Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

■601

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 8

602

Rechtsdenken" muß sich seiner biblischen Begründung Konflikte durchgehalten werden kann. Sie melden sich ververgewissern
. So begegnet er den neutestamentlichen Tex- stärkt im Blick auf die Methode der biblisch-theologi-
ten mit der Erwartung, von dort die Legitimation für eine sehen Begründung. Wer eine neutestamentliche Arbeit
moderne, im Dienste der Versöhnung und des Friedens schreibt, muß bereit sein, die neutestamentlichen Zeugen
stehende Ordnung des Rechts zu erhalten. auch da zu Wort kommen zu lassen, wo sie etwas sagen.
Die eigene Standortbestimmung in der problemgeschicht- das wir uns so nicht zu eigen machen können. Er wird sich
lieh durch die Namen Hatch-Harnack und Sohm bezeich- für Widersprüche zwischen Jesus und der Urgemeinde,
neten, bis heute nachwirkenden Kontroverse erscheint zwischen Jesus und Paulus und zwischen älteren und jün-
spannungslos in das obligate forschungshistorische Referat geren Zeugen offenhalten müssen. Bei der Vielfalt der
(S. 9-42) eingebettet. In schöner Systematik gruppiert er Meinungen mag es nicht schwerfallen, jene Deutung um-
dic Rcchtsfälle, an deren Leitfaden er die „Frage des Rechts strittener Stellen zu finden, die der vorgefaßten Ansicht
nach dem Neuen Testament" abhandeln will, in solche, die gerecht wird. Wer redlich ist, tut gut daran, nicht die
ein rechtswidriges Verhalten einer Person gegenüber einer Ausleger, sondern die Texte selbst zu befragen. Diese heranderen
beinhalten (Zivilrecht), Delikte gegen die Sitten- meneutische Anstrengung muß einer Arbeit, der es um die
und Gesellschaftsordnung (Strafdelikte) und Fälle, in biblisch-theologische Begründung des Rechtes geht, zuge-
denen es um das Problem der rechten Lehre, um Ortho- mutet werden. Der Gegenstand wäre sie wert gewesen.

doxie und Häresie geht (S. 42). Halle/Saale Wolfgang Wiefel

Als Beispiel für die „Beilegung und rechtliche Handhabung
zivilrechtlichcr Auseinandersetzungen von Christen"
wird die Gemeinderegel Mt 18,15-20 behandelt. Der Autor

glaubt hier eine „Kirchenzucht durch Wortgewalt" erken- Agouridis, S.: Studiorum Novi Testamenti Societas 28th

nen zu können, die als äußerstes Strafmaß nicht die Ex- Convention (Deltion Biblikön Meietön 2, 1973 S. 159

kommunikation, sondern den Abbruch des Verkehrs zwi- bis 165).

sehen den beiden Kontrahenten vorsieht (S. 45-61). Binder, Hermann: Ein Gang durch den Galaterbrief. 5. Fort-

Die im Zeichen des Rechtsverzichts stehenden Stücke der Setzung (Kirchliche Blätter 2, 1974 Nr. 1 S. 2-3).

Bergpredigt sind nach seiner Auffassung nicht grundsätz- Brueggemann, Walter: From Hurt to Joy, From Death to

lieh zu verstehen, sondern müssen als Ausdruck der Ab- Life (Interpretation 28, 1974 S. 3-19).

Weisung des damaligen Rechtsdenkens gewertet werden, Dobrena, Thomas John: The Questions Of The Upper Room

das auf dem ius talionis beruhte (S. 62-76). ,(The Springfielder 38, 1973 S. 97-107).

Ein Lukas gewidmetes Zwischenstück (S. 83-116) will Dubarle, A.-M.: Le discours ä l'Areopage (Actes 17,22-31)
zeigen, daß dieser eine Strafjustiz der Gemeinde ablehnte, et son arriere-plan biblique (RSPhTh 57, 1973 S. 576-610).
sie vielmehr Gott vorbehalten wissen will (so sei Act 5,1-11 Fort< Pierre Le: La responsabilitc politique de l'fkrlisc
gemeint) und sich den (römischen) Staat als religiös neu- d'apres les epitres pastorales (EThR 49, 1974 S. 1-14).
traten, religionspolitische Parteinahme zurückweisenden Gerlcman, Gillis: Bemerkungen zum Brautlied der Thomaswünscht
(so die Gallioszenc und die Schlußkapitel der akten (Ann"al of the Swedish Theological Institute 9,
Acta). 1973 S. 14-22).

Das glatte, dem modernen Empfinden eingängige Bild Classwell. M. E.: The New Testament View of Time (Comm

wird auch durch die Interpretation von 1 Kor 5 (S. 117-133) Viat 16' 1973 S. 249-255).

nicht beeinträchtigt. „Dadurch, daß der Sünder dem Satan Grant" Robert J': Morton Smith's Two Books (AThR 56'

übergeben wird, verspricht sich der Apostel evtl. (sie!) eine „ 1974 S„,581 ,. , ' , ^ _ „„_.

