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1974

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

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sehen Hypostasenlehre als über den Umweg des gnosti-
schen Archonten Sabaoth erklärt. Der Sohn ist das Angesicht
, die Erscheinungsform des Vaters, darum trägt
er auch seinen Namen. Der Vater selbst ist auf Grund der
Transzendenz unsichtbar und nicht durch einen Namen
erfaßbar. Daß der Name Jesus (Jehoshua) ursprünglich
gnostisch sei, wird vom Vf. hingestellt, aber nicht bewiesen
.

Ferner ist die Identifizierung des gnostischen Erlösers
mit Sabaoth im Gnostizismus nicht belegt und schwer
denkbar: der erste stammt aus der Achtheit und kommt,
um den pneumatischen Teil der Seele dorthin zurückzuführen
; Sabaoth bleibt trotz seiner Erhöhung im Bereich
der Siebenheit und verkörpert eine wohl nicht negative,
aber doch untergeordnete und vergängliche Ordnung
— er ist „psychisch".

Die Stärke des Verfassers scheint auf dem Gebiet der
liturgischen Textgeschichte zu liegen. Es ist zu bedauern,
daß die dort gezeigte wissenschaftliche Akribie nicht
auch in den übrigen Teilen der Schrift angewandt wurde.

Bonn Christian Oeyen

Baumbach, Günther: Die Korintherbriefe (ZdZ 27, 1973
S. 361-371).

Lapide, Pinchas: Die Bergpredigt — Theorie und Praxis
(Zee 17,1973 S. 369-372).

Pesch, Rudolf: Gibt es in der Kirche des Neuen Testaments
Parteien? (Concilium 9, 1973 S. 533-537).

Scheidacker, Werner: Der erste und der zweite Petrusbrief
(ZdZ 27, 1973 S. 271-278).

Schlier, Heinrich: Neutestamentliche Grundelemente des
Priesteramtes (Catholica 27, 1973 S. 209-233).

Walter, Nikolaus: Einführung in den Galaterbrief des
Paulus (ZdZ 27, 1973 S. 201-207).

Wittenberger, Werner: Judenpolemik und Liebesgebot im
Johannes-Evangelium (ZdZ 27, 1973 S. 321-328).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Gottlieb, Gunther: Ambrosius von Mailand und Kaiser
Gratian. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1973].
91 S. gr. 8° = Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike
und zu ihrem Nachleben, hrsg. v. A. Dihle, H.
Erbse, Ch. Habicht, G. Patzig, u. B. Snell, 40. DM 18,-.

Diese geringfügig veränderte Habilitationsschrift, die
im Sommer 1971 der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft
der Universität Heidelberg vorgelegen
hat, umfaßt zwei Teile.

Zunächst geht es dem Vf. um die Klärung der Chronologie
. Er untersucht die Aufeinanderfolge bestimmter
Ereignisse zwischen 378 und 380, die auf Grund der zeitgenössischen
Literatur greifbar sind. Selbstverständlich
bettet er sie in die kirchlichen und politischen Verhältnisse
ein. Er kommt, von allen Forschungstraditionen
abweichend, zu den Ergebnissen, daß die beiden Begegnungen
zwischen Ambrosius und Gratian, die am Anfang
ihrer Beziehungen standen, in Mailand erfolgten,
und zwar die erste vermutlich bei Gratians Aufenthalt
dort im August 379, die zweite im April 380. Bei der
zweiten mahnte Gratian den Bischof an das früher erbetene
Buch über den Glauben. Ambrosius schrieb es
unmittelbar darauf (de fide I und II), während der Kaiser
sich auf seinen zweiten Feldzug nach Illyrien begab.
Dort hatte das homöische Bekenntnis, das Ambrosius bekämpfte
, noch einflußreiche Vertreter. Gratian dankte
daraufhin für die beiden Bücher und bat eigenhändig
um weitere Belehrung. Die sofortige Antwort des Ambrosius
auf diesen Brief erhielt er wahrscheinlich dann
in seiner Residenz Trier. Nun schrieb Ambrosius Ende

380 und im Frühjahr 381 die Bücher III bis V von de
fide, anschließend die drei Bücher de spiritu saneto.

