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Ausgabe:

1974

Spalte:

698-701

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Albert, Hans

Titel/Untertitel:

Theologische Holzwege 1974

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 9

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die in der Sexualität als einer wichtigen Gestalt der
Liebe liegende Freude und Verheißung wird kaum erwähnt
. Sollte darin nicht der merkwürdige Argwohn
jener Tradition gegenüber dem Sexuellen noch einmal
aufbrechen ?

Pieper rühmt die „herzhaft unumwundene Sprache"
seines Widerparts Anders Nygren, die Gegensätzlichkeiten
nicht verwische (101), und so ist es wohl eine
angemessene Würdigung seines Buches, wenn die ihm
innewohnenden Anstöße zum Widerspruch aufgegriffen
und nicht verschwiegen werden. In seinem glänzenden
Stil, der sachlichen Art seiner Polemik, der Weite des
geistigen Horizonts, der von Plato und Aristoteles über
Goethe und Nietzsche bis zu neuester psychologischer
und philosophischer Literatur aus dem angelsächsischen
Raum reicht, und in der Stringenz der Gedankenführung
bietet das Buch ein Musterbeispiel für Literatur,
die eine schweres Thema allgemeinverständlich zu behandeln
versteht, ohne dabei „platt" zu werden. Dem
Verfasser wie dem Verlag, der das Buch in hervorragender
Ausstattung herausgebracht hat, ist dafür zu danken
.

Leipzig Joachim Wiebertng

Bach, Hans I.: Bernays und Schelling. Eine unbekannte Tagebuchaufzeichnung
(ZRGG 25, 1973 S. 336-340).

Bartning, Gerhard: Unzeitgemäße Sprache. Abschied von
Eugen Rosenstock-Huessy (WzM 26, 1974 S. 82-84).

Carrette, Guido: In memoriam Gabriel Marcel (7 december
1889-8 Oktober 1973) (TijdschrFil 35, 1973 S. 941-946).

Chenu, M.D.: Verite evangelique et metaphysique wolffiennc ä
Vatican II (RSPhTh 57, 1973 S. 632-640).

Czuma, Hans SJ: Tragisches Daseiu (ZKTh 95, 1973 8. 385 bis
422).

Dijn, H. De: Spinoza's geometrische methode van denken

(TijdschrFil 35, 1973 S. 707-765).
Dirschauer, Klaus: Der totgeschwiegene Tod (DtPfrBl 73, 1973

S. 822-825).

Esterhuyse, W.P.: De dood van God bij Nietzsche als ont-
binding van het ordeningsdenken (NedThT 28, 1974 S. 47
bis 66).

Fellermeier, Jakob: Die Einheit des Kosmos. Zum Weltbild
Teilhard Chardins (Forts.) (ThGl 63, 1973 S. 257-279).

Fleischer, Manfred P.: C.H. von Meray: Ein Doppelgänger
Spenglers (ZRGG 25, 1973 S. 316-335).

Fruchon, Pierre: Kierkegaard et l'histoire de la foi (Recherche
« de science religieuse 61, 1973 8. 321-352).

Gisel, Pierre: Paul Ricoeur (EThR 49, 1974 S. 31-50).

Grabner-Haider, A.: Säkularisierung undEntmythologisierung
in sprachtheoretischer Sicht (ZKTh 95. 1973 S. 423-442).

Heinz-Mohr, Gerd: Tod und Freiheit (DtPfrBl 73, 1973 S. 819
bis 822).

Heisig, Karl: Machiavelli als Vorläufer Nietzsches (ZRGG 25,

1973 S. 341-342).

Ijsseling, S.: Nietzsche en de rhetorica (TijdschrFil 35, 1973
S. 766-799).

Lion, A.: La logique de l'orthodoxie (RSPhTh 57, 1973 S. 641
bis 656).

O'Farrell, Francis, SJ: Aristotle's, Kant's and Heyd's lx>gic
(Gregorianum 54, 1973 S. 477-516).

Platzeck, Erhard Wolfram OFM: Term-Eindeutigkeit (Franziskanische
Studien 55, 1973 S. 223-257).

Ricoeur, Paul: Philosophy and Religious Language (JR 54,

1974 S. 71-85).

Rombach, Heinrich: Die Rcligionsphänomenologio. Ansatz

und Wirkung von M. Scheler bis H. Kessler (Theologie und

Philosophie 48, 1973 S. 477-493).
Schjorring, Jens Holger: Teologi og Filosofi. Nogle analyser

og dokumenter verdrarende hogelianismen i dansk teologi.

Kobenhavn: Institut for Kirkehistorie; Kopenhagen: Gad

1974. 66 S. 8°.

