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Ausgabe:

1974

Spalte:

583-584

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament 1974

Rezensent:

Heller, Jan

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583

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 8

584

l* Gnostische Umdeutung von Mt 16,22?

-r> 'pisorp nhetf' kann man zwar übersetzen („der erste ist in ihm"),
aber nicht verstehen. Ein Verständnis eröffnet sich u. E. unter der Voraussetzung
, daß zwischen beiden Worten etwas ausgefallen ist. L. z. B.:
'pisorp {mmise mpsyche enefsoop) nhetf. — Zu den Hintergründen
und Implikationen dieser Vermutung siehe H.-M. Schenke, Rezension
der Faksimileausgabe der Nag-Hammadi-Codices, in: Orientalistische
Literaturzeitung (erscheint demnächst).

W Vermutlich durch Homoioteleuton ausgefallen (efci mkah).

*J' Griechischer Ausdruck 'noeron pneuma' verwendet!

~H Im Text steht griechisch 'pleroma noeron'.

-u Der Text hat den griechischen Ausdruck 'allogencs',

:»> Vgl. Mt 13.12; 25,29.

:tl Lies (oun) ouon.

M Der Genitiv „dieses Geschlechts" ist in keiner Weise mit dem Vorhergehenden
sinnvoll zu verbinden, dem entspricht, daß der Plural der
folgenden Verben keine Beziehung hat. Lies vielleicht: '(efsoop ebol
hn nröme) nte picpö.'

ALTES TESTAMENT

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. In Verb,
m. G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Frecdman, S. Tal-
mon u. G. Wallis hrsg. v. G. J. Botterwcck u. H. Ringgren.
Band I, Lfg. 6/7. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer
[1972]. 256 Sp. gr. 8". DM 32.-.
Gegen Ende des Jahres 1972 erschien Lieferang 6/7 (Sp.
641-896) dieses Wörterbuchs. Die früheren Lieferangen
wurden in ThLZ 97, 1972 Sp. 822f und 98, 1973 Sp. 342 besprochen
; dort findet man auch die allgemeinen Angaben
über das geplante Ausmaß, die Mitarbeiter und den Charakter
dieses Werkes. Die Lieferung 6/7 enthält den letzten
Teil des Buchstaben Bcth und vier Ausdrücke von Gimcl.
Es sind insgesamt 26 vollständige Artikel und zwei unvollständige
(am Anfang und am Ende). Es geht um folgende
hebräische Wörter (in Klammern steht der Bearbeiter und
die Anzahl der Spalten): bäkäh (Hamp, 2 + 2 in der Lfg. 5),
bekör (+ bäkar, b«köräh, bikkürim, Tsevat, 7), bäläh
(Gamberoni, 3'/,), belija'al (Otzen, 5), b.ila' ( + bela',
Schüpphaus, 3), bämäh (Schunck, 6), ben (I. „Sohn in der
Umwelt des AT" - Bcrgman + Ringgren, 3; II. „In semit.
Sprachen und im AT" - H. Haag, 11), ben- 'ädäm(H. Haag,
7), bänäh (+ binjäh, binjän, mibneh*, tabnit, Wagner, 17),
ba'al (außerhalb des AT - De Moor, 11; im AT - Mulder,
10), bä'ar, (+ba'ar, bä'Ir, Ringgren, 4), basa' (+ besa',
Kellermann, 4), bäqar Beck, 7), böqer (Ägypten - Berg-
man, l1 .,; Mesopotamien - Ringgren, 1; AT - Barth, 9),
biqqes ( + baqqäsäh, Wagner, 15), bärä' (Ägypten - Bcrgman
, 2; Mesopot. - Ringgren, 1; Außerhalb des AT -
Bernhardt, lj LXX - Botterweck, ",; Bedeutung und thcol.
Verwendung - Bernhardt, 3; Qumran - Ringgren, 1),
bärah (+ bäriah, b«riah, Gamberoni, 4), b«rit (Wcinfeld,
27), bärak (4- b«räkah, Schabert, 33), bärar (+bar, bör,
börit, Hamp, 4), bäsar (+ b«söräh, Schilling, 4), bäsär
(Bratsiotis, 17), bat (H. Haag, 6), b«tülä ( f b'tülim, Ägypten
- Bergman, 1; Mesopot. - Ringgren, 1; Semit. + AT
- Tsevat, 4), gä'äh (+ ge'äh, gc'eh, ga'aväh, gä'ön, ge'üt,
geväh, Kcllermann, 7), gä'al (+ gö'el, go'ulläh, Ringgren,
6), gäbah (+ göbah, gäböah, gäbeah, gabhüf, Hentschkc,
6), g«bül (+ gebal, g«büläh, Ottosson 1 + ? in der Lfg. 8).

Die ersten zwei Buchstaben sind also fertig, nämlich
Alef mit 49 Artikeln auf 500 Spalten und Beth mit 41 Artikeln
auf 377 Spalten. Wenn man es wieder mit dem Theol.
Handwörterbuch zum AT (Jenni-Westermann) vergleicht,
stellt man fest, daß dieses unter Alef 47 Artikel auf 260 Spalten
und unter Beth 17 Artikel auf 118 Spalten hat. Die Artikel
des Buchstaben Alef haben wir in der ersten Besprechung
ausführlicher verglichen; unter Beth hat also TW 24
Artikel mehr und TH enthält keinen Begriff mehr als TW.

