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Ausgabe:

1974

Spalte:

770-772

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Bacht, Heinrich

Titel/Untertitel:

Das Vermächtnis des Ursprungs 1974

Rezensent:

Döpmann, Hans-Dieter

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769 Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10 770

Pavlovskaja bis ins Detail hinein die Lage und Bedeutung zeugung vom eschatologischen Künigsein des Gekreuzigten

der Sklaven und den Gegensatz zwischen Freien und Un- das mit Hilfe des Schriftbeweises entfaltet wird. Aber auch

freien, der freilich durch die staatliche Reglementierung das jüngere neutestamer.tliche Schrifttum bewegt sich

(beispielsweise Registrierung der Sklaven, um ungesetzliche sachlich auf derselben Linie: „Der Friede erschließt sich in

Sklavenkäufe zu verhindern) gelenkt und hier und da ver- der Begegnung mit Christus oder seinem Wort" (S. 43). Erst

wischt wurde. In vielen Fallen wurde auch der Sklave nicht im 1. Clemensbrief tritt der christozentrisch und cschato-

als instrumentum vocale, sondern bereits als juristisch ver- logisch bestimmte Eirene-Begriff zurück und wird der ur-

antwortlichc Person angesehen und insofern zumindest den christliche Friedensgedanke zu einem Kapitel der Ethik

Kategorien der unteren Freien angenähert. Viele Einzel- gewandelt.

heiten werden bei einer Analyse des sog. Zenonarchivs Das Ergebnis der Untersuchung ist zweifellos überzeugend,

erörtert. Bei der genauen Betrachtung des Gutes — der Fragen muß man freilich,ob nicht auch eine Berücksichtigung

Dorea — des Apollonios schidt sich vor allem eine privilegierte der Pseudcpigraphen und der Rabbinen von Nutzen gewesen

Gruppierung von gut ausgebildeten Sklaven heraus, die wäre, um den unmittelbaren Hintergrund des urchristlichen

selbst über Lohn- und Vertragsarbeiter ihres Herren be- Sprachgebrauches ausreichend in den Blick zu bekommen,

stimmen konnten. Mit Recht spricht P. von der „üiffe- Darüberhinaus hätten die neutestamentlichen Belege, die

renzicriing der Stellung der Sklaven" und von der „Un- vom zwischenmenschlichen Frieden handeln, eine stärkere

Deutlichkeit der Grenzen zwischen Sklaverei und Freiheit" Beachtung verdient, auch wenn sicher hier nicht das Spe-

(S, 269). Ähnlich wie dann in der Spätantike war die Grenz- zifische des urchristlichen Friedensgedankens liegt,

hnie zwischen den Unfreien und der Masse der armen freien Fünf Abbildungen ergänzen die instruktive Abhandlung:

Bevölkerung — also insbesondere den im Handwerk und in aramäische Inschriften zweier Ossuare, die 1968 in der

"er Landwirtschaft Tätigen —verwischt und verschwommen, Nekropole Giv'at ha-Mivtar gefunden wurden, zwei grie-

was nicht nur für die sozialökonomische, sondern in viel- chische Inschriften der Loculusplatte aus der jüdischen

[acher Hingicht auch für die juristische Lage gilt. Sogar die Monteverde-Katakombe zu Rom (4. Jh. n. Chr.) und eine

Tempel gaben Freien und Sklaven meist das gleiche Asyl- Miniatur aus den um 1120/30 von Elias, Metropolit von

recht. _ Die Rolle der Skia verei in der hellenistischen Welt Kreta, verlaßten Scholien zu Predigten des Gregor von

darf _ und das ist wohl eines der Hauptergebnisse dieses Nazianz: Gregor predigt den streitenden Bischöfen.
Buches

— nicht unterschätzt werden. In den Produktions-

ha«pt- und -nebenzweigen (Landwirtschaft, Handwerk) Creifswald Günter TInufe

Werden Sklaven zwar in sehr unterschiedlicher Weise, oft nur _

als eine kleinere Gruppierung, neben königlichen Bauern,

Pächtern, Zwangsarbeitern usw. eingesetzt; aus dem gc- Breton, S.: Origine et principe de raison (RSPhTh 58,

samten niederen wie höheren „Dienstleistungsbetrieb" (so 1974 S. 41—57).

sind sie jedoch nicht wegdenkbar. Vor allem aber Hebart, Friedemann: Zur Struktur der altkirchlichen

*ind sie eine der Hauptformen des Reichtums und insofern Christologie. Studien zur Vorgeschichte des Chalcedonense

sozial sehr bedeutsam. Der Staat griff in diese Verhältnisse. (Theol. Promotion, Heidelberg 1973/74).

^enfalls in Ägypten, häufig ein und versuchte, auch die Lpl°ir> ,Louis: Les orientations cssent.elles de la spir.tualite

SkLivo.«: 1 t• V i- 1 1 . j des Peres du desert d apres les „Paterica armeniens

•vtuverei den fiskalischen Interessen unterzuordnen. ,D,r, .,, c on f-,

r>:„ ,. r, . < • • r (RlhPh 107, 1974 S. 30—47).

