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1974

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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669

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 9

670

für 2 Sam 11,2-1 Kön 11; 22 und 2 Kön (90-107). F.M.
Cross schließlich (108-126) stellt die Frage nach der
Geschichte des Textes der LXX in Relation zu einer
Geschichte des hebräischen Textes, die durch die Funde
vor allem in 4Q in ein neues Licht gerückt ist; er nimmt
für diese Geschichte vormasoretische lokale Typen an
(Palästina, Ägypten, Babylon).

Das Seminar der SBL über Pseudepigraphen wurde
eingeleitet mit einem Bericht von J. H. Charlesworth
über Stand und Arbeitspläne der verschiedenen Unternehmungen
insbesondere für Edition und Übersetzung
der Pseudepigrapha, die im letzten Jahrzehnt in mehreren
Ländern ans Licht getreten sind, außer dem von der
SBL inaugurierten die unter Leitung von A.-M.Denis
und M. de Jonge, von H.F.D.Sparks und schließlich
von W.G.Kümmel, um nur die Vorhaben anzuführen,
von denen schon die ersten Veröffentlichungen erschienen
sind oder die doch auch für den nicht unmittelbar
Beteiligten bereits bestimmte Umrisse gewonnen
haben. Tatsächlich kann Ch. auch noch weitere größere
und kleinere Vorhaben in bezug auf die Pseudepigraphen
des Alten Testaments nennen.

In den wiedergegebenen Referaten zu Spezialthemen
hat test Abr den Vorrang. A.B.Kolenkow arbeitete
Charakteristica der Engellehre der Schrift heraus und
zog zum Vergleich andere Texte des nachbiblischen
Judentums heran (228-245); sie sieht Parallelen zu
spezifischen Vorstellungen vor allem in Schriften des
2. Jh. n.Chr. Besonders informativ sind die Ausführungen
zum Todesverständnis in test Abr. D.H.Harrington
stellte die Aussagen über Abraham in dieser Schrift
und in der sog. zwischentestamentlichen Literatur (der
„Rewritten Bible") nebeneinander (155-164); bemerkenswert
ist das scheinbar unsensationelle Ergebnis,
daß wenig auffallende Berührungen zu beobachten sind.
Entsprechendes zeigt sich bei einem Vergleich der Abraham
betreffenden Traditionen im frühen Christentum
mit denen in test Abr (besonders Rez. A) und z.T. anderweiter
Literatur, den R.B. Ward durchführt (165-179).

Eine besonders eingehende Studie legte G.W.E.
Nickelsburg jr. über die Gerichtsszenen in test Abr vor
(180-227). Zunächst untersuchte er die betreffenden
Textabschnitte hauptsächlich der Rez. A in ihrem Zusammenhang
innerhalb des test und in ihrem Verhältnis
zu anderer jüdischer Literatur (ein Vergleich mit Piaton
ergibt kaum Berührungen, ein solcher mit ägyptischen
Texten nicht viele). Von der Analyse der Stücke kommt
er zur Annahme verschiedener Traditionen und skizziert
die von ihm vermutete Entstehungsgeschichte der
betreffenden Partien in mehreren Stufen. Schließlich
vergleicht er sie mit den das Gericht betreffenden
Stücken in Rez. B, für die auch die Relation der Überlieferungen
in den verschiedenen Übersetzungen zueinander
herausgestellt wird, und kommt zu dem Ergebnis
, daß die Langform (A) älter ist.

R.B.Wright fragte nach der Einordnung der Ps Sal
in die Geschichte des Judentums an Hand eines Vergleichs
zeitgenössischer Texte (136 154). Sie gehören
danach nicht speziell den Pharisäern, haben zahlreiche
Berührungen mit Schriften von Qumran Vor allem in
der Verwertung alttestamentlicher Texte; dock ordnet
sie W. geistig auch nicht dieser Bewegung zu, sondern
einer apokalyptischen Gruppe mit dem Mittelpunkt
Jerusalem in der Mitte des 1. Jh.s v. Chr. Dazu kann mau
freilich fragen, ob es nicht auch apokalyptische Gruppen
pharisäischer Prägung (bzw. umgekehrt) gegeben hat,
gerade auch in dieser Zeit.

Es ist ebenso reizvoll wie gewinnbringend, in solcher
unmittelbaren Weise an der Arbeit in der Werkstatt
teilhaben zu können.

