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Ausgabe:

1974

Spalte:

825-826

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Houlden, James L.

Titel/Untertitel:

A commentary on the Johannine Epistles 1974

Rezensent:

Becker, Jürgen

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 11

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Sundern. Diese Hoffnung ergreifend, „treten wir hinzu", Schade ist auch, daß die Einleitung von W G Kümmel
jetzt, zur eschatologischen Festversammlung, als für nur nach der englischen Übersetzung von 1966 benutzt
immer Vollendete (Hebr 10,14.22; 12,22-24). Gott zu wurde. Leider ist also der Kommentar schon gleich bei
nahen ist jetzt und in der kommenden Welt das volle seinem Erscheinen nicht mehr ganz auf der Höhe deinen
. Wenn K. einer solchen Aufwertung der Heilsper- wissenschaftlichen Diskussion. Gerade weil der Vf. mit
ftkta zustimmen könnte, würde seine eigentliche These Recht die Theologiegeschichte der johanneischen Schule
erst ihre volle Durchschlagskraft gewinnen. Denn der aufhellen will, ist es auffällig, daß er die Literatur, die
so in Gott für immer unerschütterlich gegründete Mensch darüber in den letzten Jahren erschien, nur spärlich in
ist dann in der Tat Erbe der noch ausstehenden Ver- seine Diskussion einbezieht. Die ältere Literatur hinge-
heißung des definitiven Eingangs in die „Ruhe", in die gen hat er in repräsentativer Auswahl gut verarbeitet,
•.kommende Welt". Daß die Vollendung des Menschen - Dieser Umstand erschwert die Diskussion mit H.s The-
in Christus, für immer extra nos! — der neuen Welt sen erheblich. Darum sei abschließend nur das Verstand-
sachlich unerbittlich vorausgeht, beweist, daß Hebr kein nis des Autors zum 1. Joh skizziert: Der Verfasser, des-
Apokalyptiker ist, sondern einer der großen, urchristli- sen Identität mit dem Evangelisten bezweifelt wird' verdien
Theologen. Ihn neu zu entdecken, vermag die sehr tritt einen aufkommenden orthodoxen Standort in der
donkenwerto Studie von K. auf jeden Fall zu helfen. Abwehr einer innerkirchlichen Front, nämlich juden-
Münchcn Harald Hegermann christlicher gnostisierender Gegner. Er läßt dabei die

reiche christologisch profilierte Tradition des Evange-

ii-,,.. „ , . . „ _ . _, , . liums brachliegen, obwohl gerade die Bedeutung des Ir-

Houlden. J L.: A Commcn ary on the Johannine Epist- discnen Jesus [m VerhäUnis zu den G trmi ist

le». London: Black [1973]. XI 164 S. = Black's New Im Unterschied 2um Evangelium ist 8die traditionelle

Testament Commentanes, ed. by H. Chadwick. Lw. Eschatologie selbstverständliche Lehre und die Ethik stark

' betont. Doch bleibt die Assimilierung an die Orthodoxie

Black's New Testament Commentaries wollen für das zu™ Teil unvollkommen, wie die fehlende Benutzung

wissenschaftliche Studium und für den kirchlichen Ge- d*s Alten Testaments u. a. belegen kann. Bei der Er-

brauch das Neue Testament kommentieren und dabei im örterung der literarischen Struktur des 1 Joh lehnt H.

Umfang (im Vergleich zu deutschen Kommentaren) re- Teilungshypothesen ab und rechnet damit, daß Einzel-

lativ klein bleiben. Der vorliegende Kommentar zu den traditionen mit langsam gewachsenen Erweiterungen

johanneischen Briefen paßt sich im wissenschaftlichen vom Autor zusammenkomponiert wurden.

Niveau und in seiner knappen, dabei jedoch gut lesba- Kiel Jürgen Becker

ren Diktion diesem Rahmen gut ein. Sein Verfasser, der

als Principal of Cuddesdon Theological College fungiert. . ____ ,_ ,_ _ _ , _ ....

ist bisher international noch wenig bekannt, stellt sich Nlc»'- W • ™e Semeia ,n the Fourth Gospel Tradition

Jedoch mit diesem Werk eine sicher breite,' beachtete fd Redaction. Leiden: Brill 1972 X, LWS. gr.*-

Visitenkarte aus Supplements to Novum Testamentum, ed. by W. C.

