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Ausgabe:

1974

Spalte:

749-751

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Beauchamp, Paul

Titel/Untertitel:

Création et séparation 1974

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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749 Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 10 750

zweifellos ein anschauliches Bild für die vielfältigen Er- sondern um eine Untersuchung des Textes selbst, gemäß der
(Cheinungfformen der „sichtbaren Kirche". Die Ver- Verbindung, die zwischen Thema und Textstruk'tur voraus-
knüpfung von historischen Informationen und Gegenwarts- gesetzt wird. Wie geht nun diese Untersuchung vonstatten ?
Problemen gibt dem Leser zahlreiche Denkanstöße. Zunächst wird die Struktur des Textes analysiert mit dem
Leipzig Hartmut Mai ^'Cl' '',e Prinzipien der literarischen Komposition zu erhellen
(S. 17—75). Für diese Untersuchung ist ohne Zweifel
gerade der Text von Gen 1 wegen seines schematischen
Bassarak, Gerhard: Lehrer des Evangeliums - Julius Aufbaus sehr geeignet. Die Lektüre des ersten Abschnittes
Schniewend (ZdZ 27, 1973 S. 334-338). mit seinen zahlreichen Tabellen ist für den Uneingeweihten
Bonnard, Pierre: In memoriam Philippe-Henri Menoud oder Anfänger in strukturanalytischer Arbeit ziemlich
(1905-1973) (HThPh 107, 1974 S. 56-57). mühevoll, zumal der Aufwand nicht ganz im rechten Ver-
Schottslädt, Bruno: Der Charismatiker und die Institution hältnis zum Ergebnis zu stehen scheint. Ausführlich erKirche
- Zum 200. Geburtstag von Gossner (ZdZ 27, 1973 örtert der Vf. die Quellenverhältnisse innerhalb des priester-
bv ' 3' ,, T „, ., schriftlichen Schöpfungsberichtes. Dieser Frage kommt

"ÄS, (ATuTS^ppl.lLTwf«, 3^Tl4)EIWdÄ" -ine Untersuchung größere Bedeutung zu, weil

' sich ein mehrschichtiger Iext der Strukturanalyse widersetzen
würde. Besonders gründlich setzt sich B. dabei mit
W. II. Schmidts These vom „Tatbericht" und „Wort-

