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Ausgabe:

1974

Spalte:

526-529

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Ebeling, Gerhard

Titel/Untertitel:

Kritischer Rationalismus? 1974

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7

526

hnt er den theologischen üoktorlitel mit einer sehr großen Iiier ist, sofern ich sehe, T. geneigt, in seiner berechtigten

Arbeit über Grundtvig erworben, einem Werk, das sich im Entdcckcrfreude zu übertreiben. Auch der spätere Grundtvig

wesentlichen gegen eile Kritik behauptet hat. weiß, daß die Christen Pilger sind und bleiben. Übrigens

Entscheidend für Thaning ist die Feststellung, daß für unterstreicht auch T., was das Wort Christi an den ge-

Grundtvig das Hauptproblem das Verhältnis zwischen kreuzigten Räuber für Grundtvig bis an sein Lebensende

Menschlichkeit und Christliehkcit war und daß dieses bedeutet hat. Dieses Wort rettet ihn von dem immer drohen-

Problem nicht 1825, sondern erst im Jahre 1832 seine <>en Nihilismus.

endgültige Utting fand, und zwar unter dem Kindruck T. behauptet, daß Grundtvigs „Bekehrung" in den Jahren

»einer Erlebnisse in England, das er um 1830 dreimal 1830-1832 nicht zuletzt eine Bekehrung von deutschem

besuchte. Besonderes Gewicht legt Thaning auf ein da- Idealismus zu englischem Realismus sei. Und doch gibt er

maliges Gespräch mit einer sehr intelligenten englischen zu, vor allem, wenn man die eigenartigen Naturbilder in den

Barne, Frau Clara Bolton, die besonders eindringlich die Liedern Grundtvigs in Betracht zieht, daß er vom Erbe der

«ltgriechische Menschheitsform ihrem Gesprächspartner Romantik geprägt ist. Man müßte doch wohl auch fest-

gegenüber entwickelte und verteidigte. stellen, daß die so positive Bewertung des mit der Schöpfung

_, _ gegebenen und trotz des Sündcnfalls erhaltenen natürlichen

Dieses Gespräch, das vermutlich am 24 Juni 1830 M(,nscbrnIebcns von der idealistischen Tradition, übrigens

stattfand, hat gemäß 1 hau.ng in einer neuen We.se Gründl- ^ ^ ^ Gciat ^ Anfkla„in it mitbestimmt ist.

v.gs Augen geöffnet für d.e Bedeutung, d.e d.e Natur in j berflhrt 9pbr kur( das Prob,emi daß für die heutigen

•ich selbst besitzt, abgesehen vom Glauben. Natürlich weiß mmMmm Grundtvigs „Humanismus" mit ganz anderen

rhan.ng, daß auch andere Tatsachen zu d.esem Durchbruch „Ubenterkllrangen", auch solchen, die für Grundtvig

beigetragen haben, vor allem sc... Studieren von Iren»"», Gcistlosigkcit" wären, konfrontiert werden muß. Hier

die MeahfUeche Denkweise teuer Jugend, seine Hoch- » ^ ^ ^ ;fcnde p Grundtvig war und

•ehätzung der nordischen Mythologie und bagengese nchte ^ ^ ^ T ^ ^ cin Kind jcincr ^

«*». Und natürlich mußte dies alles am Schreibtisch durch- ^ ^ ^ notwend; ,„„, Grundtvig heute

gearbeitet werden. Erst das Jahr ««32 gilt für ihnningal, ^ Jfay^ n„deu, gpin oder wcrden „n, seine

<l'.s Datum des endgültigen Durchbruchs. E.ne neue Wert- Untcrg(.beidu zwischen Kirche und Christentum einerseits,

•ehätzung ,les naturgegebenen Menschenlebens war errungen. u K Aufklärung und Politik andererseits, mit der

nn ::W'h,,PrKh T ",ZUC"1 ' T Lehre von den beiden Regimenten zu ver-

fhnst . Es geht zunächst um eine humane Auslegung des ^ ^ ^ ß ^ ^ Q m A,.ffaeeung der

Üben,, welche der Christ gemeinsam mit dem Nicht- * ^ j.^ ; riprtcn Säkularisierung denken.

- nsten haben kann. Kultur und Kirche müssen sorgfältig ^ ^ ^» Wip rf, Nioht.

"'iterschieden werden. Es geht um „Lcbenserhcllung , die, ... . .. . . i, p*w*_ n

.„.,„ n i ■ • i . , . u Dane reagieren will, ist natürlich eine zweite frage, im

v. Grundtv.g UMMJ wieder unterstreich , nur in volks- b auch ^ Ki(,rk rdg Zelt wirklich jetzt

JMiger Gestalt möglich ist „Nur wer »ich als Mensch in imgwc8cntlicbpn V()rb( ■ ^ ,md ob man vielleicht die Über-

■«ein bestimmten menschlichen Zusammenhang bewuDt. ist., ... „. . j _,__.„«»„.„„ rrimrltvicr nna-

Ve,„. i . ^ ■ ii ■ _ .- -. . ■- hleibsel von Kierkegaard mit dem späteren Orunütvig ausversteht
ilas Christentum", interpretiert 1 haning, übrigens, n i j r
_ . . . • „ j -di .„• merzen kann, soll oder dart.
"gegen 1. energisch protestieren wurde, eine Krkenntnis,

die, sofern wir sehen, den urchristlichen Gemeinden ver- Gentofte N-H- s"e

"'irgen war, wie das Neue Testament auch nichts vom

"Volksgeist" zu wissen scheint.

