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Ausgabe:

1974

Spalte:

927-928

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Osten, Gert von der

Titel/Untertitel:

Deutsche und niederlaendische Kunst der Reformationszeit 1974

Rezensent:

Ludolphy, Ingetraut

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Seite 1

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einer katholisohen und einer evangelisohen Version. Die
Offenheit für weitere Gemeinsamkeiten wird je im katholischen
oder im evangelischen Lager unterschiedlich
bourtoilt. Der als wütendster Kämpfer gegen evangelische
Theologie und Kirche unermüdlioh apostrophierte
Eck zog nach herzustellendem Einvernehmen mit dem
päpstlichen Legaten in Erwägung, in Verfolg von CA 23
Priesterehen zu .tolerieren' mit der Aussicht, daß ein
kommendes Konzil zur Prüfung veranlaßt werden
müsse, „auch Verheiratete zum Priesterdienst zuzulassen
" (S. 99).

Verfestigungen theologisoher und ekklesiologischer
Art nach 1530 im konfessionellen Gegenüber haben die
Differenziertheit, ja sogar die relative Offenheit in gewissen
Verhandlungsphasen des Reichstages ignoriert
oder nicht mehr vor Augen gehabt. Auf die Verzweigtheit
des Geschehens damals erneut und eindrücklicli
aufmerksam gemacht zu haben, ist Imrnenkötters Verdienst
.

Berlin Joachim Roggo

Osten, Gert von der: Deutsche und niederländische Kunst
der Beformationszeit. Köln: UuMont Schauberg [1973].
354 S. m. 247 Abb. a. Taf. 8°. Kart. DM 36,—.

Das kurze Nachwort zeigt die langdauernde und
komplizierte Entstehungsgeschichte dieses Werkes des
Generaldirektors des Museums der Stadt Köln.

Es ist ungewöhnlich, oine Kunstgeschichte des gesamten
16. Jh.s zu schreiben, ebenso, den deutschen
und den niederländischen Raum zusammenzufügen.
Beides unternimmt der Vf., weil er den Stilbegriff des
Manierismus als den das 16. Jh. verbindenden darstellen
will.

Auf diese Folgerung, die in einem der letzten Kapitel
bezogen wird, bereitet das ganze Werk ausführlich
und vielseitig vor.

In sehr zahlreichen Einzeldarstellungen werden
Künstler und deren Werke behandelt, indem mindestens
eine Kurzbiographie gegeben und mit einigen
Attributen wenigstens die wichtigsten Werke charakterisiert
werden. Das geschieht in einer Weise, daß selbst
die, die nicht unter die 247 als Erinnerungsstützen dienenden
Sohwarzweiß-Abbildungen aufgenommen werden
konnten, entweder sofort deutlich aus der Erinnerung
auftauchen oder doch auf Grund der Kennzeichnung
einen Eindruck hinterlassen.

Der umfängliche Stoff ist ohne Schematisierung gegliedert
, und zwar zunächst in drei Zeitabschnitte, für
die je gemeinsame historische Faktoren die Grundlage
bieten. Entsprechend werden den drei Hauptteilen
knappe und troffende Schilderungen der historischen
Konstellationen vorangestellt. Geschildert werden das
Zeitalter Maximilians I. (1493—1519), das Karls V.
(1519—1545) und die anschließende Zeit (1545—1598).
Durch diese zeitliche Einteilung kann es geschehen,
daß Künstler, deren Leben die Abschnitte überragte,
mehrfach erwähnt werden, was deren Entwicklungsdarstellung
zugute kommt. Die drei Hauptteile werden
in sich regional aufgegliedert. Dieses Gliederungsprinzip
führt bei den Verhältnissen des 16. Jh.s kaum zu mehrfacher
Behandlung eines Künstlers.

Die mit großer Detail- und Literaturkenntnis geschriebenen
Charakteristiken, die — wie Vf. versichert —
auf Anschauung der Originale beruhen, dienen in Gegenüberstellung
, Vergleich und Zusammenschau der obengenannten
These. Der Leser kann nicht umhin, dem
auch in der Auseinandersetzung mit der Literatur erhärteten
Ergebnis zuzustimmen, daß das 16. Jh.,
reich an bedeutenden einzelnen Künstlern, in deren

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Bestrebungen und Ausdruoksformen keineswegs so unzusammenhängend
war, wie gängigerweiso behauptet
wird. Vielmehr war der Manierismus ,,in seiner Gänze. . .
die Kunst des roformatorisohon Zeitalters. Er begleitete
vorreformatorischo Bewegungen, die Reformation selbst
in ihren verschiedenen Riohtungen, die unmittelbaren
G egenströmungen und endlich die eigentlichen gegen-
r eformatorischen Bestrebungen" (S. 294 b).

