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1974

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Neues Testament

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Neuerscheinungen

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und das messianische Amt betrifft. Im allgemeinen entspringen
und entsprechen die Texte dem nachösterlichen
Verständnis der Person und der Wirksamkeit Christi. Der
Horizont der Darstellung erweitert sich in dem Kapitel über
die Versuchungen Jesu. Die christliche Überlieferung auch
über die Grenzen des NT hinaus umfaßt das Leben Jesu in
Geschichte, Lehre und Leiden als eschalologische, christo-
logische Wirklichkeit. Die Versuchung bedeutet den Heginn
des eschatologischen Kampfes zwischen Gott und Satan. Mit
dem Auftreten Jesu erreicht die Menschheitsgeschichte ihren
Höhepunkt. In der Wüste erfährt Jesus die Verlassenheit
des erwählten Volkes in seinem Exodus und zugleich die
Nähe Gottes. So wird die Versuchung als Sieg über den
Satan zentrale! Ereignis der Heiligeschichte, wie das die
midraschartige Ausprägung des Streitgespräches mit dem
Satan andeutet. Zugleich werden säkulare Mißverständnisse
des Wesens und der Aufgabe des Messias ausgeschaltet, und
der Weg des Leidens erweist sich als gottgewollt. Die Vcr-
suchungsgesehichte würde als Widerspiegelung persönlicher
Erfahrungen und Hemmungen bei der Erfüllung seiner
Aufgabe erscheinen, wie sie Jesus selbst seinen Jüngern mitgeteilt
hätte. Mit Bild und Gleichnis des Streitgespräches
könnte sie auf Debatten mit Qiimransektierern Zielen,
während Mk an den Kampf Jesu mit dem Satan denkt, den
er nach Ps 90 (91) auslegt. — Den Anfang der Predigt des
Evangeliums faßt Mk in einem Satz zusammen, der den
Übergang zu den folgenden Einzelszenen bildet. In der
Verkündigung verwirklieht sich die Gegenwart des Auferstandenen
. Jesus selbst verkündet das eschalologische
Kerygma, und die Stichworte sind charakteristisch für die
Predigt des historischen Jesus. Die eschatologischen Zielsetzungen
sind entscheidend. Die Apokalyptik ist Mittel der
Darstellung. Sie betrifft die Zukunft, aber auch die. Wirksamkeit
Jesu und die Gemeinde der Gegenwart. Es ist eine
Sache des Glaubens, daß mit der Botschaft Jesu Gott selbst
in diese Welt eingebrochen ist. Die Zeit der Entscheidung ist
gegenwärtig. Gegenwart und Zukunft, Himmel und Erde sind
durch den Sieg Jesu eng verbunden. Das Nahesein und das
Erfülltsein deuten auf die wirkliche Gegenwart des Reiches
in der Person und dem Werke Jesu. Die vorneutestament-
lichen Erwartungen des Gerichts über die Sünder, dei
Segens über die Gläubigen und des Sturzes aller feindlichen
Mächte und damit der Erneuerung der Welt sind in Christin
verwirklicht. Jeder dieser Aspekte bleibt in der Spannung
des in der Offenbarung der Herrlichkeit erwarteten Höhepunktes
. Seit Ostern ist das Heil gegenwärtig als die Kraft
des kommenden Äon, wie sie sich in den Machttaten Jesu,
in Krankenheilungen und Dümonauslrcibungen manifestiert
. Damit lind Eschatologic und Christologie in Jesus
vereinigt. Das Heieh bleibt eine Wirklichkeit, die immer im
Kommen ist. Der neue Tempel, die neue Gemeinde wird da»
eschatologische Israel sein, das auch die Heiden umschließen
wird. So geschieht eine vorwegnehmende Verwirklichung des
Reiches in der Kirche.

Die herausfordernde Eigenart der neutestamenllichcn
Botschaft liegt in der Verbindung eines Glaubenssatzes mit
einer historischen Person. So etwas findet sich ausschließlich
im Christentum. Das Christusbild ist in der Jesustraditioo
schon vorausgesetzt. Evangelium und Person Jesu sind
identisch. Jesus hat sich als der Freudenbote der Endzeit
gewußt. Die Botschaft Jesu ist Erfüllung der Zeit. Der
Schluß bietet eine Zusammenfassung: Die Darstellung baut
sich auf auf der Untersuchung der in Betracht kommenden
Texte vom AT bis an die Grenze des neutestamentlichen
Zeitalters und beruht auf sorgfältiger exegetischer Arbeit
unter Berücksichtigung der Textvarianten. Dabei wird die
altere und alte wie auch die moderne und die kritische
Forschungsarbeit aus profunder Kenntnis benutzt und verarbeitet
. So bedeutet das Werk eine wertvolle Förderung
des Verständnisses zunächst des Mk-Evangeliums, dessen
theologische Grundhaltung aufleuchtet. Damit wird der

