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Ausgabe:

1974

Spalte:

923-924

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Bibliographia Augustiniana 1974

Rezensent:

Lorenz, Reinhold

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Seite 1

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können, kommt noch die weitere, daß Rufin nur drei
der zehn Bücher übersetzt hat. Auf diesen ToTOO-
oharakter und die sioh daraus ergebenden Problem«'
goht Vf. nicht ein. Rufins Gründe für dio Teilübersetzving
sind nicht bekannt. Selbst wenn er aber der Ansicht gewesen
sein sollte, die ersten Bücher vermittelten schon
alles Wichtige, müssen wir doch mit der Möglichkeit
rechnen, daß die späteren Bücher noch wesentliche
Gedanken enthalten haben können. — 3. Nun bomüht
sich Vf. an einigen Stellen dankenswerterweise darum,
Aussagen des Cant. Cant.-Kommentars zur Kirche aus
anderen Schriften des Origonos — die ineisten von
ihnen sind allerdings auch nur in Übersetzungen erhalten
— zu stützen und zu erweitern. Trotzdom bleibt
das zu sehr Stückwerk. Es fohlt oine Einbettung in die
Theologie dos Origenes, durch die erst viele Aussagen
in die richtigen Relationen geraton. - 4. Auch ein
gelogontlicher Hinwois auf Erscheinungen der zeitgenössischen
Geistosgoschichte hätte manches zur Erhöhung
beitragen können. So hätte sich auch ergeben,
welche Züge dieses Kirehcnbildos in ihrer Zeit einen
bedeutenden gedanklichen Fortschritt bedeuteten und
wolcho besondere Wirkung gehabt haben. — 5. Vf. bemüht
sich um die historischen Hintergründe mancher
Aussago des Origenes (z. B. S. 120ff. das geistige Milieu
Aloxandroias), aber auch das bleibt zu sehr an dor Oberfläche
haften. Gelenkt wird die Arbeit eben von einem
theologisch-systematischen Intoresse. Sie bietot deshalb
auch ein wesentlich systematischeres und andererseits
im Rahmon dar Theologie des Origenes isolierteres
Kirchenbild als man aus der Lektüre des Kommentars
selbst erhält. Die zweite und dritte Stufe der Kommentierung
sind im Kommentar des Origenes nicht
immer doutlich getrennt und dio Gedanken fließen mohr
ineinander übor als die Darstellung dos Vf.s erkennen
läßt. Allerdings muß anerkannt worden, daß Vf. bei
schwierigen Stellen hervorhebt, daß er eine bestimmte
Deutung anderen vorzieht.

Wie lohnend auch heute noch eine Beschäftigung
mit Gedankengängen dos Origenes ist, läßt sohon die
Hauptthose des Vf.s sehr deutlich werden: „Selon nous,
le tMtit le plus oaracteristique de cette ccclcsiologio,
son idee dominante, est quo la Parole de Diou so place
au centre memo de la vio de l'Egliso, qu'ellc cn constitue
le coeur. Parole qui prend uno double forme, celle d'un
t"xte sacre et celle d'une PntOQBS vivante, Jesus-
Christ" (279).

Berlin KriodhoJin VVinkehnann

' Zu den geringfügigen griechischen Bruchstücken vgl.
W. A. Baehren», OSS 33, Leipzig 1925, XXVIII. LIII f.).
Von den zohn Büchern des Kommentars (vgl. Elise, h. o.
VI 32,2) sind nur drei in der lateinischen fTtt>IMtHing
Kuh'iis erhalten (bis Cant. Cnnt. 2 15).

Vllilrt'sttll, l tu l: ltil)li()|;ril|dlia AugUfttilliana, benrb. u. hr»n-
2. völlig neuboarb. Aufl. Darrnstudt : Wissenschaft 1. Buch
gmellwhaft 1973. IX. :tl7 i. s". Kurt. DM 63. .

