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Ausgabe:

1974

Spalte:

793-795

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Krautter, Bernhard

Titel/Untertitel:

Die Bergpredigt im Religionsunterricht 1974

Rezensent:

Wegenast, Klaus

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' Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10 794

arbeitet nur vor, um zu ermöglichen, daß diese Beiträge ent- liches Proseminar als Religionsunterricht in einer öffentlichen

Worfeil werden können. Sie müßten dann freilich auch der Schule?

spezifischen gesellschaftlichen Situation entsprechen, in der Diese Fragen werden auch dann nicht weniger dringend,

der Vf. lebt, und hätten dort ganz anders auszusehen als in wenn für die Erschließung der ersten Scligpreisung folgende'

dem Land, in dem der Rezensent über die Möglichkeiten Ziele angegeben werden:

einer handelnden Kirche nachdenkt. „Das Christentum hat 1) „Die Schüler sollen neben der üblichen Auffassung von

für die Zieldiskussion keine Methoden oder Programme an- Armut (der materiellen Armut) auch die lieferen Dimen-

zubicten, aber eine bestimmte , Denk form'" (S. 175). Diese sionen des Armseins erfassen: Geistige Armut, politische

„Denkform" freilegen zu helfen von vermische nden Ver- Armut und innere Armut vor Gott.

krustungen, das ist das unbestreitbare Verdienst dieser an- 2) Sie sollen verstehen, daß solche Menschen eine besondere

regenden Arbeit. Anwartschaft für die Goltcshcrrschaft besitzen.

Jena Eckhard Sdiack 3) Außerdem könnten sie eine neue Einstellung der

Freundschaft zum Armen gewinnen, da er ja Gottes Freund

ist" (25f.).

Krnultcr, Bernhard ! Die Bergpredigt im Religionsunterricht. Kein Wort über mögliche Motivationen füreinen Unterricht
Eine exegetisch-didaktische Erschließung zu Matthäus 5-7. über die Scligpreisungen, kein Wort über Erfahrungsfelder
Stuttgart: Calwer Verlag, u. München: Kösel-Verlag [1973]. des Schülers im Zusammenhang mit „Seligkeit", Glück,
104 S. gr. 8° = Religionspädagogische Praxis, 12. DM 14,80. Armut und Zerknirschung und kein Wort darüber, wie die
Der Verfasser hat. es sieh zur Aufgabe gemacht, dem genannten Lcrnziele in Lernschritte umgewandelt werden
Beligiontlehrer Hilfen für seinen Hibeluntcrricht anzubieten könnten. Hat der Vf. etwa keine Erfahrungen mit Religionsund
ihn vor allem von der mühevollen und zeitraubenden Unterricht, in der in Frage stehenden Altersstufe der 13—18-
exegetisehen Arbeit zu entlasten. Motiviert zu diesem Vor- Jährigen:'

•iahen ist. der Vf. durch die Überzeugung, „daß Bibeltcxte Soweit — so gut. Die Vorzüge des Buches sind schnell
im Religionsunterricht nicht nur gelegentlich, etwa zum aufgezählt. Es informiert den Lehrer verhältnismäßig
Abschluß einer Diskussion über ein bestimmtes Problem, prägnant und kurz über die wichtigsten exegetischen
behandelt werden sollen, sondern daß der Schüler ein Recht Fragen. — Die einzelnen Kapitel des Buches sind klar durchhat
auf exegetisch fundierte Erschließung zentraler biblischer gliedert und unterscheiden geschickt zwischen traditions- und
Texte, da . die Schrift die llauptcjuelle der christlichen formgeschichtlichen Aussagen und zwischen Sach- und
Tradition" darstellt (7). Wie nun sehen die angebotenen Begriffserklärungen. — An einigen Stellen gelingt es dem
Hilf, m aus? Vf., damals Gesagtes auf der Ebene heutigen Lebens und
Nach einer Einleitung! in der der Vf. das für die Berg- Denkens zu aktualisieren (s. z. B. S. 25 zur ersten Selig-
Prcdigt besonders signifikante Verhältnis von eschato- preisung und S. 71 zu Mt. 0,15ff.).

logischer Verkündigung und ethischer Forderung zu be- Eine etwas umfangreichere Liste verlangen die Mängel :

stimmen und den matthäischen Leitbegriff „Gerechtigkeit" Was die Exegese anbetrifft, vermißt der Rezensent eine doch

2u klären versucht (9—12), skizziert er in einem 1. Kapitel wohl notwendige Information des Lesers über die möglichen

den Kompositionscharakter der sog. Bergpredigt bei Adressaten des Matthäus, über die Grundzüge seiner

