Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Spalte:

605-608

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Bumpus, Harold Bertram

Titel/Untertitel:

The christological awareness of Clement of Rome and its sources 1974

Rezensent:

Leder, Hans-Günter

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

605

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 8

606

Indessen sollen diese Hinweise die Bedeutung von B.s bei den apost. Vätern stark beschränkt erscheine. Speziell
Werk eher unterstreichen als etwa schmälern. Das Buch im 1 Clem fehlten zentrale christologische Titel: die Ähnwird
die Augustinforschung auf seine Weise zweifelsohne lichkeit zu Jac sei zu beachten; in die Gedankenwelt des
stark anregen. Paulus sei Clemens nicht tiefer eingedrungen; - er se! viel-
Hall./S. Hans-Joachim Die.nor mehr ein wertvoller Zeuge für eine (judenchristl.) Denkform
, die dann freilich alsbald zugrunde ging.
Unter Bezugnahme auf Danielou (Theologie des Judenchri-
Cremer, Franz Gerhard: Der Beitrag Augustins zur Ausle- stentums). dem B. für die Gesamtkonzeption seiner Arbeit
gung des Fastengesprächs. Mk 2. 18-22 parr und entscheidend verpflichtet erscheint, definiert er sodann das
der Einfluft seiner Exegese auf die mittelalterliche .Judenchristentum- als jene .primitive form' palästinen-
Theologic. Paris: Etudes Augustiniennes 1971. 79 S. gr 8». Slsche" Christentums, das durch „Judaic categories" und

_ , , « . _ „Jewish terms" (»ritual, organizational, moral, messianic")

Der Verfasser mochte am Beispiel des Fastenstreitgc- gckennzeichnet sei (s 2). In seiner orthodoxen Form (zuvor

sprachs die Eigenart augustin.scherSchnfterklamng und grenzt ß ^ ^ habe Judenchristen.

ihren Einflufl auf d.c mittelalterliche Theologie untersuchen. ^ hervorgegangen aus der Jerusalemer Urgemeinde.

Er z.eht dabei vor allem Augustins De consensu Evange- bis ^ das h_ bestanden (s. 3) _ Unter „Hellenismus"
hstarum und die Quaest.ones Evangeliorum heran, berück- ß gcistigen Strömungen. die unabhängig

sichtigt aber auch andere Werke Augustins. Cremer geht von vom Spätjudentum (dieses |elber ein Ergebnis der mieden
Problemen aus, die sich der modernen Exegese anhand tio„ von ätcm judischen Denkcn und Hellenismus)

des Textes stellen: die verschiedenen Sprecher (Mk 2,18 ~. . . r, . ' .. .

. :>lL"1-"- ~*~ ^ , , , . , __T direkt aus der durch den - von Alexander d. Gr. inaugu-

parr), die Besonderheiten des lukanischen Textes usw. _ Hdlenismus ä ten heidnischen Kulturwelt

Er verfolgt, an diesen Problemen orientiert. die Wir- in die frühchristliche Literatur eindrangen (S. 4).
kung der augustinischen Auslegung anhand der m.ttelalter- Nach rejchljch rf ^ und k begrunde.

liehen Kommentare zu den Synoptikern, wobei er eine Tra- ,, , ,- / t r. -i ou fo. i

_ *" ,F 7. . . __ ten Verklarungen (außer Danielou, Schoeps und Stockmeier

ditionskcttc von Beda zu Hrabanus Maurus, Anselm von 3 ..... . T.. ... . _ ...

»«iihhiw ,u" keine weitere einschlägige Literatur!) wendet B. sich eini-
Laon. Zacharias Chrysopolitanus der Catena aurca des Vorfragen zu, zunächst (S. 7-10) dem Aufbau

Thomas usw. feststellt (S. 67 K417). Der Einfluf, Gregors ^ der ßotschaft ^
des Groficn wird bei der vom Vf. gewählten Pcrikope bei

Mt 9 17 (Moralia 23, 11, 20. PL 76, 263 C/D) faftbar. Beda Die Arbeiten von O. Knoch - s. d Rez. von W.Wiefel,

verschmilzt hier die Auslegungen Augustins und Gregors. ThLZ 91. 1966. 589ff - und K. Beyschlag - S. d. Bcspre-

Hinter dem Ausgangspunkt des Vf.s von der modernen *"n9 vom Rez- ^ 92- 1«*». 831«. - werden unter dem

exegetischen Fragestellung zu Mk 2.18 ff. steht offenbar das Gesichtspunkt In ihnen vorliegender entgegengesetzter

aus der modernen Apologetik stammende Interesse, festzu- (sie!) Beurteilung der hinter 1 Clem stehenden Traditionen

stellen, wie Augustin bei dem Vergleich mit der histo- und Quellen einer kurzen kritischen Besprechung unterzo-

risch-kritischen Exegese abschneidet. Diese Fragestellung 9en; es fol9l eln Hinweis auf die „many latc Jewish reso-

ist unfruchtbar. Sie ist am Beispiel der Exegese des Am- nances' im 1 Clem, daran angeschlossen, unter Bezugnahme

brosius überwunden in dem schönen Buch von V.Hahn, auf die extremen Positionen von D. Völler (Christentum