Strawson, P.F.: Different Conceptions of Analytical Philosophy
(TijdschrFil 35, 1973 S. 800-834).

Verdan, Andre: Scepticisme et fideisme (RThPh 106, 1973
S. 417-425).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Albert, Hans: Theologische Holzwege. Gerhard Ebeling und
der rechte Gebrauch der Vernunft. Tübingen: Mohr 1973. IX,
107 S. 8°. Kart. DM 12,-.

Es ist gut, wenn sich Theologie endlich mit Wissenschaftstheorie
befaßt. Aber es ist auch eine Tatsache,
daß literarische Nachzugsgefechte sämtliche Arten und
Unarten der Polemik involvieren, und von den letzten
triefen Ebelings und Alberts Beiträge. Wir haben hier
Alberts Antwort auf Ebelings Büchlein „Kritischer
Rationalismus?" (s. ThLZ 99, 1974 Sp. 526) vor uns.
Albert ist nicht nui der Einteilung von Ebelings
70 Thesen, sondern auch dem Stil gefolgt. So werden
etwa Ebelings hermeneutische Schlamperei und assoziativ
verfahrende Nörgelei über terminologische Fragen
getadelt, seine Tiefenhermeneutik und symptomato-
logische Methode angeprangert, seine ständigen Fehl-
orientierungen, Mißverständnisse und rein terminologischen
Auswertungen von Zitatensammlungen aufgedeckt
usw. Daß dies alles aber auch anders vor sich
gehen kann, hat etwa W. Pannenberg gezeigt (Wissen-
schaftstheorie und Theologie, 1973, 31 ff. u.ö.). Daß in
Ebelings Vorwürfen die Kritiken von Habermas, Well-
mer u.a. wiederholt werden, macht umgekehrt Albert
seine Gegenkritik relativ einfach.

1. Hauptdiskussionsgegenstand ist u.E. von Ebeling
aus der Vorwurf eines defekten Theologieverständnisses
bei Albert, der aber nur dann in dieser Schärfe aufrechterhalten
werden kann, wenn Ebeling seine hermeneutische
Auffassung als einzig sachgemäßen Modus des
theologischen Geschäftes behauptet. Dem aber widerspricht
gerade Albert, weil er die Theologie unter erkenntnistheoretischer
Fragestellung angeht, also „den
Stil des Problenilösungsverhaltens überhaupt zum
Angelpunkt der Diskussion" macht (26) und hier sowohl
das analytische als auch hermeneutische Denken kritisiert
. „Ebeling überschätzt hier - verständlicherweise -
die Bedeutung der Theologie für meine Arbeit... Im
übrigen besteht natürlich ein Zusammenhang zwischen
epistemologischen und theologischen Untersuchungen,
vor allem, insoweit für theologische Aussagen eine
spezielle Erkenntnistheorie als gültig postuliert wird,
wie das im christlichen Bereich fast immer der Fall ist.
Darin liegt mein Ansatz für die von mir praktizierte
Theologiekritik. Daß meine in dieser Hinsicht relevanten
Begriffe etwas mit einem .Gesamtbild religiöser
Wirklichkeit' zu tun haben, ist allerdings, man möchte
fast sagen, ein typisch theologischer ,Kurzschluß',
denn ich bin nicht bereit, Theologie und Religion zu
identifizieren" (45). Positionelle Theologie, in welchem
Gewände sie auch immer auftreten mag, ist für Albert
sinnlose Metaphysik, unaufgeklärtes Denken. Und dies
versucht er durch Analyse theologischer Argumentationsweisen
aufzudecken (47), in diesem Fall der Ebe-
lingschen. Unter diesem Aspekt: daß es um (wissenschaftstheoretisch
auszuweisende) Dialog- und Prüfungs-
regeln für intersubjektiv verständliches Reden geht,
sollte man die Albert-Ebeling-Diskussion zunächst einmal
sehen und weiter problematisieren. (Albert faßt
seine Kritik am Schluß nochmals zusammen; 95-106.)

2. In These 65 schreibt Ebeling Albert die Konsequenz
des Atheismus zu. Alberts Antwort: „Seine Kritik ... ist
darauf abgestellt, meine Behandlung des Gottesproblems
als durch eine zu enge Wirklichkeitsauffassung
bestimmt zurückzuweisen, wie es angesichts des Charakters
seiner bisherigen Argumentationsweise in dieser
Schrift zu erwarten war" (85). Das Gottes-Problem ist
nach Albert unter kognitivem Aspekt zu erörtern, weder
so, daß „Gott" als Metapher für Mitmenschlichkeit