Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Spalte:

842-845

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Eselsrücken - Farbe, Farbmittel 1974

Rezensent:

Dinkler- von Schubert, Erika

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

841

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

«42

deres ist ungenau, wenn etwa bei der Aufzählung der
protestantischen Stände Brandenburg-Ansbach unerwähnt
bleibt oder wenn der Eindruck hervorgerufen
wird, Deutschland sei durch die Reformation bedroht
worden, ein geteiltes Land zu werden — der Territorialismus
, der sich im späten Mittelalter durchgesetzt hat.
hatte schon recht scharfe Grenzen gezogen, die zum Teil
gewichtiger blieben als Glaubensunterschiede. Überhaupt
ist der Anlauf, bis der Vf. zu seinem Thema kommt,
recht lang. Und auch in den Kapiteln über Contarini In
Regensburg wird nicht nur dessen Anteil am Reichstagsgeschehen
analysiert, sondern manches behandelt, was
darüber hinausgeht.

Dennoch wird deutlich, wie begrenzt Contarinis Verhandlungsspielraum
war, wie aktiv er sich in die theologischen
Auseinandersetzungen hinter den Kulissen einschaltete
und wie groß hier sein Einfluß war. Nur dem
ist die Zurückhaltung Ecks zuzuschreiben. Der Legat
scheute sich auch nicht, in persönliche Verhandlungen
mit Bucer einzutreten, den Matheson für den „militantesten
Deutschen" unter den Reformatoren hält, ..weit
nationalistischer als etwa Luther selber". Dies überrascht
, da sogar Morone in Regensburg meinte, der Straßburger
sei eigentlich schon für Rom gewonnen worden.
Es wird auch gezeigt, daß sogar dieser Nuntius, den die
römische Kurie Contarini beigegeben hatte, da sie seine
Unnachgiebigkeit gegenüber der Reformation kannte,
sich dem Verständigungswillen während des Reichstages
nicht entziehen konnte. Zeitweise waren seine Urteile
über eine günstige Lösung recht positiv. Um so schwieriger
wurde die Bewältigung des Scheiterns der Gespräche,
vor allem auch für Contarini selbst, als er von Rom wegen
zu großer Nachgiebigkeit getadelt wurde. Der vornehme
Venezianer gehorchte, gab nicht etwa seine Legation
auf, sondern kehrte nun verstärkt den Kurialen heraus
.

Matheson hält Contarinis Theologie für nicht originell
, ja er nennt ihn einen „Amateurtheologen" und einen
„Bcrufsdiplomaten". Man wird in der Tat fragen
müssen, inwieweit er nur ein Exponent des italienischen
Evangelismus ist. Aber zugleich wird man doch nicht
übersehen können, wie wichtig ihm die Rechtfertigungs-
Problcmatik war — wie hätte es ihm sonst passieren können
, an dieser Stelle seine Instruktion zu überschreiten!
Es wird auch zu fragen sein, ob Eck und Luther wirklich
aus Angst und Unsicherheit gegen ein Kolloquium
waren, ob sie nicht vielmehr begriffen hatten, daß die
theologischen Unterschiede so gewichtig waren, daß sie
sich eine Einigung kaum mehr vorstellen konnten. Matheson
hat auf die Wichtigkeit der Regensburger Verhandlungen
von neuem hingewiesen, wobei er zu dem
Ergebnis kommt, der protestantisch-katholische Dialog
•sei dort nicht fehlgeschlagen, sondern habe nie stattgefunden
— angesichts der Einigung über die Rechtferti-
«ungslehre kann diese überspitzte These nur cum grano
salls gemeint sein. Zweifelsohne wird hier ein wesentlicher
Abschnitt aus der vortridentinischen Theologie
behandelt.

Ks kommen etliche Druckfehler vor. Notiert seien: S. 13 Anm.
!J "<•« „fede" statt „foda"; S. 105 Anm. 29 falsche Spaltenangabc;
?; 138 Anm. 11 lies „gel" statt „nie": S. MS Anm. 1 und Im Lttera-
'ru"Jerz«lchnis lies „Rlhel" statt „Klhcl"; S. 1«1 Z. 14 lies „pre-
'"dentlne" statt -per-Trldentlne".

, D«s Register laut Wünsche orten. Manche Städte wurden aufkommen
, andere nicht. Die Anmerkungen wurden gar nicht
' "ückslchtlgt. Da die Namen In den Zitaten nicht aufgelöst wur-

|rn. muß bezweifelt werden, ob alle dort erwähnten Personen

rKunnt werden.

Erlangen Gerhard Müller

D'nder, Ludwig: Johannes Honterus und die Reformation
im Süden Siebenbürgens mit besonderer Berücksichtigung
der Schweizer und Wittenberger Einflüsse (Zwing-
Uana XIII, 1973 S. 645-687).

