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Ausgabe:

1974

Spalte:

909-911

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schmithals, Walter

Titel/Untertitel:

Die Apokalyptik 1974

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1, Seite 2

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Wfl 'fheologiaehe Uteraturseitung 99. Jahrgang 1074 Nr. 2 910

von Beuern. Ks ist •Ohließlioh festzu» teilen, daß dio Be- original apokalyptisch, daher auoh keineswegs einheit

griffe der progressiven Qumranisierung und Rojudn- lieh, wiewohl sie im apokalyptischen Kontext einen

isierung weder der Sache noch mich der geschichtlichen relativ geschlossenen Zusammenhang bilden (S 21)

Situation wirklich entsprechen. Von Anfang an sind Entscheidend geht es ihm um dio Frage nach der apo-

Judon verschiedener Observanz, und Anhänger der kalyptischon Frömmigkoit. „Wie verstand sich der

Qumraneekte Trager der radikalen Hotschaft Jesu ge- apokalyptische Fromme selbst inmitton seiner Welt ir"

worden. Dazu kamon Vertreter mannigfacher anderer Angesicht Gottos, in Gemeinschaft mit den andere

hellenistisch-orientalisch - jüdischer religiöser Glaube nj Menschen und im Heute zwischen Vergangenheit und
formen. Auf diesem Boden eines kaum uoeli zu übet- Zukunft ?" (S. 23). Dio Apokalyptik stoht zwischon
sehenden Synkretismus hat sich je und je gegen alle radikaler Vergeschichtlichungdes Augonblicks(S.29)und
menschliche Möglichkeit und Erwartung die Botschaft radikalem Pessimismus der Geschichte als Ganzes ge-
des Evangoliums durchgesetzt. Menschlich gesehen genüber, der Preisgabe der Geschichte inmitten der
konnte es so allerdings zu keinem eindeutigen Ergebnis < lesohichte, wenn auch an deren Endo (S. 31). Sch. verkommen
. Dil' Fülle der Meinungen über das Gesetz in mutet, daß der Goschichtspossimismus der Kern die
der synoptischen Überlieferung und die Mannigfaltig- ursprüngliche Erfahrung dos apokalyptischen Donkens
keit der Stellungnahmen dazu orfaßt ein Stück der sei (S. 32). Dennoch lehnt er die Herleitung der Apoka-
Goachiohte der Jesusüberlieferung und zugleich der lyptik aus einer besonderen sozialen und politischen
Geschichte des Glaubens und der theologischen For- Situation ab (S. 105 f.); zumindest aber hat sich die
sehung. Für die damit gewiesenen Wege und Möglich- Apokalyptik als Weise des Daseinsverständnisses er-
keiten weiterer immer sich erneuernder Arbeit in For- wiesen, die ablösbar ist von bestimmten geschichtlichen
schung und Lohre danken wir dem Vf. wie auch dem Konstellationen und eine der Grundmöglichkeiten
Vorlag, der dem Werk die für den Gebrauch schöno und menschlicher Wirklichkoitserfahrungen artikuliert. Das
zweckvolle Ausstattung gegeben hat. Der synoptischen apokalyptische Daseinsverhalten „kann nicht sterben,
Forschungsarbeit steht damit weiter ein wertvolles weil sie nie geboren wurde, und daß die geschichtliche
Hilfsmittel zur Verfügung. Entwicklung es nicht tötet, zeigt, daß es von der Ge-
Fernwald 2-Annerod bei GieUen Georg Bertram schichte auch nicht gezeugt wurde, so gewiß es sein

Leben nicht außerhalb der Geschichte hat" (S. 112).
Daraus ergibt sich natürlich, daß eine religionsgeschicht -
liehe Ableitung der Apokalyptik, sofern es um ihr eigent-
SchmlthalH, Walter: Die Apokalyptik. Einführung und Deu- liches Wesen geht, nicht möglich ist; sie wurzelt primär
tung. Döttingen: Vundenhoeck & Ruprecht [1973]. 192 S. in g;cn seibat. Unbeschadet dessen haben auch nach Sch.
8» = Sammlung Vandenhoock. Kart. DM 19,80. selbstverständlich die verschiedensten religionsge-
Die Apokalyptik gehört zu den gegenwärtig heftig schichtlichen Einflüsse auf dio Ausgestaltung des apo-
umstrittenen Gegenständen der Theologie. Da er aber kalyptischon Denkens eingewirkt, so daß sich die Apoka-
woithin selbst unbekannt ist, ist es gut, wenn zu- lyptik „objektiv als eine Verbindung alttestamentlich-
samm >nfassonde Darstellungen dieses Gegenstandes prophetischer und iranischer Elemente mit weisheitversucht
werden, die auch einem breiteren Leserkreis [i0hen Zusätzen darbietet" (S. 104).
zugänglich sind, entsprechend dem ^^ujb^eich, 8ohlechthin grundlegond ist für Sch. a,)0r die ^

hm d,., legrdl Apokalypt.k itoh I - h-ff ^ ^ .......;;,,|, Mtoe der Apokalyptik zur

