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Ausgabe:

1974

Spalte:

505-507

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sendrey, Alfred

Titel/Untertitel:

Musik in Alt-Israel 1974

Rezensent:

Seidel, Hans

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Seite 1, Seite 2

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°";> Theologische Literaturzeitung 99. Jahrgang 1974 Nr. 7 ÖOC

Nochmals muß betont werden, dnß die Fülle des in diesem Wesen des orientalischen und jüdischen Gesanges und
Buch gebotenen Materials hier auch nicht nur andeutungs- ähnlichen Themen. Einen breiten Raum nimmt die Beweise
referiert werden konnte. Diese keineswegs nur for- sprechung der im biblischen und nachbibliscben Schrifttum
schungsgeschichtlich werlvolle Arbeit füllt eine Lücke und erwähnten Musikinslrumenlc in Kap. 6 ein. Die Kapitel
ist in ihren eigenen Beiträge* weiterführend und hilfreich. 7—13 behandeln spezielle Probleme, wie Orchester, Tanz,
Daß Fragen bleiben, ist nur natürlich, aber auch von diesen Musikunterriehl, übernatürliche Kraft der Musik, die Frau
können nur einige genannt werden. Da ist zuerst die immer in der Mnsikpflegc und die Musikorganisation. Auf 134
wieder diskutierte „Lücke" vor Ex 33,7—11. Hier scheint mir Seiten beschließen Anmerkungen, Literaturverzeichnis,
der Vf., der diese Lücke ablehnt, auf S. 65ff. doch zugleich Namen- und Sachregister, Slellenregister und Abbildungs-
die beste Munition zum Beschuß seiner eigenen Stellung Verzeichnis das Werk. Aufgliederung und Umfang ver-
gcliefcrt zu haben; und da er (mit Recht und Geschick!) sprechen eine umfassende Information über die altisrae-
nicht bei Sachfragen, sondern bei Texten einsetzt, durch litische Musik und den neuesten Stand der Forschung auf
deren Diskussion dann vieles aus den weiteren Problemen diesem Gebiet, wie sie von Umfang und Anlage her in den
>n seinen Ergebnissen vorweggenommen wird, steht hier Veröffentlichungen von Avenary, Bayer, Gerson-Kiwi,
dann manches aus den Folgeproblemen auf unsicheren Gradenwitz, Kolari, Rothmüller und Wohlenberg nicht zu
Füßen, Mit Hecht wird auch betont, daß zuerst jeweils die leisten war.