Die neu errungene „Lebenserhellung" bedeutet eine be-

,"",<' Bejahung de* ron Gotl geschaffenen Menschenleben»

"",| eine Befreiung „von der Lebentverneinung des luthe« SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

risclien Bußchriltentumi, von der Auffassung des Lebens als
Wand.

•rschaft (Pilgerschaft) in eine bessere Well". Man n . u t -t n

'He grundlegenden Worte de, natürlichen Leben., F.beling, Gerhard: Kr.U,chcr Rnt.onal.sn.,..? /" Hans

W°ne wie Vater, Mutter, Liebe, Gemeinschaft, Vaterland Albert. ./Traktat über kritische Vernunft . Tübingen:

I*?*«. »«» <»•■ Evangelium wirklich hören kann. Mohr 1973. XIV, 118 S. I Kart. DM 9,80.

J ,n'l wir uns nicht unserer Cebundenheit an diese. Leben j ]m ^Traktat über Kritische Vernunft" (2. Aufl. 1909

••Wüßt, wjrd da|1 w„rt „Ewigkeit", da» wir in der Kirche l(y,ff.) zeigt Albert, der wie-W. Bartley (Flucht ins Engage-

Vpr»ehmen, niemals einen lebendigen Inhalt für uns he- ment, 1964) al» Schüler PoppeT. zum „Club Voltaire" gehört,

°mrnen? „Je mpbr Pn Volksleben entwickelt ist, desto daß Theologie auf eine Immunisierung der Weltanschauung

^' ■eher ist »eine Sprache und damit desto größer die Mög- gegenüber der Wissenschaft, der Abschottung der Gewißheit

/* |**"t, da. zu entfalten, wa. im christlichen Evangelium gegenüber aufgeklärtem Denken hinausläuft. Nur der

• " '"'ten ist" (Zitat von T.). Mit solchen Behauptungen war Gläubige kann verstehen, so die Konsequenz, „daß da»

j" (,nnidtvig nicht gehemmt durch da» Wis.en um die Verständnis des Glaubensinhalt, schon seine Annahme im-

jP'nehlirhen Schwierigkeiten, mit denen die christlichen p]j7.iert und der den Glauben Ablehnende ihn nicht ver-

A'Ss'nnarc etwa in den hochentwickelten Kulturländern »tanden haben kann" (108). So ist auch Bultmanns Ent-

Slrn» ring,.,, müssen. mythologisierung de» NT. weniger ein kritisches als vielmehr

da?!? nllc» hcdcutcl "her nicht, daß Grundtvig seit 1832 ein hermeneuti.ch-apologetische. Unternehmen um Wissen-

21 ******* als die höchste Krönung de. mcn.chlichen .ehalt und Glauben ause.nanderbalten zu kon ums, um

C *!'lv«.t«ndni..e. ansieht. Da. chri.tliche Leben, da. Kritik auf die Rettung de. kerygmat.schen Kern , chnst-

T r,""-in, ist ein freie, Geschenk Gottes. Nur er öffnet die licher Glaubensüberzeugung zu y£Xj£

in"r da. Reich Gölte, T behauptet aber, daß Grundtvig Glauben über eine exi.lent.al zentrierte, entge.« hicbtlichte,

ÄaSr ^ J«hr-»,",en an'die Gege'nwärtigkeit de. entnaturierte und au, ,1er fV^SjS^

v,nUch"» Gottes glaubte und daß dieser Glaube seine Lieder Deutung über d.e Ze.ten zu retten (108ff.) Kosmolog.e und

5 !"■» - Pr«gte Da. b. deutet aber nicht, daß Grundtvig Exi.tenzverständni. lassen J^^^S^

i 'V"1" •'• <'<t Be.itzende fühlt. Ich zitiere T.: „Da. Leben exi.tent.al verengte l olgerung der ^^™™™£m

Z ,nch i^mer ein Wandern aber ein Wandern, da. sein Gölte, i.t ein »em«nt..cher Tr.ck um von e.ner gl. .chsam

I) : C;pwieht und .eine vo le' Bedeutung in .ich .elb.t hat. autori.ierten epi.temolog..chen Po.,t,on aus de»i Gölte.-

' U»« ist ei,, L d ,1 f Und ein Lebenslauf bedeutet Begriff (bei der eigentlichen Konsequenz de. Atheismus)

Außerha,,, iit^U^J gibt e. kein Leben." noch halten zu können (iiM!.). Möllmann. An.atz be, der