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Ausgabe:

1974

Spalte:

881-890

Autor/Hrsg.:

Hertzsch, Klaus-Peter

Titel/Untertitel:

Predigt als Rede und Anrede 1974

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V W

Theologische Literaturzeitung

Ronatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnadc
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg

NUMMER 12 99. JAHRGANG DEZEMBER 1974

Spalte

Fredigt als Rede und Anrede

Von K.-P. Hertzsch.........881

Alhrecht, Ch.: Einführung in die Hymno-
logie (W. Blankenburg)........956

Andreasen, N.-E. A.: The Old Testament
Salibath (H. Reventlow).......897

Andresen, 0.: Bibliographia Augustiniana.
bearb. ii. Iirsg. 2. Aufl. (R. Lorenz) . . . 923

Andresen, D. [Hrsg.]: Kirche am Montag
(G. Kretzschmar)..........949

Balthasar, H. U, von: Theodramatik. I
(G. Holtz) .............944

liöhm, G., s. Lähnemaun, J........957

Betz, H. D., s. Braun, H.........890

[Braun, H.:l Neues Testament und christliche
Existenz. Festschrift f. H. Braun
/.. 70. Geb., hrsg. v. H. D. Betz u. L.
SchottrofT(G. Haufe).........890

Bujard, W.: Stiiaualytische Untersuchungen
zum Kolosserbrief als Bettrag zur
.Methodik von Sprachvergleichen (W.
Schenk) ..............917

< 'hänevert, J. : L'lSglise dansle Commentaire
d'Origene sur la Cantique des Cantlqnea
(F. Winkelmann) ..........922

Collange, .T.-F,: L'Epitre da Saint Paul aux
Phlllpplens (E. Schweizer) ......914

Denzler, G., s. Joannou. P.-P.......920

Kdwards.J.: The Great Awakcning, ed. by
C. C. Goen (I. Bcrtinettl).......928

Spalte

Falk, Z. W.: lutroduetion to Jewish Law
of the Second Commonwealth. I (J.
Conrad)...............903

Goen, C. C, s. Edwards, J........928

Grabncr-Haider, A.: Seiniotik und Theologie
(W. Schenk)..........937

Heinemeyer, K., s. Klages, G......957

Hübner, H.: Das Gesetz in der synoptischen
Tradition (G. Bertram)........907

Immenkötter, H.: Cm die Einheit im
Glauben (J. Itogge).........924

Joannou, P.-P.: Die Ostkirche und die Cathedra
Petri im 4. Jahrhundert, bearb. v.
G. Denzler (H.-J.- Diesner)......920

Kaiser, O.: Einleitung in das Alte Testament
(G. Wallis).............899

Klages, G., u. K. Heinemeyer: Jeremia
(D. Reiher).............957

Kremer, J.: Pflngstbericht und Pflngstge-
schehen (Ch. Berger).........919

Cähnemann, J., u. G. Böhm: Der Philemenbrief
(D. Reiher)...........957

Lienhard, M.: Luther Temoin de Jesus-
Christ (E. Schott)..........943

Moeller, B„ u. G. Ruhbach [Hrsg.]: Bleibendes
im Wandel der Kirchengeschichte
(G. Haendler)............894

Xeuenschwander, IT.: Denker des Glaubens.
I (H.-H. Jenssen)..........940

Osten, G. von der: Deutgehe und niederländische
Kunst der Reformationszeit (I.
Ludolphy) .............927

Spalte

Ottosen, K. [Ed.]: The Manual from Notmark
(K.-H. Bieritz).........954

Perry, L. M.: Biblical Preaching for Today's
World (A. Lehmann)........' 950

Plutta-Messerschmidt, E.: Gerechtigkeit
Gottes bei Paulus (E. Schott).....915

l'ollmann. K. E.: Landesherrliches Kirchenregiment
und soziale Frage (K. Nowak) . 931

Die Predigt bei Taufe, Trauung und Begräbnis
(H.-H. Jenssen)........946

Restle, M., s. Wessel. K.........935

Ruhbach, G., s. Moeller, B........894

Huppert. I>.: Der leidende Gerechte und seine
Feinde (W. Herrmanu).......902

Sohra id. J., s. Wikenhauser, A......912

Schmithals. W.: Die Apokalyptik (T. Holtz) 909

SchottrofT, L., 8. Braun. H........890

Schreckenberg, H.: Die Flavius-Joscphus-
Tradition in Antike und Mittelalter (G.
Baumbach).............905

Studiensammlung. Erste. Beiträge zur Kunst
des christlichen Ostens, 3 (K. Onasch) . 930

