Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1974

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

531

Im folgenden Thcodizee-Kapitel wird der persönlich
handelnde Gott dem omnipotenten Gott gegenübergestellt
(170ff.): Gott führt das Welt-Ziel der Vollendung (Königreich
Gottes) eben schrittweise durch; der Beginn dieses
Prozesses ist als Schöpfung zu deuten; die Vorsehung meint
Gottes eschatologisches, erhaltendes und verwandelndes
Handeln; die Theodizee besagt, daß Gott seinen Geschöpfen
Freiheit zur „Reifung" läßt. Das grundlegende Symbol für
diesen Reifungsprozeß durch Übel hindurch, für die Freiheit
gewährende Liebe Gottes ist das Kreuz.

Im abschließenden IV. Teil geht es um die Differenz bzw.
den Überschritt von Glauben und Unglauben (203ff<). Dazu
ist eine Analyse bzw. Typologie der VVeltdeutungen notwendig
: säkularer, religiöser und theislischer point of view.
Dem säkularen Gesichtspunkt ist das kognitiv-rationale, dem
religiösen das affektiv-emotionale und dem theistischen
vornehmlich das voluntaristische Welt-Verhalten zuzuschreiben
. Allein der Theismus aber hält die Welt „offen",
spricht von Gottes onlologiseher Unabhängigkeit von Welt
und Mensch, von Gottes Schöpferkraft und seiner Vollendung
der Geschichte. Gott ist so etwa« wie der Schnitt
punkt aller Kinzelerfahrungen, alles Partikularen und
Historischen. Und die „theistische" Interpretation dieses
Glaubens als der Voraussetzung des Seins und Handelns
Gottes geschieht in der Geschichte der Selbstoffenbarung
Gottes in Israel, in der Jüngerschaft, in der Kirche. Für die
ganze Welt.

Welcher Art ist nun der Übergang vom Unglauben zum
(Hauben ? Hierfür gibt es alltägliche Beispiele : Aufgabe einer
Karriere zugunsten des Einsiedlertums; Wechsel in eine
andere Kultur usw. (vgl. Abraham). Im Westen teilen wii
alle das christliche „Vorverständnis"; entsprechend geht es
weniger um den Ubertritt in eine neue Kultur, sondern um
eine neue Sieht der Welt in bezug auf Gott. Aber gerade
dies geschieht in der Säkularilät. in der Befreiung des Ich
zu säkularer, offener, erfüllter Existenz (257ff.). Gott als der
Andere, der Schöpfer und Herrscher, in der Welt handelnde
Gott: ,,to find fulfillment and meaning we must conform
ourselves to an Order form beyond the human sphere" (26/l).
So gewinnt der Mensch — formuliert im Symbol „Rulei "I
the Universe" — Distanz von seinen eigensten Perspektiven
und Vorurteilen, von seinen Göltern und Idolen (265ff.). —
und findet frei zu sich selbst in seiner säkularen Lebensgestaltung
.

Einige weitere Anfragen an diese elf Kinzelaufsätze: Trägt
der Ansatz bei der Dialektik der menschlichen Begrenztheit
wirklich so weit, eine Frage, die auch in der deutschen
Theologie vor allem in den von Hegel geprägten Richtungen
virulent ist. Wird von Gott als dem ganz Anderen gesprochen,
dann läßt sich die Autonomie-Frage (und mit ihr das
Theodizce-Problem) nicht einfach mit der Vorstellung vom
Mitarbeiter Gottes, vorn freien, verantwortlichen Menschen
beantworten. Das liegt u. E. mit daran, daß Gott zuerst
in Superlativen definiert und dann als der darin qualitativ
Andere vorgestellt wird. An diesem Punkt setzt die Diskussion
um das Verhältnis von Kontingenz-Universalilät,
Einzelperson-Species usw. ein, ein hier leider nicht weiter
erörterter Streitpunkt.

Positiv zu würdigen ist der Versuch, die gesellschaftlichen,
weltlich-kosmischen Dimensionen zu integrieren; daß nicht
sofort beim Offenbarungsbegriff eingesetzt und dann deduziert
wird; daß die kultur-soziologische Perspektive mitverhandelt
wird. Diese allgemein verständlich gehaltene
Fundamentalapologetik führt in eine Art amerikanischer
Theologie ein und sollte auch bewußt unter dieser Perspektive
gelesen werden.

Loccum tlwe Gerber

Häumer, Remigius: Um die Anfänge der päpstlichen I n
fehlbarkeitslehre (Theologische Revue. 69, 1973 Sp. MI bis

450).

