Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Spalte:

917-919

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bujard, Walter

Titel/Untertitel:

Stilanalytische Untersuchungen zum Kolosserbrief als Beitrag zur Methodik von Sprachvergleichen 1974

Rezensent:

Schenk, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

»17 Theologisohe Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 24 r. 12 91 8

aber vielleicht sohwindet dieses Bedenken für jemanden, zips ist Zeichen des lose „angefügten Stils" (S 03)-

der mit der Diktion der Verfasserin besser vertraut ist die Relativsätze sind häufig, aber _ mit einer Aus -

als der Rezensent. nähme — immer nachgestellt. In allen vier Fällen ist

Hallo/Saale Erdmann Schott nicht die bloße Häufigkeit schon typisch, sondorn erst

die genaue Erfassung ihrer Distribution (vgl. ThLZ 98,
1973, 889); sie ergibt das Bild einer durohweg lockeren
Satzfügung.

Itujard, Walter: Stilanalytische Untersuchungen zum Ko- Das zweite Kap. „Zur Godankenführung'' (S. 77

losserbriel als Beitrag zur Methodik von Sprachvergleichen. bis 129) wondet sich dem semantischen Aspekt zu - Die

Oöttingen: Vandenhocck & Ruprecht [1973]. 259 8. gr. 8» iockero Satzfügung wird als Ausdruck einer assozia-

Studien zur Umwelt des Neuen Testaments, hrsg. v. t-yen Godankenführung be8timmt. auch dje Worf.

', ' ' ' ' . ,„_„,,, . Wiederholungen erweisen sich als ausgesprochen asso-

Diose von K. G. Kuhn betreute und 1970/71 in ziativ. dio Gedankongliodorungen durch Antithesen

Hoidelberg vorgelegte Dissertation ist in der Landschalt Parallolismen und Aufgliederungen treten ebenso zu-

dor gegenwärtigen oxogetischon Literatur oin aus dem ruok wi(, 8charf 7,ugespitzto Formulierungen; dem kor-

Rahmen fallendos Buch. Da es aber die Entwicklung ,-espondiert nun andererseits dio größte Häufigkeit der

in der allgemeinen Sprachwissenschaft berücksichtigt, verschwommensten Präpositionen

ist os oin einen neuen Rahmen markierendos Buch. Für Im dritton R >Da8 rhotorisohe jällgogolllont,.
denjenigen, der dem linguistischen Grundsa. einer (g 130_219j die ftufs Hörcn ,ichtet(. lu*druck8.
Vorordnung der Formanalyse vor der Inhahsanalyse weise) 8tohen dk, phonotaktigcho und dio morphotak.
mit Skepsis gegenübersteht, w.rd hier eine Probe aufs UschR Eb{me jm Vordergrund, wenngleich auch der
Kxompol gogobon. syntaktische Aspektbereich nocli berücksichtigt wird-
So gesohon, sind dio hier vorgelegten Untersuchun- Der plorophore Charakter des Stils des Kolosserbriefes
gen in doppoltor Hinsicht von Interesse, einmal im Blick zeigt 8ich in Synonymhäufungen, Appositionen, ad-
auf dio Probleme dos Kolosserbriefes als dos unmittel- vorbiellen Umstandsbestimmungen mit cn, Genitivbar
vorhandolten Gegenstands und zum anderen, sofern },ä„füngon, figurae otymologioae, plerophoren pas-Ver-
dieser Gegenstand zugleich als Beispiel für die Methodik Wendungen und der Bevorzugung des Lexoms pläro-
der Stilanalyso überhaupt wogweisond wird. Wenn die (vor den be; pauius häufigen Wendungen mit hyper-,
liorkömmlioheoxogetische Arbeit überhaupt stilistischen perise- und pleon-); rhetorisch bolangvollen Klang-
Argumonton das Wort gibt, ist die Betrachtungsweise „ffekten bei Paulus stohen rein plerophore Klangwirmeist
zufällig und isoliort die Beobachtungen (S. 11, 16 kungen im Kolosserbriof gegonüber; dio Sprechweise
u. ö.)p statt sie „mit andoron stilistischen Erscheinungen -gt hior gleichförmig und getragen im Unterschied zur
in Vorbindung" zu bringen (S. 17). Dio uns hier vorge- akzentuierten und pointierenden Sprechweise des Pau-
l'ührto Methode der „ganzhoitlichen Stilbetrachtung" mg