Gefahr solcher Unternehmungen hegt da., daß ge' ^1' Gllofti8. Beide Größen beruhen auf einer ident ischen, als

be, einer gelungenen lunK°'""f P^So^ "<"' Befundenen Daseinserfahrung, wie denn auch die

«Cht des umstrittenen Gebietes diese Steht m solchen Anfänge beider vermutlieh gleichzeitig liegen (S. 72)

Kreisen, die zu einer selbständ.gon kritischenUro 1s- K 1. auch die CtaS erhoffe!,

b.ldung nicht in der Lage sind als d,e fraglos gfl g ^ fetatomt* der Weh. „Sie lehnen sieh

etabliert und stabilisiert wird. Ihr war. nur ftHe8 auf, was herrscht,und ersehnen die Welt ohne

'furch die deutliche Markierung der «^W»rt£« JOT ^^M) gip iAMn dllH |}(.sl l Urndc ganz nlul „,„

sohungslage mit den in ihr enthaltenen anderen - de88pntwiIloll> wftH noch koin Auge gesehen und kein

*tehensmöglichkoiten. ()hr g„|lört hat ; sie interessieren sich für keine beste-

SeJt. beschreibt zunächst „die Gedankenwelt der hend). Ordnung, weil nichts in Ordnung ist, und er-

Vpokalyptik" (S. 9—21), wie sie sich „in ihrer .klassi- streooI1 eine Welt , in der es einer ordnenden Hand nicht

sehen' Form darstellt, die sie vor rund zweitausend bedarf. Sie setzen Gott und Welt gegeneinander

Jahren gewann" (8. 10), sodann „das Wesen der Apo- ^ beanspruchen so Gott ganz für sieh. Sie können das

kalyptik" (8. 21—37). Es folgt ein Abschnitt über „die ^ ^ nloht beschreiben, aber sie wissen, daß alles anders

Geschichte der Erforschung der Apokalyptik" (8. 3- werden wird" (8. 82 f.). Ob solcherart der gnostische

bis 51), dem sieh ui'hi'ie Kapitel über die rehgions- Austritt aus jeder Geschichte sowie die unmittelbare

Rfteohlohtllohe Situation und Herkunft der Apokalyptik gl.8Chichtslose Identifikation des Gnostikers mit Gott

•neohlieSen („Apokalyptik und Altes Testament , o. ,.jn(.,soits, die strenge Bindung der Apokalyptik an die

M—67; „Apokalyptik und Gnosis", 8. «7 — 83; y^01 ,.;lie Welt Gottes sowie die eminente Oegonwarts-

•Jrsprung der Apokalyptik: Religionsgeschiehthche Be- bedeutong der apokalyptischen Literatur andererseits

■lehmigen", 8. 83—95; „Der Ursprung der Apo a- tatsächlich zusammenfassend verstanden werden kann,

lyptik im Judentum", 8. 95—114). Alsdann wird die dilriu. dooh wohl überaus fraglieh sein. Hierhergehört

"age „Apokalyptik und Urohrist« ntum" ,,|orU'r.t (H' ftuch das krasse Urteil S.82: ..Apokalypt ikor wie Gno-

'14—130) sowie eine besonders wichtige Toiitrage. gtOcer kennen keine Bthik". Für die Gnosia mag es im

"'inilieli ..Messias und Mensc h' iiHohu" (8- 13^* .. allgem« inen stimmen, für die Apokalyptik indessen gilt

''•'•«!. jetzt behandelt iln VI. das entscheidende Quo1'11' vj,,| ehor das Urteil von K. Koch. Ratlos vor der Apo-

problei......he apokalyptische Literatur" (8. 142 -lül). fcalyptik. 1970, S. 22, A. 19: „Die Rolle der Ethik in

h"n Abschluß bildet'ein Kapitel über „die' «eM° 10 ' d,.n Apokalypsen kann nicht hoch genug eingesehätzt
beben Wirkungen der Apokalyptik^ (S. 101 JWjJj werden". Völlig richtig stellt Sch. denn auch S. 186 fest,
Das eigentliche Intel. IM von Sch. hängt nie ^ ^ apokalyptische Individualisinus „in der Notker
Darbietung der einzelnen anoka yptischon V■ ^ ^ m Einzelnen zu vollziehenden
»telhmgan, 8ip „jnd ohnehin zum größten Teil mcni »