Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

863

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

064

Abschnitt des Bandes unter dem Aspekt „Kirchenmusik
und abendländische Musikgeschichte
". Ausgehend von der Eigenart des römischkatholischen
Gottesdienstes und seiner liturgischen
Strukturen, wird hier in sechzehn Aufsätzen (K. G. Feilerer
, D. Droysen, W. Suppan, A. Geering, M. L. Marti-
nez-Göllner, F. Reckow, F. Haberl, C.-H. Mahling, R.
Bockholdt, R. B. Lenaerts, H. Wagener, M. Harting, L. F.
Tagliavini) die Weiterentwicklung kirchenmusikalischer
Formen, ihre textlichen Gestaltungsweisen sowie die
Musizierpraxis und deren Überlieferung dargelegt ; auch
sind die sich ergebenden Wechselbeziehungen zwischen
musica sacra und profana und die dadurch aufkommenden
Probleme bis hin zu den die Kirchenmusik betreffenden
Entscheidungen des Trienter Konzils behandelt
(Gregorianik — Volksgesang — Mehrstimmigkeit — Einbeziehung
von Musikinstrumenten — Gottesdienstgestaltung
).

Umfangreiche Literaturverzeichnisse in alphabetischer
Anordnung, jeweils am Ende eines Kapitels, dienen der
Orientierung und Anregung. Notenbeispiele, Tabellen,
Rhythmogramme, Schemata, geographische Skizzen erhellen
und belegen die Darstellung. Reproduktionen von
originalen Handschriften bereichern das Anschauungsmaterial
. Ein Abkürzungsverzeichnis sowie Peisonen-
und Abbildungsregister erleichtern ebenfalls die Benutzung
des Bandes.

Die von Feilerer zur Darbietung des Stoffes und Materials
gewählte lockere Form in Wechselfolge von zusammenfassenden
Artikeln und voneinander unabhängigen,
jedoch sich ergänzenden Einzeluntersuchungen mit den
anschließenden Literaturhinweisen ermöglicht umfassende
Information auch über Spezialgebiete und macht
zugleich den eigentümlichen Reiz des Buches für den interessierten
Leser aus.

Halle Eleonore Zelm

Averbeck, Wilhelm: Die Neugestaltung des „Off ertön ums''
im evangelischen Bereich und im neuen römischen Meßbuch
(Catholica 20, 1974 S. 23-56).

Balz, Hans Martin: Zur religiösen Bedeutung der Musikinstrumente
(DtPfrBl 73, 1973 S. 707-799).

Madey, Johannes: Die Wechselbeziehung von Theologie
und Liturgie in ostkirchlicher Sicht (Catholica 20. 1974
S. 13-22).

Mezger, Manfred: Günther Ramin. Zum 75. Geburtstag
am 15. Oktober 1973 (MuK 43,1973 S. 269-275).

Papandreou, Damaskinos: Gottesdienst — geschlossene
Gesellschaft (ZdZ 28, 1974 S. 50-58).

Richter, Klemens: Die liturgische Feier der Trauung. Ihre
Problematik angesichts sich wandelnder theologischer
und rechtlicher Anschauungen zur Eheschließung (Con-
cilium 9, 1973 S. 486-492).

Walter, Rudolf: Max Reger und die Orgel um 1900 (MuK
43, 1973 S. 282-289).

PSYCHOLOGIE UND
RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Keilbarh, Wilhelm. Religiöses Erleben. Erhellungsversuche
in Religionspsychologie, Parapsychologie und
Psychopharmakologie. München—Paderborn—Wien:
Schöningh 1973. 176 S. 8" = Abhandlungen zur Philosophie
, Psychologie, Soziologie der Religion und öku-
menik, hrsg. v. J. Hasenfuß, N F. 27. Kart. DM 15,-.

Daß die Blütezeit der Religionspsychologie gewesen ist,
spürt man — wenn man es noch nicht wußte — den Beiträgen
dieses Sammelbandes ab, in dem einer ihrer letzten
namhaften Vertreter zehn Beiträge neben einer größeren
, „Zur Hinführung" genannten Einleitung vorlegt.

Keilbach verwaltet das Erbe von K. Girgensohn und W.
Gruehn, konnte seit 1962 das eingegangene „Archiv für
Religionspsychologie" neu herausgeben und die Leitung
der 1914 auf internationaler Ebene gegründeten Gesellschaft
für Religionspsychologie übernehmen. Die zu besprechenden
Beiträge stammen aus den Jahren 1962 bis
1973.