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Leser durch die wissenschaftliche, methodisch gründliche
Bemühung hindurch unmittelbar in die Spannung gestellt,
die dem Wesen der Botschaft entspricht. Nicht nur im Blick
auf die Versuchungsgeschichte ist hier dasselbe Thema dei
Kampfes wider die Mächte behandelt wie in dem eingangs
der Besprechung genannten Arbeit zu Eph (i, sondern im
Sinne der gleichen Zielsetzung des theologischen Gedanken
ganges. Auch in dem neuen Werk folgt der Vf. den bewährten
Methoden und leistet so einen dankenswerten Beilrag zur
internationalen und interkonfessionellen Forschung am NT.
Auch für die umsichtige und reichliche Ausstattung des
Werkes mit Bibliographie, Stellen- und Autorenregister
wird der Leser dem Vf. wie dem Verleger Dank wissen.

Gießen Georg nurtruin

Mennrd, Jacques-ß.: L'ßvangile de Vonlc. Leiden: Brill
1972. X, 228 S. gr. 8° = Nag Hammadi Studies, ed. by
M. Krause, J. M. Robinson, F. Wisse, IL Lw. hfl. 68,— .
M6nard legt mit diesem neuen Buch über das Evangelium
der Wahrheit noch einmal — wie in einer Art von (weiten
Auflage — das vor, was in seinem Buch von 1962 „L'ßvangilc
de V6riti. B6troversion grecque et eoinmentaire" steht, nur
unter Auslassung der Rückübersetzung nebst dem zu ihr
gehörigen Apparat. Vom Textteil bleibt so nur die (nach M.)
Ruf der Rückübersetzung fußende französische Übersetzung
, die allerdings überarbeitet worden ist. Der Kommen
tar, den man zuvor als Beigabe betrachten konnte, wird
jetzt zur Hauptsache. Er ist der Sache nach vollständig
identisch, dem Wortlaut nach meist identisch mit dem des
früheren Buches. Etliche Passagen sind gekürzt; dafür findet
sieh an anderen Stellen die inzwischen erschienene Literatur
eingearbeitet, gelegentlich sogar Hinweise über noch un-
publizierte Nag-Hammadi-Texte. Das alles berührt jedoch

die Auslegung selber in keiner Weise. F.ben dies gilt sogar
von der neu hinzugekommenen Introduction (S. 1—40 [mit
den Abschnitten: L'EV. Etat de Ia question; La struetureet
la languc originale de 1'ßV; L'ßV et la connaissance du
,moi'; L'EV, 6crit valentinien; Divisinns et traduetinn de
l'EV]), wo grundsätzlich die Literatur aufgearbeitet ist und
zur gegenwärtigen Forschungslage Stellung genommen
wird. Aber das alles geschieht eben so, daß es die eigene
Position M.s nicht tangiert. Als neue Nuance könnte man
hier höchstens M.s Offensein für die Möglichkeit syrischen
Einflusses auf das EV ansehen. (Vgl. im übrigen ThLZ 94.
1969 Sp. 340-343.)

Herlin Hanl-Martin Sehende

Barth, Gerhard: Zwei vernachlässigte Gesichtspunkte zum
Verständnis der Taufe im Neuen Testament (ZThK 70,
1973 S.137-161).

Böcher, Otto: Emanzipation und Freiheit im Neuen Testament
(DtPfrBl 73, 1973 S. 707-709).

Börse, Udo: Der Rahmentext im Umkreis der Stephanus-
geschichte (Apg 6,1-11,26) (Bibel und Leben 14, 1973
S. 187-204).

Bovon, Francois, Prof.: Lcs derniers jours de Jesus. Textes

et evenements. Neuchfltel: Delaehaux et Niestlc [1974].

95 S. kl. 8° =» Collection Fleches. sfr. 8,-,
Bring, Ragnar: Der paulinischc Hintergrund der lutherischen

Lehre von den zwei Reichen oder Regimenten (StTh 27,

1973 S. 107-126).
• harlesworth, J. IL : Jesus and Jehohauan : An Archaeological

Note on crueifixion (ET 84, 1973 S. 147-150).
Doormann, Friedrich: Deinen Namen will ich meinen

Brüdern verkünden (Hebr. 2,11—13) (Bibel und Leben 14,

1973 S. 245-252).
Eckert, Jost: Wesen und Funktion der Radikalismen in der

Botschaft Jesu (MThZ 24, 1973 S. 301-325).

Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7