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1974

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Altes Testament

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755

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10

766

In der Einleitung (§ 1) wird zuerst Rabbi David Kimhi
(hebräische Abkürzung: HaDaK) (llüü—1235) als biblischer
Exeget vorgeführt, Er war Sohn von Joseph Kimhi (1.105 Iiis
1105), einem berühmten und gelehrten Rabbi, der am Ende
seines Lebens in Narbonne (Südfrankreich) wohnte und
bereits fünf Jahre nach der Geburt Davids gestorben ist.
Davids älterer Bruder Moses (1130-1190) hat vor allem die
religiöse und wissenschaftliche Erziehung seines jüngeren
Druders übernommen. Seinen Druder und seinen Vater
nennt David später oft als seine verehrten Lehrer. Von

diesen drei Mä.....i n isi David jedoch der Bekannteste, und

eben er hat sieh später bei Juden und zumal bei Christen
eines hohen Ansehens erfreut. Sein grammatisch-lexikalisches
Hauptwerk Miklöl, dessen erster Teil, Ilcleq ba-Diqdnq,
gewöhnlich schlechthin mit diesem .Namen bezeichnet wird,
und dessen zweiter Teil, Sefer ha-5ora§äim, ein „Wurzel-
wörlerbueh" umfaßt, ist jahrhundertelang eine Fundgrube
für jüdische und christliche Grammatiker gewesen. Nach
Beendigung dieser Arbeit bat David Kimhi (weiter abgekürzt
: K) mit exegetischen Werken begonnen. Zuerst verfaßte
er einen Kommentar zu den Chronikbüchern, sodann
zu andern Büchern des Alten Testaments, darunter zu den
Psalmen. Manchmal hat man K. einen Mann von wenig
Originalität genannt, aber als Grammatiker und als Exeget
hat er sich nicht nur durch leichtverständlichen Ausdruck
ausgezeichnet, sondern er hat auch durch fleißige Ordnung
der Studien seiner Vorgänger, vor allem des Jehuda b.
David llayyüg und des Jona Ganah, berühmter hebräischer
Grammatiker, die jüdische grammatische und exegetische
Wissenschaft vorangetrieben. In seinen exegetischen Arbeiten
zögert er nicht, Meinungen früherer Autoritäten zu beanstanden
unil selbst wiederholt originelle Gedanken zu

Kuflern.

K.s Stellung zwischen der französischen Schule, die sich
zumal mit der gründlichen Forschung des Talmuds beschäftigte
(besonders Raäi [1040—1105] und Habhenu Tarn
[1100—1171]) und die in der Bibelerklärung die traditionelle
rabbinische Methode aufwies, und der spanischen Schule,
die sich vor allem durch eine philosophische und philologische
Exegesenielhode auszeic hnete (bereits durch Gaon
Saadya [882—942] angeregt), welche als Reaktion gegen die
Kanuten zu werten ist, widerspiegelt sich in seinen Werken
(§ 2). Obgleich K. sich im allgemeinen zu der einfachen
Sc hriftdeutung, dem Pe$a$, bekannte und dies auch in den
meisten Studien über K.s exegetische Tätigkeit betont wird,
widmet Baker der rabbinischen homiletischen Exegese K.s,
dem Derai, mit Hecht besondere Aufmerksamkeit (§ 3).
Grammatische, philologische und sogar historische Exegese
einerseits und rabbinisch-dialektisehc und homiletische Auslegung
andererseits begegnen sich in K.s Arbeiten auf
glückliche Weise, ohne sich aber zu mischen. K. hat mehr aus
rabbinischen (Quellen geschöpft als irgendein anderer
jüdischer Exeget im Mittelalter. Hinsichtlich des maßgebenden
Einflusses, den K. den rabbinischen Quellen zuschrieb
, steht er zwischen zwei andern mittelalterlichen
(', roßmeistern der jüdischen Exegese: Rasi und Abraham ihn
Esra (1092-1167). Letztgenannter lehnt oft den Derai ab,
wenn dieser sieh der einfachen Deutung des Textes widersetzt
; Raii hingegen zeigt tiefe Achtung der rabbinischen
Interpretation gegenüber, obgleich er sie hin und wider auch
beanstandet. K. schließlich ziedit gleichsam eine klare
Demarkationslinie zwischen beiden Methoden, bevorzugt
aber deutlich den PcäaJ. Er ist jedoch so stark vom rabbinischen
Denken und von der Hinterlassenschaft der jüdischen
Weisen beeinflußt, daß seine eigene Schrifterklärungs-
methode, obwohl nicht immer unmittelbar der lalinudischen
und midraschiseh-bomiletischen Literatur entnommen, doch
wesentlich rabbinisch genannt werden darf. Hierfür gibt
Baker einige gute Beispiele.

