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Ausgabe:

1974

Spalte:

630-631

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Handbuch der Verkündigung 1974

Rezensent:

Hertzsch, Klaus-Peter

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 8

630

Menschen" 15, 1963 S. 12 zitiert) zeigt sehr deutlich, wie trag noch zu nennen, der mir für die Lutherforschung beweit
er psychologische Begriffe in die Praktische Theologie deutsam scheint. Torgny Bohlin hat den gelungenen Verübernimmt
: „Seelsorge ist mitmenschliche Lebenshilfe für such unternommen, Luthers Heiligungslehre in psychologi-
den einzelnen und Dienst an der menschlichen Gesellschaft sehen Begriffen zu interpretieren. Ungeschmälert soll je-
im Raum der Kirche." Konsequent wäre hier allerdings vom denfalls der Dank des Lesers dafür sein, daß er an dem ErRaum
der Welt zu reden und die Abgrenzung eines Raums trag der Arbeitstagung in Sigtuna teilnehmen kann,
der Kirche in dieser Welt aufzugeben oder statt dessen ein- Berlin Hans Urner
fach „im Glauben" zu sagen, um diese Definition als theologische
zu artikulieren. Die Aussprache in Sigtuna scheint an
dieser Stelle etwas weiter geführt zu haben, denn in Horst

Rcllcrs nachträglichen „Streiflichtern" lesen wir: „Die Wis- Handbuch der Verkündigung. Hrsg. v. B. Dreher, N. Greisenschaf
ten vom Menschen helfen zu einer kontrollierten nacher, F. Klostermann. I. und II. Freiburg-Basel-Wien:
Kommunikation mit dem Konfitenten. Ob dieser durch die Herder [1970]. 414 S. u. 352 S. gr. 8".
mittragende Menschlichkeit auch die Gegenwart Gottes er- Ein „Handbuch der Verkündigung" hat der katholische
fährt, ist eine Frage an das deutende Wort und den anneh- Herder-Verlag vorgelegt. Was heißt hier „Handbuch", und
menden Glauben" (S. 100), und also die Sache Gottes, nicht was heißt hier „Verkündigung"? Handbuch bedeutet zu-
des Beraters, wenn ich hier richtig ergänze. Mit einem sol- nächst: ein zweibändiges Werk in Großformat, eine Zu-
chen Satz scheint mir das Verhältnis der Theologie zur Psy- sammenstellung von Aufsätzen und in sich abgerundeten
chologic in ihrem Zueinander wie in ihrer notwendigen Ab- Einzelbeiträgen von 21 Autoren. Die meisten von ihnen
grenzung besser angedeutet als sonst in den Beiträgen, die sind Katholiken aus der BRD, aber auch aus den Nieder-
sich ja auch weit mehr mit den Formen als den Grundlagen landen, aus Österreich und Belgien, unter ihnen Walter
befassen. Die innere Haltung des Beraters zum Konfitenten Kasper, Norbert Greinacher und Cornelius Verhoeven,
hat Olov Hartman treffend umrissen: „vor der Integrität dazu aber auch evangelische Gäste: Hans-Dieter Ba-
eines anderen als Seelsorger Respekt zu zeigen und seine stian, Walter Uhsadel, Friedemann Merkel. „Handbuch" ist
eigenen autoritären Tendenzen zu entdecken" (S. 58). Hart- weder ein Sachwörterbuch noch ein Kompendium - selbst
man, der auch bei uns als Romanschriftsteller bekannt ge- das Register ist knapp gehalten -; bei aller Sachinforma-
worden ist (zuletzt 1968 „Die Kreuzrose" in der Evangeli- tion, die teilweise in gedrängter Form geboten wird,
sehen Vcrlagsanstalt), stellt am Schluß eine kritische Frage: herrscht doch eher der Eindruck einer Problemdarstellung
-Es ist ein Widerspruch, einen Menschen zu heilen und ihn vor. Fast jeder Autor stellt hier auch Fragen weist auf an-
dann in ein unhcilsames Milieu zurückzusenden, wenn man stehende Probleme hin, entscheidet sich für und gegen
nicht auch die Frage stellt, wie dieses Milieu verändert wer- mögliche Konzeptionen. Schon dann zeigt sich daß ka holen
könnte. Ist die Gemeinde selbst ein heilendes Milieu?" »sehe Theologie in Bewegung geraten ist. Dabei maces
(S.59). Leider ist es nicht möglich, die einzelnen Vorträge das Stichwort Verkündigung den H«Wbern ftkh
*« würdigen und weitere Einzelheiten hervorzuheben oder 'eicht, den Sachbere.ch einzugrenzen, übe den dies Handle
Beiträge in ihrem Verhältnis zu der reichen Literatur buch Auskunft rTlaTafaZ e n c u n^h
der q™ie„,.„ u i u i i c j u heute von evangelischen Theologen gegen eine unsaen-
ul-r bcelsorge zu belcuchcn (vgl. außer den Besprechungen „„ ' , '? ,. o„„~«„ „„,:«„„ «r^rrlpn -
n dor TM7 ■■ . a- n • c a , jv gemäße Überhöhung dieses Begriffs geritten werden
H*Sb2£?.« V^fl!5Ä^^S^^«rS; durchaus auch im vorliegenden Werk von Bastian und
U l ? u ycr^und,9un9 und, Ffschung 15. 1970. Heft ^ ihrc ^ _ Verkündigung ist nach wie