(S. 221 ff.), deren „wesentliche Voraussetzung die Voll- Wm füp die gedankliohe Gestaltung im einzolnen

ständigkoit dor Aspekte" ist (S. 17), erweist sich für den zeigt si(jh auch ^ Aufbau dor ganzen Schrift: Die

makrosyntaktischen Boreich der Stilistik in uberzeu- oedankenführung stellt „sich nicht konkret als Argu-

gendor Weise als ein Fortschritt. „Stil wird dabei mentation dar" und wird nicht „konsequent in einem

mit W. Kayser definiert als der „synthetische Bogritf st(indigon Donkprozeß expliziert"; man hat vielmehr

für die Ganzheit, der alle sprachlichen Formen .-mos ^ Eindruck( daß >der Verfasser sich vermutlich an

Werkes zugeordnet sind" (S. 221). Da dio erwcndung im Qrobon vorgogobonen Disposition von Punkt

stilistischer Kriterien in der hinter uns hegenden Epoche ^ Fim^t woitorhangelt und dabei dio Üborgängo mit

neutostamentlioher Arbeit wesentlich auf die Heraus- Stichwortanschluß, per associationem oder als ange-

arbeitung von übernommenen Traditionsstücken ein 8touerte Übergangspunkte erreicht werden" (S. 121).

gesohränkt war, ist dio hior vorgenommene Entschian Da dieg aUe3 Kennzeichon eines paränetischen Stils

^ung ein beachtlicher Schritt nach vorn. Wird dei .^^ ergibt sich hieran sowie aus flankierenden Beob-

«praohlicho Individualstil eines Autors erfaßt, dann „chtungen, „daß wir es im Kol auch in der ersten Hälfte

ergab«) sich wichtige Einblioke in die Art seiner Ge- n[0x m[t einer argumentierenden Auseinandersetzung,

'Innkenführimg. Um diesen Stil herauszufinden, genügt sondorn mit einer Paränesc zu tun haben" (ebd.). Mit

"8 nicht, einige Einzelheiten festzustellen, vielmehr muH (, porcy und uber ihn hinaus kann und muß die gängige

■■erausgofunden werden, wie die verschiedenen Einzel- Klassifikation des Stils des Kol als „hymnisch-litur-

heobachtungen auf eine zusammenhängende Struktur g;8Ch" begründet abgewiesen werden (S. 224—229):

verweisen und unt er welchen < :>-sieht-punkt en sie kon -j.^o beruht auf einer „oberflächlicho(n) Lektüre von

vorgioren. Erst dann, wenn die einzelnen Stilolemente xordens Zusammenstellung der Zitat-Kriterien" (S.

»In Symptome eines Stilganzen erkennbar sind, hat die j ^ jj^ iockor anknüpfende Stil des Kol hat eher eine

Stilanalyse methodisch zureichend gearbeitet. Die hier Parallele bei dem Historiographen Diodoros von

'm ständigen Vergleich mit dem Material aus den un Sizilien (S. 72 Anm. 4).

bestrittenen Paulusbriefon ausgebreiteten Beobach- , ... . ..

1 iiiigen -,,„„ K„lo,serbr,er lassm deutlich werden, daß Man wird nicht umhin können dem Ertrag der

•l'T Art und Weis,, in d-r siel, die einzolnen Sprcchakf Arbeit voll zuzustimmen: „Die ganzhe.thche Betrach-

.,, . ... ' a , ,,„,i,i„ili.n zuide ch tundsweise des Stils und ihre Auswertung für die Losung

'■Ii eine, bes11uiint1'11 Sprechweise verbind"!, zugi <"» o n

„_„, „ , • j wi „r„i„„ Aar Satzfüizung eines Authentizitatsproblems haben sich voll bewahrt,

n löge Zuordnungen u, der Klangfolge der Sa ztug ^£ » Nnchwei8 erbracht werden>

m.l der .! dankenfubruiig entsprechen (S_1^. - zwisohon dem Stil des Kol und dem

t ;,;;:V",T2^ W « - PWh»bri.l. nach Einheitlichkeit, Art und Größe

'*g.o. Syntaktik und Semant.k auf,- « ^ grnviori.I1(1 istt dnB eine Verfasserschaft des Paulus

Das erste Kap. „Die Sat/lugung (• • ;- .,.„ ,-,-•„. d,.n Kol schon allein von daher ausgeschlossen wer-

.VBier, den syntaktischen her.,,«.,: Konjunk o.„o. « Dami( sind die Beobachtungen und

■-.ruck und werden anfdie gängigsten ^ Argumente mit denen E. Th. Mayerhoff 1838 die Dis-

Jor artikulierten Innnitivkoi.s, ruk...... ■ - ' « J d,.r Verfasserfrage des Kol eröffnete, die ftbci

^gehängte Infinitive auf; auch .1.-« häufigeSatz tot nn zunehmend schwächer berücksichtigt w

"hnin^ rnit Hilf.« eines im V...nue.tr .t-h-nd'u I •"

ur.len