Als Stütze seiner Interpretation behandelt Vf. zwei
sprachliche Probleme. Er meint, die Anrede ,totius orbis
Augustus' in de fide 1,1 lasse zu, daß neben Gratian in
der östlichen Reichshälfte ein Mitkaiser stand, wie es
seit dem Regierungsantritt Theodosius' 379 wieder der
Fall war. Die Stelle ,mihi quietem ecclesiae reddidisti'
im Brief des Ambrosius an den Kaiser beziehe sich nicht
auf die Rückgabe einer zuvor der Mailänder Gemeinde
entzogenen Kirche, die erst im Frühjahr 381 erfolgte,
sondern auf andere Ereignisse aus dem Jahre 380.

Vf. zieht die Folgerung, daß vor dem Einfluß des Ambrosius
, der sich erst seit 380 auswirken konnte, die Kirchenpolitik
Gratians nicht durch eine bestimmte dogmatische
Richtung geprägt war.

Das belegen auch die Gesetze, die Gratian in Angelegenheiten
der Kirche und des Glaubens zwischen 376 und
380 herausgab und deren vor allem formaler Untersuchung
Vf. den zweiten Teil seiner Arbeit widmet. Er folgert
, daß sie alle sich gegen die Donatisten richten, was
um so verständlicher ist, als diese in Afrika auch starke
politische Bedeutung hatten. Hierbei weist Vf. darauf
hin, daß die Begriffe „Edikt" und „Reskript" nicht Synonyma
sind.

Es nimmt wunder, daß in dieser die Details sehr genau
untersuchenden, wenn auch mitunter darstellerisch
schwerfälligen Arbeit zweimal von „christologischen"
Problemen die Rede ist, bei denen es sich um trinitari-
sche handelt (S. 10 und 85). Auch wünschte man mitunter
etwas mehr Einfühlungsvermögen in Vorstellungen
der dargestellten Zeit. Zum Beispiel kann man Handlungen
wie die des Bischofs Valens wohl nicht derart
bewußt als „Trick" werten (S. 20). Entsprechendes gilt
für die Beschuldigung der Nichtnicaener durch Ambrosius
und dessen Gesinnungsgenossen (S. 24). Auch die
Auffassung des Ambrosius als „ehrgeizig und militant"
(S. 23) dürfte anachronistisch sein.

Druckfehler: S. 16, Anm. 29 Phil i poppolis,
S. 27 Königin von Saba.

Leipzig Ingetraut Ludolphy

Tertullian: Ad versus Marcionem, edited and translated
by E. Evans. Book 1-3 and 4-5. Oxford: Clarendon
Press; London: Oxford University Press 1972. XXIII,
253 S. u. 254-658 S. 8° ■ Oxford Early Christian Texts,
ed. by H. Chadwick. Lw. £ 8,-.

Schon Thomasius hat in seiner Dogmengeschichte
(21886, Bd. I, S. 144) die fünf Bücher Tertullians gegen
Marcion „das herrlichste Dokument der alten kirchlichen
Literatur" genannt, und auch der Herausgeber und Ubersetzer
der hier angezeigten Neuausgabe bezeichnet es als
„highly competent and impressive work" (S. XVII). Indessen
bietet das große Werk des „ersten und schwierigsten
lateinischen Kirchenschriftstellers" (G. Esser) -
wie alle Werke Tertullians - auch dem philologisch versierten
Leser so erhebliche Ubersetzungsschwierigkeiten,
daß es noch heute zu den am wenigsten ganz gelesenen
Urkunden der ersten christlichen Jahrhunderte gehören
dürfte. So kann man eine Gesamtausgabe samt Übersetzung
, wie sie E. Evans in lateinisch-englischer Version
hier vorlegt, nur dankbar begrüßen, dies um so
mehr, als die höchst verdienstvolle deutsche Ubersetzung
von Heinrich Kellner (1882) nur die drei ersten Bücher
(samt dem Anfang von Buch IV) enthält und auch nur
noch vereinzelt greifbar ist. Evans tritt mit seiner Arbeit
in die Nachfolge von Peter Holmes, der schon 1868
alle fünf Bücher, also auch die beiden letzten mit Marcions
.Kanon' beschäftigten, ins Englische übertragen
hatte. Doch ist die vorliegende Ubersetzung von dem
„pioneer work" des Vorgängers ganz unabhängig ang<"