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Ausgabe:

1974

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10

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Hoifinnnn, Fritz: Die theologische Methode des Oxforder darüber, was Sprache überhaupt „zur Sprache hringcn" kann.
Dominikanerlehrer» Robert llolcot. Münster/W.: Aschen- Aber auch das wird gut herausgearbeitet, wie unbekümmert
dorff [1972]. VII, 455 S. gr. 8° = beitrage zur Geschichte die Dominikanertheologie des 14. Jahrhunderts mit den
der Philosophie und Theologie des Mittelalters. Texte und Positionen des Aquinaten umging und wie sie, etwa in der
Untersuchungen, hrsg. v. L. Hödl u. W. Kluxen, N. F. Frage der Gottesbeweise, Thomas umdeutete. Der damals
5. Kart. DM 84, — . modernen Fragestellung wurde ohne weiteres Rechnung
Seit der Renaissancczeit steht Scholastik, ja, ihre gesamte getragen.
Zeit als zu überwindendes „Mittelalter" in schlechtem Ruf. Die Druckfehler sind unbedeutend. Daß der früh ver-
Die Spälscholastik zumal wurde mit der Schablone einer storbenc, unvergessene Bruno Decker diese Studien anVerfallszeit
betrachtet, je weniger man wirklich von ihr geregt hat, soll nicht unerwähnt bleiben,
wußte. Iiis heute sind viele ihrer theologischen wie philo- Rott«* Peter Heidrich
sophischen Quellenschriften ungedruckt; auch das vorliegende
Buch endet mit einer „Beschreibung des literarischen
Materials", aus der hervorgeht, daß der Druck von Ilolcots
Schrill en in den Anfängen steckt. Der Studie selbst liegen

eine Inkunabel von 1497 und zehn Handschriften zugrunde Bataillon, L.-.T.: Bulletin d'histoire des doctrines medievalcs.

(die ausführlich beschrieben werden). Widmet man sich La fj„ ju ir(.jzj£me siecle (RSPhTh 58, 1974 S. 103-140).

jedoch dem Quellenstudium, unbekümmert um jenes Vor- Chenu, Marie-Dominique: Kontestation ohne Schisma in der

urteil, dann entsteht vor einem das Bild eines geistig leben- Kirche des Mittelalters (Concilium 9, 1973 S. 545-550).

digen Zeitalters, dessen geistige Leistung beeindruckt. Der Gerest Claude: Spiritualität der Autorität im 11. und 12.

lto„ *••!». •! • r»- • t„v,„„ im« Jahrhundert (Concihum 9, 1973 3. 714—719).

Kenntnisreiche Autor, sei seiner Dissertation im Jahre lMl m • i ti a j j- v y.

„. , * . . " '. .. * ... .... .. . T . Kuhn, Ulrich: Ihomas von Aquin und die evangelische

m't der Zeit des Nominahsmus beschäftigt, fuhrt den Leser Theologie (ZdZ 28, 1974 S. 41-50).

einen interessanten Weg durch das Denken Holcots. Dieser j,achS) Samuel Tobias: The Source of Hebrew Traditions in

englische Predigermönch starb 1349; seine für die Seelsorge the Historia Scholaslica (HThR 66, 1973 S. 385-386).

bestimmten Werke waren zu seiner Zeit hochgeschätzt, Riga, P. J.: Penalice in Saint Leo the Great (eglise et

Hoffmann zitiert aus einer Studie über Holcot: no medieval theologie 5, 1974 S. 5—32).

Moralist . . . ever Lad a stronger sense of humour. Das vor- Smith, Gina Gertrud: De danske nonncklostre indtil ca.

Hegende Buch wird dazu beitragen, auch die Wissenschaft- 1250 (K.rkelnstor.ske samhnger 1973 S. 1-45).
lic"e, genauer vielleicht: die wissenschaftsmethodischc
"•deutuilg Ilolcots würdigen zu können. Auf jeden Fall
die sprachtheoretische Richtung in der Theologie

^Ueret Tage llolcot als Wegbereiter entdecken und in der cruirUTC

°e«chäftigung mit ihm sogar eigene Positionen klären KI RC H E N G ES C H I C HTE:

gönnen. Hoffmann se lbst ist dazu angeregt worden, ge- P C CO P M ATI O N S7 FIT

«gentlich Brücke,, y.u gegenwartiger röm.-kath. und luth. IWlMfcti
'aeologie zu schlagen; von seiner Kenntnis moderner Logik

,lI,d Sprachlheorie zeugen nicht nur Hinweise auf Wittgen- Vinay, Valdo: Ecclcsiologia cd etica politica in Giovanni

*te»i, sondern auch seine logische oder logistische Termino- Calvino. Brescia: Paideia Editrice [1973]. 201 S. 8° =

"gie. Er ist sich dessen bewußt, dabei über die „alten Bibliotheca di cultura religiosa, 22. Lire 2000.

