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Ausgabe:

1974

Spalte:

782

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Bruaire, Claude

Titel/Untertitel:

Die Aufgabe, Gott zu denken 1974

Rezensent:

Schott, Erdmann

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Seite 1

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°* Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10

geforderten Dogmalik werden beschrieben. Nur mit diesen für den deutschsprachigen Leser die Bekanntsehah mit da
Eigenschaften kann Theologie ihre prophetische und Wirken französischer Theologen, das Geffre in ,1

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in

ein verwissenschaftliche
Aufgabe in der Gegenwart erfüllen. gestellten Band so gewinnend vertritt, wegen der Sach-

Lbenfalls vermag mittels einer derart bestimmten Methodik bezogenheit in allen Kontroversen und wegen des um-

< ie zweifache Treue der Theologie gegenüber der Bibel und sichtigen Einsatzes zur Klärung anstehender Probleme sehr

«er jetzigen Zeit Wirklichkeit zu werden. belangvoll.

Der dritte Aufsatz handelt von „Sinn und Un-Sinn einer

Bichtmetaphysischen Theologie" (75-91). Im Zusammen- Berl"' Jen» Langer
orucli der klassischen Metaphysik geht auch die gedachte

Union zwischen dem Gott der Philosophen und dem Gott Hriiaire, Claude: Die Aufgabe, Gott EU denken. Bcligions-

Jesu Christi unter. Oer Theologe kann nunmehr sagen, was kritik, ontologischer Gottesbeweis, die Freiheit des

«Ue Offenbarung enthalt. Dem „semantischen Atheismus" Menschen. Übers, v. M. Otto. Freiburg-Basel-Wicn:

(Ö. Antiseri) all einer Folge jenes Zusammenbruchs wird Herder 1973. II, 186 S. 8° = Theologisches Seminar. Kart,

allerdings kein volles Hec ht in der Theologie zugestanden. "M 25, — .

Man kann sich nämlich nicht auf der einen Seite immer noch B., Schüler von Gabriel Marcel, versucht, in freiem An-
"uf Christi Anspruch gegenüber der Welt berufen, während Schluß an Hegel und Schelling Kants (und anderer) Kritik
"uf der anderen Seite „die totale Selbstgenügsamkeit des an den Gottesbeweisen zu widerlegen und die Aufgabe, Gott
Weltlichen Menschen" (78) proklamiert wird. Eine meta- zu denken, als ein dringendes und erfüllbares philosophisches
Physische Sprache bleibt zwar problematisch, doch eine Anliegen zu erweisen. In einem ersten Teil „Der Urteilsspruch
Zumindest spekulative Sprache kann nicht umgangen der Welt" kommt diese Kritik eindrucksvoll und ausgiebig
Werden. Sie ist methodisch gefordert beim Interpretieren Und zu Worte. In einem zweiten Teil „Das absolute Hecht
1 ranszendieren der dem Christen vorgegebenen historischen Gottes" wird die bloße Vernunft vorgeladen, die Gott
Daten. Das bedeutet einen Fortschritt gegenüber der „ablehnt, die unsere Well zumauert und uns in die Knecht-
klassischen metaphysischen Sprache, die die biblischen schalt führt" (69). Sie ist „weder ,bloß' noch rein noch un-
*>genschaften Gottes rigoros ontologisch reduziert. Wohl parteiisch. Sie hatte eine vorgefaßte Meinung aufgrund
Wird auch in der angemessen niehtmetaphysischen Theologie eines Wahrheits- und Erkenntnismodells. Sie ermittelte über
"°tt als Sein gedacht, aber in geschichtlichen und escha- Gott, wie man über eine Sache ... ermittelt" (S. 81).
Alogischen Dimensionen. Dadurch wird die nichtmeta- Dagegen macht B. die absolute Freiheit Gottes gellend, die
Physische Theologie zu einer w irklichen, „theologischen mit Hegel im Bild des Kreises gedacht werden muß (S. 89).
"•cologie" (91). Gegen Kant, der „mit unserer Elle (mißt), was unbegrenzt,
Die Entwürfe, durch die Geffre sich aufgrund seiner ohne Maß ist", nimmt B. „den alten ontologischen Gottes-
^''uation angeregt fühlt, bleiben von grundsätzlicher Kritik beweis" wieder auf (S. 101). Mit Hilfe sprachphilosophischer

einesfalls verschont (vgl. ,, Von den Theologien des Wortes Erwägungen entwickelt B. den Gedanken der Trinität

'"r Theologie der Geschichte" [93—113]; „Die politische Gottes und der Ekklcsiologic: „die Sache Christi ist klar und

'"tiension der christlichen Hoffnung" [115—135]). Westliche einfach. Sic besagt nichts anderes als dies: Der Sohn setzt

^"sälze gesellschaflsbez.ogcner Theologie werden z. B. auf die Kirche ein und ve rtraut sie dem Heiligen Geist an"