ALTE S TESTAMENT bericht" auseinander^ und kommt zu dem Ergebnis, daß

wohl tatsächlich Material verschiedener Herkunft verarbeitet
worden ist. Die Präzision aber, mit der dies geschieht, deutet
BMuebamp, Paul: Creation et Separation. Etüde exegetique auf ein einheitlich verfaßtes priesterliches Dokument (S. 76
du chapitre premier de la Genese. Paris: Aubier Mon- Djs 92). Weitere Erwägungen ergeben sich aus der genaueren
taigne; Paris: Editions du Cerf; Neuchätel: Delachaux & Analyse von Gen 1,14-19. So wird gefragt, ob nicht gerade
Niestie; Paris: Descl6c de Brouwer [1969]. 423 S. 8° = ;„ dcr Folge des Tatberichts auf den Wortbericht von
Üihliothcquc des Sciences religicuscs, dir. par de Certeau. Tagewerk zu Tagewerk das entscheidende Kompositions-
Die literarische Strukturanalyse gehört noch nicht zu den gesetz des Heptameron liegt. B. verweist dabei auf die
exegetischen Methoden, die allgemein bei der Interpretation interessante Parallele im Erzählungsstil des ugaritischen
ultteslainentlicher Texte Anwendung finden. Eine gründ- Keret-Textes (S. 105). Für die Einheitlichkeit des priester-
liche und kritische Würdigung der Ergebnisse der Unter- schriftlichen Schöpfungsberichtes scheint schließlich auch der
suchung von P. Beauchamp, der sich in dem vorliegenden Umstand zu sprechen, daß die Theologie des von W. H.
stattlichen Bande dieser komplizierten Interpretations- Schmidt rekonstruieiten Tatberichts sich kaum von der des
teclmik bedient, bedürfte deshalb einer Einführung in die Wortberichts unterscheidet (S. 109). Den Abschluß des
Methode und insbesondere in ihr begriffliches Instrumen- ersten Teiles bildet die Untersuchung einiger außerbiblischer
tarium. Das würde aber den Bahmcn einer Bczension weit und biblischer Parallelen zur Struktur von Gen 1 (S. 124—
überschreiten, zumal in der literarischen Strukturanalyse 148). Die biblischen Parallelen (Ps 104 und Hiob 37,21—41)
unterschiedliche sprachphilosophische Positionen metho- werden auf eine gemeinsame Grundlage zurückgeführt,
disch wirksam werden und die Sache selbst nicht nur Im zweiten Kapitel widmet sich der Vf. speziell dem
einiges Abstraktionsvermögen, sondern auch ein wenig Thema der ,Separation' (S. 149—232). Besondere Berück-
Glauben erfordert — wie oft bei neuen Ansätzen1. Freilich sichtigung erfährt dabei der Text von Gen 1,2—10, zu dem
'•t nicht zu verkennen, daß auch die Strukturanalyse z. T. ein gedankenreicher, anregender Kommentar unter Heran-
herkömmlichen und auch in der alttestamentlichen zichung anderer alttestamentlichcr und auch außerbiblischer
Exegese schon bewährten Methoden arbeitet. Was sie etwa Schöpfungsüberlieferungen geboten wird. Von Interesse
Von der Tradition«geschieht« oder von der ihr verwandten sind u. a. vor allem Hinweise auf die bedeutende Bolle, die
Gattungsgeschichte unterscheidet, ist ihr Ansatzpunkt. Es atmosphärische Größen im priesterschriftlichen Schöpfungs-
ßeht um „Formen, die sich ... in der Sprache selbst bericht spielen (S. 168ff.). Unter ihnen kommt der Buach
ereignen", wie A. Jolles es bezeichnete'. „Geistesbeschäfti- als „support de Dieu" (S. 198) die wichtigste Position zu.
K'ingen" werden zur „Sprachgebärde'und verwirklichen sich Der Vf. erklärt dies dadurch, daß auch die Ruach Gottes
ln den „einfachen Formen". Diese Sprachgebärden als im Alten Testament zumeist eine separierende, aussondernde
^morphologisch erkennbare Kinheiten-' ermöglichen die Funktion hat. Ausführliche Behandlung erfährt weiterhin die
Analyse der einfachen Formen, gestatten es, sie voneinan- Frage der horizontalen und der vertikalen Trennung der
"er zu scheiden, aber auch ihre Beziehungen untcrein- Wasser im Schöpfungsakl. Diese auf den ersten Blick
"'"'er zu erkennen'. Es geht aho nicht um vorlitcrarische vielleicht nicht besonders wichtig erscheinende Problematik
"•ttungen, sondern um die sprachlichen „Bauformen', gewinnt an Interesse und Bedeutung durch die große Fülle
'"'eher Gattungen, wie M. Weiß es treffend nennt4. Diese des herangezogenen biblischen und außerbiblischcn Beleg-
••Hironnen „,|,.r Stukturen sind nun nicht subjektive, zu- matcrials, das weitere Zusammenhänge erkennen läßt. Ob
.""'So Krscheinungen, die im Belieben des jeweiligen Ver- man allerdings die Gründung eines Heiligtums, und zwar
"Ssers eines Textes liegen. Sie sind obicktive Gesetz- speziell die eines Bergtempels wie in Jerusalem, mit den
'"''N'Kkeitcn des sprachliehen Ausdruck. Sie können nicht Separationsvorgängen bei der Schöpfung in Beziehung
J^Orlich gewühlt werden, wie das in gewissem Maße bei setzen kann (S. 226ff.), dürfte zumindest ungewiß sein.
! "" literarischen Formen möglich ist. Charakteristisch ist Das dritte Kapitel ist der Untersuchung der für die
! "'" enge Verbindung mit dem, was artikuliert werden soll Schilderung des Teilungsvorganges im priesterschriftlichen
So ««• Verbindung mit dem Inhalt des Textes, mit einem Schüpf.ingsbericht gebrauchten Begriffe vorbehalten.^ Bestimmten
,Them«'. rücksichtigt wird nicht nur ,habdil', sondern auch .min (im
. Ni'1" mir einem einzelnen Text, sondern ein-m Thema« Anschluß an A. Dillmann auf die Bedeutung .spalten'
''eiiienlsi.n^ hen.l die I.'ntersuchunz von P. lle.Michamp. zurückgeführt) und sogar ,saba". Der zuletzt genannte
5*. ''"«Kl. lt siel, um das Thema, das den priesterschrift- Begriff gehört deshalb in diesen Zusammenhang, weil Tur
'°.hen Schöpfungsboricht in sein-r Struktur prägt: „Cre- jedes ,Hcer' nun einmal das Prinzip der geordneten und
et Separation" oder besser ..Creation pn Separation". differenzierten Menge charakteristisch ist. In dieser Hinsicht
'"'»es Themn gibt in der Tat einen gr-rien-t-n Vusgamrs- besteht kein struktureller Unterschied zwischen dem Heer
,|!'."kl für ei„(. interna,,.- UmWM 4« T-xtes. Es geht des Himmels und einer irdischen Armee; denn „1 idee
"' »ieht ,lm eine Mtfc.....schichtliche Untersuchung, d'ordre et de differenciation prend toujours son ongine de la