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Ausgabe:

1974

Spalte:

557-560

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Reichle, Erika

Titel/Untertitel:

Die Theologin in Württemberg 1974

Rezensent:

Reichle, Erika

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Theologische Literalurzeitung 99. .lahrgang 1974 Nr. 7 558

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Die Verantwortung der Kirche in der Gesellschaft. (Hrsg.
von J. Banr u. a.) Stuttgart 1973, darin:
Hürklc, llorsl : Die Missinnsthcologic in der gegenwärtigen
Diskussion, S. 177-193.

Oenischen, Hans-Werner 1 Mission, Kolonialismus und

Entwicklungshilfe - F.ine kritisch-geschichtliche Würdigung
, S. 195-212.

Schober, Theodor: Mission und kirchliche Entwicklungshilfe
heute unter politischem und diakonischem Aspekt,

S. 213-223.

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

Heichle, Erika : Die Thcologin in Württemberg. Geschichte, gleiche Ausbildung und gleiche Beschäftigung, und in der 2.

Bild, Wirklichkeit eines neuen Frauenberufes. 2 Hände. neben anderen Faktoren dus veränderte Verhältnis von

Diss. Tübingen 1972. 517 S. Staat und Kirche einen akuten Personalmangel auch in der

1.1. Die vorliegende Arbeit ging aus von einer kirchen- und JJ*»**' ^""^Y"' *"' hervorricf- Der Collegialbeschluß vom

berufssoziologischen Untersuchung zu Berufsbild und sah daher die l örderung von Theologiestuden-

Berufswirklichkeit der Theologinnen im Dienst der würtlem- t,n"R1n ,lllrcn kirchliche Stipendienwesen und die

bergischen Landeskirche. Sie basiert auf einer Totaler- von Theologinnen zu Kirchenbeamten vor. Mit

nebung. Die Erhcbungsgesamthcit besteht au. 40 Frauen, »»esen geradezu revolutionären Mitteln sollte ein konserva-

<be im Herbst 1965 Mitglieder de, .Konvents evangelischer "f" erreicht werden: durch den Einsatz von Voll-

Thcologinnen in Würtembcrg' waren. Es wurden eine theologmnen als Behgionsleh.cr.nnen vorwiegend an Primar-

«chriftliche und eine mündliche Befragung auf Grund eines ,ch,u,fn und ^»"geh.Kinnen sollte die Einheit der Arbeit

bnlbstandardisicrtcn Fragebogens durchgeführt. Die Aus- un<1 ,,e8 Mitarbeiterstabs der Landeskirche erhalten werden.

Wertung erfolgte nach der beschreibenden Methode, da l.die lheKT Crst<Ü T nn ™<-™ staatlichen Veto. Eine

Komplexität der Population weitere Unterteilungen in eindeutige Fixierung von Berufsbild und Status wurde erst

Altersgruppen etc. erzwang, wodurch eine quantifizierende ,S**8 "reicht ~ "» e'n« F°rm, die bereits bei der Verab-

Analyse nach durchgängigen Kriterien unmöglich wurde, »ch.edung interpretations-und revisionsbedürftig war.

»nd 2. diese Methode die erstrebte Bückkoppelung des Insgesamt verlief die Berufsgeschichte ruhig und nüchtern.

Befundes aus den SelbstdarsteUungen mit dem Befund nach D,e einzelnen kleinen Fortschritte wurden über Entsche.dun-

den Akten der Kirchenleitung erleichterte. Ken zu Rechtsfragen und Fragen der Symbol.sation des Berufs