Vnvn^u* ■ j • -_v l j o Holden, W. A.: Ekklesia'or'Synagoge (ET 85, 1974 S. 184).

Vernichtung seiner gottwidnqcn, nämlich aus der Sarx gc- . ' „„ , . „, f.. M_a, ' , . ,__ '

Uk»— ir u - /c nci „ „ ■ ■ ,. , Jayne, Donald: Wc and You in Ephesians 1,3-14 (ET 85,

'eoten Haltung (S. 126). Die Behandlung des AwityMf 973 S 151-152)

2 Kor 2,5-11. 7,8-12 gilt als Beispiel der Resozialisierung -___,____ , , , , „ . ,

ic „, . „7..... ... t ■ » Leenhardt, Franz J.: Abraham et la conversion de Saul des

(••133-140). 1 Kor6,1-11 zielt nicht auf einen Rechts- _ • . ^ u j t ,„„.

v„„. .. . . . . . ... . „ . . . ... Tarse, suivi dune note sur .Abraham dans Jean VIII

v<-rzicnt, sondern auf eine lnncrgcmcindlichc Schiedsgerichts- /„.mur. r-> -in-n o m

hn.L„-i i_ ,. _, . . , . . .. .. (RHPnR 53, 1973 S. 331-351).

nl au T f Qa^y°B dem auf dem Vergeltungs- Lindesk Gosta: Atttoritftt und Tradition im Neuen Te-

PHnzip beruhenden römischen Strafrecht unabhang.g zu stament Einige Bemerkungcn (AnnuaI of the Swedish

enen (S. 141-156). Theological Institute 9, 1973 S. 42-63).

Zum dritten Themenkreis, dem Problem der .Schutz- Loffreda Fr sA Reply t0 the Editor (IEJ 23, 1973 S. 184).

"laßnahrncn im Kampf gegen die Irrlehrer" (S. 157-172) Metjr jQhann Bgptist u Jürgen Moltmann: Leiden3ge-

wnt der Vf. davon aus, daß von der Exkommunikation schichte. Zwei Meditationen zu Markus 8, 31-38. Frei-

mes Irrlehren - trotz Gal 1,9 ! - bei Paulus nirgends die burg-Basel-Wien i Herder [1974). 58 S. 8". Kart. DM 5.80.

bcdc ist (S. 159). Erst in den Pastoralbriefen zeigen sich Morissettc, Rodolphe: .La chair et la sang ne peuvent heri-

^eaenklichc Motive, wo die theologische Erörterung unter- ter du Rcgne de Djeu- (i Cor 15 50) (Science et fisprit 26,

undcn und der Abschreckung Raum gewährt wird. I974 5. 39- 67).

Wenn für die Gestalt des Diotrcphes (3Joh) Mißbrauch Panagopoulos, J.: The Middle of New Testament Christo-

dcr Kirchenzucht und die Pervertierung des in den Gemein- iogy (neugr.) (Deltion Biblikön Mcletön 2, 1973 S. 91

.Cn geltenden Rechts festgestellt wird, ist die Welt wieder bis 129).

Ordnung: es handelt sich ja um den Widerpart des apo- Parker, Pierson: On Professor Morton Smith's Find at Marschen
Autors. Saba (AThR 56, 1974 S. 53-57).

Nach der Lektüre des Schlußkapitcls, das die Grundli- Pcrry, Michael: Easter: Debate and Faith. Part t The

l0r< eines am Neuen Testament orientierten Rechtfhan- Easter Debate (ET 85, 1973 S. 136-139).

__elns im Zeichen von „Recht und Gnade" (S. 173-187) skiz- _: Part II: The Easter Faith (ET 85, 1974 S. 164-167).

c'Crt. bleiben viele Fragen offen. Sie berühren die Grund- Ramaroson, Leonard: La strueture du premier Evangile

^'Scheidungen, ob die dem Recht inhärente .Androhung (Science et Esprit 26, 1974 S. 69-112).

S(ncl Ausübung von Gewalt" nicht mit der Berufung auf Rcumann, John H.: Psalm 22 at the Cross. Lament and

0.r°bcls Auslegung von Rom 13,4 (S. 154) überspielt wurde, Thanksgiving for Jesus Christ (Interpretation 28, 1974

2-, dcr Zusammenhang von Recht und Herrschaft (vgl. Lk S. 39- 58).

i *"24ff ) au,reichend reflektiert ist, ob die Übertragbarkeit Schweizer, E.: Matthew's View of the Church in his 18th

ncrgcmeindlichen Ordnungsrechts auf gesellschaftliche Chapter (Australian Biblical Review 21, 1973 S. 7-14).