Hallc/Saalo Gerhard Delling

Clines, D. J.A.: The Evidence for an Autumnal New Year in

Pre-exilic Israel Pieconsidered (JBL 93, 1974 S. 22-40).
Coats, George W.: Redactional Unity in Genesis 37-50 (JBL

93, 1974 S. 15-21).
Collins, John J.: The Son of Man and the Saints of the Most

High in the Book of Daniel (JBL 93, 1974 S. 50-66).
Dahood, Mitchell: Hol „Phoenix" in Job 29:18 and in Ugarite

(CBQ XXXVI, 1974 S. 85-88).
Lacomara, Aelred: Deuteronomy and the Farewell Discourse

(Jn 13:31-16:33) (CBQ XXXVI, 1974 S. 65-84).
Lanahan, William F.: The Speaking Voice in tho Book of

Lamantations (JBL 93, 1974 S. 41-49).

NEUES TESTAMENT

[Cerfaux, Lucien:] L'Evangile de Luc. Problemes litteraires et
theologiques. Memorial Lucien Cerfaux par F.Neirynek.
Gembloux: Duculot [1973]. 385 S., 2 Taf. gr. 8° bfr 650,-.

Der Memorialband wird eröffnet mit einem Porträt-
Photo des am 11.8.1968 in Lourdes Verstorbenen, einer
liebevollen Porträtskizze dieses Gelehrten- undPriester-
Originals mit geradezu Spitzwegschen Zügen durch
seinen „Lieblingsschüler" A.Descamp und eine breite
Darstellung seiner wissenschaftlichen Produktion durch
seinen langjährigen collega proximus J.Coppens, ergänzt
durch eine 265 Nummern umfassende Bibliographie
. Eindrucksvoll ist die Ausstrahlung seines Wirkens
, die sich in der intensiven Mitarbeit an Forschungen
von Kollegen und Schülern, in 66 Nummern der
Bibliographie angefügt, dokumentiert; darunter z. B. die
Monographie über die Taufsekten und Johannesjünger
von J.Thomas.

Die von Cerfaux für die Journees Bibliques 1968 des
Collegium Biblicum Lovaniense, deren Mitbegründer
und erster Präsident er war, noch erarbeitete Intro-
duetion du seminaire, das er dabei halten wollte, und ein
Faksimile der letzten Zeilen, die er dafür als eine Art
theologisch-wissenschaftliches Selbstbekenntnis niederschrieb
, vervollständigen die dem unmittelbarenGedenk-
zweck gewidmeten Beiträge. Unter dem Titel L'utili-
sation de la source Q par Luc stellt C. in der Introduction
eine Methode zur Diskussion, mittels deren er mehr als
das Mt/Lk gemeinsame Material aus diesen Evangelien
für Q reklamieren zu können gedenkt. Darüber ereilte
ihn der Tod.

Die dann folgenden Aufsätze stellen die Vorträge der
Teilnehmer der Tagung dar, die ihrerseits mit einer
feierlichen Gedenksitzung für Cerfaux beschlossen
wurde. Die der Lukas-Forschung gewidmete Tagung
begann mit W.G. Kümmels bekanntem, hier zum vierten
Mal abgedrucktem Vortrag über Lukas in der Anklage
der heutigen Theologie mit seiner entschiedenen „Ehrenrettung
" der lukanischen Heilsgeschichte als konform
mit der Predigt Jesu, der urchristlichen Botschaft und
der Theologie des Paulus, was u.a. besagt, daß Lukas
die Geschichte Jesu als eschatologisches Ereignis begreift
. J. Duplacy, P75 et les formes les plus anciennes du
texte de Luc, würdigt den von Martini aus der für Lk
außerordentlichen textlichen Übereinstimmung von P75
und B gezogenen Schlußfolgerung, daß diese Textform
dem Original zeitlich ganz nahe komme, stellt jedoch die
Sicherheit und die methodische Klarheit von M.s
Schlußverfahren in Frage. Jedenfalls sei das Problem
der Hesychianischen Rezension nicht mittels der Textgeschichte
oder der von Manuskripten zu lösen, sondern
bleibe die nach wie vor zu lösende Aufgabe einer „reinen
" Textkritik. W.C. van Unnik, Elements artistiques
dans l'evangilede Luc, erweist auf Grund beeindruckender
Vergleiche mit der antiken Historiographie, daß

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