darum gibt der in seiner englischen Literatur be-

der spezifischen Situation im Kieler Hochschulbereich lesene Verfasser alles daran, mit Definitionen, Zitaten

und in der dortigen Ev. Studentengemeinde. und Belehrungen die Vorbereitung, die Stoffsucho und

Was dann dio zwei Dutzend Einzelbeiträge der Ver- das Predigen selbst lehrhaft und doch praktisch darzu-

fassor angeht, so sind sie unterschiedlich nach Form, stellen, wie das in der englisch sprechenden Welt üblich

Inhalt und Qualität. Sie wollen auf alle Fälle, und das ist. Das sagt ein Zitat, der Prodiger müsse wenigstens

haben sie gemeinsam, wachrufen, schockieren und pro- vier Dingo kennen: nämlich seine Zeit, seine Bibel, sein

vozioron. Dabei scheiden sich gerade hier die Meinungen: Evangelium und — sioh selbst (27).
was die einen beifällig aufnohmen, weil es progressiv Haupterfordernis ist auch hier, wie bei W. Smith

scheint, wird bei don anderen, die auch in der Kirche (The Minister in his Study, 1973, S. 11), daß der Pre-

ihren legit imen Platz haben, auf Kritik und Ablehnung diger „von Anfang an . . . nicht weniger als vier (statt

stoßen. Manchor Beitrag ist gut gemeint, verstößt aber drei bei Smith) Stunden täglich bei fünf Studientagen

(sicherlich bewußt I) gegen Stil und Geschmack. Der in der Woche" sich Zeit nimmt für die innere und

Rez. kann sich z. B. nicht anfreunden mit einer Trauer- wissenschaftliche Ausrichtung (29). „Denn wenn die

foier, dio auf den „religiösen Sozialismus" gehalten Kirche leer ist, so meistens doch wohl deshalb, weil der

wird (S. 133—156). Schon allein die Tatsaohe, das hier Prediger leer ist" (35). Die Arboitsstufen hier nachzu

••in Ismus boerdigt wird, unter Einzug eines Sarges, zeichnon ist nicht dor Platz. Diese und dio einzelnen

..verhüllt mit schwarzem Tuch, darauf Rote Fahne Predigttypen worden bis ins einzelno analysiert, und

neben Kirchenfahne" (S 139). wie os in der Regieanwei- dauernd stößt man auf Aufzählungen mit weniger oder

8ung heißt stößt bei ihm auf inneren Widerstand. Dieser mehr Punkten. So werden S. 112/13 65 „typische Pro-

vorstärkt sich noch, wenn es dann weiter heißt: „Orgel- bleme" genannt, und anschließend gleich 18 Gefahren.

Melango"- Internationale" und „Ein feste Burg" Eine davon ist es, an die Stelle dos Christenglaubens die

(ebda) Oder wenn «ar ein Leichenschmaus mit Tisch- Psychologie zu setzen. Oder: zum Stil der evangelischen

roden und Schlußlitanei (S 147—156) dieses makabre Predigt werden sieben Punkte aufgeführt; z.B. konkret,

Unternehmen krönen soll. Geradezu blasphemisch mutet einfach, persönlich, direkt und dringlich (158). Acht

os an, wenn bei solchem Experiment die Liturgie der Punkte sind zu lesen: warum eine Rede verpufft und

Kiroho bemüht wird mit dor agendarisohon Formel: wirkungslos bleibt (175/6). Sieben Punkte leiten dazu

..Wir wollen nun unseren Verstorbenen zur ewigen Ruhe an, die Zuhörerschaft zu analysieren, die in vier Typen

«eloiten. Der Herr behüte unseren Ausgang von nun an vorgestellt wird (178 f.).

bis in Ewigkeit. Amen. - Auszug mit Sarg - Toten- Aus dem vielen, worauf ein Nachdruck gelegt wird

glooko" (S 147) Predigt heute, scheinen mir folgende Punkte