Sudbrack, J.: Beten ist menschlich (K.-H.
Bieritz)...............951

Weber. F.: Schleiermachers Wissenschafts-
begrifl"(F. Jacob)..........939

Wessel, K.. u. M. Restle [Hrsg.]: Reallexikon
zur byzantinischen Kunst, Lfg. 17—19
(K. Onasch).............936

Wikenhauser, A.. u. J. Schmid: Einleitung
in das Neue Testament, 6. Aufl. (G.
Strecker)..............912

Willi, T.: Die Chronik als Auslegung (K.-M.
Beyse)...............900

Predigt als Rede und Anrede

Von Klaus-Peter Hertzseh, Jena

Uns beschäftigt das Problem der Wirksamkeit unseres
Redens in der Predigt. Denn uns scheint, zwischen
den theologischen Lagorn besteht heute bei allon erbitterten
Kämpfen um Diktion, Betonung und Konsequenzen
dieses Satzes doch eine gewisse Einhelligkeit
in der Feststellung: Kirche steht und fällt mit wirksamer
Verkündigung. Damit sind ja zwei Forderungen
erhoben: es muß Verkündigung sein, und sie muß
wirksam sein. „Vorkündigung" — oder „Kerygma"
oder „ein Traditions-Komplox" — das heißt: hier ist
etwas vorgegeben und nioht beliebig; will die Kirche
ihre Identität und ihr Proprium behalten, so muß sie
darauf sehen, daß ihr heutiges Evangelium im letzton
und eigentlichen mit dorn vorgogobonon identisch bleibt.
Hier sioht offenbar die Exegese als hoch-spozialisierte
Fachwissenschaft ihre wichtigste Aufgabe, und wenn
wir richtig vorstandon haben, sehen einige ihrer Vortreter
in linguistischen Mothoden die Möglichkeit, dieser
Aufgabe noch unerbittlicher gerecht zu werden Die
andere Forderung aber, die Forderung nach Wirksamkeit
, betrifft mehr die übrigen theologischen Disziplinen.
Dabei belogt die Kirchengeschiohte als Auslegungs- und
Wirkungsgoschichte dos Evangeliums die alles in allem
tröstliche Tatsache, daß Verkündigung wirksam gewesen
ist. Die systematische und prinzipiell theologische
Reflexion dagegen gerät gegenwärtig eher unter einen
Vorwurf: sie tue eigentlich kaum mehr, als solche
Wirksamkeit für die Verkündigung zu l> lumpten und
zu beanspruchen. Nicht zufällig sind es Vertreter der
Praktischen Theologie, die gegen einen hypostasierten

881

Begriff der Vorkündigung, „wider den Mythos der Verkündigung
" ' polemisieren. Denn sie empfinden, daß
jetzt immer mohr ihnen für den zentralen Satz von
der Wirksamkeit unserer Verkündigung die Beweislast
zugemutet wird. Wenn sie diese Beweislast nicht gleich
dem „Akt der Verkündigung", wie es verschleiernd
heißt, also dem Pastor auf der Kanzel aufladen wollen,
so müssen sie sich ernsthaft fragen, wie es mit dieser
Wirksamkeit und ihrer Ermöglichung aussieht.

Dabei hat diese Frage nioht nur eine theorotischo
Dringlichkeit, sio hat eine sehr praktische. So sehr die
Predigt als geschehende Vorkündigung theologisch ins
Zentrum gerückt ist, so sehr ist sie soziologisch an die
Peripherie geraten. Das ist natürlich nicht verwunderlich
und in seinen Ausmaßen nicht einmal katastrophal.
Im Grund ist es eher erstaunlich, daß nach wie vor eine
relativ großo Gruppe von Menschen aus freien Stücken
von einom Angebot Gebrauch macht, das mit rein
vorbalon Mitteln auskommen muß; denn unsere Zeit
ist verwöhnt und anspruchsvoll, was die Mittel und
Medien angeht, mit denon wir angesprochen werden.
Nun müssen wir aber für Gegenwart und Zukunft damit
rechnen, daß die Predigt unter dem Konkurrenzdruck
aller sonstigen Rode- und Informationsange böte steht
wie ja Gemoindeveranstaltungon nur noch als ein
Freizeit-Angebot neben den unterschiedlichsten anderen
erscheinen. Das war bis vor kurzem anders. In der
faktisch, der nominell und auch der relikthaft christlich
geprägten Gesellschaft stand der Predigtbesuch ja unter
einer Norm, die gesellschaftlich gedeckt war — „Du

U.-B.TÜ3 882

-3.APR1975