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1974

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 8

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sionen gar kein Mensch sein kann, sein eigentliches Selbst- hundertwende hinweg. Ein Anhang, der Person, Philosoverständnis
findet" (S. 314f). Nun, anders hat Bultmann es phie und Religionstheorie Feuerbachs insgesamt würdigt
auch nie gemeint, wenn er den Glaubenden i n der Welt (238-258), und ein äußerst reichhaltiges Literaturverzeich-
nicht aus der Welt leben heifit. nis (259-273) beschließen mit einem Namensregister den

So ergibt sich für den Vf. schließlich, daß die katholische Band.
Theologie an einem entscheidenden Punkt - der Gottes- Die Darstellung ist manchmal verwirrend, da nicht nur
frage - die Position Bultmanns deutlich rezipiert hat, und die Argumente der Kritiker ausgebreitet, sondern jeweils
er beurteilt diese Tatsache angesichts der Krise in der ka- ihrerseits von Feuerbach her einer Kritik unterzogen wer-
tholischcn Theologie alles in allem positiv. Das führt zu der den; das gilt im besonderen von Kapitel 2, wo ja Feuerbachs
Frage, ob die so beschriebene katholische Theologie erst Themaschrift, Müllers Rezension und Feuerbachs Erwiderung
dort steht, wo die evangelische Theologie vor einer Gene- darauf gleichzeitig besprochen werden. Dabei werden Feuerration
ihren Weg suchte, oder ob sie bereits dort hinge- bach und seine Kritiker insofern unterschiedlich behandelt,
langte, wo die evangelische Theologie aus ihrer gegenwär- als Schneider Feucrbach in optimaler Weise auf Absichten
tigen Sclbstvcrgcssenhcit heraus einen neuen Anfang fin- und Entwicklungen seiner Gedanken hin interpretiert, wänden
könnte, um des Menschen und der Welt willen von rend er die Kontrahenten viel strenger und statischer beim
Gott und seinem Handeln zu reden. Wort nimmt. Diese Parteilichkeit kommt auch darin zum
Berlin Walter Schmithof Ausdruck, daß die allgemeinen Beurteilungen der Feuerbachkritiker
immer negativer ausfallen, als die Einzelerörterung
es meiner Meinung nach begründet.
Schneider, Erich: Die Theologie und Feuerbachs Religions- Des Verfassers eigene Einschätzung Feuerbachs ist im
kritik. Die Reaktion der Theologie des 19. Jahrhunderts Rahmen dieser historischen Untersuchung naturgemäß nur
auf Ludwig Feuerbachs Religionskritik. Mit Ausblicken angedeutet. Sie läßt sich grob so skizzieren: Feuerbach sei
auf das 20 Jahrhundert und einem Anhang über Feuer- ein Denker, der die Säkularisation des Christentums ernst
bach Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972. 277 S. nahm und nötige, wenn auch nicht immer genügend diffe-
gr 8" Studien zur Theologie und Geistesgeschichte renzierte, oft noch unklar formulierte und auch nicht völlig
des Neunzehnten Jahrhunderts, 1. Lw. DM 34.- um den Nachweis, daß Gott nicht existiere („Die Frage, ob

.,.„„. _ .„__— ausreichende Konsequenzen daraus zog. Es gehe ihm nicht

Mit diesem Buch wird der 1. Band einer neuen Monogra- ... , .. V_ . 3_, . , ..,

,. , , * . . ,. . . oJ»_J,„n» Amt Gott ist oder nicht, der Gegensatz von Theismus und Athc-

phicnre hc vorqc cqt, die sich die intensive Erforschung der ..... , . , , . . ...

p ii.iin.iiii. rwiVvwBw t,«,,«,„„ ismus gehört dem achtzehnten und siebzehnten, aber nicht

Theologie und der Geis esgeschichte J*^£LeÄ« ™hr dem neunzehnten Jahrhundert an» Feuerbach 1846.
derts zur Aufgabe gestellt hat Thema des -zuzeigenden ^ ^ ^,, ^

Bandes sind die Reaktionen seitens der deutschen evangeh- ^ > ^ chrisllich ]ogetische Bestrei.

sehen Theologie auf d.c Religionskntik Feuerbachs ,m ge- ^ ejne marxistisch_atheistische Interprctation dic

nannten Zeitraum Nur nebenbe, und andeu ungswcisc 3 Fcucrbachs nicht. Trcffend und notwendig

kommt es zu Ausblicken auf Stellungnahmen aus unserem ^ ^ ^ ^ ^ ^ abstrakt.idcalisüschen