Matthäus (13—10), um dann Abschnitt für Abschnitt Theologie und über seine vermutliche Identität (Ort und

exegetiscb und didaktisch zu erschließen (17—103). Den Zeit). Hier hätte aber zumindest ein Hinweis auf die ein-

Ablchlnfl des Buches bildet ein einige wichtige neuere schlägigen Arbeiten von R. Hummel (Die Auseinander-
Veröff

entüchungen anzeigende! Literaturverzeichnis. Setzung zwischen Kirche und Judentum im Matthäus-

Das Vorgehen in den einzelnen Kapiteln (2—10) ist stets evangelium 21966), G. Strecker (Der Weg der Gerechtigkeit

«las gleiche: Form- und traditionsgeschichtlirben Beobach- 1971), R. Walker (Die Hcilsgcscbichte im ersten Evan-

tungen folgen Versinterpn tationen mit Begriffs- und Sach- gelium 19G7), und dann vor allem von G. Bornknmin,

Erklärungen und Hinweise für die didaktische und im tho- G. Barth und II. J. Held (Überlieferung und Auslegung im

'''sehe Arbeit des Lehrers. Matthäus-Evangelium c1970) weiterhelfen können. Erst wenn

Bemüht sich der Vf. im Rahmen seiner exegetischen der Leser die damalige Belevanz der Texte für damalige

Erläuterungen vor allem um den „damaligen Text", seine Leser erfassen kann, wird es ihm möglich sein, das didak-

fcntstchungsgcschichte, sein Verhältnis zur Verkündigung tische Problem des Woraufhin und Wozu heutiger Aus-

s irdischen Jesus, seine Form und die mögliche Bedeutung legung in Angriff zu nehmen.
für damalige Leser, so versucht er in den didaktischen Was die didaktische Erschließung anbetrifft, fehlen ausschnitten
paraphrasierte Ergebnisse der Exegese mit gemessene Überlegungen zum Bedingungsgefüge biblischen
""'»glichen Mißverständnissen und Vorerfahrungen von Unterrichts in Schule und Kirche (Motivationslage, Interesse,
Sehül(.rM ins Benehmen zu setzen. Verstehensborizont, Sozialisationsfolgen im Blick auf die

D"en Schluß der didaktischen Erwägungen bilden immer Erwartungen gegenüber einem biblischen Text, Analyse von

"""'gliche Unterrichtsziele". Erfahrungsfeldern, die von dem in der Bergpredigt Gesagten

"«■sonders interessant erscheinen mir hier die für eine betroffen werden ...), Beflexionen über mögliche Gründe

Kr8chließ,mg der Scligpreisungen genannten Ziele: für die Notwendigkeit der Erschließung der Bergpredigt im

'>!) Die Schüler sollen die mt. Makarismen als dichterische Unterricht, Kenntnisse der Lernziclproblematik im Rahmen

K°rnposition mit ihren Baugesetzen verstehen können. der modernen Lehr- und Lernplanungsforscbung, Er-

, 2) Sie sollen die durch diese dichterische Sprachform örterungen über mögliche Qualifikationen des Schülers, die

^ausgestellten Zentralbegriffe „Selig" als cschatologischc er im Verlauf einer Erschließung der Bergpredigt für sein

'• 'Iszusagc, „Himmelreich" als Zentralverkündigung Jesu Leben und Denken erlangen könnte, Reflexionen für einen

j"1'1 ..Gerechtigkeit" als Konformität des menschlichen möglichen Aufbau einer Unterrichtseinheit über die Berg-

"''"'»s mit dem Anspruch des Willens Gottes in der Berg- predigt.

"•«igt erfassen können" (24). Z" allen diesen Punkten haben andere Autoren schon

J»Die Schiller sollen durch synoptische Vergleiche einen Wichtiges erwogen. Zu denken ist hier nicht zuletzt nn die

-'"''lick gewinnen in die Formung der Makarismen und Arbeiten von U. Becker, II. K. Berg, K. Pctzold und H.

8o11"» die größere Lrspriinglirhkeit der lk. Scligpreisungen Gaus in der Zeitschrift „ru" (Heft 3/1973). Wenn man H. K.

V"''s'"lic„ „,„1 begründen können" (25). I'erg als Herausgeber der Reihe BPP identif.ziert, fragt man

> W"s ist. hier geschehen? Sind diese Ziele nicht einfach in sich, warum hier nicht Starthilfe geleistet worden ist.

"r'"i"lc umgeformte Ergebnisse der Exegese? Ist das hier Trotz der Ausstellungen steht der Rezensent nicht an, das

h Unterricht Intendierte nicht viel eher ein neutestament- Buch einfach für unbrauchbar zu erklären. Allerdings würde