h Kritisch muß .ch vermerken, daß Horst Reller zwar die ^ cjn SQ umfassendcs Stichwort, daß evangelisch wie

orciainenkanischc Scclsorgebewcgung der zwanziger Jah- offcnbar nun auch katholisch geradezu der eigentliche Ge-

nennt, aber die gleichzeitige Schriftenreihe „Arzt und qcnstand der gesamten theologischen Wissenschaft und

eisc-gcr- (mit Fritz Künkcl über Psychologie und Seelsor- kirchlichen Praxis damit angesprochen werden kann. Dieser

sch f 9inncnd!) und die entsprechenden Arbeitsgemein- umstand gibt dem vorliegenden Handbuch zugleich seine

haften in Berlin u. a. offenbar gar nicht mehr kennt. So thematische Weite und zugleich den Charakter eines Wer-

^ "eil sollten die Verdienste von Ernst Jahn, Horst Ficht- kes ^ sich eigentlich ein unabsehbares Sachgebiet zur

clTi HanS Mardl u- a- um eine Zusammenarbeit von Psy- Aufgabe gestellt hat. Denn es geht keineswegs nur um eine

oiogic und Scclsorge nicht vergessen sein. Gänzlich über- Prcdigtlehre: Einmal wird im Kapitel über „Formen heuti-

0,1 'st. daß diese Zusammenarbeit auch an den Sektionen ger Verkündigung" (Constantin Pohlmann) über Katechese

do m" dcn Ki,Tncn m der DDR angestrebt wird. Alfred De- und geeisc-ge, Cemeindeseminar und Gruppengespräch

Müller und Adelheid Rcnsch werden genannt, aber doch gehandelt: vor allem aber widmet sich der gesamte erste

d"r' weil deren einschlägige Bücher in Verlagen der Bun- Band systematisch-prinzipiellen, exgetischen und religions-

2 Republik erschienen sind, was aber auch von Otto philosophischen Themen wie „Offenbarung Gottes in der

acndler gilt, der nicht erwähnt wird. Vgl. Erich Hcrtzsch: Geschichte", „Die Crundbotschaft" des Alten Testaments,

löfiq hc See'sorgc ZdZ 17, 1963, 204-211. ThLZ 90, dcs Paulus_ dcr johanneischen Schriften, der Synoptiker,

stä h ' 151-166- Seit langem gab es in der DDR die eigen- „Verkündigung in der Geschichte der Kirche" u. a.Den

, "d'gc Form einer „Rundfunkscclsorgc" durch meinen „Kurzformeln des christlichen Glaubens" ist im Handbuch

s "gjahrigen Kollegen Heinz Wagner in Leipzig (vgl. des- „icht nur ein eigenes Kapitel (Karl Lehmann) gewidmet,

Beitrag zur Festschrift für Alfred Dcdo Müller, Berlin sondern die Forderung nach ihnen und Vorschlage für sie

kcZ1' S 260-271). Aus der kirchlichen Praxis in der DDR tauchen auffälligerweise in den verschiedensten Kapiteln

, mtnen die Zurüstung für den seclsorqerlichen Dienst von auf. Vielleicht ist das ganze Handbuch etwas wie eine sol-

, ^-Erich Eisenhuth: Der Christ in der Gemeinschaft che Bemühung um mögliche Kurzformeln theologischer

IU a b°Sr,r- v- P*"l Wittel ThLZ 93. 1968. 707f.) und das Aussage und heutiger Glaubenswirklichkeit Der Aufsatz

I->ioHb,UCh *Ur Gestaltung des Gemeindelebens von Erich des Mitherausgebers Norbert Greinacher '^^^

d2C'- Hand.anger auf Gottes Bauplatz (1965. bespr. v. als Grundfunktion der K.rche" konnte sc, tta«"JjJ^J

'Ctrich Mendt ThLZ 92 547ff ) Solche Unterlassungen für die Gesamtkonzeption des Handbuchs. Da ist Verkundi

J^L t^ ^ es sich um einen gung das Kennzeichen lebendiger Gerne^Jj^^g

Ä,b*ri*t, nah, u« enc Darstellung der gegenwärti- Situation die eines Permanenten gj^^^k^

handelt. Aber sie zu vermerken und damit zu ^J^'^^^T^J^^'

^^'C kh mich a,s R«CnScnt verpfl-chtet. w.e ich Ausgangspunkt a 1er B «JJ^^ p,^^

andererscits verpflichtet fühle, wenigstens einen Bei- ücn im vorwon ntnju