Texte des Alten Testaments befragt werden müßten, bevor Wet eine umfassende, wissenschaftlich fundierte In-
man Vergleichsmaterial aus dem Alten Vorderen Orient formation erwartete, wird leider bei der Durchsicht der
Mransiehen könne und solle. Ob aber der Vf. z. B. nach der einzelnen Kapitel enttäuscht. Der Alttestamentler fragt
Lektüre des opus magnum von M. Metzger (Königsthron und 9jcn> *fe der Vf. das Alte Testament benutzen kann, ohne.
Mottest hron, Habil.-Schrift, Hamburg 1969; von R. Schmitt von den ;n dcr alttestamentlichen Wissenschaft seit Jahr-
leider unberücksichtigt, vgl. Metzger in: UF 2,139-158) noch zehnten gängigen Methoden, wie Literarkritik, Form-
so zuversichtlich die Möglichkeit des Verständnisses der geschiente etc. Kenntnis genommen zu haben. Für den Vf.
Lade als eines Thronschemels ablehnen würde, bleibt sjnd Z- ß. die Angaben in 1.-2. Chronik selbstverständlich
zweifelhaft (vgl. Schmitt, S. 131). Wieso eine mögliche historisch glaubwürdig, ebenso wie die Väterlraditionen
Ungsstcllung «ler Lade unter den Keruben im Tempel statt (g 2lf.) oder die Darstellung der Trompetenanfertigung in
«'incr Querstellung außerdem gegen die Deutung als Thron- Num 10 (S_ 46^ Außerdem scheint dem Vf. auch keine
»chemel sprechen soll, bleibt weiter zu fragen. Schließlich ist „euere Geschichtsdarstellung Altisrnels etwa von Noth oder
« s auch jetzt noch nicht klar erwiesen (vgl. besonders Num ßright bekannt zu sein (Graetz 1898 und Renan 1896 wird
10,35f.l), daß die Lade wirklich mit der Vorstellung von im Literaturnachweis angeführt), so daß sich eine Reihe von
einer immer auf ihr (oder auch bei bzw. mit ihr) präsenten historischen Unstimmigkeiten ergibt. Zum Beispiel stammt
Gottheit verbunden war, ob nicht Jahwe auch dort als sich der Erlaß zum Wiederaufbau des Tempels Esr 6,3f f. von Kyros
je und je niederlassend geglaubt wurde. Wieweit hier der lmj njcht von ])arjus I. (S. 55f.), Scheschbazzar und nicht
durch Schmitt zur Deutung der Ladetheologic bemühte Esra wird mit der Rückführung der Tempelgcgenstande vor
Bynbolbegriff Tillichs nn dieser Stelle sachgemäß ist, er- 515 v. Chr. beauftragt, und die Angaben des Chronistischen
»Cheint (anders als z. B. bei den „Visionen" eines Arnos usw.) Geschichtswerkeg über Maucrbau, Tempclmusiker usw. bc-
■>oglich. Das Verhältnis von Gottheit und Lade hätte der ziehen s;ch nicht auf die Zeit vor 520 v. Chr. Die Beispiele
»«• noch gut durch einen Hinweis auf die Vorstellungen vom ließen sich vermehren.

».Mit-Sein" der Gottheit oder durch Aufnahme mancher . _ ,. _ . . ,

'| i„ , . . ...... . . Beim Lesen des Kapitels '1 über die Psalmen hat man den

1 negen Maags unterbauen können, wodurch vielleicht auch _. , , . . _ . * _ , , „ ,

H;„ c 11 ■ * / v. a l Eindruck, 111 die Zeit vor dunkel zurückversetzt worden zu

Spannung I.ade-kricgspalladiiiin (nach Schmitt nur „ ; , _„ _ . . tl

„„, ... . . ~i l i_. u-.. j sein. Nach dem f. stammt eine große Anzahl von l'salroen

••unter anderem I einer Losung nahi rgehracht hatte »erden ,, „ .. ..... ., j. L . .. ._ ,

k«__ ... ...' , ,. ... „5. „, 1 i 1. 1 • von olkslieddichtern, welche die „starke religiöse und

Können Nnin I0..1:»f.!). Die Ihesen Aber das Zell icl.....>en 1 v j v 11 t 1 •• • r .««

L- ' ,, . inoralische Verbundenheit des Volkes Israel mit seinem (iOlt

"■er in sie Ii schlüssiger und geschlossener /11 sein. „ . . . , , ,c ,,. . . ,. , .

», . , , . . , , , .. .. ,„ zu Gesängen inspiriert hat (S. Gbf). Viele Volkslieder seien

Als störender Drurkfeh er fiel nur auf: S. 289. L. 1/ v. o. * . ,. , ,.. v , , ' , , . .. „

Ii», -i ..... . .. nnr ■ ii wegen ihres weltlichen Charakters erst nach Überarbeitung

,,,s 2. Kön 221. statt 1. Kön 221. Ausgesprochen leser- . ,. ... . . . , , , m , w .,

fpl,, ... . . , i i - c •. in das religiöse Liederbuch aufgenommen worden. Was seit

endlich mihi jedoch die Querverweise, die keine leiten- 1 ... j- t> 1 j -u c-. :„ r „1___