Je Möglichkeit eines neuen Klerikalismus befragt, „als ob (S. 136). — In einem letzten dritten Teil „Vermögen des

'' verschiedenen Auseinandersetzungen um die Gerechtig- Menschen" stellt Ii. die Frage nach der Gottfähigkeit des

"H der Kirche bedürfen, um wirksam zu sein" (134). Auch Menschen. In „der Freiheit, der Sprache, dem Begehren

(|"r' '1 ''ine Theologie, die die Zukunft thematisiert, wird auf (findet B.) die drei Prinzipien, die drei KonstiIuentien

(!n Verdacht hin angesprochen, das Kvangelium auf seine unserer Existenz, durch welche diese sich radikal von der

s"/',de Brauchbarkeit Hir die /.ukuiili /n beschranken. N"i Unheil unterscheidet" (S, L&8). Eben durch sie in ihren

Mendig i9t es jedoch vielmehr, das Evangelium als Gnade zu gegenseitigen Relationen bin ich auf Gott angewiesen: ,,Es

""•nschaulieheii. bedarf ... der Gabe Gottes. Es bedarf ihrer, damit die

. ''er letzte Aufsalz ist von dem Anliegen getragen, die Logik meiner Existenz und mit ihr die Logik der Freiheit

I "ferstehung Christi zum „Organisationsprinzip der Christo- gewährleistet sei" (S. 160). Selbst die „Auferstehung des

, l?le" (137) zu machen („Die Auferstehung Christi: Zentrum Fleisches", die das Christentum als Machttat des Erlösers

(.''r christlichen Theologie" [137-154]). Dadurch könnte der verkündet, „ist einsichtig, denkbar, logisch völlig unan-

(!' l*nsaU zwischen einer „Theologie der Bekehrung" und fechtbar."

''Pr »Theologie der Geschichte" überschritten werden. Eine solche dem Christentum sich öffnende Philosophie

|| " einem Vorwort des Vf. (15—19) waren die wichtigsten wird bei den Theologen erhöhte Aufmerksamkeit finden.

k***,n*le der Theologie seiner Umwelt aufgezählt worden. Doch darf die kritische Prüfung dabei nicht versäumt

q *u hatte er gerechnet: das Überschreiten konfessioneller werden. Sie ergibt m. E., daß B. sich die Auseinander-

renzen, di,. gewachsene Vielfalt nach dem zweiten Vati- set/ung mit Kant und auch mit dem dialektischen Ma-

(.| das herineneutisehe Interesse, die erneute Beflexion terialismus zu leicht macht. Das im einzelnen zu zeigen, führt

*■» il "0"'' *'cr Vernunft in der Theologie, den Ausbruch hier zu weit.

*•> d' < ""° ''<,s Klerikalismus, das verstärkte Interesse Halle (Saale) Erdmann Schott
tSjtgJ? Ruferstehungsfrafe und die Entstehung einer nicht-

k.:.ril'ir,,n Theologie. Seine Darlegungen entsprechen diesen ,, ,,. , •

' Di.......!, wird die Einsich, zum' wiederholten Conto, Filipe Jose: Hoffnung im Unglauben. Zur Diskussion

3£>«tigt, daß m,.....in w.....gese,.......s Beul, für ^ den ^gemeinen M München-

,,|| "'"K"" »ich! gerade im Katholizismus suchen sollte. Bei Paderborn-Wieni Schnningh 1973 XX, 297 S. 8 -

s "'" - der VI. r......^len Ko„se(Iue„ze,, abgene.gt. über Abhandlungen zur Philosophie, ^h^'^'^ J"

V;"'"'.....r ja hinausführen. Religion u. ükumenik, hrsg. v. J. Hasenfuß, N. I . 28.

^. ' "i Leser werden die genannten Probleme erschlossen, Kart. DM24,-. ^

Oh "V'"r Untertitel des Bandet vcrhnß,. Ein wirklicher Wenn ein katholischer Beitrag zur Diskussion über den

*ei, ,ick- 'ler ja ebenfalls versprochen wird, müßte allgemeinen Heilswillen Gottes den Obcrtitcl „Iloll.iung; im

Li,„"T ««'»graphis, he und theologische Hcgioi.cn umfassen. Unglauben" trägt, dann erwartet man eigentlich - und Iner

..i,.,„ A,,f*'"*s«mi.....„g der re/csn rten Art scheint dafür ist unser aller Interesse dogmatisiert - eine spekulat.v-

' Vo» vornherein geeignet, für einen Überblick braucht systematische Diskussion einerseits über die I robleme wie

SM,;' r"r""i.lieh eine typisierende Darstellung der unter- anonyme Christlichkeit (K. Rahner) anonymer Glaube

'"'•'•'■"llieologischen Ansätze. Dessenungeachtet bleibt (Bonhoeffer, Tillich, Solle, Ott), und andererseits über