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Ausgabe:

1974

Spalte:

920-922

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Joannou, Perikles-Petros

Titel/Untertitel:

Die Ostkirche und die Cathedra Petri im 4. Jahrhundert 1974

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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nicht nur best&tigt, sondern auf eine neuo Ebene gehoben
, da dor von Bujard beabsichtigte Schritt von der
Boschreibungs- zur Erklärungsadäquathoit methodisch
als gelungen bewertet worden muß. Künftige Stilana-
lyson werden hier in die Schule gehen können; die
Weiterarbeit auf diesem Felde wird aber noch stärker
von dem Aufweis der absoluten Okkuranzen und ihren
Relationen fortschreiton müssen, um auf das Niveau
zu gelangen, das dorn derzeitigen Standardwerk von
Charles Muller, Einführung in die Sprachstatistik, München
1972 (= Berlin 1972; Original: Paris 1968), angemessen
ist. Statistische Konkordanzen, die nach der
Yule'schen Verteilung und dem Zipf'schen Gesetz
quantifizieren, werden aber zu ihrer Erstellung dringlich
eines Rechenzentrums bedürfen.

Druckfehler: S. 27 Z. 2: alla statt gar; S. 84 Z. 15:
akrobystia; S. 85 Z. 6 v. u.: oun; S. 134 Z. 5: Anm.
10; S. 150 Z. 12: 1,27; Z. 9 v. u.: 1,18; S. 150 Z. 12:
hy iou.

Naumburg Wolfgang Sehonk

Kremer, Jacob: Pfliigstherirht und Pfingslgesehehen. Eine
oxegotische Untersuchung zu Apg 2,1—13. Stuttgart:
Verlag Katholisches Bibolwerk [19731- 297 S., 1 Beilage,
8° - - Stuttgarter Bibelstudion, hrsg. v. H. Haag, lt. Kilian
und W. Pesoh, 63/64. DM 24, .

Beabsichtigt ist, mittels der „neueren Methoden der
Exegese . . . den Weg zu einem Verständnis des Pfingst-
berichtes zu weisen, das dem heutigen Stand der Wissenschaft
entspricht" (S. 5). Dabei sollten besonders die in
unserer Zeit an den Text gestellten Fragen berücksichtigt
werden, die sich bis hin zu solchen erstrecken:
,,Liegt dem Bericht überhaupt ein Ereignis zugrunde ?"
(S. 9).

Geboten wird zunächst die Untersuchung zweier
„Tatsachen" (S. 9). Hier wird zuerst im Abschnitt 1
(S. 11—-27) auf die Feier des jüdischen Pfingstfestes in
recht umfassender Weise eingegangen. Die anschließende
Erörterung „Urchristlicher Geisterfahrung" (S.
28 —86) will auf der Basis biblischer Aussagen vom Heiligen
Geist bzw. dessen Wirken das „Verständnis außergewöhnlicher
Phänomene in der Urkirche" (S. 60 ff.)
und deren „Deutung als Geisterfahrung" (S. 63 ff.) be-
stimmen, um damit vorwog „ein für den Anfang der
Kirche charakteristisches Element" (S. 28) grundlegend
geklärt EU haben. Gerade dieser zweite Abschnitt
macht deutlich, daß der Vf. von ganz bestimmten Voraussetzungen
ausgeht und dementsprechend auch die
Probleme sieht und zu lösen sucht.

Bt schließt sioh in Abschnitt 3 (S. 87 267) die eigent •
liehe Untersuchung des lk Pfingstberiohtos an. Dieser
w ird zunächst für sich untersucht (S. 87 ff.), anschließend
in den Zusammenhang des |k Doppelwerkes gestellt
(S. 167 ff.) und schließlieh mit verwandten Darstellungen
der Bibel verglichen (S. 224 ff.). Als markant
seien folgende Ergebnisse herausgehoben

In Apg 2,1 — 1, die der Vf. als „Bericht über (Ins
eigentliche Pfingstgeschehen" (S. 88) besonders wegen
struktureller Besonderheiten (vgl. S. 125 163) von den
folgenden Versen abtrennt, liege vermutlieh eine alte
Überlieferung zugrunde (vgl. 8. 166- 212). Deren ,,/rn
Maler (iedauke (s -i), daß in dem geistwirkendon Reden
und Verkünden der Apostel letztlich der erhöhte Herr
spricht" (S. 2671. Dabei bezieht der Vf. dir seine Sieht
der Vorlage die jüdische Sinaitradition mit ein (vgl.
S. 267).

