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Ausgabe:

1974

Spalte:

833-835

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Magne, Jean

Titel/Untertitel:

La naissance de Jésus-Christ 1974

Rezensent:

Oeyen, Christian

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

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The theory 1s illustrated by a number of analyses and flüssen sei es zu verdanken, daß der Gott des Alten

reconstructions of New Testament passages, which can Testamentes, zuerst entthront, im Gnostizismus reha-

be fully evaluated only when the exegetical basis for biHtiert wurde (Thema der Reue des Sabaoths). Das

them is available. Here the reviewer has some reserva- Christentum sei überhaupt ein Kompromiß zwischen

tlons, despite his general sympathy with the theory as a Judentum und Gnosis, wobei das jüdische Gedanken-

whole. Two points in particular appear to call for für- fiut am Ende gesiegt hätte, so daß die Christen ihren Ur-

ther consideration: (a) Gnosis is held to have originated sprung vergessen und sich für die Erfüllung und Ver-

in Syrin or Palestine, and several of the redeemer-types vollkommnung des Alten Testamentes ansehen konnten

mentioned are of fairly obvious Jewish or Old Testament (S. 20-21).

origln. How does Ulla fit in with accommodation of Chri- in diesem Schema werden einige Zitate untergebracht:

stianlty to its h e 11 e n i s t i c environment? Syria and eine Stelle aus dem Corpus Hermeticum (IV, 3-4,6), in

Palestine were admlttedly part of the hellenistic World, cier Magne den Ursprung der Taufe sieht, ein' Vergleich

but it might seem that the primitive Palestinian cate- zwischen Gen 2,9-3,19 und Lk 24,13-35 (die Schlange

ßories of thought were still valid here. b) One of the bringt die.Frucht der Erkenntnis, Jesus das Brot der Er-

rnerits of the theory is that it is based on actual gnostic kenntnis, was noch mit Did. 9,3 bekräftigt wird), und der

texts irom Nag Hammadi, and not on hypothetical con- Abschnitt aus der Hypostasis der Archonten 142,34-144,ß,

structions. These texts are however from the second and d. h. der Passus, in dem Jaldabaoth in den Tartaros hin-

third centuries at the earliest - how far can wo be sure abgeworfen wird, und sein Sohn Sabaoth nach seiner

that they do not on occasion reflect Christian in- Reue einen Thron in dem 7. Himmel erlangt. Dieser

l'luence? Sabaoth ist „der beste Teil" des Gottes des Alten Testa-

Finally Part III contains three papers, the first by ments, der so unter jüdischem Einfluß eine mindestens

Walter Schmithals on „Die gnostischen Elemente im teilweise Rehabilitation erfährt. Das Ganze soll zum

Neuen Testament als hermeneutisches Problem", the se- Verständnis des vorpaulinischen Hymnus von Phil 2,6-11

cond by Wolfgang Ulimann: „Die Gottesvorstellung der beitragen: es handelt sich um einen gnostischen Hymnus,

Gnosis als Herausforderung an Theologie und Verkün- in dem der gnostische Erlöser (der Jesus genannt wird,

digung", and the third by Christoph Hinz: „Bewahrung aber noch nicht den jüdisch-christlichen Titel Christus

und Verkohrung der Freiheit in Christo". trägt) gepriesen wird, weil er nicht in der Art des Jalda-

Most of these studies have been no more than mentio- baoth das Gleichsein mit Gott rauben wollte, sondern

ned here, but each of them merits detailed study. There sich wie Sabaoth demütigte und die Form des Dieners

numerous points on which another opinion is pos- übernahm, d. h., dem oberen Gott diente. Dieses ur-

•siblo, and at which one might wish to criticise in detail. sprünglich himmlische Geschehen wird nun auf die

This only means thnt no review can do füll justice to menschliche Sphäre übertragen, und der Erlöser wird gc-

this book. It can only be commended as a significant kreuzigt, ebenfalls durch Übertragung der „himmlischen"

contribution to research in this f ield, and one which de- Kreuzigung des Erlösers (auf dem Schnittpunkt des Tier-

serves the most serious consideration. kreises mit dem Äquator) durch die Archonten (wofür

st. Andrews r. mcl. Wilson 1 Kor 2,8 zitiert wird) auf die menschliche Sphäre. Der

gnostische Jesus erhält für seinen Gehorsam den Titel

Ma.r,,» i i • , ^. ■ • , • . „ „Herr Sabaoth", sein Name tritt an die Stelle des un-

d?ft£j?». na TanC» te*USA~Ctr,S ' L,«n aussprechlichen Namen Jahweh. Magne vermutet, daß

xSfl£6th dans Hypostase des Archontes 143,1-31 et Idcntlfizierung des gnostischen Erlösers und des

l exa tation de Jesus dans Ph.lippiens 2,6-11. Paris: Sabaoths" durch PS. 23 begünstigt wurde, da der