532

Baßler, Wolfgang: Die Kritik des Thomas von Aquin am
ontologisch.cn Gottesbeweis (Franziskanische Studien 55,

1973 S. 97-190).
Bernard, Ch. A., SJ: La Function symbolique cn spiritualite'

(Nouvelle Bcvue Theologique 95, 1973 S. 1119-1136).
Bie.mer, Günter: Wie kann von Gott geredet werden.'

(Bibel und Kirche 28, 1973 S. 114-119).
Illeickert, Günter: Gotteserfahrung im Innern des Menschen.

Ein Plädoyer für die Mitmenschlichkeit (Wort .....I

Antwort 14, 1973 S. 135-139).
Brunner, Peter: Bekenntnis, Dogma, Lehramt. Eröffnung

eines Gesprächs mit Hans Jörg Urban (Theologische

Revue 69, 1973 Sp. 265-278).
Gongar, Yves: Zur Theologie der Mission (Theologisehe

Revue 69, 1973 Sp. 353-360).
Fooper, Fugen J.: Grundlagen und Grenzen der Gewissensfreiheit
im Neuen Testament (Wort und Antwort 14,

1973 S. 173-178).
- Theologische Grundlagen der christlichen Gewissensfreiheit
(Wort und Antwort 14, 1973 S. 129-134).

Dupuy, M.: Pour une theologie du ministire presbyte ral
(Nouvelle Revue Theologique 95, 1973 S. 955-975).

Ermcchc, Gustav: Staat und Kirche in ihren Grundstrukturen
(TbGl 63, 1973 S. 460-470).

Kymann, Hugo S.: Zum Verhältnis von Vernunft und
Offenbarung bei Paul Tillich (Erbe und Auftrag 49, 1973
S. 456-464).

Frank, Isnard W.: Verödete Altäre. Fucharisticverständnis
im Wandel I (Wort und Antwort 14, 1973 S. 161-166).

Guticrrez, Gustavo: Theologie der Befreiung. Armut als
Solidarität und Protest (Bibel und Leben 14. 1973
S. 252-271).

Heidland, Hans-Wolfgang! Das Defizit an Fschatologic

(DtPfBl 74, 1974 S. 7-11).
Herbert, Karl: Ordination nach evangelischem Verständnis

(Una Sancta 28, 1973 S. 303-313).
Iloffmnnn, Adolf: Verkündigung und Weihe (ThCI 63, 1973

S. 454-460).

Kessler, Hans: Erlösung als Befreiung? Inkarnation, Opferted
, Aufcrwerkung und Geist gegen wart Jesu im christlichen
Erlösungsvcrstäiulnis (StZ 99, 1974 S. 3—16).

Klemer, Klaus: Goltesbeweise — ihre Problematik und
Aufgabe (TThZ 82, 1973 S. 321-338).

Malevez, La S.l : La gloire de la Croix (Nouvelle Hcvuo
Theologique 95, 1973 S. 1057-1089).

Das Mysterium des kirchlichen Amtes. Dokument des
„Frankfurter Gesprächs" (Una Sancta 28, 197 S. 321 bis
327).

Ott, Ludwig: Die Lehre des Johannes Duns Scotus vom
Weihesakramenl (Franziskanische Studien 55. 1973
S. 191-223).

Philippe, M.-D. OP: Kann mann die Existenz Gottes beweisen
? Kritische Betrachtung der fünf Wege des hl.
Thomas (ThGl 63, 1973 S. 401-424).

Sand, Alexander: Der Srhriftkanon der Kirche und die
kirchliehe Autorität (MThZ 24, 1973 S. 363-368).

Schloemann, Martin: Die I lerausfordiTiing chrittlicn«'
Theologie durch die Umweltkrise fFrhc und Auftrag 49,
1973 S. 465-474).

Schnackenburg, Rudolf: Biblische Sprachbarrieren (Bibel
und Leben 14, 1973 S. 223-231).

Simonis, Walter: Philosophische Trnnszendenlnlienlchre und
kirchliches Trinitätsdogma (MThZ 24, 1973 S. 320-351)-

Socha, Hubert SAG: Was macht die Laien zu amtlichen
Verkündigern? (ThGl 63, 1973 S. 437-454).

Stälilin, Wilhelm: Die Frage nach der Finheit der Kirche

(Una Sancta 28, 1973 S. 328-334).
Stöhr, Johannes: Glauben ein Wagnis? (MThZ 24, 1973

S. 234-254).

Urban. Hans Jörg: „Göttliches" und „menschliches" Becbl
in der Kontroverse um das Amt in der Kirche (U»*
Sancta 28. 1973 S. 314-320).

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7