In einem folgenden Paragraphen (§ 4) zeigt der Vf. K.s
Glauben an die Unversehrtheit des massoretischen Textes
und sein Interesse an der Massora. Hierbei ist zu vermerken,

daß K.s Interpretation vom qere und vom ketib ziemlich
modern anmutet: sie wären aus einer Verwirrung von
Lesungen in der Zeit der „Männer der Großen Synagoge"
entstanden. K. scheint qere und ketib uuf gleiche Weise
maßgebe nd und unantastbar zu achten. Aufschlußreich ist
zu erfahren, daß viele durch K. vorgeschlagene Konjekturen
fast wörtlich mit den Lesungen der Septuaginta in Einklang
sieben.

Obwohl K., in Übereinstimmung mit der alten rabbinischen
Tradition, jedem Buchstaben oder jeder andern
Eigentümlichkeit des liibcltextes viel Gewicht beimaß, hat
er doch Kenntnis von den leitenden Gedanken des sogenannten
parallelismus meinbrorum, eines der Merkmale der
alten hebräischen Poesie, gehabt (§ 5). Bakerist der Meinung,
daß K.s Psalmenkommentar im Zeitraum unmittelbar nach
dem Kommentar zu den Chronikbüchern verfaßt worden ist.
lustgenannter Kommentar gebort somit zu den frühesten
dieses Gelehrten. Der Kommentar ist im Vergleic h zu den
andern Kommentaren seiner Art nach ziemlich homiletisch,
zumal in jenen Teilen, in denen K. über die traurigen
Schicksale seines Volkes schre ibt und seine Glaubensgenossen
zu trösten versucht. Andererse its setzt er sieb öfters polemisch
mit dem Christentum auseinander, z.B. in den Ab-
schnitten zu PsCXX 2; CXX 5; CXXII (i; CXXVII2 usw.
Es ergibt sich, daß manchmal in den I landschriflen anti-
christliche Exkurse durch den Zensor ausgewischt sind (§ (i).

In einem Sehliißparagraphcii (ij 7) befaßt Baker sich mit
dein Text von K.s Kommentar und mit den früheren Ausgaben
. Hieraus ergibt sich n. a., daß die Ausgabe von Ifaker
und .Nicholson unabhängig von .1. liosniaks Ausgabe verfaßt
ist (New York 1054). Nic ht alle Handschriften und Editionen
sind in beiden Ausgaben benutzt. Während Baker und
Nic holson bei der Herstellung cles Textes die' eclilio prineeps
(Bologna 1477) als .Norm genommen haben, hat Bosniak die
Handschrift MS. E. N. Adler (im Jahre 1570 hergestellt)
seiner 'Texlausgabe zugrunde gelegt. Beim Vergleich beider
'Textausgaben sind diesem I'instand die (oft nur geringfügigen
) Abweichungen im Text und im textkritischen
A pparal zuzuschreiben.

Hoffentlich kommt dieses a iic Ii äußerlich gut ausgestattete
Buch in die Hände vieler nicht nur cnglisc bspracbigeii
Interessenten.

B.'ielhopvcilorp 'bei Amstcritiiinj M. J. Mulder

Ahuis, Ferdinand: Der klagende Gerichtsprophet (Thcol.

Promotion. Heidelberg 1973/74).
Bächli, ().: Von der Eiste zur Beschreibung, ücohachtunge'1

und Erwägungen zu Jos. 13-19 (ZDPV89, 1073 S. 1-14).
Bardtke, Dans: Literatur über Qumran VII. Teil. Die

Sektenrolle 1 QS (ThR 38, 1974 S. 257-291).
Cunchillos, Jesus-Luis: La Bilde. I: Premiere leclurc de

TAncien Testament. Prefaee de .1. Ilamaide. Paris:

Beauchesne [1974]. 158 S. 8° = Le Point ThenlogiepiC

dir. (Ji. Kannengiesser, 11. ffr. 21, — .
Dion, Paul-Eugene: Ee röle de In foi yahwistc clans la vio

poliliepic d'Isracl (Science; et espril 20, 1974 S. 173-203).
Galling, K.: Der Weg der Phöniker nach Tarsis in ütjj

rarischer und archäologischer Sicht (ZDPV 88, 1972

S. 140-181).

Graubarel. Kärlich: Wort, das euer Lehen ist. Aus der
Glaubenserfahriing Israels. Mit einem Geleil wort von
A. Dcissler. Freiburg-Basel-Wien: Herder (Lizenzausgab"
des Claudius-Verlage», München) [1974]. 198 S. 8°. Karl-
DM 19,80.

Harvey, Julien: Valeur et limites d'une I ransposil >°n
moderne des diinncVs sc» io-poliliepies de T Aneieu Testament
(Scienc e et esprit 20. 1974 S. 101-172).

Klein, IE: Leben über den Tod hinaus. Oslergedaukeii i"1
Alten Testament (Kirchlic he Blätter 2, 1974 IL 3 S. 1-2)'

Lux, I'.: Vorläufiger Bericht über die Vusgrahiing unter cb'r
Erlöserkirche im Muristnn in der Altstadt von .lerusale"1
in den Jahren 1970 und 1971 (ZDPV 88, 1972 S. 185-20»)'

Mittmann, S.: Das südliche1 ()sl jordanlancl im Lie ble ein'"1
neuassvrisc hi n Keilsc hriftbriefes aus .Nimrud (ZDI'V
1973 S. 15-25).