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Ausgabe:

1974

Spalte:

854-856

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Müller, Gotthold

Titel/Untertitel:

Ursprung und Aufbruch 1974

Rezensent:

Voigt, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

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doch erahnte er dessen Reichweite, indem er die barth.
Sicht der Beziehung zwischen „Wort" und „Antwort"
auf der einen und „Gabe" und „Aufgabe" auf der anderen
Seite hervorhebt (S. 31).

An diesem Punkt wäre auch ein Vergleich mit P. Tillich
interessant gewesen, der den Menschen als Frage und
Gott als Antwort sieht. Wenn Moda ferner E. Brunner
vermehrt zugezogen hätte (dritter Band seiner Dogma-
tik), so hätte er seine Vorbehalte mit protestantischen
Quellen stärker begründen können. Endlich wäre es in
der Wiederaufnahme der Thesen von Bouillard, welcher
von Christus „für uns" spricht, anstatt „an unserer Stelle
", so wie es der Basler Theologe will, nützlich gewesen,
an die Opferthematik im A.T. zu erinnern. Es ist dieses
Gespräch, welches in der Gestalt des Gotteslammes seinen
Abschluß findet, das die Stellung Barths verstärkt
und die Kritik schwächt, welche der Verfasser aufgezeigt
hat.

Im ganzen können wir Moda dankbar sein für seine Arbeit
und für den Anlaß, den Dialog über zentrale Themen
heutiger theologischer Reflexion wieder aufzunehmen.
Seine Mühe ist nach unserer Meinung alles andere als
vergeblich, und wir können für seine zukünftige Arbeit
nur unsere besten Wünsche aussprechen.

Rom R- Bertalot

Aagaard, Anna Marie: Gottes Mission in der Welt (ZdZ 28,

1974 S. 10-14).
Amberg, Ernst-Heinz: Bemerkungen zur gegenwärtigen

Situation der evangelischen Theologie (ZdZ 27, 1973

S. 216-220).

Bassarak, Gerhard: Zur protestantischen Theologie heute
(ZdZ 27, 1973 S. 220-224).

Boff, Leonardo: Das Sakrament der Ehe (Concilium 9,
1973 S. 459-465).

Brandt, Hermann: Jesus Christo Libertador. Zum Verständnis
der „kritischen Christologie" bei Leonardo
Boff (NZSystTh 15, 1973 S. 229-253).

Drieling, Reinhard: Der gemeinsame Glaube. Anmerkungen
zum „Neuen Glaubensbuch" (MdKI 25, 1974 S. 26
bis 32).

Fries, Heinrich: Reform und Anerkennung kirchlicher
Amter (Catholica 27,1973 S. 188-208).

Ganoczy, Alexander: Neue Aufgaben der christlichen
Anthropologie (Concilium 9, 1973 S. 417-424).

Gaybba, Brian: Die Tradition — ein ökumenischer Durchbruch
(ZdZ 28, 1974 S. 7-10).

Gerken, Alexander: Gemeinsames und Trennendes im
katholischen und evangelischen Abendmahlsverständnis
(Catholica 27,1973 S. 312-328).

Kirsch, Eberhard: Erwägungen zur Frage: Heil durch
Glück? (ZdZ 27, 1973 S. 207-216).

Kilng, Hans: Parteien in der Kirche? Zusammenfassende
Thesen zur Diskussion (Concilium 9, 1973 S. 594-601).

Lehmann, Karl: Amteranerkennung undOrdinationsver-
ständnis (Catholica 27, 1973 S. 248-262).

Modras, Ronald: Die Elimination des zwischenkirchlichen
Pluralismus durch innerkirchlichen Pluralismus (Concilium
9, 1973 S. 559-565).

Bühlen, Heribert: Das mögliche Zentrum der Amtsfrage
(Catholica 27, 1973 S. 329-358).

Unnenberg, Wolfhart: Das christliche Fundament christlicher
Anthropologie (Concilium 9, 1973 S. 425-434).

Meters, Albrecht: Der dritte Glaubensartikel (NZSystTh
'5. 1973 S. 326-347).

'Scheele, Paul-Werner: Fragen zum christlichen Amt im
Blick auf die kirchliche Rezeption (Catholica 27, 1973
S. 386-400).

'^heffczyk, Leo: Die Christusrepräsentation als Wesens-
^oment des Priesteramtes (Catholica 27, 1973 S. 293
bis 3U)

Schütte, Heinz: Zu Unterschieden im Amtsverständnis
evangelischer Theologen (Catholica 27, 1973 S. 381 bis
385).