Die Bibliographiii Augustiniuua von C. Andresen,
welche auch ältere Literatur seit dem Ausgang des 19.
.Ih.s (in Auswahl) berücksichtigt, ist in der zweiten,
neu bearbeiteten Auflage von 127 auf 317 Seiten an
gewachsen. Höchst erfreulich ist, daß Register beige
fügt wurden: dor Stellen aus Augustin, der Bibel, den
mitiken Autoren, sowie Verzeichnisse der Begriffe, dri
N'arncn in Worktiteln, der wissenschaftlichen Verfasser.
Dadurch ist dor Nutzen des Werkes vermehrt worden.
Der Aufbau ist im großen derselbe geblieben: Quellen
(Augustinausgabun, Übersetzungen, Textlesen). Hilf«

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mittel, Forschungen zur Biographie. Philosophie, Theologie
und zur Nachwirkung Augustins. Neue Abtei
hingen sind hinzugekommen, so über „Augustin in
Kunst und Literatur", auch ist die Forschung über das
römische und christliche Nordafrika jetzt gebührend
berücksichtigt. Die oinzelnon Abschnitte sind durchgreifend
umgestaltet worden, manches ist gegenüber
der 1. Aufl. weggelassen worden (leider auch auf S. 30
die Festschrift Miscellanea Augustiniana, Rotterdam
1930). Begrüßenswort ist innerhalb der einzelnen Abteilungen
die chronologische Folge dor Arbeiten, wolcho
bedauerlicherweise jetzt in dor 7. Auflage der Patrologie
von Altaner aufgegeben wurde.

An Druckfehlern (die, wie der Kundige weiß, unausrottbar
sind) seien nur solche genannt, welche Verwirrung
stiften könnten. S. 13 fehlt zu Goldbachers
Ausgab" der Briefe Augustins der Bund CSKL 58, der
die PrologOmeiUI und Register enthält. S. 35 muß dor
Titel der Zeitschrift „August iniana" statt, Agustiniana
lauton; S. 99 Nr. 11 und S. 131 Nr. 1(1 ist der Name der
Verfasserin in Manferdini (statt Manferelini bzw. Man -
ferilini, auch das Register ist zu berichtigen) zu verbessern
; S. 145 Nr. 2 muß es heißen: <!. Istace, Deux
essais d<' Synthese (statt: DetU, Essais de synthose). —
Zu Abschnitt II, 6 g („Die Apologie: der ,Gottesstaat'")
möchte ich für eine künftige Neuauflage die Aufnahme
von J.-C. Guy: Unite et strueture logique de la „Cito
de Diou" dos. Augustin, Paris (Etudes Augustinicnncs)
1901, 158 S., vorschlagen.

Diese reichhaltige und handliehe Bibliographia Augustiniana
, in dor viel Mühe steckt, ist ein ausgezeichnetes
und unentbehrliches Hilfsmittel.

Mainz R. Lorenz

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Intmenkötter, Herbert! i m «Iii' Einheit im GHeuben. hie

UnionsverhandlmiKen dos Augsburgor Reichstages im
August und September 153(1. Münster: Asehonclorff | I (173 |.
M»:i S. iiv. x° Katholisches Leben und Kirchonretoini
im Zeitalter der (Jliuibensspiiltunn. VereiiiSHchriften der
Uesellschaft zur Herausgabe des Corpus Cat holicoruin,
hrsg. von K. Iserloh, IS. Kurt. DM 12,—.

„Ich habe sorg, das wir nimer mehr so nahen! zu
samen khumen werden als zw Augsburg." Diesem
Votum Luthers (VVATr 4, 495, 7—9, hier S. 10) über
den Reichstag 1530 sekundiert Inunenkötter in aus
lührlicher Befragung der einschlägigen ArchiValien. Kr
kommt nach Durchsicht einer ganzen Reihe von die*
bezüglich ergiebigen Archiven und Bibliotheken zu dem

Urteil, daß „die Aktenveröffentliohungen des letzten

Jahrhunderte . . . ZU überprüfen" seien (S. 3). Wenn er
Ibst auf BUgedehfitere Qucllonzitate verzichtet, so
geschieht das mit Vorblick auf die „kritische Ausgabe
rler Reichstagsakten von 1530", die von (!. Mraz. Wien,
in Angriff genommen worden ist.

Vf. nimmt die Ouellenuntersiichung vor allem deshalb
in größerem Stil vor. weil der Bein t eihmgshorizont Im
den Augsburger Reichstag in der Vergangenheit, „bewußt
oder unbewußt" durch „späteres Selbst Vorst und
nis der Konfessionen oder eigene religiöse Überzeugung"
bestimmt wordi n ist. N'euansätzc für das Reichstags
Verständnis entdeckt [mmenkötter vornehmlich in
Arbeiten von (ierhard Muller. Kugene Honee und Vin
■eni l'fnür. So reiben sich die etwa 100 Seiten der vorliegenden
Untersuchung ein in die große Reihe katho
lischer Darstellungen, die den Stellenwert der Ursprung -

Theologisohe Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 12