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Ausgabe:

1974

Spalte:

533-534

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Outka, Gene

Titel/Untertitel:

Agape 1974

Rezensent:

Wiebering, Joachim

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Seite 1

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■r,,M Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7 534

Vahske, Ulrich: Dia Wirksamkeit des Heiligen Geist« - in persönliche Wohl des anderen, und in diesem Sinne kann

Kirche und Well (DtPfrBl 74, 1974 S. 45—49). Gegenseitigkeit zum Ohjckt auch selbstloser Betrachtung

Weher, Hermann .1.: Dußandacht und Sakrament (MThZ 24, werden. Bei einer Freundschaftsbezichung spielt der gegen-

1973 S. 208—'233). seitige Vorteil zwar keine Rolle; man mißt Gegebenes und

Erhaltenes nicht. Freundschaft kann sich jedoch wandeln,
da sie teilweise von gegenseitiger Anerkennung, gleichen
Interessen etc. abhängt. Freundschaft bat nicht die ständige

ETH I K Stabilität von Agape. Agape ist eine notwendige, aber keine

ausreichende Bedingung für Freundschaft; Freundschaft ist
eine ausreichende, aber keine notwendige Bedingung für

Outka, Gene: Agnpc. An etbical nnalysis. New Häven and Agape.

London: Yale University Press 1972. IX, 321 S. 8° = Sehr diskutiert wird immer wieder das Verhältnis der

Yale Pwhlioatipni in Bcligions, 17. Ldr. £ 4,75. Agape zur Selbstliehe. Im Sinne der „goldenen Regel" aus

Der Begriff der Liebe wird in der neueren ethischen Grund- Mt 7,12 kann die Eigenliebe als Paradigma der Wünsche

higendiskussion arg strapaziert. Liebe gilt als die einzige anderer dienen; Eigenliebe steht also in Wechselbeziehung,

Norm, die bei einer kritischen Durchsicht der traditionellen »icht in Alternative zur Agape. Für den Glaubenden ist ein

Normensysteme übrigbleibt, und ihre Verwirklichung wird Leben der Nächstenliebe Belohnung in sich und widerspricht

als entscheidendes Kriterium christlichen Handelns ver- »« "'cht der Selbstliebe, zumal die Beachtung des anderen

standen. Eine Analyse des Begriffs, wie sie Gene Outka in auch die Realisierung eigener Interessen einschließt,

»einem Buche vornimmt, ist um der weiteren Klärung der Gerechtigkeit im weiten Sinne bedeutet, den anderen

Voraussetzungen und Implikationen dieses Begriffs willen genauso zu behandeln, wie er selber behandelt werden

«icher sehr zu begrüßen. Hier wird ein Begriff untersucht, möchte. Was für eine Person in einer bestimmten Situation

<ler in der biblischen und theologischen Tradition ein er- richtig ist, ist für jede ähnliche Person unter ähnlichen Ura-

hebliches Gewicht und zugleich eine hohe Bedeutung im ständen auch richtig. Insofern wird durch die „goldene

philosophischen Vokabular der Ethik hat. Regel" die Forderung .1er Gerechtigkeit ausgedrückt. Aber

Outka. Buch gliedert sich in acht Kapitel mit den Themen AKnI'c »Verscheidet sich von der- in der „goldenen Regel"

-Der Inhalt «1er menschlichen Liebe", „Liebe und Selbst- vertretenen Haltung dadurch daß die Forderungen in nen

«iebe", „Liebe und Gerechtigkeit", „Liebe und zusätzliche hört" s,nd alf ""Jf"! Ks «'bt ,D*bf!« ™ geme.nen

Gebote", „Liebe als Tugend de. Handelnden", „Recht- moralischen Pachten, d,e für alle in gleicher We.se ver-

feriiKIln(tuVr menschliche,, Liehe", „Karl Barth über Liebe", Endlich »»d; Aktionen, die über ,1ns Pfhchtm.ß Unit»

