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Ausgabe:

1974

Spalte:

529-531

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Kaufman, Gordon D.

Titel/Untertitel:

God the problem 1974

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Seite 1, Seite 2

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'r*2!) Theologische Literuturzcitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7 530

die Theologie ihrer selbst so ansichtig werden, daß sie soziologische, rcligionsphänomcnologische usw. Problem der
kritisch-konstruktiv zu arbeiten vermag? Zumindest könnte Goltes-Bede schon immer mitbedenken. Freilich wird dieses
BUH dies dem KU zugestehen, daß auch heute noch das bis dato noch nicht einmal richtig als Problem formulierte
l'heologisieren fast überall von Autorität, vorgegebener Methodenproblem leider nicht weiter verbandelt. Wissen-
Schrift und Überlieferung, von normierenden Bekenntnissen schaftliche und theologische Arbeil. so heißt es, gehören
und verschwommenen Gottesvorstellungen ausgeht. Gerade eben zusammen.

Kbcling müßte doch den Umstand reflektieren, daß im neu- Wo und wie drängt sich uns die Benutzung des Wortes

zeithchen Denken die (.ottesfrage auf die Anthropologie zu- > Gott.. auf (n T«m? Im Kontext all derjenigen Fragen,

geschnitten wurde und hierdurch die Naturwissenschaften ,Jie sich mit ungerer Begrenztheit stellen: Transzendenz, ohne

voron blieben Lud dieser Tatbestand dürfte in einer Mythologie, ohne den dualistischen Mythos einer jenseitigen

theo ogischen I hcorieb.ldung heule ...cht einfach wiederholt Weh) eine Trangzendenz der Grenze ,|Ild deg Andcren ist

werden. Man sieht w.rk ich nur-wie ein Bczenscnt schrieb - n formu]k.ren (zlt{.). Vf. will keine „natürliche Theologie

„eine lebhafte und lehrreiche Selbstbehauptung der her- anthropologischer Begrenztheit", sondern den Aufweis

meneutischen Iheolog.e gegenüber dem Affekt antiherme- bringpn wie ma„ yon GoU überh t alg von oint.r GrWUe

ncut.schcr Polemik - aber gerade das recht nicht hin. redcn kann> dje ung{,ror Begrenztheit zlI{Jrundc licgt und

V. Einige Hinweise zur Fortführung der Diskussion: niemals direkt erfahrbar ist. Hier gibt es nun zwei Modelle

Zunächst muß das Problem des Begründungsdenkens weiter- von Transzendenz:

«• führt werden, indem man (mit G. Sauter) einen Ent- 1. Wie der Mitmensch unsere Erfahrung immer transzeu-

aeckungt- und einen Begrüi.dungszusammenhang «l.fferen- dierl) 80 läßt sich anaiogi9ch von Gü„ düm persönlichen

■Wrt und klarstellt, was in einzelnen Wissenschaftsbereiehcn Begrenzer in unserer Erfahrung der Grenze sprechen (72fr.).

'■«•■de Zusammenhänge leisten (hiergegen 11. Alberl: Traktat 2 Andcrg alg diege interpersonale ist die teleologische

Jö). Sodann ist die Frage zu erörtern, inwiefern Wahrheit Transzendenz zu bestimmen, nämlich daß von uns inten-

'•Hligbch ein metho.lologiscl.es Problem ist oder die Präge dierte Ziele, etwa Bcalisierung von Frieden, in der Erfahrung

«'»es sachkritischen Konsensus. Hierher gehören die The- n;R |)direkt" gegeben sind (75f.). Während letzteres Modell

menkreise: Hermeneutik, Vergewisserung, Sprache, Wirk- au{ vine griechische und etwa die Tillichsche Theologie des

"chkeit. Und schließlich ist zu fragen, was eigentlich Ge- Seins hinausläuft, entspricht ersteres der jüdisch-christlichen

»chiehte sei in der Spannung von Überlieferung und Kon- Rede vom per8Önlicn handelnden Gott, erlaubt also eine

«tn.ktion, was also Subjektivität des Menschen und seine Offenbarungs-Theologie, die das Gottes-Problem eben nicht

»"reihet bedeuten, handelt es sich hier doch um Phänomene. anl dor e„d]ichen Erfahrung von uns Menschen beantwortet.

■» in Alberts Aufklärungsdenken einem Methodenideal Eine weüere Differenzierung wird hier notwendig:

u"d in Ebehngs hcrmencutischer Theologie dem Herzen nämlich zwischen unserem Vorstellungskonstrukt von GoU

r" Ruschen geopfert zu werden drohen. In der Diskussion (wie er ung jm G(,bet ugw zl,ganglich i9l) und dem „wirk-

■W 1-ragen scheint es uns möglich, über die von Ebehng lichen.. GqU (dcr ung lingreifbar bleibl). i)GoU" ist als

MW Albert gestellten Alternativen hinauszugelangen. Symbol, als imaginative construet, zu verstehen, mit dessen

Loccum Uwe Gerber Hilfe wir unsere Welt als „Heimat" (moralisches Universum)

und uns selbst als „Person" verstellen können (82lf.)■ Gott
im Sinne einer (persönlichen) Ordnung für unser Leben und
unsere Welt hat somit eine eminent praktische Bedeutung —

Koiifmnn, Gordon ü.:Godthc Problem. Cambridge: Harvard gerade auch der Gott des mit Jesus öffentlich gewordenen

University Press 1972. XX, 276 S. 8°. Lw. $ 10,-. Christentums.