,„1,1 ' .... ■• /• Gunkel über die Psalmengattungen und ihren Sitz im Leben

•oilen nennen, sondern Abschnitte markieren (etwa ,,t. , . .__. |___ , ,. , , . y,__

I v,.'. ,. ' . ,,. , • ■ 1 1 . ." (und Kult) geschrieben wurde, scheint unbekannt. Der

"u )• die man dann umständlich im Iiihaltsverzeirlinis » , v • 1 • 1.. „. i->„„

n„„i, 1. ,. Psa im nkommentar von Kraus wird nicht genannt. Uas

"aehschlagen muß. , . , . r- 1 l 1 •.. tÄ. j-

h;„ , ., ,, , , . ai , macht sich natürlich 111 den Einzelabschnitten über die

"ie angedenteten Frann »(dien und können den Wert _ , . . , . ,

iin.l r u 1. 1 „ , , , . , .,. Psalmeiiubersrhnften oder über Selah ebenso bemerkbar.

''ehalt des Kiicheg nicht mindern. Hier wurde ein _ .. , . , . , , ... _.,

Wiektt- in •• 11 , ,-i r, i- • u- 1.. Statt neuere Literatur heranzuziehen, setzt sich der VI. mit

,„, nl,Res I eilgehiet alt testamentlichcr Uehgionsgcschichte, „ . „ , u c. • /tu • f.u n'i l toi/.

llienln»- T .. 1 i i - . -11 j Capel Cure, den er nach Staincr (I he lnusic of the Bilde, 1914)

Ä "n;! '^«.chungsgeschichte ,n sachgemäßer und ^ attw,innn<lcr. „Der Vergleich des alttestamentlichen

nuhrend. r Weise aufgearbeitet. ^ ^ ^ Wognr„chcn Musikdrama zeigt, welche Irr-

"**>«ndaMalsH Hor»t Dietrirfi PitiiD »ege manchmal die moderne Bibelauslcgung einschlägt, um

gewisse Gedankenkonstruktionen plausibel zu machen"
(S.122). Wenn freilich Capel Cure zu den „modernen Bibel-
anslegern" gerechnet wird, wundert man sich nicht, daß sich

^"''"•t, Alfred : Musik in Alt-Israel. Leipzig: VKB Deutscher auch au anderen Stellen ähnliche Kuriosa finden.

Verlag für Musik [1970]. III, 669 S„ 62 Abb. gr. 8° Fur Jje Auslegung und Beurteilung alttcstamentlicher

■ Naeh „Bihlio^rnphy of Jewish Music" (New York 1951) Texte werden selten wissenschaftliche Methoden angewandt.

j> Sendrey Mlll, Pj„ umfangreiches Werk über die Musik Dafür finden sich häu fig dem 19. Jh. entstammende Urteile,

^'tisn.cls vor. In den ersten drei Kapiteln geht es um die Zum Beispiel wird Gen 4,23f. und Gen 31,27 verglichen: Dem

^""W' lt an(J (JaiweU (Sumerien bis Kanaan) und die Bibel „ungeschlachten Haßgesang" Lamechs („primitiver Zustand

ÜS* ""'l,,reGeschichl8quellen der jüdischen Musik. Im 4. Ka- des Urmenschen") steht das alte, schöne Geleitlicd („unver-

Pit.1 wendet sich der Vf. den Psalmen zu und bespricht gleichlicb höhere zivilisatorische Stufe") gegenüber (S. 131).

'« 'Iberschriften un.l einzelne mit der Musik zusammen- Die Musik der Nomaden sei keine „Kunst" gewesen, so daß

^"'k'endc Termini. Das 5. Kapitel ist dem Gesang gewidmet auch bei den Israeliten „auf der archaischen Stufe ihrer

j,"'1 handelt von der Frühgeschichte des Gesanges bis zum Existenz wie hei jedem Nomadenvolk keine besondere

""'"'«'ngesang der Christen in talmudisrher Zeit, vom Musikalität angenommen" »erden könne (S. 450). Erst in