-Eine Durchsicht". Konsequent wird der Begriff „Agape" ««'hen »nd ,n,cht »,B ^'»-'""«ingen für alle gelten können,

01,.....,|i . i • . • c- •„ M„n.# u z. B. das Seihstopfer. Die Erweiterung des für jeden gültigen

"•Wtul gehraucht, wo von Liehe im Sinne eines Maßstab» r « ■ D

für , V,,:..r u u i i a r a „l„ i •,„, Standards durch rigorosere Forderungen an sich selbst heißt

,ur christliches Handeln, der von wotles Agape abgeleitet B ■ °« , , ,.

ist .„. i . • ■ j xr Lmt. .i.- v nicht, eigene Interessen völlig außer acht zu lassen. In dieser

ist, geredet wird, und ihr Verhältnis zu anderen ethischen lu 'c „ . . . .B ,. . , ..i i r>i- i

'Wipien analysiert. Solche Prinzipien sind etwa die Selbst- k"nn Gerechtigkeit die Agape als radikalen Blick

^be, die Gerechtigkeit, die Situation oder die Tugenden. fluf den ^vren begrenzen.

AI, K___ • i i a u ■ i__u Die Forderungen der Agape, die über das Pflichtmaß

"'s rvennzeichen der Agape erscheinen im Zusammenhang , ... , , , , • m n _i

' , u„„l • i i • u a u. • j ___i „ hinausgehen, betreffen den Handelnden als leil einer

s michcs immer wieder: gleiche Achtung jedes anderen, "~ , 8 » .... ... , . ■ /-.. . ,

<■ i...,.,„.,,„..,mq.1i;.ri in ,I«.r nlle im irle,chen (.lanhen und

(Ii

"« Ducncs immer wieder: gleicne Acmung jenes anuereu,

^•ibttopfer, Gegenseitigkeit und Nächstenliebe. Ohne im Glaubensgemeinschaft, in der alle im gleichen Glauben und

•mala, m den Kapiteln des Buches zu folgen, sollen nur die unter der gleichen Autorität leben, so daß sie von anderen,

Nichtigsten Ergebnisse der Analyse wiedergegeben werden. die di«"*on Glauben oder diese Autorität nicht akzeptieren,

A,„.„ » i_ . i ■ l k i_« ■ solches Verhalten nicht fordern können. Man kann von allen

"K»pe meint zunächst gleiche Achtung des anderen, un- /, ... , .. . ... ,

*bhin~!_ v , i . „ ., nur (.ercchtigkcit, aber nicht Agape verlangen. Agape

'■iangiK von „einem Verhalten und seinen Handlungs- . ,. ... ti j i . • t. • j c . ■ ■

».•i,.,,, . . , . ,. . , „ „ befiehlt dem Handelnden, sich mit dem Standpunkt des

,. ™i seiner sozialen und politischen Stellung, seinen Ver- , . .. .... .. „. . , r ...

<llen...„ . „ , _ , * „ ..... ... [Nächsten zu idenlilizieren, mit rhantasic zu sehen, was für

und Schwachen, ttriindlage dafür ist einmal die ., i i_ i_ j a l . •

K'eieh.. ij . i . i .i »» . i ihn seine Art zu leben bedeutet. Agape bestätigt auch

* lc'ie Beziehung zu Gott, in der alle Menschen stehen, , r> l. j j c. ..

'•'riier ,i„ a ...... . .. _ , das Bccht des anderen, eine vom eigenen Standpunkt de»

. ,r das Angewiesensein des Nächsten auf die Beachtung .. ... ,. ,.. . u i. i_ ia

s' iner t„. ■ . ..i . . . ....... .. Handelnden unterschiedliche Haltung einzunehmen. Der

r Interessen und seines Wohlergehens, schließlich die u , . , . . l . , , , . »

**eih»»it :_j i ■• m _ Handelnde bringt seine l'rciheit darin zum Ausdruck, daß

f_ jede» einzelnen, die ihn nicht zum Gegenstand ,. .... . . , ,

■MSrade» v.. r - j i.o. ^.i • . . _« , , er die Identifizierung mit dem anderen nicht mit ( ein Zwang

"er Verrugung werden läßt. Gleiche Achtung bedeutet ui. je. jj j u . .