Die Verse "> 13. die den „Bericht . . . über die Wirkung
(des l'fiugstgesoheheiis) auf die Bewohner Jorusa-
lems" (S. 88) zum Inhalt haben, versteht der Vf. als eine

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wahrscheinlich von Lk selbständig entworfenen Szene
(vgl. S. 164 f.). Diese habe die Funktion, die Vorlage
der Verse 1—4 zu interpretieren (vgl. S. 166), und zwar
in dem Sinne, daß „die goistgewirkto Botschaft dor
Apostel, die sie von Jerusalem aus verkündeten, . . .
für alle Menschen bestimmt . . . ist" (S. 266).

Hinsichtlich der vom Vf. besonders herausgehobenen
Frage nach der Historizität des Dargestellten wird folgende
Antwort gegeben: „Lk setzt Apg 2,1—13 ein
tatsächliches Ereignis voraus ..." (S. 213), doch dürfte

der Pfingstboricht..... heute nicht mehr als historisch

exakte Berichterstattung gowertet werden" (S. 261).

Die literarische Eigenart von Apg 2,1—13, die nicht
mehr dieselbe sei wie die der vermuteten Vorlage (vgl.
S. 264 f.), bestimmt der Vf. mit Vorbehalt etwas indirekt
und nur allgemein mit dem Hinweis auf die Legende
(vgl. S. 264 ff.).

Die Frage nach der literarischen Eigenart des Textes
hätte in. E. gesondert und in direkterer Weise behau
delt werden müssen. Das Ergobnis wäre für die sachlich
begründete Bohandlungswoise dos Textos wichtig gewesen
. Zudem wäre sicher eine deutlichere und gewichtigere
Anleitung des Lesers zu erreichen gowoson
(da dem Vf. besonders auoh dieser Aspekt wichtig ist:
vgl. auoh S. 5; Absohn. 4.1).

Im abschließenden 4. Abschnitt (S. 268—278) sollte
„die Bedeutung des Pfingstberichts für Theologie und
Kirche" herausgestellt werden.

Insgesamt ist festzustellen: Auch wenn die Untersuchung
übersichtlich gestaltet ist und der Vf. sich zum
Ablauf derselben wiederholt äußert, kann der Leser den
Ausführungen nur mit Vorbehalt folgen: Dor Vf. geht
von bestimmten Voraussetzungen aus, die sioh in der
Tendenz exogetischen Fragens ausdrückon. Da diese zu
erschließenden Voraussetzungen aber nicht allgemeine
Zustimmung finden, kann den Ergebnissen der Untersuchung
nur relative Bedeutung zugebilligt worden.

Jena-Ammorbach Christoph Borger

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Joannen, IVnkles-ivtros f: I"1' Ostkirche und die Cathedra
NM im 4. Jahrhundert. Bearb. von G. Donzier, Stuttgart:
Hiersemann 1972. IX, 300 S. gr. H" Papste und Papsttum
. In Verb. m. R< Elze, (). Engels, W. Hessel, K. Man-
seih, O. Müller, T. N'yberg, V. l'llniiuui, E. Woinzierl,
P. Wirth u. II. Zimmermann; hrsg. v. (J. Donzier, 3.
I.». DM 96,—.

Daß die frühe Ostkirche in einen der Bände dieser
erfreulicherweise zügig anlaufenden Reibe zur Sprache
kommt, ist zu begrüßen, zumal es durch einen ausge
zeichneten Kenner geschieht, der sieh der Problematik
von östlicher und westlicher Kirche bereits mehrfach
zugewandt hatte.

Der Aufbau des Bandes ist ebenso pragmatisch wie
reizvoll. Einer Einleitung, die der Vorgeschichte des
Werkes, methodologischen Kragen sowie den Ergebnissen
des Bandes hinsichtlich des römischen Primats
gewidmet ist, folgt die gut kommentierte Dokumentation
, die alle wesentlichen Quellen zu den Pontili
katen von Silvester I., Julius I., Liborius und I )amasus I.
zusammenbringt und sie nach ihrer Aussagefähigkeit
zum Thema befragt. Die so ohnehin erleichterte Benutz-
barkeit des Bandes wird durch Beigabe von Quollen und
Literaturverzeichnis noch verbessert. S. 19 zeigt .)..
worauf es ihm bei seiner Untersuchung in erster Linie
ankam : Daß sich der im guten Sinne des alten römischen

Thoologieoho Litoraturzoitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 12