Der Kommentar läßt sich dreiteilig gliedern: Einer van Unnik u' a- 32" Lw" hfL 48

'elativ umfangreich angelegten Einleitung von 44 Seiten Schon wieder eine neue Monographie zur Wundertra-

'°lgt eine Einzelexegese des 1. Joh auf rund 90 Seiten dition im Johannes-Evangelium? Nach den Büchern von

mit einer Übersetzung, die mehr nützlich als elegant sein y. Wilkens (Zeichen und Wunder, Zürich 1969) und R.

vvi'l (S. IX). Auf nur knappen 16 Seiten - einschließlich t. Fortna (The Gospel of Signs, London 1970)1 und dem

o«r Übersetzung - schließt sich die Auslegung des 2. und Aufsatz von J. Becker (Wunder und Christologie, NTSt

* Joh an. Ein Detailstudium bestätigt die schon in die- ig, 1969/70, 130-148) rechtfertigt sich die vorliegende

Sei'Aufteilung zu erahnende Gewichtung: Die Beschäfti- Arbeit durch neue Thesen zur Theologie der Sömeia-

k"ng mit dem 2. und 3. Joh gerät mehr zu einem Appen- Quelle (= S) und zu ihrer historischen Einordnung so-

dix. Der Schwerpunkt liegt bei der Einordnung des 1. wie durch eine bedenkenswerte Sicht der theologischen

Joh in die Geschichte der johanneischen Gemeinde. Adaption von S durch den Evangelisten Johannes (= J).

Eine hinreichend breit anerkannte Gesamtkonzeption In drei Schritten verfolgt Nicol sein Ziel: Teil I (S. 9 bis

z"i' Geschichte der johanneischen Gemeinde und der 40) bemüht sich um die quellenkritische Scheidung zwi-

Auslegung des johanneischen Schrifttums gibt es heute sehen S und johanneischen Zusätzen; Teil II (S. 41-94)

nicht. Noch immer geben die Quellen der Forschung zu v ersucht, den Charakter der Wunderüberlieferungen in S

vl«?le Rätsel auf, deren Lösung nur partiell gelingen will. zu klären; Teil III (S. 95-149) fragt nach den theologi-

De'" Kommentar deutet von einer grob skizzierter. Theo- sehen Grundlinien der johanneischen Bearbeitung der

r'e zum johanneischen Gesamtproblem her den 1. Joh S-Uberlieferungen und nach ihrem geschichtlichen „Sitz

"uf einer mittleren Linie unter Vermeidung aller spitzen im Leben" im Unterschied zu dem von S. - Ein Index

Hypothesen. In dem Maße, wie er zum Weiterdenken Auctorum ersetzt durch entsprechende Hinweise zu-

°der zum spontanen Widerspruch stimulierende Thesen gleich das Literaturverzeichnis8, und ein Index Locorum

u"igeht, wird er repräsentativ für eine via media, die in erschließt insbesondere die behandelten Johannes-Stel-

^orsichtiger Zurückhaltung versucht, sich zwischen der len (S. 150-155).

Kapitulation und Flucht vor der Problemfülle einerseits Der quellenkritische Teil bietet für den, der von der

»nd der - wie man urteilt - forschen Produktion von Existenz der Semeia-Quelle ohnehin überzeugt ist, nicht

'"irner neuen Hypothesen andererseits durchzuschlagen. viel Neues. Nicol hält mit guten Gründen den Versuch

Das Rocht und der allgemeine Nutzen solcher Kommen- Fcrtnas, den Text der Quelle durchlaufend im Wortlaut

ta'e bedürfen keiner neuerlichen Begründung. Nur bleibt zu rekonstruieren, für zu weit gehend, beschränkt sich

'u bedauern, daß H. sich die Arbeit dadurch erleichtert auf die für S allgemein anerkannten Perikopen (auch

lat- daß er sich m. E. wichtigere neuere Diskussionsbei- darin entgegen der Ausweitung des Materials durch Fort-

l'ügo mit zum Teil anregenden Thesen entgehen ließ. na) und bemüht sich nur jeweils im Einzelfall um die

genannt seien nur in (subjektiver) Auswahl: H.-M. Markierung der erkennbaren johanneischen Zusätze zu

Schenke, ZThK 00 (1963) 203ff.; K. Weiß, ZNW 50 (1967) S. Der Nachweis, daß J eine Quelle benutzte, wird mit

!j7ff-; L. Schottroff, Der Glaubende und die feindliche den stilstatistischen Mitteln Ruckstuhls, aber mit einem

r^11. 1970; G. Richter, MüThZ 21 (1970) lff.; G. Klein, etwas weiter ausgebauten Kriterienapparat gegen Ruck-

-i1„K 6B (1971) 261 ff!- G. Richter, NovTest 13 (1971) stuhl m. E. endgültig erbracht. Aber N. verfällt nicht

14 (1072) 257ff - W A Meeks. JBL 91 (1972) 44ff einem Methodenmonismus, sondern läßt verschiedene