°< h nick» -i • u • . • i i • .ii • i verwechselt, den Stand <les anderen einzunehmen und dessen
"icni gleich intensive Anwendung, denn jeder kann »ich . „ w. , ... . . . - _ ,

"r um Amm hu n ■ . . „ . , . . . spezielles Mögen und Nichtmogen zu teilen. Der andere i»t

, "n das Wohlergehen einer begrenzten /.ahl von Nächsten , , ... i u • i i j i .

"'Hillen. a i • • ■ ■ Mir den Liebenden eben niemals nur Mittel oder Instrument,

»lern. Agape beseitigt viele Unterschiede (z. B. die . „ , . . ... ., ... .

1,"isch.... u i ii . . .. . ... und so soll man bei seiner Haltung ihm gegenüber von den

aenen), „her nicht alle wie etwa die durch Alter, ... „ , , *ttf ., , . . .

r,'»chle..l,. j ¥ . ii i . . . ..... unmittelbar voraussehbaren Wirkungen für ihn und nicht

p leint und Intellekt bestimmten); sie setzt jedoch die , ,. , „ ™. , ,

'»renzen ;.. u il . • • •• .. .. •• • von fernerlnge,nie,, ,illgemeinen /.lelen ausgehen.

■ innerhalb derer sich ( lese Beziehungen realisieren n ., ... , . , „ _, .

"••sen. 6 Outka gibt mit seiner Analyse des Begriffs der Agape einen

f)ft . guten Durchblick durch die Zusammenhänge, in denen von

''RenenM "'" }"'nU'H*r'" ,U'r l'i,bR dir Hi"r?nhe de» Liebe geredet werden kann und muß. Er zieht nicht nur

Opk, .lcM" Selbitopfcr «nfeehen. A—ttU im SeiWl neuere Werke der evangelischen Theologie von Ander»

"•«hme,/ r.7""te ,,nd vollkommenste Form der Agape zu Nygren über Rcinhold Niebuhr, Paul Tillich bis zu Karl

°I,f,,r s( ||" " m"" ""r ,M,tr,l""*nt betrachten. Selbst- Barth heran, sondern auch viele Publikationen der neuen

>hreg *" ,''"n Wo,,le <les anderen dienen und nicht . ine um anglo-amerikani»chen Moralphilogopbie, mit der er »ich vor-

""ndellf??n''" Wprl<'» willen durchgehauene Haltung de» nehmlich kritisch auseinandersetzt. Die ausführlichen Zitate

hn() rnii'|! ",,,n-Wenn man die Interessen anderer im Auge geben dem Leser die Möglichkeit, die Auseinandersetzung

*<irde ' rnn" ""'ht eo ipso seine eigenen opfern, denn dann mjt anderen Autoren nachzuvollziehen und ihre Berech-

■<die» |! " 7'.' ,''n,'r Selbst friistration kommen, die al» ethi- tigung zu erkennen. Bs* Namens- und Sachregister mit

Ag„p(i ^r,"z'l> unmöglich ist. Gegenseitigkeit gpii Ii dir die »tichwortartigen Hinweisen auf die jeweils behandelte

'''"( ii K,'wil""" "olle, weil der Liehende, der etwa» für Thematik ichließt das instruktive Buch ab, dessen Wert für

''iebe r,!n »ehen will, wie dieser die empfangene Jie Grundlagendiskussion in der Ethik beachtlich ist.

Pur,nrW(>e,l"^Kil',• Die Bereitschaft de» Empfänger», auf die

8" de» Handelnden zu reagieren, ist ein Maß für de» Uipsi« Joachim Wlebering