"« fragt wird in der vorliegenden Aufsatzsammluiig das Wla läßt sich aber die Beziehung Gottes zur Welt über-

'''"oblem „Gott", das bislang monistisch beantwortet werden haupt darstellen (III. Teil)? Es gibt komplexe und einfache

'""»Ute mit Begriffen wie Gott, Kirche, Glaube usw. Gut, Handlungen, wobei letztere von ersteren her zu verstehen

de'' „Glaube an Gott" läßt sich soziologisch, psychologisch, sind und wobei die komplexeste Handlung diejenige ist, die

"" 1 'physisch (im Horizont der theistisrhen Gott-Welt/ alle anderen in Geschichte und Natur trägt und die ,,ab-

Mpusch-Dualität) oder auch erkenntnistheoretisch be- solute Vollendung", das letzte Ziel ist (119ff.). Ein solche»

"«•hreihen. Aber von dieser „Außenseite" her leuchtet es noch Akt muß als Prozeß gedacht werden - und so kann man

Jieht ein, warum der christliche Glaube ein Zuhause bietet? verständlieh von Gott als dem lebendigen Herrn der Welt,

'8t die Erfahrung und Vorstellung eines persönlich handeln- schließlich von Heilsgeschichte sprechen (140ff.). Eine ge-

"cn, die Welt ord nenden, uns Menschen liehenden, schöpfe- wisse Vorwegverwirklichung der letzten Aollendung (des

■"•«hen Gottes, die uns „heimisch" werden läßt ? Dabei ist Gottesreiches) geschah im Auftrag und Tod Jesu Christi,

zunächst gar nicht vorausgesetzt, daß „Gott" der jüdische So läßt sich von Vorsehung Gottes, von Schöpfung und End-

^or christliche Gott sein muß; er muß aber der ganz erlösung, von fortschreitendem Bewußtwerden der Vorhaben

* ere, den innerwe ltlichcn Idolen entgegengesetzte, un- Gottes und von schrittweiser Bealisation der Schöpfung

*':,l'iche und doch in der Welt wirkende Gott sein (260ff.). sprechen. Gott handelt in und durch die Geschichte und

IOba! tin° "L'"e (•oUe,,■L,',1^<, 1,1 dcr »P«ngcnde Punkt, Naturprozesse (147).

TjT***1 Warum ist Gott (als Wort unserer Sprache) für Gott macht sich als handelnde Person bekannt (agential

• Menschen heute noch ein Problem - welches sind die personal), teilt sich selbst mit (148ff.). Person heißt nicht:

mpnsionen dieses Probleinkreiseil physische Person oder Geist oder Willen, sondern ist hier

Ultende These ist, daß Gott nur als Handelnder erkannt abstrakt, formal gemeint,etwa als moralischer,kosmisch ziel-

.*>r'l*,n kann (15f.1. Wie aber ist diese Vorstellung in unserer setzender „Agent". Es geht nicht um ein rein interperso-

."'"gliche,, Erfahrung begründet? Zunächst geht es um die nelles ModeU - bei uns heute noch geläufig -, sondern

A»P''kle, u„,rr dmm GoU.. iiborbllupt al, Problem auf- ebenso um die Integration von Gesellschaft und Natur m die

"< linguistischer, kulturgeschichtlicher, nnthropolo Gottcs-Bede, als solches ein lobenswertes Vorhaben. Ob

?;»7"T, trinitrttstheologischer und anderen Hinsichten (9ff.). dadurch freilich die Unterscheidungen von formnl-mater.al,

.It . " V,"-""-ll""ge.. lassen sich nun artikulieren, um eine abstrakt-inhaltlich, innen-außen (inner subjectiv.ty-bodily

T*e Vorstellung von Gott als dem auf seine Geschöpfe »r ob.ervable side) hilfreich sind ist zwei elhnft Und oh der

CuU'n ""<> niit ihnen kommunizierenden Gott beibe- zugrunde gelegte Evol... ionslMgriff: Bewußtwerden von Gott

' 'l, n könne,, ? Solche Art von Theologie läßt sich weder in eine... soziohistorischen Prozeß v Verweis auf Lcssing), dem

K M<liKi..nswissen«chaft „och .positivistisch' im Sinne „Modernen" verstandlich und hilfreich ,st, ist ebenfalls zu

"«flli» betreiben (17ff.) sondern muß das historische, bezweifeln (160ff.).