Cercle Ernest-Renan. 56 S. 8° = Cah.ers du Cercle w a„cm jn den Kategorien des Absüegs und

est enan, 83' des Aufstiegs gedacht wurde (gerade I Kor 2,8 zitiert
Die vorliegende Arbeit ist eine erweiterte Fassung des Ts. 23: „König der Herrlichkeit"). In einem weiteren Pro-
ßettrags des Verfassers zur „Fifth International Con- ssfl sei dann dieser gnostische Erlöser den Juden als der
ference on Biblical Studies", die im September 1973 in von ihnen erwartete Messias vorgestellt worden, wofür
Oxford tagte. vor allem Listen von kurzen, aus dem Kontext gerisse-
Irn ersten Teil werden vorwiegend liturgische Zeug- nen alttestamentlichen Stellen (die Testimonia) benutzt
•'isse untersucht, die eine Identifizierung des Herrn wurden. Diese Testimonia seien die Kerne, um die sich
Sabaoth, des Gottes des Alten Testaments mit Jesus Chri- die synoptischen Perikopen in der frühen Gemeinde ge-
stus aufweisen. In vielen Fällen handelt es sich um Texte, bildet haben. Schließlich sei der oberste Gott der Gno-
d'e in ihrer gegenwärtigen Form eine trinitarische Struk- stiker unter jüdischem Einfluß wieder mit dem Gott-
erhaben (Gloria, Te Deum, manche Exorzismen); Magne Vater des Alten Testaments identifiziert worden.
z£'gt überzeugend den späteren Charakter der entspre- Der schwächste Punkt in dieser Konstruktion ist, daß
blenden Zusätze, ohne die die Texte eine geschlossene die nicht zu leugnende Benutzung gnostischen oder vor-
~ir>hett bilden. Zu den Exorzismen hätte man Justin, gnostischen Materials an einzelnen neutestamentlichen
"ial- 85, 1-3, wo es sich ebenfalls um Jesus Christus = Stellen hier zum Ursprung des christlichen Glaubens
*»yrios Sabaoth handelt, zitieren können (vgl. meine überhaupt erklärt wird. Dabei müssen einzelne Tatsa-
*»uslegung in tu i08, 216 f. mit Anm ). Die gleiche Iden- chen, z. B., daß der ..Abstieg des Erlösers" verhältnis-
^'zierung sieht der Vf. in fünf Stellen des Neuen Testa- mäßig spät in die Christologie aufgenommen wurde, oder
"jentes (I Kor 10,4.9; Jud 5-7; Jh 8,56-58; 5,46; 12,39-41), daß die Testimonia an und für sich nichts mit der Gno-
°bei er in drei Fällen (I Kor, Jud, Jh 12) textkritisch in- Sis zu tun haben, unweigerlich zu einer größeren Kom-

ei"essante Gesichtspunkte nennt pliziertheit des Systems führen. Dabei berücksichtigt der
ü Irn zweiten Abschnitt wendet er sich der Frage des Vf. nicht einmal die übrigen Quellen, die als Vergleich
■"Sprungs von Christentum und Gnosis zu: Nach C. H. herangezogen werden sollten, z. B. Qumran, Philo, rab-
"odd (The Bible and the Grecks) haben die hermeti- binisches Schrifttum (bei der Theorie über den Ursprung
2*n Schriften ihren Ursprung in der Auseinander- der Taufe fällt z. B. kein Wort über die Frage der Be-
,?1;sung zwischen Juden und Anhängern des ägyptischen Ziehungen Johannes' des Täufers zu Qumran). Eine besätes
Thoth, der mit Hermes identifiziert wurde; die sere Kenntnis des Frühjudentums hätte sicherlich vor
,AU(*inandersetzung sei aber weitergeführt worden - so manchen falschen Folgerungen bewahrt, z. B. wird die
^»«ne _ und daraus hätten sich zuerst der Gnostizis- Nennung Jesus als „Kyrios Sabaoth" (bzw. einfach „Ky-

nUs "nd dann das Christentum gebildet Jüdischen Ein- rios") viel einfacher durch einen Vergleich mit der jüdt-