Das wahre Gesetz, Münster 1969. Dagegen ist die von ohne Christus) und A. v. Harnack (hochenwickelte Christo-

Cremcr geübte Methode, die Auslegung einer Pcrikope lo9>c). die kritische Präzisierung der Fragestellung nach

durch die Geschichte zu verfolgen, ein erfolgversprechen- dcm (religionsgeschichtlichen) Charakter der Christologie

der Weg zur Aufhellung nicht nur des exegetischen Einflusses dcs 1 Clem mit gleichzeitiger, hier spezifisch formulierter

Augustins, sondern auch der exegetischen Eigenart der Vorwegnahme des Hauptergebnisses:----Clement is much

Mittelalterlichen Ausleger. closer to official Palestinian Judaism in his Messianic hopes

Die Lesart des Kodex D zu Mt 9.15 lautet vw! roP wffpi'ov than we might prcviously have expected" (S. 10).
^nd nicht vv/upo>voc (S. 33). Sodann behandelt B. (S. 11-17) (in einem im Grunde

Mairu Rudolf Lorenz überflüssigen Abschnitt) die Tcxtüberlieferung des 1 Clem

und die wichtigsten Editionen; es folgen (S. 18-31) eine
(übermäßig lange, für die eigentlichen Untersuchungen letztlich
bedeutungslose) Inhaltsübersicht des 1 Clem sowie

Bumpus, Harold Bertram: The Christological Awareness of schließlich ein Abschnitt über seine literarische Form (S. 32

Clement of Rome and its Sources. Cambridge. Mass.: Uni- bis 37■ Besseres dazu liest man. ohne ihm allenthalben fol-

versity Press of Cambridge 1972. XI, 196 S. gr. 8" 9™ M können, bei O. Knoch. 39«.).

r o i. , •• .... • mt- ti,„„i„,,:- Die eigentlichen Untersuchungen zur Christologie des

Bultmann formulierte 1954 in seiner NT-Theologie, u . ■ • au u •»» -u

5x> m. __. . , . . - , . . . . , ri„_ romischen Schreibens eröffnet B. mit einem Abschnitt über

*•< über die Christo ogie und Sotenologie des 1 Clem: .ju- .r-.i Ji, j„- „u u/„u

F- t . - • ^ den Hintergrund des Kynos-Titels in der heidnischen Welt,

**■ ist überhaupt schwer zu sagen, wonn eigentlich die .-#,-31 • • i,~ ,o jm t. • t a- i _

Christüchkeit des 1 Klem besteht. Ist sie mehr als das im A* ("X .sowie im NT (S 38-49 . wobei er auf die om-

^Ibstbewufjtsein. dank des in Christus geschehenen Heils- Phzlcrtc Problemlage zwar hinweist (S^40) dann jedoch (,n

ercinni^^ j r~ j r~ u • u Tof mim ,u« einer auch sonst gelegentlich zu beobachtenden gewissen

"-'gnisses der Gnade Gottes sicher zu sein? Ist sie also ...... ......... , .... „ . .

"lehr »i- • i ■ l<i u c i. r. ■ __„ . j„_ Unbckummertheit) die schwierige und umstrittene Materie,

.."-nr als ein kirchliches Sclbstbewufttsein, wie es auch der ... ' . ... ,. , ,

Jüdischen Gemeinde eigen war?' An eben diese Sätze fühlt vor allem ,n Anlehnung an das von V.elhauer als .metho-

man sich immer wieder erinnert bei der Lektüre der hier d.sch und sachlich verfehlt qualifizierte (ThLZ 90. 1965.

geigenden Arbeit, einer unter der Betreuung der Pro- »»' vgl. EvTh 1965 47ff.) Kynos-Kapitel bei F Hahn

JCs"oren Stockmcicr und Ratzinger entstandenen. 1970 an sowie unter Verwendung von Cullmann. Chnstologie.

^cr kath.-theol. Fakultät in Tübingen angenommen und ""d Kramer. Christos. summarisch ohne eigentliche Dis-

^scheinend in ihrer ursprünglichen Form gedruckten kussion und z. T. mit Vermutungen durchsetzt darzustellen

1Ssertation. versucht. Hier werden dann auch die Weichen für die nach-

- **■ B. Bumpus, S. J . inzwischen offenbar an der Weston folgenden Untersuchungen gestellt.

school of Theology in Cambridge tätig, geht in der Einlei- Der l Teil der Arbeit (S. 50-125) fragt zunächst nach

^"9 zu seiner Arbeit (S. 1-6) von der Feststellung aus. dem Gebrauch des Kyrios-Titels im 1 Clem und kommt zu

^ 9egcnüber der Reichhaltigkeit des NTs an christolo- einer Reihe von Einzelergebnissen, die darin konvergieren,

9'schcn Titular-Aussagcn der Umfang derartiger Aussagen dafi Clem judenchristlicher, frühester palästinensischer