Auch diesmal wird hier eine Fülle von wichtigem sprachlichem
, historischem, religionsgeschichtlichem Material geboten
, aus dem man in einer kurzen Besprechung nur einiges
erwähnen kann. Der Schwerpunkt der Lfg. 6/7 liegt
wieder in einigen theologisch zentralen Begriffen, denen die
Herausgeber den größten Raum gewidmet haben. Es sind
besonders bärak (33 Sp.!) und b«rit (27 Sp.). dann auch ba'al
(21 Sp.), bänäh (17 Sp.), bäsär (17 Sp.). ben (14 Sp.) und
ben-'ädäm (7 Sp.), und endlich bärä' (11 Sp.). Der längste
Artikel über bärak von Schabert liegt schon an der Grenze

einer wissenschaftlichen Monographie, ähnlich wie es in
einem noch stärkeren Maß bei vielen Artikeln des ThWNT
(Kittel) der Fall ist. Es wäre gut, wegen der Handlichkeit
des ganzen Werkes so lange Artikel nur ausnahmsweise
zu bringen. Es ist aber eine präzise und sachliche Arbeit.
Durch die gute und durchdachte Aufteilung, die bei jedem
Artikel gleich am Anfang steht, bleibt sie auch bei einer beinahe
erschöpfenden Ausführlichkeit übersichtlich. Besonders
anregend ist die Vergleichung der 'ärür-Formel mit
der bärük-Formel und eine ausführliche Analyse der letzten.
Einige biblische Stellen werden dadurch neu erhellt, z. B.
Ri 17,2 (Sp. 815), und zwar auf eine ganz überzeugende
Weise. Auch das theologische Ergebnis finde ich richtig:
Der Segen dient dazu, die Solidarität mit Personen und Verbänden
zu bekräftigen. Von den alten magischen Segens-
vorstcllungcn sind im AT nur noch wenige Spuren da, der
Segen ist fast immer auf Gott zurückgeführt.

Auch der zweitlängste Artikel über b«rit von Wcinfeld
bringt viel Wichtiges und ist sehr sorgfältig ausgearbeitet.
Die sonst ausführliche Bibliographie könnte man neuerdings
durch die eben erschienene Monographie von Ernst
Kutsch „Verheißung und Gesetz, Untersuchungen zum sogenannten
,Bund' im AT, W. de Gruytcr, Berlin 1973" ergänzen
. Zu einer besonders interessanten Lektüre wurde mir
der Artikel über ba'al, wo mehrere Forscher viel wichtiges
religionsgeschichtliches Material zusammengebracht haben.
Das Bild von Baal stimmt mit dem von Gese überein. Auch
hier kommt man in Bezug auf das AT zu verläßlichen und
überzeugenden theologischen Schlüssen. - Sehr gelungen
finde ich den Artikel über ben, in dem man auch einen ausführlichen
Exkurs über die verrufenen b«ne-«löhim findet.
Ebenso richtig scheint mir, daß ein spezieller Artikel über
die Verbindung b<;n-'ädäm vorliegt. - Der inhaltsreiche
Artikel über bämäh von K. D. Schunck mündet in die Behauptung
, „daß die bämäh auch mit dem Totcnkult in Verbindung
stand" (Sp. 667), obwohl der Vf. dafür keinen Beleg
bringt und in dem folgenden Absatz bemerkt, daß „der
mehrfach als klassischer Text für die Verbindung der bämäh
mit dem Totenkult gewerteten Stelle Jes 6,13 keine Beweiskraft
zukommt". Die offene Frage wird man m. E. nicht nur
von der Rekonstruktion der Ausstattung der bämöt her, die
man in dem erwähnten Artikel ja findet, sondern nur von
der Rekonstruktion des dortigen Kultus her beantworten
können; inwieweit nämlich die den vegetativen Gottheiten
eingeweihten bämöt zugleich als ihre Begräbnisstätten verstanden
wurden oder dienen konnten - vgl. dazu sijjün -
sijjön!

Mit Freude muß ich feststellen, daß eine ausführlichere
Bearbeitung der griechischen Äquivalente, die ich in der
letzten Besprechung der Lfg. 5 empfohlen habe, schon bei
vielen Artikeln der Lfg. 6/7 vorliegt.

Zusammenfassend: Niemand, der eine solche Arbeit nicht
schon selbst geleistet hat, kann sich vorstellen, wieviel Mühe
und Fleiß, Präzision und umfassende Bildung hierzu gehört-
Natürlich sind alle Fragen der alttcstamcntlichcn Begriffsforschung
weithin noch nicht gelöst - vgl. den verlegenen
Artikel über böqer. Aber doch bezeugt jede neue Lieferung'
daß im TW ein epochemachendes Werk in unsere Hände
kommt.

Prag Jan Hell«1'