Schwanz, Peter: Das für Tillichs „Methode der Korrelation
" grundlegende Probleme der Vermittlung
(NZSystTh 15, 1973 S. 254-271).

Volk, Hermann: Das priesterliche Amt (Catholica 27,1973
S. 280- 292).

Voss, Gerhard: Streit um die Theologie der Basis (Catholica
27, 1973, S. 359-380).

Ziemer, Jürgen: Bemerkungen zur Frage „Heil durch
schöpferische Tätigkeit?" (ZdZ 27,1973 S. 328-333).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Müller, Gotthold: Ursprung und Aufbruch. Theologische
Informationen für die Gemeinde. Stuttgart: Calwer
Verlag [1971]. 204 S. 8". Lw. DM 16,-.

Der beachtliche Verbreitungserfolg des ganz ähnlich
angelegten Bandes „Botschaft und Situation" vom selben
Verfasser (besprochen von G. Jacob in ThLZ 96,1971, Sp.
144 ff.) ließ erkennen, daß solche „theologischen Informationen
für die Gemeinde" begehrt sind. Unter neuem,
zeichengebendem Titel folgt nun ein zweiter Band. Auch
durch ihn soll die Gemeinde erfahren, was in zünftiger
Theologie diskutiert, worum gekämpft wird und wo sich
neue Wege zeigen. Vf. führt durch das unwegsame Gelände
mit Sachkunde, mit der Gabe klarer (vereinfachender
, aber nicht simplifizierender) Linienführung, ohne
nervöses Eifern, vielmehr in großer Bereitschaft zum
Verstehen verschiedenster Standpunkte, dabei selbst nicht
etwa standpunktlos, sondern der Sache des Evangeliums
gewiß und darum hilfreich und ermutigend. Daß es sich
zumeist um Gemeindevorträge handelt — vgl. die „Hinweise
" auf S. 203 —, bestimmt Thematik, Anlage und
Redeweise des Buches. (Nützlich sind die jedem Beitrag
angefügten Fragen zum Weiterdenken sowie das Verzeichnis
fremdsprachlicher Begriffe.)

„Welcher ,Gott' 'ist ,tot'?", fragt Vf. im ersten Beitrag,
damit ein Thema aufgreifend, dessen ausführliche Behandlung
G. Jacob in o.a. Besprechung vermißt hatte.
Schon die Fragestellung läßt erkennen, worauf es hinaus
will. Heidnische Religionen sprechen — mythisch-unge-
schichtlich — vom Tode ihrer Götter; die Bibel kennt den
lebendigen Gott, der nicht stirbt. (Wieso aber ist die „tief
heidnische" Art der Heideggerschen Philosophie — S.22 —
innerhalb dieses Gegensatzes zu lokalisieren?) Tot ist der
gedachte und „bewiesene" Gott früherer Philosophien.
Tot ist auch der Gott, der zur Lösung der noch offenen
Weltprobleme herhalten muß. Ist also der Gott tot, den
unser Denken hervorbringt, dann auch der, der nur eine
„Form der Mitmenschlichkeit" (so 27) ist, denn eben damit
wäre er „eine Funktion des menschlichen Tuns und
Verhaltens" (ebd.), „Frucht" statt „Wurzel" (30). Die
Theologie fragt nicht, ob Gott „ist" oder „existiert"; sie
erkennt ihn da, wo er selbst in Christus uns findet. Wir
suchen ihn nicht in räumlicher Überweltlichkeit (28),
nicht hinter, über oder unter den Dingen (162). Seine
„Abwesenheit" verstehen wir als seine Verborgenheit,
sein Sich-Entziehen. Im gekreuzigten und auferstandenen
Christus aber ist er für uns da - gerade so als „der
lebendige, d. h. dem Menschengeist überlegene, nicht an
unser religiöses Selbstbewußtsein gebundene Gott der
Bibel" (30), den wir im Gebet persönlich anreden (31). Er
kann jederzeit - auch „durch die Wolke des Atheismus"
(33) - neu zu uns sprechen.

In behutsamer und umsichtiger Weise wird auch „das
Problem der Tradition" abgehandelt (53 ff.). Zunächst
ganz weit: Menschsein ist selbst Tradition, „ein Werden
aus und ein Leben i n Vorgegebenem" (55), auch in tra-