Es bedarf kaum der Erwähnung, daß das Werk bis
in alle Einzelheiten mit großer Akribie und Umsicht
gearbeitet ist, einschließlich der zahlreichen Anmerkungen
, des Verzeichnisses der hauptsächlichen Literatur
, des genauen Abbildungsverzeichnisses und des
Personen- sowie Ortsregistors. Daß der Platz bis zum
Äußersten genutzt wurde, erschwert zwar das Losen,
um des reichen Inhalts willen nimmt man das jedoch
in Kauf.

S. 27 a, Z. 2, wäre auf Abb. 217 zu verweisen, ebenso
S. 262 b, Z. 28, auf Abb. 222. — S. 58 a, Z. 40: Abb. 56.
— S. 102 a, Z. 9: Evangelisohen statt Reformierton. —
S. 102 b, Z. 15: Simon Magus. — S. 144 a, Z. 39, ist
unklar. — S. 204a, Z. 31: oine. — S. 207 a, Z. 20:
Künstler. — S. 261 a, Z. 21: Strahlon. — S. 263 b, Z. 34:
wie. — Abb. 18 trägt versehentlich die Nr. 12.

Leipzig Ingetratit Ludolphj

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Kdnards, Jonathan: The Great Awakening. A Faithful Nar-
rative; The Distinguishing Marks; Some Thoughts Con-
cerning the Revival; Letters Rolating to the Revival; Pre-
face to the True Religion by Joseph Bellamy. Ed. by C. C.
Goen, New Häven/London: Yale University Press 1972.
XII, 595 S. gr. 80 = The Works of Jonathan Edwards,
ed. by J. E. Smith, 4. Lw. $ 18,50 ( £ 8.95).

Mit dem vorliegenden Band wird die durch John E.
Smith als Hauptherausgeber besorgte Edition der Werke
von Jonathan Edwards fortgesetzt. C. C. Goen, Herausgeber
des 4. Bandes, leitet in einem ausführlichen ersten
Teil („Editor's Introduction", p. 1—95) in Leben und
Werk des nordamerikanischon Erweckungspredigers
ein. Goen, der Edwards als Historiographen der großen
Erweckungsbewegung des 18. Jahrhunderts würdigt,
gibt in seiner Einleitung sowie auch durch entsprechende
Anmerkungen und in kurzen Kommentaren zu den
einzelnen Texten brauchbare Hinweise für eine historisch
-kritische Rezeption der im Hauptteil des Buches
wiedergegebenen Schriften und Briefe, die sämtlich aus
den Jahren 1735—1751 stammen. Die theologiegeschichtlichen
Zusammenhänge und der historische Hintergrund
worden einleitend obenfalls ■— immer im Hinblick und
unter Verweis auf die nachfolgenden Texte — erhellt.
Goen schildert den Beginn der um 1735 bis 1740 in New
England einsetzenden Erweckung und ihren Fortgang
bis zum Jahre 1750, aber auch die unmittelbare Vorgeschichte
. Edwards beginnt seine Laufbahn 1727 als
Mitarbeiter seines Großvaters Solomon Stoddard, Reverend
in Northamton (Massachusetts).

Die außerordentlichen Bekehrungserfolge Stoddard's
beeindrucken Edwards, der einerseits stets bemüht
bleibt, die Kontinuität des eigenen Wirkens mit dem
des Vorgängers zu betonen, andererseits aber doch die
theologischen Auffassungen und die Praktiken, die sich
mit den ersten „revivals" verbinden, nicht unbedenklich
findet. Die näheren Umstände beginnender Auseinandersetzungen
innerhalb der Bewegung sind von Edwards
in ,,A Faithful Narrative" (p. 97—211) festgehalten
worden. Die textgeschichtlichen Details zu den
in der Form eines Briefes an den Reverend Benjamin

Theologisohe Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 12