Es scheint uns das Wichtigste zu sein, über die Sicht zu
berichten, in der Keilbach heute die Lage der Religionspsychologie
sieht. Der experimentellen Methode, auf die
einst Starbuck, James, Leuba, Girgensohn, Gruehn vertrauten
, sind sehr enge Grenzen gesetzt worden. Die
Wahrheitsfrage, die Region des Gnadenhaften, liegt, so
urteilt Keilbach fest, dem im religionspsychologischen
Experiment sichtbar werdenden Befund immer voraus.
Das Entscheidende ist experimentell völlig unfaßbar; es
ist „heiliger Boden" (84). Da es im Glauben um eine „Be-
ziehungstatsache" geht (93), die den Menschen unter
Gott gestellt sieht, ist nur „die natürliche Komponente
des religiösen Erlebens" erkennbar. „Daß der Mensch
durch die Gnade zu einer neuen Seinsweise bestimmt.. .
ist, kann nicht mit Instrumenten festgestellt und technisch
gemessen, sondern nur im Glauben ... angenommen
werden" (93). Die Mitarbeiter folgen Keilbach nicht
unbedingt. Den mitabgedruckten Diskussionsbeiträgen
der Arbeitstagungen 1963 und 1966 entnimmt man, daß
noch alte Unklarheiten weiterbestehen. Keilbach selbst
hat es schwer, seine Position zu behaupten. Wir begegnen
ihm wie in Rückzugsgefechten. Typisch dafür sind seine
Bemerkungen zur Echtheit religiöser Erlebnisse. Echt ist
zunächst das spontan sich einstellende Erlebnis im gegebenen
Lebenszusammenhang. Wenn aber im experimentellen
Versuch „durch willkürliche, wiederholbare,
künstliche Einwirkungen" ..die Entstehung und der Verlauf
gleichen Erlebnisaufbaus" herbeigeführt wird, „dann
ist das so hervorgerufene Erlebnis echt" (90). Das dürfte
der Abgesang auf die experimentelle Religionspsychologie
sein! Wem kann sie mit dem mageren Programm
noch dienen! Daß richtigerweise vom Versuchsleiter verlangt
wird, alle „Wertblindheit" abzulegen, und das
heißt, selbst durch spontane religiöse Erlebnisse geprägt
zu sein, deutet in seiner Selbstverständlichkeit wohl diskret
darauf hin, daß auch religiös indifferente und des-
informierte Versuchsleiter die Hände im Experiment hatten
, in der Annahme, daß religiöses Erleben ein rein psychisches
Phänomen sei. Das ist hoffentlich endgültig überwunden
.

Da Keilbach Sprecher einer internationalen wissenschaftlichen
Gesellschaft ist, hat er Pflicht und Recht, den
Blick audi auf nichtchristliche Religionen zu richten, so
In dem gut orientierenden Beitrag über „Techniken religiöser
Ekstasen" und „Das Erleuchtungserlebnis im Zen-
Buddhismus". Auch in diesen Beiträgen tritt als Ergebnis
heraus, daß im künstlich herbeigeführten Erleben grundsätzlich
nichts enthalten ist, was nicht zuvor gnadenhalt
empfangen war. Das gilt auch für religiöse Erlebnisse
unter Drogeneinwirkung, worüber wir zwei interessante
Beiträge erhalten. Unbefriedigend sind u. E. zwei magere
Kapitel zum Thema Parapsychologie und religiöses Erleben
. Das erste ist nur ein sehr elementarer Bericht über
die speziellen Themen der Parapsychologie. Darauf war
gewiß zu verzichten. Das andere Kapitel handelt von phantastischen
Aspekten der Parapsychologen in einigen östlichen
Ländern, worauf ebenfalls verzichtet werden
konnte, besonders deshalb, weil sie die Sensationslust
Kritikloser erregen.

In Sammelbänden sollten lange Wiederholungen vermieden
werden, die in Vorträgen an verschiedenen Orten
und unter verschiedener Thematisierung ihre Berechtigung
haben. So erhält der, welcher Keilbachs Buch gekauft
hat, über die Wirkung der Peyotl-Droge und die
darauf gebnute Kultgemeinschaft gleich drei ausführ-