Jahrhundert und zu Elementen e.ner eigenen Einschätzung ff Fcuerbachs VQn der „Gattung Mensdl- zugUnsten

Feuerbachs durch den Verfasser deg konkreten durch dje politische und soziale Situation

Nach einer Einleitung (11-20) und einem ersten.Über- bestimm(cn Menschcn Mjt dicser Korrektur müsse Feuer-

bl.ckskapitel (21-26) behandeln die drei folgenden Kapitel ^ Krjtik ^ über,iefcrten Rdj ion ie„ des chrj.

die drei wichtiasten und umfanqrcichstcn zeitgenössischen " '

uili wh.uiih;>i.cii uiiu ui...o..».v o stentums, ernst genommen werden und könne positive Auseinandersetzungen
mit Feuerbach. stö6e für die heutige Aufgabe geben da5 Religion den Mcn.

Kapitel 2 (27-106) stellt Julius Müllers kritische Besprc- schcn nicht durch fa,sd)c Ersatzbefricdigungcn einenge, son-

*ung von Feuerbachs „Wesen des Christentums" dar. die dern jhm zu mehr Mcnschlichkcit vcrhe,fe.
bereits 1842 erschien und in der viele Argumente vorge- Qb sjch so,che Intcrpretation Fcuerbachs, die ihn zum

»rächt werden, die auch späterhin immer wieder gegen Kirchenvater einer modernen theologischen Strömung

Feuerbach geltend gemacht wurden. Bei der Einzeluntersu- macht historisch wird halten lassen erscheint mir fraglich,

chung dieser Rezension arbeitet Schneider unter Heranzie- SQ interessant „„zweifelhaft gewisse Tendenzen und Zu-

h"ng der Erwiderung Fcucrbachs auf Müllers Kritik heraus, sammenhänge sein mögen.

Erfurt Martin Henschel

daß diese stark durch apologetische Interessen geprägt ist,
"'e oft genug zum Aneinandervorbeireden von Feuerbach

Und Müller führen. Altizer, Thomas J. J. i Religion Conquering Itself (JR 54.

Kapitel 3 (107-150) ist Eduard Zellcr gewidmet, der sich lg?4 g 86- 92).

a's junger Theologe der Tübinger Schule F. C. Baurs 1843 Amiet Peter. Systematische Überlegungen zur Amtsgnade

ausführlich zu Feuerbach geäußert hat. Schneider charakteri- g3 lg73 g 228 - 249).

s^ert seine Position als „ambivalente Einstellung", weil er Benz, Ernst: Der religiöse Beitrag für eine Vertiefung des

einerseits Feuerbach ganz nahe kommt in seiner Aufge- Christentums (FrChr 26, 1974 Sp. 381-394).

lossenheit fur historischen Gestaltwandcl und für Dog- Boman, Thorleif: Theodiccproblemet i lys av allmakts-

j enkritik, andererseits aber gerade in der historischen Dif- begrepet (NTT 75, 1974 S. 55-70).

serenzierung Feuerbach schwerwiegende Mängel nachwei- Bro/., Ludek: Theologie als Reflexion des Glaubens (Comm

C"kann- Viat 16. 1973 S. 225-239).

Kapuci 4 (151-193) behandelt „Karl Schwarz' Versuch Brunner, Peter: Konkordie - Bekenntnis - Kirchengc-

'ner theologischen Kritik (1847ff)". Dabei geht es vorwie- gemeinschaft. Hauptprobleme des Leuenbergcr Konkor-

Hcnd um die Denk Voraussetzungen, die in der Nachfolge dienentwurfs (ZEvKR 18, 1973 S. 109-163).

^flels und in Absetzung von ihm in Feuerbachs Religions- Cantone, Carlo: Dio al futuro (Salesianum 35, 1973 S. 401

w'rksam sind. Auch wenn Schneider im einzelnen auf bis 424).

^"Verständnisse und Inkonsequenzen bei Schwarz hinwei- Dumas, Andre: Unite de l'humanite et unite de l'Eglisc

ist" so kofnmt er doch zu dem Urteil: „Karl Schwarz (RcvThLouvain 5, 1974 S. 3-25).

' Unrecht weithin in Vergessenheit geraten" (193). Duprc. Louis: The Argument of Design Today (JR 54, 1974

<tJu 5 Kapitel (194-230) skizziert „dic übrigen theolo- S. 1-12).

"schen Stellungnahmen" im 19 Jahrhundert, und das 6. Ellison, Robert V.t Charismatic Renewal and Practical

apitel (231-237) gibt einen kurzen Ausblick über die Jahr- Usage (Dialog 13. 1974 S. 33-39).