Haas, Martin; Walton, Robert C; Herkenrath, Erland;
Bührer, Georg: Literatur zur schweizerischen Refor-
mationsgeschichte (Zwingliana XIII, 1973 S. 690-698).

Rogge, Joachim: Zwingli und Luther in Ihren sozialen
Handlungsfeldern (Zwingliana XIII, 1973 S. 625-644).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Reallcxikon zur Deutschen Kunstgeschichte, begonnen
von O. Schmidt t, fortgeführt von E. Gall t und H. M.
von Erffa, hrsg. von L. H. Heydenreich und K. A.
Wirth. Bd. VI, Lfg. 64-69, Sp. 353-1119 m. Abb. Stuttgart
: Druckenmüller 1970-1973.

Im Wissen darum, daß wir dem Lexikon als Ganzem
nicht gerecht werden durch unsere Besprechung allein
der theologisch relevanten Artikel, behalten wir gleichwohl
aus Raumgründen dieses Auswahlkriterium bei.

Die Doppellieferung 64'05 enthält neben Eulogien-
schüssel. Eurhythmie, Europa (Mythologie)
eine Reihe theologisch wichtiger Themen: die typologi-
sche Antithese Eva-Maria (F. Kobler, 418-438), mit
Quellen nach Hinweisen von Carl Andresen; Evange-
liar, Evangelistar (E. Rosenbaum. 439/48) und
bes. Evangelisten (P. Bloch unter Mitwirkung von
U. Nilgen und E. Förster, 448-517). Die Darstellung der
Evangelisten zeigt mit ihrer Anknüpfung an das antike
Autoren- und Philosophenbild beispielhaft die von der
antiken in die christliche Kunst führende Tradition.

Die Schlüsselstellung des 4. Jhs. in diesem Prozeß
zeigte kürzlich K. Weitzmann, Book Illustration of the
4th Century. Tradition and Innovation, in: Akten des
VII. Internat. Kongr. für Christi. Archäol. in Trier 1965
(1969) bes.271-276.-ZuSp.461 (ältesteBeispiele):Ungewöhnlich
ist die Daist, der Ev. als Ruderer auf einem
röm. Sark.-Frgt. des 4. Jh.s (Repertorium der christl.-
ant. Sark. [1967] Nr. 134); zu ergänzen noch das Lüm-
mer-Frgt. mit Ev.-Bezeichnung im Mus. Nazionale, Rom
(Repertorium 784). - Zu Sp. 461 (ebenso 531): nicht haltbar
und von C. Noidenfalk bereits (mündlich) zurückgenommen
ist seine Hypothese, es könnte schon in der
2. II. 2. Jh., in Tatians Dialessaron, Ev.-Darst. gegeben
haben. Dagegen auch Th. Klauser, in: JbAntChrist 11/12
(1969) 210-213 :E. Dinkler, Der Einzug in Jerusalem (197(1)
34f. — Daß die Ev. Bilder im Chor von S. Vitale, Raven
na, vor 547, Buchmalerei voraussetzen, hat F. W. Deich -
mann gezeigt (Ravennall [1969], 243). Zu Sp. 463: Zu den
Ev.-Typen: Ausst.-Katalog 'The Year 1200' (New York
1970) 295ff.

Der Art. wird ergänzt, z. T. überschneidend, durch
i: v a n g e 1 i s t e n s y m b o 1 e (U. Nilgen, Sp. 517 72; zum
gleichen Thema Dies., in: LCI I [1966] 696/713).

Grundsätzliche Bedenken richten sich dagegen, daß
a) bes. im Teil Frühchristi. Kunst (Sp. 520-525) nicht
differenziert wird, zwischen der Auffassung der „Vier
Lebewesen" als apokal. Zoa und als Symbole der Evangelisten
, die sinngemäß Bücher tragen. Die apok. Wesen
werden der Thematik Evang.-Symb. subsumiert, obwohl
sie viel umfassenderen Sinngehalt haben. So wird
nicht deutlich, daß es sich bei den Ev.-Symb. um eine
„sekundäre Deutung" handelt. (A. J. Jungmann, Liturgie
und Kirchenkunst, Innsbrucker Rektoratsrede [1953]
10) und daß eine Entwicklung vorliegt vom apk.-escha-
tolog. zu lehrhaft-dogmatischem Verständnis. Obwohl,
wie Vf. richtig sagt, die frühest erhaltenen Darstellungen
der 4 Wesen in „endzeitl. Herrlichkeits- und Huldigungsbildern
" auftreten (Sp, 520) und „noch nicht eindeutig
durch Buch oder Rotulus als Ev.-Symb. gekennzeichnet
" sind (Sp. 521), werden sie als Ev.-Symbole
verstanden statt als apk. Zoa, deren huldigendes Tris-
l.agion zur eschatolog. Vision der göttl. Majestät gehört.