"e drei Beitrage dieses Bandes arbeiten ein umfang- LorenZ; Rudolf: Zwölf Jahre Augustinusforschung (1959-

^'Uics Material auf und gelangen dadurch zu wesentlichen 1970^ Erster Teil (ThR 38, 1974 S. 292-333).

I 1 nissc 11, die weitere, durchaus noch erforderliche i Prigont, Pierre, et Balpb Sleldv: Cilalions d'Hippolyle

C|tcn zur hellenistischen und auch zur griechisch-römischen trouvees dans le ms. Bodl. Syr. 140 (ThZ 30, 1974 S. 82—
regen dürf

Sklaverei anregen dürften. 85).

Swift, Louis J.: Augustine on War and Edling: Another
"°"o (Saal,,) Hani-Joachim Dietner View (HThR 66, 1973 S. 369-383).

Thümmel, H. G.: Zur Deutung der Mosaikkarte von Madeba
(ZDPV 89, 1973 S. 66-79).

'^'nkler, Erich: Eirene: Der urchristliche Friedensgedanke.

Jorgetragen am 29. Januar 1972. Heidelberg: Winter 1973.

8 S 3 ,,f ^ Ho = Siuung.berfchu de, Heidelberger k irc h e n g e s c hic hte: mittelalter

■**»aemie der Wissenschaften, Philos.-hist. Klasse, Jg.

1J?3, 1. Abhandig. DM 16,-. c ,.

Nach.lo^ 1 vr 1 1 1. n m 1 Aom HAT Bacht, Heinrich: Das Vermächtnis des Ursprungs. Studien

■cndein der Vf. bereits in dem achten Band des itAI. ' ' , °. „ MQ791

Sp.4't/.fr 1 ■ l «.1 „ Ct:,.»,»,„,t zum frühen Monchtum. I. Wurzburg: Echter Verlag [19/^J.

T". *' '"•) ein umfangreiches Material zum Stichwort 1 • . • .r 1, . t.uJ

»Friede1'« 1 .1 .7 1 t-i t 7 <m un/ c \-\ ...»•*» 291 S. 8° = Studien zur I hcologie des geistlichen Lebens,

"<ie vorgelegt hat. (vgl. ThL/. 99, 1974 Sp. 113), unter Vtai ■ T c iu 1 ji bj v r>M L'i

n"nrnt • , 11 • 1 il , , v hrsg. v. I'. Wulf SJ und J. Sudbrnck SJ, lid. V. UM hZ, — .

9q " er es in dem Heidelberger Akademie-Vortrag vom

'>■ Januar 1972, den Eirene-Begriff und den Friedens- Heinrich Bacht SJ, dessen gemeinsam mit Aloys Gr.ll-

Sft*ak<" in der urchristlichen Literatur zwischen 50 und meicr SJ herausgegebenes dreibändiges Werk „Das Konz.l

S "• Chr. in seinen Grund,,,,-., darzustellen. Voran steht von Chalkedon" zu einem kirchen- und dogmcngesch.cht-

. ? knnH'". "her um Differenzierung bemühte Unter- liehen Standardwerk geworden ist, trat im Verlauf seiner

D» f""" <l,s hebräischen sälö.n-Begriffe, einerseits und des bereits vor dreißig Jahren begonnenen Beschäftigung mit

^[««Kriechisehen Eirene-Begriffe, andererseits. Die Be- dem ältesten Mönchtum auch auf diesem Gebiet mit einer

z^'.^tig'-ng von Philo und J„,epl,u» mußte leider aus beachtlichen Zahl von Veröffentlichungen hervor. Bei der

IIA Po™ ""<' räumlichen Gründen unterbleiben (vgl. dazu jetzt vorliegenden Arbeit geht es ihm nicht nur um d*s

m,,;,8' '*™7). Die Durchsicht ,1er wichtigsten nentesta- wissenschaftliche Interesse an ,1er kritischen I.rschheßiing

? " '.en Aussagen führt den Vf. zu einem doppelten frühmonastischer Quellen. Er versteht sie als einen Betrag

r£ >ni8: t Der ^chri,tliche Kirene-Begriff ist wesentlich zu der vom 2. Vatikanum gewesenen ^'

fCP "i?t .l..rch die Aufnahme des hebräischen sälöm-Begriffes: neuerung des Ordenslebens, drein den verschiedensten

dA »Pezifisch christliche Friedcs-dankc entsteht durch Ordensgemeinschaften das Bestrehen ausgelost hat, „d.e er-

KJ^W,ndnn« '««•» Wort« ,cirene' als Interpretament der starrten Fronten aufzubrechen und eine Reform von der

&Ng Christi, er ist. nicht auf die Verkündigung des eigenen Wesensmitte her .n Gang zu setzen (S. 7) Indem

I i ''^^en Jcgus rurückiufahr.n. Diese chri.tologische er dabei eine gewisse Entsprechung „. heutigen monastischen

",U"K haftet urspr.......1,1, der „achöstcrlichcn Über- Tendenzen im Bereich der von der Reformat.on her kommen-