7- . ..... . erreicht. Als Hauptfaktoren der Entwicklung erwiesen sich

/Beisetzung der empirischen Untersuchung: Da» Ver- die allgemeine Marktlage (bes. die Notwendigkeit von Kriegs-
«Hnis «Wischen drrzcigcr Berufsw.rkhchkcit undI dem in 8tel,vertrctlingPn)> 80W1> die Aufgeschlossenheit und Unvor-
Jer heolog,nnc„-()rdnung vor, 19481 (ThO 1948) fixierten ^^^aI d« schwäbischen Gemeinden (nicht zu-
H,. , *" 1orm,t,e,n- «• Wnechjtiung ,etzt auch dcr altpietigtigchen Gemeinschaften - wenn man
■W llerufswirkl.chke.t und <ler IhO 1948 waren festzu- gje jn ihrem K kbcn lten ,;eßs Dje hfillti wechselnde
Ulen und - da s.e nicht einheitlich waren - in Beziehung Haltung der Kirchenleitung wurde nicht nur durch die
v setzen zur Berufserwnrtung und Berufsentwicklung der praktiicheu Notwendigkeiten bestimmt; in ihr spiegelt sich
r*< h.edenen Altersgruppen der Untcrsuchungsgesamtheit. nuch die wechleln,,e Kräfteverteilung zwischen den ver-
' d, m allem sollte glchzeitig ein Ite.trag zur Diskussion schiedcnen theologischen Gruppierungen wider. D.e Tode
, ArST H''rufl,r,'f<,r,n *ele,,,ct werden (cf- Te,, U binger Fakultät (besonders Volz, Faber, Fezer, Bückert und
/' Lang) unterstfitzte durchgängig die Zulassung der Frauen
. '-2. Aus den empirisch gewonnenen Daten ließ sich zwar zum kirchlichen Dienst. Ausschlaggebend für die institu-
|j* ''etailliertrs Bild von der Selbstdarstellung der württem- tionelle Gestaltung des Berufs wurde die theologische
■ "JPechen 'l'heologinnen und von ihrer Beflexion einer Argumentation 1943 im Sonderfall einer Vikarin in Ebers-
^ '"'r ausschließlich männlich geprägten Berufswelt gc- bach/Fils, der Gemeinde Hermann Dicms, und 1968 hei der

niien. Ein stringentes Bild der Entwicklung des Theo- Zulassung zum vollen Pfarramt.

PknenbetUh In Württemberg und des derzeitigen Standes tl.l Die Untersuchung zeigte, daß der Trend zur Zulassung

^r heologinnenfrage ergab sich jedoch nicht. Diesem der Frauen zu dem einen, vollen Gemeindepfarramt aus den

■MuM """^ ''"' ''reit an8plegte bistorische Untersuchung Berufserfahrungen selbst hervorging. Das Pfarrerinnengesetz

in i ^c'" A Arbeit). Sie hat ihre Schwerpunkte jst trotzdem keine Verneigung vor vollendeten Tatsachen,

Ak' 5* Answerliing bisher unveröffentlichten Materials des sondern eindeutige Konsequenz au« einer theologischen

"' ''mischen Bektoramtes der Universität Tübingen (Ge- Grundsatzentscheidung: daß die Ordnungen der Kirche in

|j(,ri 8,"listik zum Besuch der Universität durch immatriku- aller Zcitgebundcnheit der Lehre der Kirche entsprechen

p '' Vidierende jn den Jahren 1910—1961) und des müssen, und daß in der Ausformung beider die Tradition der

*Ur g*^K!n*n Dherkirchenrnts Stuttgart (Dokumentation Kirche zurückzutreten hat gegenüber den Grundprinzipien

B)Jg '"lwii klung des Theologinneiiberufs, zusammengestellt ,|,.r neutestamenlliehen Botschaft, wiesie von der hislorisch-

l)i,, i'" Aktenbunden 356 n I —IV und 21.20 des OKB). kritischen Exegese erhoben werden. Synode un.l Kirchen-

Wll."8lor's<:h-kritisch« Untersuchung der Berufsgeschichte leitung haben sich ausdrücklich zu dieser Entscheidung be-

UööS/ '"k" dcn Zeitpunkt der empirischen Erhebung kannt, indem sie erläuternde Thesen nach dem Bcfcrat von

ge» t. ^ einem bis zur Verabschiedung des Pfarrerinnen- p,^ Lang dem Gesetz, voranstellten und dieses selbst in
» »etze, 1(JÖ8

durchgeführt. einem Beiblatt in vollem Wortlaut veröffentlichen ließen.

bol,'.'1' I)io ■»erufsgeschichte erwies sich in unerwartet Hierin liegt m. E. eine Bedeutung des Pfarrerinnengcsetzes,

(;''''" Maße als außengeleitet (vielleicht ist hierin der die über seinen eigenen Gegenstand hinausgeht,

«in," ■"eben die Unfähigkeit fast aller Befragten zu IM. Die Zulassung der Thcologinnen zum traditionellen

ju. ."""olitätsgerechten Selbstverortung im Gesamt der Gemeindepfarramt war von Synode und Kirchenleitung nicht

in ' ''ichen Ämter). Sie setzt ein in der Weimarer Bepublik, als Zustimmung zur überkommenen monologischen Form des

1<lieSt,'1,,,n8<l,'rFraii in der Gesellschaft neu definiert pfarrerlichen Dienstes gemeint. Diese wird auch von vielen

Qe- v»r allem durch die Durchsetzung des Anspruchs auf Theologinnen abgelehnt. Insbesondere ,n den jüngeren