|,"sll'r" der Mediävistik hinauszugehen; zu grundsätzlichen j)ag tjuci, enthält fünf Aufsätze des Verfassers zur

'r°Herungen über solche Fragen ist hier nicht der Ort. Ekklesiologic Calvins. Eine tiefgründige Studie über das

'dftriann vcr8tcnt es jedenfalls, Holcot und seine Zeit Verhältnis dieser Ekklesiologie zur politischen Ethik sowie

''"endig darzustellen, was bei einem vorwiegend metho- ^ Aufnahme und italienische Übersetzung des Genfer

^logischen Thema nicht leicht ist. Das der Einleitung ]>roj,,t ,|'0rdonnances ecelesiastiques von 1541 ergänzen den

"'gende Kapitel des Buches behandelt die Logik als In- ganj| yinay erweitert und vertieft somit seine älteren

l'fntncnt der Theologie; es macht deutlich, wie die Theo- Arbeiten „Vocazione politica della Chiesa" (Rom 1947) und

selbst innerhalb des Predigerordens, der Tiefe der j ^ n^n- nplla teo)ogia ai Lutero" (Rom 1950), die das

|Wtttlation weithin verlustig ging, dafür aber in der Analyse Bewußtsein der politischen Verantwortung der evangelischen

011 Begriffen und Aussageweisen an formaler Schärfe Kirchen wach rufen und nähren wollten. Gemeinverständlich

g»»nn; eckhartiiche Übergänge hätten den Wandel der jgt (|UcjJ ()as npue Werk geschrieben. Der Vf. ist jedoch

JP* da noch deutlicher machen können. Der Wissenschafts- bestrebt, durch sorgfältige Belegung aus den Quellen das

",r,,ktcr der Theologie ist das nächste Thema der Unter- Hauptanliegen der Theologie Calvins zu charakterisieren und

)t , ""'g. j|j(,r wje jm ppgamten Buch sind dem Leser die ]((,sonaPrs seiner Ekklesiologie und seiner Theorie der

^"•ptellen im Wortlaut zur Verfügung gestellt. In diesem Kirchendienste nachzugehen. Im Verhältnis zur bürgerlichen

'PHel wir(1 a,g Allf(?abc (,jnPr nussagenlogischen Reflexion Öffentlichkeit und zum Staat versteht er den Reformator

,1,,"'","". festzustellen, „unter welchen Bedingungen die in ^ n,g y,.rtrP,,.r einer Klerikalisierung noch als Vor-

qT rheologi« gebrauchten Begriffe das in der Aussage kii f(,r ,,jnrr Laicjsierung. Die christliche Gemeinde geht

|„,| ""«■ he.leulen" (KiS). Die Lehre vom Glauben und die ^ ||( .n ^ „,„,,.,,,.„ ('„,s,.||schaft und seinen Strukturen auf,

AuT ,V"n GoU si'"' ,lir Gegenitlnd« der folgenden Kapitel. g.R njcht vQn ihnen abgesondert zu leben hat.

Geh winl dargestellt, wie Holcot, auf das logische ■ ,c Gpnpration muß konkrete Modalitäten dieses

,| l,'n des Auiiagemodtll gestützt, dl« Gottesbeweise etwa Z',18ammcnlcbcns neu zu formulieren wagen, indem sie das

s Ari»loteles kritisiert. Das letzte Kapitel vor der Zu- Fv.in„,.|ilim ()es Reiches Gottes als für ihre Zeit relevant

,, "" nfassung der Krgebnisse. Futura contingentia. stellt pnt(|ppkt Hei Calvin kann man keine fertigen Lösungen der

Behandlung des Problems dar, wie Kontingente kirrhlich sozialen und politischen Problematik unserer

,Vis»en v' '"''^'"''sse mit .lern götlliehen Willen und

""g -Ii. '',,,'"'l';,r gedtchl werden konnex Im Zusammen- Gegenwart suchen wollen, wohl aber kann sein Kampf um

''"'cot ,.S, S KnP't«,< g' ht Hoffmann der Frage nach, oh <li'' Verherrlichung des Herrn sehr konkret uns die ganze

Die ,lre'wertige Logik angenommen haben könnte. VVeite der Verantwortung nahebringen, die das christliche

S»«UWe ."lss" s, i"er Unlers.iehung hat der Autor präzis Zeugnis mittels der politischen Kxistenz der Bekenner in

0n>innli ^ ''''S' r 'r'"iIt rin ''inr" methodischen Betracht ziehen muß. Eine besonnene Auswahlbibliographie

*U '"»sei, o7,"S' ''"S '' '" "dig genug ist. ihn neu nachdenken g,bl dem Leser gute Handreichung zum Weiterstudium.

Ontotogie, Analogie Und den Modus loquendi, Prag Amocleo Molm.r